Zeit zusammengestellt worden. Hierbei ist es zugleich vielfach zu einer Überarbeitung und Ergänzung der ältern
Stücke
gekommen. Diese Thätigkeit bildet die
Brücke
[* 2] zur apokalyptischen Schriftstellerei, die ihre
Weissagungen in den Mund einer
religiösen
Größe der Vergangenheit legt (s.
Apokalyptik).
Die Sprachdenkmale des Alten
Testaments umspannen, wenn man das Lied der Debora als ältestes, das
BuchDaniel als jüngstes
Zeugnis nimmt, einen Zeitraum von etwa 1000 Jahren. Die sprachlichen Differenzen im Alten
Testament sind
im ganzen unerheblich, was sich nur daraus erklären läßt, daß uns sein
Text nur in einer schulmäßigen und daher nivellierenden
Bearbeitung erhalten ist. Die Hebräische Sprache, die mit ganz geringen Verschiedenheiten auch von den Kanaanäern
und Phöniziern und deren
Kolonien, wie von den Moabitern (vgl. die
Inschrift Mesas), wahrscheinlich aber
auch von den
Ammonitern, Edomitern und nomadisierenden
Stämmen des südl.
Palästinas gesprochen worden ist, bildet einen der
Zweige des großen semit.
Sprachstammes. Wie dies die geogr.
Lage bedingt, berührt die Hebräische Sprache sich in einzelnen grammatischen und lexikalischen Eigentümlichkeiten
mehr mit den aramäischen, in andern mehr mit den arab. Dialekten.
IhreBeziehungen zum Assyrisch-Babylonischen
sind noch wenig aufgeklärt. In
Palästina
[* 4] ist das
Hebräische allmählich seit dem 4. Jahrh.
v. Chr. durch das Westaramäische
zurückgedrängt worden. Zur Zeit Christi war es im Munde des
Volks erloschen, wiewohl die Schriftgelehrten eine Fortbildung
desselben gebrauchten, in der der ältereTeil des
Talmud (Mischna) geschrieben ist (s. RabbinischeSprache).
Das älteste aramäische Schriftstück des Alten
Testaments steht im
BucheEsra.
Starke Beeinflussung durch das
Aramäische zeigen
die
BücherHiob, Koheleth und Psalmen. (Vgl. über diesen Prozeß
Stade
[* 5] und O. Holtzmann, Geschichte des
Volkes Israel, Bd.
2, Berl. 1888, S. 196 fg.) Im Zusammenhang damit wurde die althebräische
Schrift zuerst im profanen Gebrauch,
später auch beim Abschreiben der
Bibel
[* 6] durch die Quadratschrift (s. d.) verdrängt.
Die grammatische Behandlung des
Hebräischen ist spätern Ursprungs.
Ihre Grundlage wie ihr ältester
Beleg ist die Punktation,
d. h. die Fixierung der in der
Synagoge üblichen
Aussprache durch eine den
Konsonanten beigegebene Zeichenschrift,
was ohne, wenn auch primitive, grammatische Erwägungen nicht möglich war.
Daß grammatische Schulen vorhanden waren, lehrt
der Umstand, daß es zwei Punktationssysteme giebt, das in unsern Drucken gebrauchte tiberiensische und das sog.
assyrische oder babylonische.
Noch sicherer geht dies daraus hervor, daß die überlieferte Punktation nicht nach einheitlichen
Gesichtspunkten
verfährt; vielmehr sind oft als isolierte Reste
Spuren abweichender Schulmeinungen erkenntlich. Die
natürliche Fortsetzung
bilden die
Beobachtungen der Masoreten, welche die Eigentümlichkeiten des überlieferten
Textes festlegen
und sie in einzelnen
Schriften zu erklären und zu begründen suchen. Ein wissenschaftlicher Zug
kam jedoch in die
Grammatik desHebräischen
erst durch Anregungen, die von den arab. Nationalgrammatikern ausgingen.
Von diesen ist die mittelalterliche jüd.
