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namentlich seit dem Zusammenbruch des Rheinischen Bundes (s. d.), in großer Fülle am Rhein, in Westfalen, [* 2] Sachsen [* 3] und an der Ostsee. Die Gleichmäßigkeit der Interessen bewirkte aber, daß nicht nur manche Städte an mehrern solcher Bünde beteiligt waren, sondern auch ganze Städtegruppen in ein näheres Verhältnis zueinander traten, und gerade hierauf übten die ausländischen Kaufmannsgilden einen hervorragenden Einfluß aus. Zusammengesetzt aus Angehörigen aller möglichen Städte, suchten und fanden sie bei Druck und Privilegienverletzung Schutz und Hilfe in der Heimat und veranlaßten dadurch sowohl ein immer festeres Zusammenschließen der Städtebünde als auch die allmähliche Unterordnung der auswärtigen Hansen unter die heimische Hansa. Diese Entwicklung vollzog sich von der Mitte des 13. bis zur Mitte des 14. Jahrh., und Lübeck [* 4] gebührt das Verdienst, sie zielbewußt geleitet zuhaben.
Zum Abschluß gelangte sie aber, als König Waldemar IV. von Dänemark [* 5] 1361 Wisby eroberte und durch gewaltsame Beeinträchtigung des Handels die Städte zwang, sich enger zu verbinden. Am vereinbarten die Ost- und Nordsee- sowie die Binnenstädte des nördl. und nordwestl. Deutschland [* 6] zu Köln [* 7] die berühmte «Konföderation»; ein Kriegsbündnis, das den hundertjährigen Kampf zwischen Lübeck und Dänemark durch einen entscheidenden Sieg glücklich beendete.
In den Friedensschlüssen von 1370 und 1376 mußten sowohl Dänemark als auch das verbündete Norwegen [* 8] Schadenersatz und Erweiterung der Handelsprivilegien bewilligen. Gleichzeitig erlangte Albrecht von Mecklenburg [* 9] mit hansischer Hilfe den Thron [* 10] Schwedens und bezahlte dafür mit dem großen Privilegium von 1368. Damit beginnt die Glanzperiode der deutschen Hansa. Seitdem beherrschte sie die Ostsee und den gesamten Zwischenhandel zwischen Osten und Westen des nördl. Europa, [* 11] und diese Herrschaft aufrecht zu erhalten blieb fortan ihr einziges Ziel. Im Gegensatz zu den süd- und mitteldeutschen Städtebünden sah sie von jeder aktiven Anteilnahme an dem polit. Leben des Reichs und seiner Teile ab, um sich auf die Wahrung der Handelsinteressen zu beschränken, und als einzige Trägerin der deutschen Handelspolitik wurde sie eine polit. Macht ersten Ranges für alle nordeurop. Gebiete.
Trotzdem hat die Hansa niemals eine eigentliche Bundesverfassung ausgebildet. Die Leistungen für Bundeszwecke wurden in jedem einzelnen Falle vertragsmäßig festgestellt und auch die Einteilung des Bundes in drei Drittel (das wendische, das westfälisch-preußische und das gotländische), später in vier Drittel bez. Viertel (das wendische, das westfälische, das sächsische, das preußische) hat wesentlich nur für die Verwaltung der Kontore Bedeutung gehabt.
Dagegen war Lübeck, das ohnehin als Oberhof (Appellationsinstanz) für alle nach Lübischem Recht richtenden Städte eine einflußreiche Stellung einnahm, als der Vorort der Hansa anerkannt. Es berief die Hansetage, auf denen die «Ratssendeboten», die Abgeordneten der Städte, die Angelegenheiten des Bundes berieten. Auch die innern Verhältnisse einzelner Städte kamen gelegentlich zur Sprache, [* 12] insbesondere Zwiste zwischen den Räten und Bürgerschaften; widerspenstige Städte wurden «verhanset», d. h. ausgestoßen.
