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1860 zum Obersten befördert, erhielt er Jan. 1863 das Kommando der 9. Kavalleriebrigade, an deren Spitze er bis zum Mai 1804 den Befehl über den 1. und 2. Militärgrenzdezirk gegen die poln. In- surgenten an der preuß.-russ. Grenze sührte. 1865 wurde Hartmann zum Generalmajor befördert und zum ersten Kommandanten von Koblenz [* 2] und Ehren- breitstem ernannt. 1866 übernahm er denVefedl ! über die Kavalleriedivision der Zweiten Armee, mit ^ der er an den Kämpfen von Königgrätz, [* 3] Tobitschau ^ und Roleinitz teilnahm. 1867 beriet er als General- ^ lieutenant und militär. Bevollmächtigter in Mün- chen das Kriegsministerium bei der beabsichtigten ' Umgestaltung des bayr. .Heers nach preuh.
Muster. Am erhielt Hartmann das Kommando der 2. Division in Danzig [* 4] und beim Ausbruch des Krieges 1.^70 den Befehl über die 1. Kavalleriedivision.
Diese führte er in den schlachten bei Colombey- Noililly und Gravelotte und dann bis Ende Sep- tember vor 3Netz.
Nachdcn: er vorübergehend die Einschließungstruppcn vor Diedenhofen [* 5] befehligt hatte, nahm Hartmann 28. Nov. an der Schlacht bei Beaune la ^)iolande teil, deckte während der Kämpfe bei Orleans den linken Flügel der Armee und wurde dann in Eilmärfcben nach dem rechten Flügel gegen Vendöme geworfen;
15. Dez. führte Hartmann selbständig ein hartnäckiges Rckognoscierungsgefecht bei Cou- lommiers.
Dem 10. Korps zugeteilt, führte Hartmann die Gefechte bei Villcchauvc und Chäteau-Nenault uud besetzte Tours. [* 6]
Ende Mai wurde Hartmann zum Gouverneur von Straßbnrg ernannt, 1873 zum General der Kavallerie befördert und 1875 znr Dis- position gestellt. Hartmann starb zu Baden- Baden. Er veröffentlichte die Memoiren seines Vaters u. d.T.
«Der königlich hannov. General Sir Julius von Hartmann» (Hannov. 1858) sowie 1876 in der «Deutschen Rundschau»: «Der Deutsch-Frauzösische Krieg, ein kritischer Versuch» (späterhin u. d. T. «Kri- tische Versuche» in 3 .heften Verl. 1876-78 erschie- nen) und in den «Zeitfragen des christl. Volks- lebens»: «Die allgemeine Wehrpflicht».
Nach seinem Tode erschien: «Lebenserinnerungen. Briefe und Aufsätze des Generals der Kavallerie Julius von Hartmannh.» (2 Bde., Verl. 1882). Hartmann, Leo, bekannt durch das Attentat auf Kaiser Alexander II. von Rußland, das er 1. Dez. zu Moskau [* 7] mit Sophie Perowfkaja durch Sprengung des Eisenbahn- dammes auszuführen versuchte; dasselbe verfehlte aber dadurch seinen Zweck, das; im Moment der Explosion ein anderer Zug als der des Kaisers über das Gleis fuhr und zerstört wurde. Hartmann floh nach Frankreich und ging später nach England. Hartmann, Moritz, Dichter und Schriftsteller, geb. zu Duschnik in Böhmen, [* 8] von israel. Abkunft, studierte 1838 zu Prag, [* 9] 1840 in Wien, [* 10] bereiste 1842 Italien, [* 11] die Schweiz [* 12] und Süd- deutschland, übernahm eine Erziehcrstelle in Wien, verlies; aber 1844 Österreich, [* 13] um seine erste Gedicht- sammlnng «Kelch und Schwert» (Lpz. 1845; 3. Aufl., Darmst. 1851) ohneGefahrvcröffentlichen zu können. In ihr giebt er seinen kirchlichen und weltlichen Frei- heitsidcen voll jugendlichem Feuer, znm Teil auch in wehmütigen Klängen Ausdruck.
Nachdem er sich einige Zeit in Belgien [* 14] und Frankreich aufgehalten hatte, veröffentlichte er in Leipzig [* 15] «Neuere Gedichte» (1846).
Als er gegen Ende 1847 wieder nach Öster- reich zurückkehrte, ward er in eine Kriminalunter- suchung genommen, der die Märzrcvolution ein Ende machte, Hartmannh. trat nun in Prag an die Spitze der deutschen Partei und wurde vom Wahlbezirk Leitmeritz zur Deutschen Nationalversammlung ge- wählt, in der er der demokratischen Linken angehörte. In Frankfurt [* 16] gab er die «Neimchronik des Pfaffen Maurizius» (5 Hefte, Frankf. 1849), im naiven Chronikenstil gehaltene satir.
Fresken aus der Pauls- kirche, heraus.
Mit Rob. Blum und Fröbel begab er sich im Okt. 1848 nach Wien, von wo er nach der Verhaftuug Blums noch glücklich entkam.