Grammatik durchaus abhängig. Viele jüd.-grammatische Werke sind daher arabisch
geschrieben. Unter den alten Nationalgrammatikern sind besonders nennenswert: Jehuda Chajug (um 1020),
Abrahamben-Esra (um
1150) und
DavidKimchi (um 1190-1200). Als Begründer des hebr. Sprachstudiums unter
den
Christen gilt Joh. Reuchlin (gest. 1522), der sich jedoch, wie
die
Grammatiker der nächstfolgenden Zeit bis auf Joh.
Buxtorf (gest. 1629), im wesentlichen ganz an die jüd. Überlieferung
und Methode hielt. Eine neue Epoche begann, als sich durch das unter den
Christen aufblühende
Studium der semit. Schwestersprachen
der
Gesichtskreis erweiterte. Namentlich wußten
Alb. Schultens (gest. 1750) und
Nik. W. Schröder (gest.
1798) das
Arabische für die hebr.
Grammatik fruchtbar zu machen.
Die Einseitigkeit der sogenannten holländ. Schule hierbei suchten die deutschen
Grammatiker zu vermeiden. Besonders waren
es Gesenius (s. d.), der, vielfach angeregt von Silvestre de Sacys grammatischer
Bearbeitung des
Arabischen, durch umfassende
Beobachtung und übersichtliche Gruppierung des empirisch
vorliegenden Sprachstoffs sich Verdienste erwarb, und
Ewald (s. d.), der das rationelle Verständnis der Hebräische Sprache als
eines geistigen Organismus nach histor.-genetischer, aber vielfach sehr willkürlicher Methode sich zur
Aufgabe machte. Der
bedeutendste neuere
Grammatiker ist J. ^[Justus] Olshausen (s. d.). Sein
Hauptverdienst ist die genaue Sonderung des verwendbaren Materials und die Einsicht, daß die überlieferten Formen aus einer
ältern Sprachgestalt zu erschließen seien. Er ging jedoch darin fehl, daß er bei Bestimmung dieser zu einseitig das
Klassisch-Arabische
benutzte. Olshausens «Lehrbuch der Hebräische Sprache» (Braunschw.
1861) hat keine
Syntax. F.
Böttchers«Ausführliches Lehrbuch der Hebräische Sprache» (2
Bde., Lpz. 1866-68) ist eine umfangreiche
Stoffsammlung.
Nach Olshausens Principien sind gearbeitet A.
Müllers «Hebr. Schulgrammatik»
(Halle
[* 7] 1875) und G.
Bickells «Grundriß der hebr.
Grammatik» (2 Abteil., Lpz. 1869-70). Auf dem
von Olshausen gelegten
Grunde hat unter Vermeidung der Einseitigkeiten Olshausens weiter gebaut B.Stade,
«Lehrbuch der Hebräische Sprache»
(Tl. 1, Lpz. 1879, ohne
Syntax). Nützlich durch die darin gegebene kritische Übersicht über die bisherigen
grammatischen
Theorien ist F. E. Königs «Histor.-kritisches Lehrgebäude der Hebräische Sprache» (1.
Hälfte, Lpz. 1881).
Kleinere, oft recht bedenkliche Schulgrammatiken giebt es sehr viele. Eine der bessern ist die Hollenbergs
(7. Aufl., Berl. 1889). Gesenius’ Schulgrammatik hat E.
Kautzsch dem neuern
Stande der Wissenschaft anzupassen unternommen
(25. Aufl., Lpz. 1889). Gesenius’ Lehrgebäude und
Ewalds ausführliches Lehrbuch haben histor. Wert durch die Rolle, die
sie in der Geschichte der hebr.
Grammatik gespielt
haben. - Das umfassendste lexikalische Werk ist Gesenius’ «Thesaurus
linguae hebraicae» (vollendet von Rödiger, 3 Bde., Lpz.
1829-58); von Handwörterbüchern sind zu nennen die von Gesenius (11. Aufl., von Mühlau und
Volck, 2 Bde., ebd. 1890) und von
¶
mehr
Fürst (3. Aufl., von Ryssel, 2 Bde., Lpz.
1876) und das «Hebr. Wörterbuch zum Alten Testamente» von C. Siegfried undBernh. Stade (ebd. 1893). Seit 1892 hat F. Brown
mit Unterstützung von S. R. Driver und Ch. A. Briggs ein «Hebrew and English Lexicon» herauszugeben begonnen. -