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werden 80 durch alle steuerzahlenden Bürger, 40 durch die im städtischen Gebiete Grundeigentum besitzenden Bürger und 40 durch die jetzigen und frühern Mitglieder der Gerichte und Verwaltungsbehörden gewählt. Die Wahl gilt für sechs Jahre, alle drei Jahre wird die eine Hälfte der Bürgerschaft erneuert. Der aus 20 Abgeordneten bestehende Bürgerausschuß ist befugt, in einzelnen Fällen Anträge des Senats, namentlich Ausgaben für unvorhergesehene Fälle, zu genehmigen. Im allgemeinen beruht jedoch die Gesetzgebung auf dem übereinstimmenden Beschlusse des Senats und der Bürgerschaft. Für die Rechtspflege besteht seit Einführung der Reichsjustizgesetze ein mit Bremen [* 2] und Lübeck [* 3] gemeinsames Oberlandesgericht zu Hamburg [* 4] (s. unten).
Durch die Verfassung ist eine strenge Verantwortlichkeit der Verwaltungsbehörden gewährleistet. Jede Verwaltungsabteilung (Deputation.) besteht aus ein bis drei Senatsmitgliedern und einer Anzahl von Bürgern unter dem Vorsitz eines Senatsmitgliedes. Dies gilt auch von der Finanzdeputation, die früher nur aus Bürgern bestand. Die bürgerlichen Mitglieder der Deputation bekleiden ihr Amt unentgeltlich und dürfen die Wahl nicht ablehnen. Durch das religiöse Bekenntnis wird der Genuß der bürgerlichen Rechte in keiner Weise beschränkt.
Das gesamte Schulwesen wird durch die Oberschulbehörde geleitet, welche aus Senats- und bürgerlichen Mitgliedern sowie aus Schulmännern zusammengesetzt ist. Zum Deutschen Reichstag entsendet Hamburg drei Abgeordnete (Molkenbuhr, Dietz, Metzger, sämtlich Socialdemokraten). Nach einer mit Preußen [* 5] abgeschlossenen Militärkonvention wurde das frühere hamburgische Kontingent aufgelöst, wogegen zwei preuß. Bataillone (s. unten) des 9. Armeekorps Friedensgarnison der Stadt wurden, um die Militärpflichtigen in sich aufzunehmen.
Das Wappen von Hamburg stellt eine dreitürmige silberne Burg in rotem Felde dar; das Wappenschild wird von zwei Löwen [* 6] gehalten und von einem Helm mit Fahnen und Pfauenfedern bedeckt. ^[Abb.] Die Landesfarben sind Weiß und Rot. Die frühere Handelsflagge (rot mit den drei weißen Mauertürmen) dient gegenwärtig nur noch als Nebenflagge. Finanzen. Der Hauptteil des Staatsvermögens besteht in den Hafeneinrichtungen und Gebäuden, doch ist auch der sonstige Grundbesitz des Staates sehr bedeutend.
Die Schulden erscheinen im Vergleich zur Einwohnerzahl sehr hoch, da sie aber zum größten Teil auf produktive Bauten verwandt sind, so bilden sie keine drückende Last. Die Verschuldung betrug 1870: 121,05, 1880: 139,89, 1884: 152,57 Mill. M. und steigerte sich infolge der umfangreichen, durch den Zollanschluß veranlaßten Bauten auf 236,81 im J. 1888 und 280,90 im J. 1892. Hiervon entfielen 111,91 Mill. M. auf die seit 1878 eingeführte 3 1/2proz. Staatsrente, 40 Mill. M. kamen auf 3proz. und ebensoviel auf 3 1/2proz.
