Pembroke in Wales und Municipalborough, liegt malerisch aus einem Hügel am Cleddy, dessen Ästuar kleinen Fahrzeugen den
Zugang zur Stadt gestattet, 13 km im NNO. von
Milford und an der Eisenbahn, hat (1891) 6179 E., eine alte St. Marykirche,
Ruinen einer Augustinerpriorei (12. Jahrh.) und
Mauern eines Kastells inmitten der Stadt.
Infolge der
Ansiedelung von Flamländern (1105) wird in Haverfordwest nicht walisisch gesprochen.
(spr. hehwĕrill),Stadt im County Essex des nordamerik.
Staates Massachusetts, nördlich von
Boston,
[* 2] auf
der Nordseite des
Merrimac, hat (1890) 27 412, mit
Bradford 31 132 E., eine Stadthalle,
Bibliothek, Kriegerdenkmal
und Fabriken für Stiefel, Hausschuhe,
Sohlen, Hacken u. s. w., im ganzen mehr als 200 Firmen dieses Geschäftszweiges, deren
Erzeugnisse (1890) 25 Mill. Doll. Wert erreichten, außerdem Lederhandel.
(spr. aweh),Ernest, franz. Schriftsteller und
Philosoph, geb. zu
Paris,
[* 5] wurde, nachdem er die Normalschule
durchgemacht hatte, nach Dijon
[* 6] und 1846 als
Suppleant Victor
Leclercs an dem Lehrstuhl der Éloquence latine
an die
Sorbonne berufen. Dasselbe Lehrfach vertrat er seit 1855) am Collège de
France als ord. Professor, was er bis 1885 blieb. 1880 wurde
er in die
Akademie der moralischen und polit. Wissenschaften des
Instituts gewählt. Unter seinen
Arbeiten sind namentlich zu
erwähnen seine Doktordissertation
«De la rhéthorique d'Aristote» (1846) und
«De Homericorum poëmatum
origine et unitate» (1843),
deren
Titel schon die
Tendenz anzeigte. Besonders aber machte er sich bekannt als religiös-philos.
Schriftsteller, namentlich durch eine
Schrift«Jésus dans l'historie» (1863),
die nichts weniger als orthodoxe
Tendenzen verfolgte.
In seinem Hauptwerk «Le
[* 7] christianisme et se origines» (4 Bde.,
Par. 1872-84) stellte er namentlich die
Ansicht auf, daß der Ursprung des
Christentums weniger in dem Alten
Testament, als
in der Idee der griech.
Philosophie zu suchen sei. Dieselbe hellenistische
Tendenz verfocht er in einer
Schrift «Mémoires sur
la date des écrits qui portent les noms de Bérose et de Manéthon» (1874).
Er starb in
Paris. - Sein Sohn, Louis Havet, geb. 1849 in
Paris, folgte ihm 1885 am Collège de
France. Er veröffentlichte:
«De Saturnio Latinorum versu» (1880) u. a. Dessen
Bruder, Julian Havet, geb. 1853 in Vitry-sur-Seine, Hilfskonservator an der
Nationalbibliothek, hat sich durch geschichtliche Quellenschriften bekannt gemacht.
(spr. awäng),LéonorJoseph, franz. Publizist, geb. zu
Paris, ging mit seinem 1816 verbannten
Vater
nach England und
Belgien,
[* 8] kehrte 1830 nach
Frankreich zurück und wurde zu
Caen ein Führer der liberalen Partei. Er wurde 1830 Friedensrichter
in St. Lo, 1831
Maire von Torigny und war 1831-48 Mitglied der
Zweiten Kammer, wo er sich der Linken anschloß.
In der Nationalversammlung 1848-49 hielt er
sich zur gemäßigten Partei; 1849 trat er in den
Staatsrat, aus dem er 1851 infolge
des
Staatsstreichs ausschied. Er nahm erst 1863 wieder eine
Wahl in den Gesetzgebenden Körper an, wo er
für die demokratischen Interessen wirkte. Havin war seit 1851 Direktor des «Siècle»,
den er zu einer der gelesensten
ZeitungenFrankreichs machte. Er starb zu Torigny.