Die Abgeordneten waren meist durch Instruktionen beschränkt und mußten die Beschlüsse an den Rat ihrer Stadt «zurücktragen», sodaß es von dessen gutem Willen abhing, ob und wieweit etwas zur Ausführung kam. Am lauesten zeigten sich die Binnenstädte, die keinen unmittelbaren Vorteil von dem ausländischen Handel hatten. Auch sah die erstarkende Fürstengewalt solche Bündnisse ihrer Landstädte ungern und zwang sie zum Rücktritt. So gingen im 16. Jahrh. Fast alle deutschen Binnenstädte der Hansa verloren.
Doch schon weit früher war auch zwischen den Seestädten tiefe Spaltung eingetreten. Je mehr sich der Handel entwickelte, desto mehr wurden im direkten Verkehr der Endplätze die Zwischenstationen übergangen. Die Niederländer fuhren direkt nach Schweden und Rußland; die preuß.-livländ. Städte begannen nach England, Frankreich und Niederland zu handeln. Lübeck, dadurch in seiner Bedeutung als Hauptstapelplatz des Ostseehandels bedroht, versuchte dagegen eine Art Stapelzwang geltend zumachen.
Die Folge war, daß die inzwischen burgundisch gewordenen Niederländer 1423 ein Bündnis mit Dänemark gegen die Hansa eingingen und dafür von den Städten von der Ostseefahrt ausgeschlossen wurden. Darüber entbrannte ein Seekrieg, der freilich 1441 durch den provisorischen, aber von Jahrzehnt zu Jahrzehnt erneuerten Frieden von Kopenhagen [* 13] geschlichtet wurde, jedoch die allmähliche Entfremdung der holländ. Gemeinwesen vom Reiche mächtig förderte. Der Streit endete nach dem Sturze Wullenwevers (s. d.) mit dem Siege der Niederländer.
Als thätige Mitglieder der Hansa blieben schließlich fast nur die sogenannten wend. Städte übrig, die mit Lübeck wesentlich gleiche Interessen hatten, außerdem Hamburg [* 14] und Lüneburg. [* 15] Diese waren es fast allein, die während des 15. Jahrh. in schweren Kriegen gegen die skandinav. Unionskönige die Ostseeherrschaft siegreich behaupteten.Der letzte und glänzendste Erfolg, die Entthronung König Christians II. und völlige Auflösung der Skandinavischen Union (1523), ward durch einen Kriegsbund zwischen Lübeck und Danzig [* 16] errungen.In diesen Kriegen hatte regelmäßig Schweden und meist auch Schleswig-Holstein [* 17] auf seiten der Hansa gestanden.
Als es aber 1534 wieder zum Kriege kam (in der sog. Grafenfehde, s. d.), waren Schleswig-Holstein, Dänemark und Schweden miteinander verbündet; dagegen hielten zu Lübeck nur Wismar, [* 18] Rostock [* 19] und Stralsund, [* 20] während einige andere Orte Subsidien zahlten. Die Städte erlagen und mußten froh sein, im Frieden nur einen Teil der frühern Privilegien als Gnadengeschenk wiederzuerlangen. Auch der letzte Krieg, den Lübeck als Bundesgenossin der Krone Dänemark 1563–70 gegen Schweden führte, hatte keinen bessern Erfolg, die Ostseeherrschaft war für immer verloren.
Die Nationen des Nordens erhoben sich immer selbständiger; die Entdeckung Amerikas und die Auffindung des Seeweges nach Ostindien [* 21] hatten dem Handel eine andere Richtung gegeben und neue Verkehrswege eröffnet. Die Heringszüge wandten sich um die Mitte des 16. Jahrh. der Nordsee zu, die schonischen Fischerlager und mit ihnen wichtige Märkte gerieten in Verfall. Auch der russ. Handel, den die Zerstörung des Kontors von Nowgorod (1494) bereits schwer geschädigt hatte, wurde für die Hansa. Durch die russ.-poln.-schwed. Kriege um Livland [* 22] unterbrochen und fiel den Engländern und Niederländern anheim, die ihn nach Archangelsk ablenkten. Im Westen half es nichts, daß man den Stapel aus dem sinkenden Brügge 1540 nach dem durch den ¶
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ostind. Handel neu aufblühenden Antwerpen [* 24] verlegte: die alten Handelsformen hatten sich überlebt, und je zäher die an ihnen festhielt, um so rascher wurde sie von andern Völkern überholt. Den härtesten Schlag führte jedoch England gegen die Hansa. Die außerordentlichen Vorrechte der Hanseaten, die weit geringere Aus- und Einfuhrzölle entrichteten als die Engländer selbst, hatten bereits im 15. Jahrh. wiederholte Kämpfe erzeugt. Doch war die Hansa stets siegreich geblieben, und der Friede von Utrecht [* 25] 1474 bestätigte ihr noch einmal in umfassender Weise alle Privilegien.