Staatsanleihen, 11,11 Mill. M. auf Prämienanleihen und der Rest bestand aus temporären Anleihen und ältern Schulden. Die Einnahmen beliefen sich 1870 auf 16,06, 1880 auf 29,98, 1885 auf 38,34, 1890 auf 58,42 und sind für 1893 im ordentlichen Etat auf 65,377 Mill. M. veranschlagt. Hierzu liefern Domänen und Regalien 4,785 Mill. M. (darunter 2,048 Mill. M. aus Grundmieten und Mieten von Gebäuden, 2,702 von der Stadtwasserkunst, 4,187 von den Gas- und Elektricitätswerken, 1,193 von den Quaianlagen, 1,370 Mill. M. von der Lotterie), ferner Steuern und Abgaben 37,385 Mill. M. (10 Mill. M. Einkommensteuer, 11,159 Grundsteuer, 1,822 Stempelabgabe, 1,420 Tonnengeld, 2,000 Immobilienabgabe, 4,100 vom Zollwesen, 4,831 Mill. M. Anteil von dem Mehrertrag der Zölle); ferner ergaben die Gebühren und sonstigen Einnahmen der Behörden 8,928 Mill. M., wozu noch der Ausfall im ordentlichen Etat mit 4,279 Mill. M. kam.
Die Ausgaben sind im gleichen Maße gewachsen, in einzelnen Jahren überschritten sie die Einnahmen, meist blieben sie aber beträchtlich hinter denselben zurück. Es wurden verausgabt 1870: 16,07, 1880: 30,59, 1885: 36,18 und 1890: 51,05 Mill. M. Für 1893 sind die Ausgaben im ordentlichen Etat auf 65,377 Mill. M. veranschlagt, davon kommen auf Senat und Bürgerschaft 0,762, Finanzverwaltung 15,156 (darunter 11,737 Mill. M. für Verzinsung und Amortisation der Staatsschuld), ferner auf Handel und Gewerbe 1,449, auf öffentliche Bauten 11,403, auf das Unterrichtswesen 6,343 Mill. M. (und zwar 4,491 Mill. M. für die Volksschulen im städtischen Gebiete), ferner 2,902 auf Justizwesen, 9,638 Mill. M. auf Polizei und andere innere Angelegenheiten (darunter 4,753 Mill. M. für die Polizeiverwaltung allein), auf öffentliche Wohlthätigkeit 6,477, Zollwesen 4,274, Reichshaushalt-Etat 3,936 Mill. M. Im außerordentlichen Etat beliefen sich Einnahmen wie Ausgaben auf 12,477 Mill. M., die zum größten Teil auf das Bauwesen entfielen. Während die Bewilligungen aus Anleihen bez. Überschüsse 1875-79: 28,7 bez. 8,9 Mill. M. betragen hatten, stiegen sie in den nächsten fünf Jahren auf 108,8 bez. 5,4 und erreichten in den folgenden fünf Jahren 1885-89: 51,1 bez. 16,5 Mill. M. 2) Die Stadt Hamburg, die größte der Hansestädte und erste Handelsstadt Deutschlands, [* 7] liegt 53° 33' nördl. Br. und 9° 59' östl. L. von Greenwich, in einer höhe, die von 1 m (Elbspiegel) bis zu 33 m ansteigt, zum größten Teil am rechten Ufer des nördl. Arms der hier geteilten Elbe, etwa 110 km von der Mündung derselben in die Nordsee, von Berlin [* 8] 285, von Bremen 114, von Lübeck 63 km entfernt, und hat eine Ausdehnung [* 9] von 9,8 km (O. nach W.) und 10,5 km (S. nach N.) und 50,3 km Umfang.
Von der Gesamtfläche (7665 ha) sind 1950 ha Gebäude und Höfe, 760 ha Straßen, 1080 ha Wasserfläche, 215 ha öffentliche Anlagen und Begräbnisplätze und 3829 ha gärtnerisch und landwirtschaftlich benutzt. Der mittlere Luftdruck beträgt 760,8 mm, die mittlere Jahrestemperatur 8,0° C. (+ 32,0° C. Maximum, -19,8° C. Minimum), die mittlere Temperatur des Januar - 0,4, des April 7,16, des Juli 17,3, des Oktober 8,9° C, die Niederschlagshöhe 728 mm. (Hierzu ein Plan: Hamburg-Altona [* 10] mit Verzeichnis der Straßen, Plätze und öffentlichen Gebäude.) Bevölkerung. [* 11] Die ortsanwesende Bevölkerung der Stadt mit Einschluß der Bewohner auf ¶
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den Schiffen in den Häfen betrug 1820: 133000, 1830: 153000, 1850: 182000, 1860: 227000, 1871: 300612, 1875: 348447, 1880: 410127, 1885: 471427 und 1890: 569260 E., d. i. eine Zunahme 1885-90 von 97833 Personen (20,75 Proz.) oder jährlich 19567 Personen. Dem Religionsbekenntnis nach waren (1890) 519824 Evangelische (913 auf 1000), 22152 Katholiken (39), 4722 sonstige Christen, 17785 Israeliten (31). 1890 wurden gezählt 29541 Wohnstätten, nämlich 1093 Schiffe [* 13] mit 4532 Bewohnern, 294 unbewohnte Wohngebäude und 28155 bewohnte Gebäude mit 118362 Familienhaushaltungen, 8832 einzeln lebenden selbständigen Personen und 408 Anstalten (16123 Insassen).
