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Unterhaut
zellgewebe, auch
Fetthaut (s. d.) genannt (d), welches eine Art Polster für die Lederhaut
darstellt, aus weichem
Bindegewebe und Fett besteht und die Lederhaut
bald fester, bald lockerer mit den tiefer liegenden
Organen verbindet. Im Unterhaut
zellgewebe, welches im Durchschnitt 4–9
mm, bei fetten Leuten aber auch 2–3 cm und darüber
dick ist, verlaufen größere
Blut- und Lymphgefäßstämme, so wie zahlreiche Nervenästchen, welche
für die Lederhaut
bestimmt sind. In der Lederhaut und zum
Teil
Textfigur:
Senkrechter Schnitt durch die menschliche Haut
,
[* 2] 20 mal vergrößert.
auch im Unterhaut
zellgewebe liegen die Hauttalgdrüsen, die Schweißdrüsen und die
Wurzeln der
Haare
[* 3] (s. d.). Die
Hauttalg-
oder Haut
salbendrüsen (glandulae sebaceae) sind kolbenförmige, dicke, kurze Schläuche, die mit einem
fettabsondernden Epithel ausgekleidet und entweder einzeln verteilt sind oder zu mehrern einen gemeinschaftlichen Ausführungsgang
haben. Dieselben münden entweder frei auf die Haut
oberfläche oder in einen Haarbalg, zeigen sich nicht an allen Körpergegenden
gleich groß, vorzüglich groß aber an der
Nase
[* 4] und den
Öhren.
In der Hohlhand und in der Fußsohle fehlen sie. Ihre Bälge sind an der Außenseite mit organischen Muskeln [* 5] versehen, welche die die Haut schief durchbohrenden Drüsen aufrichten können und so der Haut das Ansehen erteilen, welche als Gänsehaut (s. d.) bekannt ist. Das Sekret der Hauttalgdrüsen, der sog. Hauttalg oder die Hautschmiere (sebum cutaneum), erhält die Haut geschmeidig und erschwert die Benetzung derselben. Die knäuelförmigen, tief in die Unterhautgegend reichenden Schweißdrüsen (glandulae sudoriparae, s. Figur: e) finden sich allenthalben in der und dienen der Absonderung des Schweißes (s. d.). Ihr korkzieherförmig gewundener Ausführungsgang, der sog. Schweißkanal (s. Figur: f), durchbohrt die Oberhaut und mündet mit einer Öffnung (Schweißpore, g) an der Hautoberfläche.
Die Gesamtzahl der Schweißdrüsen schätzt man beim Menschen auf 2 ¼ Mill. und den gesamten, der Schweißabsonderung dienenden Flächenraum auf fast 30 qm. Die äußerste, der Oberhaut zugewandte Schicht der Lederhaut ist nicht glatt und eben, sondern mit zahllosen, dicht gedrängt stehenden feinen Erhabenheiten oder Wärzchen, den sog. Hautwärzchen oder Hautpapillen (papillae cutis), besetzt, welche zapfenförmig in die weiter unten zu beschreibende Schleimschicht der Oberhaut hineinragen und mit ihr in inniger Verbindung stehen.
Man unterscheidet zwei verschiedene Arten von Hautpapillen, die sog. Gefäßpapillen, welche ein Netz feinster blutführender Haargefäße enthalten, und die sog. Nervenpapillen, welche die Endapparate der Gefühlsnerven umschließen. Besonders in den Hautwärzchen der Handfläche (namentlich an den vordern Fingergliedern) und der Fußsohle, ferner in der Zungenspitze, in den Lippen, in der Eichel und dem Kitzler sind zahlreiche derartige kolbenförmige, aus feinen Nervenfasern gebildete Endanschwellungen der Gefühlsnerven enthalten, die Meißnerschen Tastkörperchen, welche die Tastempfindungen (Druck- und Temperaturempfindung) vermitteln. (S. Tastsinn.) Von ähnlicher Art sind die sog. Vaterschen oder Pacinischen Körperchen sowie die Krauseschen Endkolben, welche gleichfalls specifische Endorgane der sensibeln Hautnerven darstellen.
Drei Viertel der Hautwärzchen an den nervenreichsten Stellen (letztes Glied [* 6] des Zeigefingers) enthalten indes nur Gefäßschlingen und keine Tastkörperchen. Eine Quadratlinie Haut enthält etwa im ganzen 400 Wärzchen. Die Lederhaut ist sehr reichlich mit Blutgefäßen versehen, die unter der Herrschaft des Sympathikus (des sympathischen Nerven) [* 7] stehen, bei dessen Lähmung sie sich stärker füllen und so eine stärkere Rötung (z. B. der Wangen), eine stärkere Schwellung und das Gefühl erhöhter Wärme [* 8] hervorbringen (s. Erröten).