(spr. -tschek),Karl, czech. Schriftsteller und Journalist, geb. zu Borová bei Chotěboř (daher
sein
PseudonymBorovský), studierte in
Prag
[* 9]
Philosophie, war 1842-43 Hauslehrer in
Moskau
[* 10] und beschrieb seine
dortigen Erfahrungen in den «Bildern aus
Rußland» («Obrazy z
Rus»). Nach seiner Rückkehr nach
Böhmen
[* 11] war er journalistisch
thätig und erlangte besonders in den Jahren 1848-51 großen Einfluß durch Herausgabe der «Národní
Noviny» in
Prag und danach des «Slovan» in Kuttenberg.
Diese Thätigkeit zog ihm mehrjährige Haft in
Brixen in
Tirol
[* 12] zu, was die Veranlassung zu H.s beißenden
«Tiroler Elegien»
wurde. 1855 ward ihm die Rückkehr nach
Böhmen, zuletzt auch nach
Prag gestattet, wo er starb. Havlicek ist einer der
originellsten und selbständigsten Charaktere der neuern czech.
Bewegung. Seine stets scharf zugespitzten
Epigramme schonten weder Freund noch Feind und sind daher zum großen
Teil noch nicht gedruckt. Die von ihm hinterlassene satir.
Dichtung «Die
Taufe des heil. Wladimir»
(«Křest sv. Vladímra») erschien erst 1877 in
Prag. Auch war er geschätzter Kritiker,
übersetzte aus
Gogol,
Voltaire u.a. H.s «Gesammelte
Schriften» («Sebrané Spisy», Bd.
1) erschienen zu
Prag (1870). Eine
Biographie H.s schrieb
Tuma
(Prag 1883).
1)
Arrondissement im franz. Depart. Seine-Inferieure, hat
904,61 qkm, (1891) 274 277 E., 128 Gemeinden und zerfällt in die 13 Kantone
Bolbec (113,84 qkm, 22 554 E.), Criquetot-l'Esneval
(135,94 qkm, 12 265 E.), Fécamp (80,5 qkm, 21 375 E.), Goderville (152,31 qkm, 12 551
E-.), Havre, Kanton
[* 14] 1-6 (136 103 E.), Lillebonne (110,31 qkm, 13 783 E.), Montivilliers (121,00 qkm, 16 743 E.), St. Romain-de-Colbosc (153,55
qkm, 11 903 E.). - 2) Le Havre oder Le
Havre de Grâce (spr. grahß),Hauptstadt des
Arrondissements Havre, nächst
Marseille
[* 15] der bedeutendste Handelshafen
Frankreichs, an der Nordseite der hier gegen 9 km breiten und 6,15 m tiefen Mündung
der Seine, bei dem 100 m hohen Kreidekap La Héve, an den Linien
Paris-Havre (228 km) und Havre-Montivilliers (10 km) der Westbahn,
hat (1891) 114 001, als Gemeinde 116 369 E. und in Garnison das 119. Infanterieregiment.
Havre ist regelmäßig gebaut, an
Stelle der 1851 niedergelegten Festungswälle stehen neue Stadtteile, ferner neun Quais und
mehrere Plätze mit
Fontänen. Die schönsten
Straßen sind die
Boulevards Francois I und
Straßburg
[* 16] und der
Cours de la
République. Unter den
Gebäuden sind hervorzuheben die
KirchenNotre-Dame (zwischen 1557 und 1600 erbaut) und St. Francois
und das große Schauspielhaus, ferner das im Renaissancestil erbaute Hotel de Ville, die
Börse, das Zeughaus, das Marinearsenal,
das Zollhaus, die Tabakfabrik und das neu aufgebaute Etablissement
Frascati. Vor dem Museum stehen die
Bronzestatuen der hier geborenen
Bernardin deSaint-Pierre und Casimir
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Delavigne, von David d'Angers. Havre hat einen Gerichtshof erster Instanz, zwei Friedensgerichte, eine Handelskammer und Handelsgericht,
eine Zolldirektion, Konsulate aller Staaten; ferner an Bildungsanstalten: ein Lyceum, eine hydrogr. Schule mit Sternwarte,
[* 18] Handels-
und Gewerbeschule, städtische Bibliothek (fast 30000 Bände), ein Museum für Kunst, Altertümer und Naturgeschichte sowie
mehrere wissenschaftliche Vereine, ein prot. Konsistorium und eine Synagoge, sowie 4 km von der Stadt stark
besuchte Seebäder von Ste. Adresse.