Als aber der engl. Handel nach Beendigung der Rosenkriege sich neu belebte, und besonders die alten seit 1505 als Korporation anerkannten Merchant adventurers – die neue Hanse, wie sich diese mit dem Woll- und Tuchmonopol ausgestattete Gesellschaft selbst später nannte – den Zwischenhandel der Hanseaten an sich zu reißen unternahmen, brachen neue Zwiste aus. Sie endeten nach mancherlei Wechsel mit dem endgültigen Verlust aller alten Vorrechte unter Königin Elisabeth, und selbst der Besitz des Londoner Stahlhofs wurde nur dadurch gerettet, daß Hamburg den engl. Kaufleuten eine Faktorei einräumte, die bis 1806 fortbestand.
Der Dreißigjährige Krieg, der überhaupt die Blüte [* 26] des deutschen Städtewesens vernichtete, gab der Hansa den Todesstoß. Zwar machte Spanien, [* 27] im Einverständnis mit dem Kaiser, auf dem Hansetage von 1627 in Lübeck den Vorschlag zu einer hanseatisch-span. Seehandlungscompagnie, die den Handel nach den span. Kolonien betreiben sollte; aber die prot. Städte trugen Bedenken, sich mit den Feinden ihres Glaubens in ein engeres Bündnis einzulassen. Auf dem Hansetage von 1629 wurden die drei Städte Lübeck, Bremen, [* 28] Hamburg beauftragt, soweit als möglich das allgemeine Beste zu wahren, und diese schlossen 1630 ein engeres Bündnis, das 1641 erneuert ward.
Nach dem Westfälischen Frieden machte man wiederholte Versuche, den Bund aufs neue zu sammeln, und es kam 1669 ein letzter Hansetag zusammen, auf dem Lübeck, Bremen, Hamburg, Braunschweig, [* 29] Danzig und Köln vertreten waren; doch verlief er ohne Resultat. Die alte Hansa war begraben. Der Name und die geringe Erbschaft fielen den drei Städten Lübeck, Bremen, Hamburg anheim. Unter ihrem Schutz bestanden die noch übrigen drei hanseatischen Kontore fort, und zwar das Kontor zu Bergen [* 30] in alter Weise, bis 1775 die Gebäude veräußert wurden.
Der sog. Stahlhof in London [* 31] wurde 1852 verkauft, und das sog. Osterlinger Haus in Antwerpen übernahm 1863 die belg. Regierung. Litteratur. Sartorius, Geschichte des hanseatischen Bundes (3 Bde., Gött. 1802–8);
ders., Urkundliche Geschichte des Ursprungs der deutschen Hansa, hg. von Lappenberg (2 Bde., Hamb. 1830): Barthold, Geschichte der deutschen Hansa (3 Bde., neue Ausg., Lpz. 1862);
Schäfer, Die Hansestädte und König Waldemar von Dänemark (Jena [* 32] 1879);
Winkler, Die deutsche Hansa in Rußland (Berl. 1886);
Hansisches Urkundenbuch (bearbeitet von Konst. Höhlbaum, Bd. 1–3, Halle [* 33] 1876–86);
Rezesse und andere Akten der Hansetage von 1256 bis 1430, bearbeitet von Koppmann (Bd. 1–7, Lpz. 1870–93);
Abteil. 2: Hanserezesse von 1431 bis 1476, bearbeitet von G. von der Ropp (7 Bde., ebd. 1876–92);
Abteil. 3: Hanserezesse von 1477 bis 1530, bearbeitet von Schäfer (Bd. 1–4, ebd. 1880–90);
Hansische Geschichtsblätter, hg. vom Verein für hansische Geschichte (Jahrg. 1 fg., ebd. 1871 fg.).