kritisch-monumentale
Ausgabe seiner sämtlichen Werke ist durch
Breitkopf & Härtel zu erwarten.
H.s Hauptbedeutung liegt auf dem Gebiete der
Instrumentalmusik. Hier zeigt er sich als eine Natur, die von andern großen
Künstlern an
Tiefe der
Bildung, an Innigkeit und Leidenschaft, an
Größe des
Geistes wohl übertroffen wird, durch Witz, heitern
Frohmut, starke angeborene Intelligenz originell wirkt und von keinem zweiten
Musiker in der Beweglichkeit, in der Leichtigkeit
und
Freiheit der Gedankenbehandlung und des
Stils erreicht wird. Der Kunstzweig, der aus der Individualität H.s den größten
Nutzen zog, war die
Sinfonie.
Sie erfuhr durch ihn eine vollständige Umbildung in Wesen und Form. Drei Elemente sind es, die er ihr
neu zuführte: volkstümlichen
Geist, motivische
Arbeit und Mannigfaltigkeit des
Kolorits. Die
Menuett, durch die Haydn die bisherige
Dreizahl der Sinfonieteile vermehrte, spricht das volkstümliche Wesen der H.schen
Sinfonie am deutlichsten, aber nicht allein
aus. Es macht sich auch in den übrigenSätzen erkennbar. Aber die volkstümlichen Elemente würden die
Werke nicht
vor der Vergänglichkeit geschützt haben, wenn nicht die H.sche Meisterschaft in der motivischen
Arbeit hinzugetreten
wäre. Haydn war es zuerst, der, angeregt von Ph. E.
Bach, in der
Sinfonie die Themen in ihre kleinsten Einheiten, die sog. Motive,
zerlegte und aus diesen einzelnen Motiven selbständige
Sätze bildete.
Der Satzbau verdankt ihm also eine viel ausgiebigere Ausnutzung des thematischen Materials, d. h.
der poet. Grundgedanken, eine viel größere Menge und Mannigfaltigkeit von Stimmungen und Bildern, die verwandt und doch
verschieden waren. Die sog. Durchführung im Sonatensatz gewann durch Haydn die Bedeutung,
die sie bis aus den heutigen
Tag besitzt, er ist der
Vater jener Kunst der musikalischen Textauslegung,
als deren vorzüglichsten
Meister wir
Beethoven kennen. Das dritte Element, in dem die H.schen
Sinfonien neu waren, das
Kolorit,
beruht auf der
Besetzung des Orchesters. Haydn schuf ein neues Sinfonieorchester, ein Orchester, in dem das
Cembalo fehlt und die
Instrumente frei gruppiert erscheinen. Auch dieses H.sche Orchester mit seinen
Vorteilen und Nachteilen
ist bis heute maßgebend geblieben. -
Notizen über
Joseph Haydn (1810), und das wissenschaftlich gehaltene
(noch nicht vollendete) Werk von Pohl,
Joseph Haydn (Bd. 1,
Tl. 1, 1875;
Tl. 2, 1882); die Fortsetzung bearbeitet
von Manduczewski.
Michael, Tondichter,
Bruder des vorigen, geb. zu Rohrau, war Chorknabe an der Stephanskirche in
Wien
[* 2] und erhielt hier gründlichen
Musik- und Schulunterricht. 1763 wurde er Musikdirektor des
Bischofs in Großwardein
[* 3] und fünf
Jahre später erzbischöfl.
Konzertmeister und Musikdirektor inSalzburg,
[* 4] in welcher
Stellung er bis zu
seinem am erfolgten
Tode blieb. Einige Jahre vor seinem Ableben war Haydn noch einmal in
Wien, durfte hier mehrere
seiner größern Kirchensachen vor dem
Hofe aufführen und erhielt vom Fürsten
Esterházy den
Titel als Kapellmeister. Haydn bewies
sich als tüchtigerKomponist besonders im Fache der Kirchenmusik, in der ihm sogar sein
BruderJoseph und
Mozart mit Rücksicht auf seinen soliden Tonsatz den Vorrang über sich einräumten. Die Zahl seiner Kirchenkompositionen,
von denen heute nur die Charfreitags-Motette
«Tenebrae factae sunt» noch häufiger
verwendet wird, ist sehr beträchtlich;
außerdem schrieb er
Sinfonien, Kammermusik u. s. w.