Erweiterungsbauten des Hafens werden geplant. Zugleich ist es ein wichtiger Platz für Auswanderer geworden. Die Gesamteinfuhr
von (1891) 2086 Mill. kg setzt sich vornehmlich zusammen aus amerik. und ostind. Baumwolle
[* 40] (137,96 Mill.
kg), Wolle (11,02 Mill. kg) und Häuten meist aus Argentinien, Farbhölzern aus Westindien
[* 41] (88,34 Mill. kg), Cedern-, Mahagoni-,
Ebenholz u.s.w., sowie Bauholz, Kaffee aus Brasilien, Haïti
[* 42] u. s. w. (84,55 Mill. kg), Kakao (230000 Säcke), Pfeffer, Indigo,
[* 43] Hörnern, Kautschuk, Schmalz, Steinkohlen (598 Mill. kg), Weizen (556 Mill. kg), Petroleum, Reis, Kupfer
[* 44] und Wein.
Die Gesamtausfuhr betrug 597,93 Mill. kg. Die wichtigsten Artikel sind: Kartoffeln (10,5 Mill. kg), Butter (4,6),
feine Öle
[* 45] (2,01), Ölkuchen (10,85), Farbholzextrakte (9,07), seidene (1,24), baumwollene (8,24), wollene Gewebe
[* 46] (5,76 Mill. kg), Möbel
[* 47] für 4,94 Mill. Frs., Modeartikel für 6,70 und Kunstgegenstände für 4,31 Mill. Frs. 1892 liefen 6012 Schiffe
mit 2,6i Mill. t. ein, darunter 3638 franz. Schiffe in Küstenfahrt. In großer Fahrt liefen
mit Ladung 1912 Dampfer ein mit 1,81 Mill. t. Die eigene Flotte von Havre zählt 194 Dampfer und 167 Segler. Auch die Flußschiffahrt
nach Paris u. s. w. ist sehr lebhaft. Neben dem Handel bestehen Zucker- und Petroleumraffinerie, mehrere
chem. Fabriken, eine Glasfabrik, Ziegelei, Brauerei, Färberei, Baumwollspinnerei und Weberei,
[* 48] Mühlen,
[* 49] ferner Kupfer- und Eisenschmelzerei,
Ankerschmieden, Maschinenbau, mechan. Holzsägerei und Schiffbau auf drei Werften.
Franz I. gründete 1517 an der Stelle des unwichtigen röm. Constantia Castra und in der Nähe einer Kapelle der
Notre-Dame de Grâce die Ville Françoise, welche von jener Kapelle ihren Beinamen erhielt. Der Ort ward mehrmals, zumal in der
ersten Hälfte des 18. Jahrh., von Sturmfluten heimgesucht. 1562 überlieferten die Protestanten die Stadt den Engländern, 1564 wurde
sie wiedergenommen, aber später von den Engländern mehrmals, besonders 1694 und 1759, bombardiert.
Durch Richelieu und Vauban wurde der Hafen den größten Schiffen zugänglich gemacht. Schon 1572 war Havre ein bedeutender Handelsplatz
und schickte Schiffe nach Neufundland und Spitzbergen auf den Stockfisch- und Walfischfang aus. Ludwig XVI. und später auch
Napoleon I. förderten die Stadt durch Erweiterung des Hafens u. s. w. Sie war auch Sitz einer ind.
Compagnie, die 1643 eine Handelsstation auf Madagaskar
[* 50] gründete, und später einer Senegal-Compagnie, die ein Comptoir am
Senegal anlegte. Havre ist auch Geburtsort des Paläographen Léon Gautier, des Dramatikers Ancelot und des Romanschriftstellers
Scudéry.
Vgl. Borély, Historie de la ville du Havre et de son ancien gouvernement (3 Bde.,
Havre 1880-81);
ders., Historie de la ville du Havre de 1789 à nos jours (2 Bde.,
ebd. 1884-85);
Braquehais, Havre-Guide.
Description de la ville et des environs (ebd. 1888); C. de Cordemoy, Le Havre et les
Ports de la Seine (Par. 1888).