Nach der Anflösung des Rumpfparlaments in Stuttgart [* 17] wandte sich Hartmann nach der Schweiz, dann nach Eng- land und im Herbst 1850 nach Paris. [* 18]
Anfang 1854 ging er als Korrespondent für die Kölnische Zeitung auf den Kriegsschauplatz nach der Türkei; [* 19]
1860 ließ er sich nach zehnjährigem Pariser Aufenthalt in Genf [* 20] nieder, wo er unter großem Beifall Vorlesungen über deutsche Litteratur und Geschichte an der Akademie hielt. 1863 siedelte er nach Stuttgart über, wo er An- fang 1865 die Redaktion der"Freya" übernahm, ging jedoch im Herbst 1868 nach Wien, erhielt dort die Redaktion des Feuilletons der «Neuen Freien Presse» [* 21] und starb zu Oberdöbling bei Wien. deinem auf böhm. Lokalgrunde mit epischem Be- hagen ausgeführten Roman «Der Krieg um den Wald» (Frankf. 1850) folgten das idyllische Epos «Adam und Eva» (Lpz. 1851) und «Schatten» [* 22] (Darmst. 1851),
eine Sammlung poet. Erzählungen. In einer spätern Gedichtsammlung, den «Zeitlosen» (Braunschw. 1858),
bekundete er das Streben nach plastischer Klarheit und künstlerischem Maß beson- ders glücklich.
Höchst anziehend schildert er eigene Erlebnisse in dem «Tagebuch aus Languedoe und Provence» (2 Bde., Darmst. 1852-53) und in den «Erzählungen eines Unsteten» (2 Bde., Verl. 1858). Hieran reihen sich die «Erzählungen meinerFreunde» (Franks. 1860),
«Bilder und Büsten» (2 Bde., ebd. 1860), die «Novellen» (3 Bde., Hamb. 1863),
die Novellensammlungen «Nach der Natur» (3 Bde., Stuttg. 1866) und «Von Frühling zu Frühling» (Verl/1861),
endlich «Die letzten Tage eines Königs» (Stuttg. 1866; 2. Aufl. 1867).
H.s letzte Dichtungen sind: «Märchen nach Perrault neu erzählt» (mit Illustrationen von Dore, Stuttg. 1867) und der Roman «Die Diamanten der Baronin» (2 Bde., Berl. 1868).
Seine «Gesammelten Werke» erschienen in 10 Bänden (Stuttg. 1874),
seine «Gedichte» in Auswahl (ebd. 1874).
Mit Szarvady übersetzte Hartmann die «Gedichte» Petösis (Darmst. 1851) und mit Pfau bretonische Volkslieder (Köln [* 23] 1859). -
Vgl. Ziel, Moritz Hartmann. Ein litterar.
Essay (in «Unsere Zeit», Jahrg. 1872, 2. Hälfte).
Härtmann, Richard, Maschinenbauer und In- dustrieller, geb. zu Barr bei Straß- vurg, trat in Chcmnitz bei dem Begründer der Chem- nitzer Maschmenindustrie, C. G. Haubold, in Arbeit, machte sich aber 1837 selbständig.
Mit drei Arbeitern begann Hartmann den Bau von Maschinen für Vamnwoll- spinnerci.
Namentlich seit 1840, als dieVorspinnvor- richtungen in der ^treichgarnspinnerei das Locten- system verdrängten, nahm das Geschäft zu. 1845 siedelte Hartmann mit 350 Arbeitern in ein neues Fabrik- gebäude in der Leipziger Straße zu Chemnitz [* 24] üdcr und errichtete 1847-48auch eineWerkstätte fürLoko- motiven- und Tenderbau, nachdem schon mehrere Jahre vorher besondere Abteilungen für Eisen- und Metallgießerei, Dampfmaschinen- und Dampfkessel- bau begründet worden waren. 1855 begann der Turbincnbau, bald darauf der Bau größerer ¶
Hartmann,
Robert, Anthropolog und Ethnograph, geb. zu Blankenburg am Harz, studierte in Berlin [* 25] Medizin und Naturwissenschaften und begleitete 1859‒60 den Freiherrn A. von Barnim, Sohn des Prinzen Adalbert von Preußen, [* 26] nach Nordostafrika. Von 1865 bis 1867 lehrte er die Naturgeschichte der Haustiere an der landwirtschaftlichen Akademie zu Proskau in Oberschlesien und folgte alsdann einem Rufe als Professor und Prosektor der Anatomie an die Universität zu Berlin. Hartmann bereiste zwischen 1867 und 1882 einen großen Teil Europas. 1871‒79 war er Vicepräsident der Gesellschaft für Erdkunde [* 27] zu Berlin und später Generalsekretär der Anthropologischen Gesellschaft. Er starb zu Neu-Babelsberg. Hartmann schrieb: «Reise des Freiherrn A. von Barnim durch Nordostafrika» (Berl. 1863),
«Naturgeschichtlich-mediz. Skizze der Nilländer» (ebd. 1865),
«Die Nigritier. Eine anthropol.-ethnolog. Monographie» (Tl. 1, ebd. 1876),
«Die Völker Afrikas» (Lpz. 1879),
«Handbuch der Anatomie des Menschen» (Straßb. 1881),
«Der Gorilla» (Lpz. 1881),
«Die menschenähnlichen Affen» [* 28] (ebd. 1883). Seine Beobachtungen über die Morphologie von Seetieren, angestellt an den ital. und schwed. Küsten, legte er in mehrern wissenschaftlichen Zeitschriften nieder. Auch verfaßte er den anthropol. Teil des Werkes über die Forschungsreise des deutschen Kriegsschiffes «Gazelle». Hartmann ist nebst A. Bastian Begründer der seit 1869 in Berlin erscheinenden «Zeitschrift für Ethnologie».