Während 1875 noch 19,0 Proz. der Bevölkerung in Einfamilienhäusern wohnten, waren es 1885 nur 13,7, 1890: 11,8 Proz. Von den 1886-90 neu entstandenen Wohnungen befanden sich nur 2,9 Proz. in Einfamilienhäusern. Geboren waren (1890) in Hamburg 276709, im übrigen Deutschen Reiche 276106, im Auslande 16455. Sehr stark ist die Zuwanderung aus Schleswig-Holstein, [* 14] Hannover [* 15] und Mecklenburg. [* 16] Die Zahl der Geburten betrug (1891) 21795, der Sterbefälle 13553, der Eheschließungen 5719; 1892 beliefen sich die Zahlen infolge der Cholera auf 21810, 24124 und 5538. In Garnison (1394 Mann) liegen das 1. und 2. Bataillon des 76. Infanterieregiments.
Eine Stadtgemeinde Hamburg besteht nicht, es wird der städtisch bebaute Teil des Staates, bestehend aus der innern Stadt (430 ha ohne Wasserfläche), der ehemaligen Vorstadt St. Georg (275 ha) sowie der Vorstadt St.Pauli (221 ha) und 15 Vororten (Rotherbaum, Harvestehude, Eimsbüttel, Eppendorf, Winterhude, Uhlenhorst, Barmbeck, Hohenfelde, Eilbeck, Borgfelde, Hamm, [* 17] Horn, Billwärder Ausschlag, Steinwärder, Kleiner Grasbrook), unmittelbar von den Staatsbehörden verwaltet.
Die Vereinigung der Vorstadt St. Pauli, der Vororte sowie eines Teiles des Landgebietes (Veddel, Peute, Kaltenhofe, Ellerholz und Roß) mit der Stadt steht demnächst bevor; diese wird alsdann 24 Stadtteile umfassen, deren Einwohnerzahl nach der neuen Abgrenzung die folgende Übersicht angiebt: Stadtteile 1880 1885 1890 Zunahme in Proz. 1880-1885 1885-1890 Altstadt-Norderteil 41783 43312 42491 3,66 -1,90 Altstadt-Süderteil 35720 20945 17478 -41,36 -16,55 Neustadt-Norderteil 51929 55481 56471 6,84 1,78 Neustadt-Süderteil 41702 44843 45207 7,53 0,81 St. Georg-Norderteil 34068 38725 39932 13,67 3,12 St. Georg-Süderteil 25764 34718 44699 34,75 2,87 St. Pauli-Norderteil 27989 33137 36126 18,39 9,02 St. Pauli-Süderteil 27892 30809 37230 10,46 20,84 Eimsbüttel 16229 26022 46154 60,34 77,37 Rotherbaum 14042 17798 21192 26,76 19,07 Harvestehude 5710 8631 12324 51,16 42,79 Eppendorf 4289 6206 12987 44,70 109,27 Winterhude 2989 3775 7430 26,30 96,82 Barmbeck 16057 22379 32827 39,36 46,69 Uhlenhorst 8722 11167 18138 23,03 62,42 Hohenfelde 11330 14682 18665 29,59 27,13 Eilbeck 7716 10857 17890 40,71 64,78 Borgfelde 6858 10510 15509 53,25 47,57 Hamm 7279 9275 12270 27,42 32,29 Horn 2664 3363 4495 26,24 33,66 Billwärder Ausschlag 10803 15069 23961 39,43 59,01 Steinwärder 3880 4145 1070 6,78 -74,19 Kleiner Grasbrook 1615 1750 420 8,36 -76,00 Veddel 2009 2881 3700 43,44 28,34 Schiffe in den Häfen 3270 3959 4532 21,07 14,50 ^[Additionslinie] Zusammen 412314 474439 573198 15,07 20,82 Ein Teil von Altstadt-Süderteil sowie Steinwärder und Kleiner Grasbrook liegen im Freihafengebiet, in welchem nur Wohnungen für das Aufsichts- und Betriebspersonal zugelassen werden; diese Gebiete mußten daher mit dem Zollanschlusse (1888) von den meisten Bewohnern geräumt werden.