(spr. hehd'n),Benj.Rob., engl.
Maler, geb. zu Plymouth,
[* 5] begann seine
Studien 1804 zu
London
[* 6] in der
königl.
Akademie. Anfänglich beschäftigte er sich mit kirchlichen und klassischen Bildern; ein Aufenthalt im Schuldgefängnis
gab ihm 1827 den
Stoff zu den Gemälden: The mock election und The chairing of the members, in denen er
viel satir.
Talent bekundet. Seinen Ruhm erhöhten die beiden
Bilder: Napoleon
I. den Sonnenuntergang betrachtend, und Der
Tod
des Eukles (1832). Schwächer sind: Versammlung der
Abgeordneten zur Abschaffung der
Sklaverei (1840), ein
Bild von kolossaler
Dimension
[* 7] und mit 130 Bildnissen, und Wellington zu
Pferde
[* 8] (1842). Mit der herrschenden
Richtung in beständigem
Kampfe lebend, entleibte sich Haydon aus Nahrungssorgen. Er schrieb: «Lectures
on fresco» (Lond. 1842) und «Lectures on painting
and design» (2 Bde., ebd. 1844-46). Seine
Autobiographie gab
TomTaylor heraus (3 Bde., ebd. 1853).
(spr. hehs),IsaakIsrael, amerik. Nordpolfahrer, geb. zu
Chester im
StaatePennsylvanien, studierte an der Pennsylvania-Universität
Medizin und beteiligte sich 1853-55 als Schiffsarzt
bei der zweiten Grinnellschen Nordpolexpedition unter Dr.
Kane. Seine auf dieser
Reise gewonnene Überzeugung, daß sich
um den Nordpol ein offenes
Meer ausdehne, legte er 1857 der amerik. Geographischen und
Statistischen Gesellschaft in Neuyork
[* 10] vor und gewann bald so viel Unterstützung, daß er mit dem kleinen Schoner
«United States» mit 14
Personen an
Bord
von
Boston
[* 11] auslaufen konnte. Er erreichte
Upernivik in Grönland 12. Aug. und 9. Sept.Port-Foulke an der Westküste
von Grönland in 78° 17' nördl.
Br. Hayes fuhr, nachdem er in
Port-Foulke überwintert hatte, in
Boot und
Schlitten
quer über den Smithsund und längs der Ostküste von Grinnelland nordwärts bis
Kap Lieber an der Südseite derLady-Franklin-Bai
unter 81° 35' nördl.
Br., von wo aus er das offene Wasser zu sehen glaubte. Am 10. Juli trat Hayes die Heimreise an und landete wieder
in
Boston.
In dem inzwischen ausgebrochenen Bürgerkriege trat er als
Arzt in die
VereinigteStaaten-Armee und besuchte 1869 mit
demMaler William
Bradford die Südküste von Grönland. Er starb zu Neuyork. Er veröffentlichte:
«The open Polar Sea»
(Boston 1867; deutsch von Martin, Gera
[* 12] 1874),
«Physical observations in the arctic seas» (Washingt.
1868),
die Erzählung
«Cast away in the cold»
(Boston 1868) und «The land of desolation» (Neuyork 1872).
(spr. hehs),RutherfordBirchard, der neunzehnte Präsident der
Vereinigten Staaten
[* 13] von
Amerika,
[* 14] geb. zu
Delaware
(Ohio), ließ sich, nachdem er auf der Harvard-Rechtsschule in
Cambridge (Massachusetts) seine jurist. Vorbildung
erhalten hatte, als
Advokat in Cincinnati nieder und trat 1861 beim
Ausbruch des Bürgerkrieges in das Unionsheer
ein. Er machte alle Feldzüge als Major und Oberst unter Rosecranz, MacClellan und Sheridan mit und rückte 1865 zum Generalmajor
auf. Nach seiner Rückkehr aus dem
Kriege wurde Hayes in den
Kongreß gewählt, von 1867 bis 1871 war er Gouverneur von
Ohio, worauf
er
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