Bei Reizung des Sympathikus dagegen verengern sich die Blutgefäße der Haut, diese wird blaß, kalt, fällt zusammen. Die Gefäße der Lederhaut stehen mit den tiefer, aber immer noch oberflächlich liegenden Geweben (Muskeln, Knochen, [* 9] dem Bauch- und Rippenfell) in unmittelbarer Verbindung, sodaß ein Blutaustausch zwischen den beiderlei Gefäßbezirken nicht unschwer vor sich geht. Die Lücken zwischen den festen Gewebselementen bilden, wie in allen andern zusammengesetzten Geweben, die Anfänge der Lymphgefäße, von denen aus sich diese füllen. Behinderung des Abflusses der Lymphe (z. B. durch eine umgelegte Schnur) veranlaßt Stockung der Lymphe und Schwellung oder Ödem der Haut.
Die Oberfläche der Lederhaut ist von der Oberhaut oder Epidermis [* 10] (epidermis, cuticula, s. Figur: a.) überzogen, welche sich in die Grübchen der Lederhaut (die Hautsalbendrüsen, die Haarbälge, Schweißdrüsen) hinein fortsetzt, die Wandungen derselben auskleidet und ebenso alle Erhebungen der Haut (Hautwärzchen) überzieht. Die Oberhaut besteht aus zwei deutlich gesonderten Lagen, aus einer untern Schleimschicht und einer obern Hornschicht. Unmittelbar auf der Lederhaut liegt eine mehrfache Schicht saftreicher, weicher, rundlicher Zellen (Schleimschicht oder Malpighisches Schleimnetz, stratum mucosum, rete Malpighii, s. Figur: b), die von den nachwachsenden Zellen nach der Oberfläche geschoben werden und je mehr sie sich derselben nähern, desto trockner und platter werden, untereinander verkitten und so die sog. Hornschicht (stratum corneum, s. Figur: a.) der Oberhaut bilden. Die Zellen der Hornschicht (Epidermiszellen) schilfern sich beständig von der Oberfläche ab und werden in demselben Maße wieder ersetzt (s. Abschuppung). Sie sind vollkommen ¶
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gefäß- und nervenlos, aber durchscheinend. Im Schleimnetz befindet sich das Pigment (s. d.), welches der Haut der verschiedenen Individuen und der verschiedenen Menschenrassen [* 12] die eigentümliche Färbung (Teint) erteilt und durch die Schichten der Oberhaut ebenso wie das in der Lederhaut cirkulierende Blut hindurchscheint. Einzelne Stellen (der Warzenhof, die Mittellinie des Bauchs u. s. w.) sind auch beim Weißen stärker pigmentiert als die übrige Haut. Die Haut schützt als dichte und dicke Bekleidung mit der unter ihr liegenden Fettschicht die tiefern und lebenswichtigen Gebilde des Körpers vor der unmittelbaren und zu heftigen Einwirkung äußerer Einflüsse.
Dieselbe ist unter gewöhnlichen Verhältnissen nicht bloß für feste Körper undurchdringlich, sondern auch für flüssige, eine Eigenschaft, welche sie teils der chem. Beschaffenheit ihrer Kornschicht, teils ihrer Einfettung durch den Hauttalg verdankt. Ihre Elasticität ist so groß, daß sie bei Stößen nur schwer einreißt. Gegen die chem. Einwirkung vieler Substanzen, insbesondere gegen Gift der verschiedensten Art, leistet die Kornschicht der Epidermis kräftigen Widerstand; nur ätzende Alkalien und konzentrierte Säuren lösen den Zusammenhang der Zellen und die Zellsubstanz selbst auf.
Wasser und in Wasser aufgelöste Substanzen werden nicht von der Haut aufgesaugt, höchstens für kurze Zeit von den aufquellenden Epidermiszellen imbihiert und bald darauf durch Verdunstung wieder abgegeben, weshalb durch medikamentöse Bäder keine Resorption der im Badewasser gelösten Substanzen erzielt werden kann, wohingegen nach Entfernung der Epidermis die Haut sehr leicht Stoffe von außen in sich aufnimmt. Für den tierischen Haushalt ist die Haut weiterhin insofern von großer Bedeutung, als sie großenteils die Wärmeverhältnisse des Körpers reguliert, indem sie durch direkte Wärmeabgabe und durch die Verdunstung des Schweißes die Temperatur des Körpers auf einer gleichen Höhe erhält. (S. Wärme, tierische.) Außerdem verläßt durch die Haut ein Teil des in den Körper eingeführten und im Körper selbst erzeugten Wassers den Körper wieder.