Rechnet man zu Hamburg noch die Einwohnerzahl der mit ihm zusammenhängenden Städte Altona [* 18] (143249 E.) und Wandsbek [* 19] (20571 E.), so ergiebt sich eine Gesamtbevölkerung von fast. 750000 E. Bis zum Dez. 1892 stieg die Einwohnerzahl (ohne die Schiffe in den Häfen) auf 581314. Ehrenbürger der Stadt sind Fürst Bismarck, Johannes Brahms und der in London [* 20] lebende G. (5. Schwabe, ein geborener Hamburger, der sich durch Schenkungen um die Stadt verdient gemacht hat. Anlage. Der bei weitem größte Teil der Stadt liegt rechts der Elbe und wird durchflossen von der Alster (s. d.) und der Bille.
Erstere bildet ein von zahlreichen Villen und schönen Anlagen umgebenes Becken (Außenalster, 172 ha) und südlich davon, durch die Lombardsbrücke davon getrennt, ein kleineres Becken (Binnenalster oder Alsterbassin, 20 ha). Die Alster und Ville sowie die zahlreichen, die Stadt durchschneidenden und mit ihnen und der Elbe in Verbindung stehenden Kanäle (Fleete) sind schiffbar gemacht und dienen zur Zufuhr von Waren an die Speicher und von Kohlen und Rohstoffen in die Fabriken.
Zahlreiche Häfen auf beiden Ufern der Elbe, die bei einer Breite [* 21] von 250 bis 530 m auf einer Länge von 3600 in durch das Freihafengebiet (s. unten Geschichte) fließt und deren Tiefe durch regelmäßiges Baggern auf 7 m gehalten wird, bieten den Schiffen zum Aus- und Einladen der Waren Unterkunft. Der in der Marschniederung belegene Teil der innern Stadt ist durch Erhöhung gegen Überschwemmungen gesichert. Die in frühern Jahrhunderten starken Festungswerke wurden mit der Ausdehnung der Stadt wiederholt hinausgeschoben, im Anfang des 19. Jahrh. verstärkt, nach dem Pariser Frieden jedoch aufgehoben. An ihre Stelle sind Anlagen getreten, die ebenso wie diejenigen am östl. Ufer der Außenalster der Stadt zur großen Zierde gereichen.
Bei der Binnenalster dagegen treten die Straßen Alsterdamm, Alter und Neuer Jungfernstieg dicht an das von Steinmauern eingefaßte Bassin heran. Straßen, Plätze. Die Architektur der Stadt ist sehr mannigfaltig, in der innern Stadt herrscht vielfach noch Fachwerkbau, der bis zu dem großen Brande 1842 allgemein üblich war. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrh. sind in mehrern Stadtteilen, besonders im südl. Teile der Altstadt infolge des Zollanschlusses, neue breite Straßen mit gewaltigen Geschäftshäusern (der Dovenhof in der Brandstwiete hat gegen 100 Comptoire und Geschäftsräume) entstanden.
In der Neustadt [* 22] hat die Herstellung der Ringstraße zwischen Holsten- und Dammthor, die Verbreiterung der Fuhlentwiete, sowie die in den J. 1891 und 1892 neu angelegte Kaiser-Wilhelmstraße, welche in einer Länge von 450 m und einer Breite von 21 m das sog. Gängeviertel durchschneidet, eine große Anzahl von alten Häusern mit zahlreicher Bevölkerung beseitigt. Weitere Hinderungen wird die geplante Wallregulierung zwischen Holstenthor und Hafen sowie das revidierte Baupolizei-Gesetz bringen. Die innere Stadt hat infolge dieser Bauten von 1880 bis 1892 mehr als 23000 E. verloren, während die Vororte allein in derselben ¶