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hieraus die nötigen Konsequenzen gezogen, in- dem die Friedenspräsenzstärke - nach dem Gesetz vom bisher 486 983 Mann (ein- schließlich 66 952 Unteroffizieren) - nunmehr auf 557093 Mann (einschließlich 77864 Unteroffizieren) festgcfetzt ist, auf welche stärke die Einjährig-Frei- willigen nicht in Anrechnung kommen. Auf Grund der bisherigen, im Laufe der Jahre allmählich gewachsenen Hriedensprä'senzsta'rke ver- fügte das deutsche Heer 1892 über: 3 Jahrgänge Aktivstand 517 206 Mann 4 « Reserve 611075. » 6 « Landwehr 1. Aufgebots 762 61H » 6 « » 2. « 659027 » 2 549 921 Mann, also rund über 2^ Mill. ausgebildeter Mann- schaften.
Auf Grund der neuen Friedenspräsenz- stärke, d. h. natürlich, wenn diese im Laufe der Zeit bis zu den ältesten Jahrgängen wirksam geworden ist, wird Deutschland [* 2] bei einem jährlichen Rekruten- kontingent von 228500 Mann unter Zurechnung von 9000 Einjährig-Freiwilligen in 24 Jahrgängen nach Abzug von 25 Proz. Ausfall über rund 4 300000 Mann verfügen und damit Frankreich (3 Jahrgänge aktive Annee, 10 Jahrgänge Neferve der aktiven Armee, 6 Jahrgänge Territorialarmee und 6 Jahr- gänge Reserve der Territorialarmee mit rund etwa 4 Mill. Mann) etwas überflügeln, hinter Ruhland, dessen Gesamtstärke bei entsprechender Rechnung auf etwa 5 Millionen steigt, immerhin noch bedeu- tend zurückbleiben.
Österreich-Ungarn [* 3] verfügt über einen «Grundbuchstand» von etwa 1^ Mill. aus- gebildeter Mannschaften des stehenden Heers und der österr. und ungar. Landwehr, wozu noch etwa 2/2 Mill. Landsturm zu rechnen ist. Legt man die Zahl der jährlich zur Einstellung kommenden Re- kruten ^ 153000 Mann zu Grunde, so würden 24 Jahrgänge (entsprechend den 24 Jahrgängen des deutschen Heers und bei Abrechnung von eben- falls etwa 25 Proz. Abgang) ungefähr 2^ Mill. ausgebildeter verfügbarer Mannschaften ergeben.
Die Kriegsstärke der ital. Armee wurde für 1892 auf etwa 1745000 Mann berechnet. In betreff des zweiten der drei Punkte, welche für die Kriegsbrauchbarkeit neu aufzustellender Kriegsformationen von Bedeutung sind, Besetzung derselben mit tüchtigen Offizieren, ist Deutschland, obwohl auch hier der Bedarf quantitativ nur sehr dürftig gedeckt ist, den fremden Heeren der Quali- tät nach bedeutend überlegen, da dem deutfchen Re- serve- und Landwehr-Offizierkorps Rußland und Frankreich, trotz aller in dieser Richtung gemachten Anstrengungen, etwas Ebenbürtiges entgegenzu- setzen nicht im stände sind. In betreff des dritten Punktes - Aufstellung der Kriegsformationen in Anlehnung an schon be- stehende feste Rahmen des Friedensstandes - waren Rußland sowohl wie Frankreich seit längerer Zeit dem deutschen Heere bedeutend überlegen.
Rußland schritt von Jahr zu Jahr auf dem eingeschlagenen Wege weiter, sog. permanente Reservecadretruppen- teile zu formieren, welche im Kriegsfall durch Ein- stellung von Reservisten sich derart erweitern sollen, daß sich aus einer Friedenscompagnie ein Kriegs- bataillon, aus einem Zuge Artillerie des Friedens- standes eine Kriegsbatterie entwickelt; für alle diese Kriegsformationen sind die höhern Verbände schon im Frieden formiert. Durch dieses System der Re- servetruppen hat Ruhland seine bei Beginn des Krie- ges verfügbare Operationsarmee säst verdoppelt.
Frankreich hat dasselbe Ziel in anderer Weise zu erreichen gesucht, indem jedes Linienregiment durch starke Vermehrung der Chargen des Friedensstandes in den Stand gesetzt ist, den vollständigen Rahmen für ein entsprechendes Reserveregiment abzugeben, ohne seinen eigenen Bedarf irgend zu schädigen. So ist auch Frankreich im stände, die Zahl seiner Regi- menter bei Ausbruch des Krieges sofort zu verdop- peln. Allen diesen Maßnahmen hatte Deutschland bisher nichts Ahnliches entgegenzustellen (s.Friedens- präsenz), denn für die Aufstellung von Neuforma- tionen waren irgendwelche Rahmen nirgends vor- handen.
Diesem Mangel hat das neue Heergesetz wenigstens einigermaßen abgeholfen, indem bei jedem der 173 Infanterieregimenter des Friedens- standes außer den bisherigen drei Feldbataillonen ein sog. viertes Halbbataillon von zwei Compagnien zur Aufstellung kommt, welches als Rahmen für einen Teil der Kriegsformationen benutzt werden kann. Im Frieden soll dieses Halbbataillon die drei andern Bataillone von verschiedenen die Feldaus- bildung störenden Aufgaben entlasten.
Außerdem wird der Friedensetat für einen Teil der 538 Infan- terie- bez. Iägerbataillone um ein geringes erhöht. Die andern durch das neue Heergesetz vorgesehe- nen Friedens-Neuformationen sind folgende: 60 Batterien Feldartillerie (früher 434, jetzt 494) 6 Bataillone Fußartillerie ( « 31, » 37) 3 « Pioniere ( » 20, « 23) 2 Eisenbahnbataillone ( » 5, " 7). Die Kavallerie ist nicht vermehrt, der Train nur un- bedeutend innerhalb der vorhandenen 21 Bataillone. Das Nähere über das Heerwesen der einzelnen Staaten findet sich in den Artikeln Teutsches Heer- wesen, Französisches Heerwesen u. s. w. Folgende Tabelle giebt eine vergleichende übersickt über die Friedensstärke der Heere der europ. Groß- staaten nach den Haupttruppengattungen 1892/93. Friedensstärke der Heere der europäischen Großstaaten 1892/93. Staaten Infanterie und Jäger Kavallerie Feld- artillerie Fuß- artillerie Pioniere u. Eisen- bahn- truppen Train Be- sondere For- mationen Deutschland » vom ab Frankreich Großbritannien Italien Asterreich-Ungarn Europäisches Rußland Türkei 328 518 381124 328 860 142 125 139 448 179 502 491 653 98 400 65 311 65175 73 006 18 412 24131 46 864 109 027 30 400 48 384 58 424 54 846 17159 22 941 19 400 35 657 30 953 26 011 75 689 20 800 7 346 23 500 12 200 12 719 19 015 12 623 6 656 7 604 9 564 19 020 3 900 6 836 7 527 10180 3 465 1995 2100 8 056 2 887 44 993 14 045 31017 45 325 30 060 15 500 486 983 557 093 543 908 216 895 233 153 318 077 750 914 183 300 ¶