Man bezeichnet diese wässerige Ausscheidung der als Hautausdünstung (perspiratio cutanea) und pflegt sie, je nachdem sie sichtbar oder unsichtbar vor sich geht, mit zwei verschiedenen Namen zu bezeichnen: als Schweiß, wenn sie in tropfbarflüssiger Form, als Hautdunst oder unmerkliche Perspiration, wenn sie in der Form eines unsichtbaren Dunstes erfolgt. Beide Formen der Hautausdünstung sind ihrer Natur nach identisch: der Hautdunst wird zum Schweiß, wenn seine Ausscheidung so schnell und reichlich vor sich geht, daß er nicht Zeit zum Verdunsten hat. (Weiteres hierüber s. Schweiß.) Auch ein Teil der im Körper gebildeten Kohlensäure wird durch die Haut abgegeben, während niedere Tiere mit dünner, stets feuchter Oberhaut (z. B. Frösche) [* 13] auch einen Teil ihres Sauerstoffs durch die Haut aufnehmen (sog. Hautatmung). Die Haut ist überdies auch der Sitz eines sehr wichtigen Sinns, des Tastsinns (s. d.).
Hieraus ist ersichtlich, von welch hoher Bedeutung eine sorgsame Hautpflege für die gesundheitlichen Verhältnisse des Körpers ist; zu ihr gehören regelmäßige Bäder und Waschungen des ganzen Körpers, unterstützt von Seife (zur Entfernung des fettigen, bloßem Wasser widerstehenden Schmutzes) und Frottierungen mit Flanell oder Bürste (zur Entfernung der abgestoßenen Oberhautzellen), ebenso sind fleißiger Wechsel der Leibwäsche und zweckmäßige Bekleidung für das Wohlbefinden und die Gesundheit von größter Wichtigkeit, und die fortgesetzte Vernachlässigung der Hautpflege zieht nach längerer oder kürzerer Zeit infolge der unterdrückten Hautthätigkeit schwere Gesundheitsstörungen nach sich.
Die Haut ist den Einwirkungen vielfacher äußerer Verhältnisse ausgesetzt, unter denen die die Erkältung bedingenden obenan stehen. Die Erkältung (s. d.) kommt durch einseitige Abkühlung (Zug, durchnäßte Fußbekleidung) namentlich der feuchten Körperoberfläche zu stande und hat häufig schwere Krankheiten, namentlich Rheumatismen und Lungenentzündungen zur Folge. (S. Hautkrankheiten.) [* 14] In der Medizin gehören die Einwirkungen auf die Haut schon seit den ältesten Zeiten zu den wichtigsten therapeutischen Verfahrungsweisen. Um auf die unter der Epidermis liegenden Gewebe [* 15] einzuwirken, streicht man das Arzneimittel (epispasticum) direkt auf die Haut auf (Jod), oder reibt es ein (Quecksilbersalbe), oder macht Überschläge damit.
Doch dringen nur sehr wenige Substanzen durch die unverletzte Oberhaut. Um die Arzneimittel wirksamer zu machen, hebt man daher nach der endermatischen Methode die Oberhaut durch ein aufgelegtes Blasenpflaster ab und streut die Substanz ein (Morphium), oder spritzt eine Lösung derselben direkt unter die Haut (subkutane Injektion [* 16] bei Nervenschmerzen). Eingestreute oder injizierte Substanzen wirken aber nicht bloß auf die Stelle, an welcher sie einverleibt wurden, sondern auch auf den ganzen Organismus, weshalb man die Injektion vielfach da anwendet, wo man eine schnelle Wirkung in bequemer Weise herbeiführen will (z. B. bei Vergiftungen).
Um das Blut von tiefer liegenden Organen auf die Haut abzuleiten (derivantia), setzt man trockne oder blutige Schröpfköpfe, legt Senfteige oder macht warme Überschläge, Blasenpflaster, ätzt und brennt, oder bewirkt und unterhält eine Eiterung. Die beabsichtigte Wirkung ist indes nur da möglich, wo die Hautgefäße mit denen der tiefer liegenden Organe, auf welche man einwirken will, zusammenhängen. Vielfach kommt dabei die Reflexwirkung gleichzeitig zur Wirkung, und ein auf die Wade gelegter Senfteig kann die Brustschmerzen ebenso gut lindern wie ein auf die Brust selbst gelegter.
Durch kalte Überschläge will man die Blutgefäße der tiefer liegenden Partien entleeren; hier kommt indes gleichfalls der Hautreiz in Betracht. Mittel, welche die Hautausdünstung vermehren, üben häufig ebenfalls einen günstigen Einfluß auf den Organismus aus. Die Wirkung der Bäder auf die Haut ist eine sehr komplizierte. Dieselben entfernen zunächst die alte, den Hautstoffwechsel hindernde Epidermis, wirken aber zugleich als allgemeiner Hautreiz und bringen durch Nerveneinfluß eine Änderung des gesamten Stoffwechsels im Körper hervor. Bei Badekuren kommen auch noch die Entfernung aus den häuslichen Verhältnissen, veränderte Diät und Lebensweise, klimatische Verhältnisse u. s. w. als wichtige unterstützende Momente zur Geltung. –
Vgl. Schultz, Haut, Haare und Nägel [* 17] (3. Aufl., Lpz. 1885);
Clasen, Die und das Haar [* 18] (4. Aufl., Stuttg. 1892);
Mantegazza, Die Hygieine der Haut (deutsch, Königsb. i. Pr. 1891).