besondere Innung mit eigener Kasse und eigenen Ordnungen, brauchten aber nicht gerade Halloren von Geburt zu sein. Unter die Wirker
und Läder dagegen durften nur solche Männer ehelicher Geburt aufgenommen werden, deren Eltern beiderseits zu den Halloren gehörten.
Diese beiden Klassen oder die eigentlichen Halloren hatten gleiche Rechte und gleiche Privilegien. Zu den Wirkern
gehörten die Sogger (Sieder), Salzträger, Gruder (Heizer) und die bei der Salzbereitung beschäftigten Knechte. Zu den Lädern,
die das Verladen des Salzes besorgten, zählten die Stopfer, deren Aufgabe darin bestand, die Wagen in gehörigen Stand zu setzen
und das Salz vor Nässe zu schützen.
Als die eigentlichen Meister galten die Sieder bei der Pfanne, die (während des 18. Jahrh.) für die Pfänner
alles Nötige besorgten und verauslagten und wöchentlich mit ihnen abrechneten. Seit Einführung der Dampfkraft zur Hebung
der Sole aus den Brunnen sind die Läder und die Gerentner gänzlich eingegangen. Seit 1789 und 1798 zur Wiederbelebung
der seit 1763 in Verfall geratenen pfännerschaftlichen Siederei zwei große gemeinschaftliche Siedehäuser an die Stelle der
kleinen «Kothe» traten, von denen über 100 in der Nähe der Brunnen gestanden hatten, nahm hier die Anzahl der Wirker ab;
gegenwärtig arbeiten noch etwa 100 Halloren in der Saline, die übrigen haben sich andern bürgerlichen
Beschäftigungen zugewendet.
Von ihren Privilegien haben sich einige Reste bis auf die Gegenwart erhalten. Die Eigentümlichkeiten der Halloren führten
zu der Annahme, daß sie einem fremden Volksstamme angehören. Während aber die Vermutung slaw.
Abkunft sich nicht bestätigte, hat die Untersuchung der Kunstausdrücke gezeigt, daß die Mehrzahl derselben
in der kelt. Sprache ihre Erklärung findet, die selbst das Wort hallwr (spr. hallûr) in der Bedeutung
«Salzbereiter» darbietet. Deshalb haben Leo und Keferstein den Halloren keltische Abstammung zugeschrieben.
Vgl. Keferstein, über
die Halloren (Halle 1843);
Leo in Haupts «Zeitschrift für deutsches Altertum» (Bd. 5).
Dagegen wurde später die von den Halloren selbst geteilte Meinung ausgesprochen, daß man in
den Halloren Abkömmlinge der ältesten fränk. Kolonie bei der Burg Halla (s. Halle an der Saale, S. 681 a) zu sehen habe. Man wird
annehmen können, daß die älteste Generation der Salzsieder (der Name Halloren erscheint oder ist urkundlich zuerst nachgewiesen
seit dem ersten Drittel des Dreißigjährigen Krieges) wirklich kelt. Abkunft war, gleichviel ob Kriegsgefangene oder freie
Arbeiter; nach Ablauf der slaw. Herrschaft dagegen sind sie, dann wohl wesentlich durch Einführung von
Franken in die Salinen, dauernd germanisiert worden. -
Vgl. auch Schwetschke, Zur Gewerbegeschichte der Stadt Halle von 1680 bis
1880, Tl. 1 (Halle 1883).
Phänomen nennt man folgende von dem Amerikaner Hall (1880) entdeckte Erscheinung: der Strom eines Bunsen-Elementes
B (s. beistehende Skizze) wird durch ein Metallblatt a b c d in der Richtung des Pfeils durchgeleitet, während bei c und d
an Punkten gleichen Potentials die Drahtenden eines Galvanometers G angelegt sind, welches also keinen
Ausschlag giebt. Befindet sich aber a b c d zwischen den Polen eines Elektromagneten, dessen Nordpol etwa vor, dessen Südpol
hinter der Ebene des Papiers liegt,
so zeigt bei sehr dünnen Metallblättchen (0,001-0,01 mm Dicke) und bei Erregung des Magneten
das Galvanometer einen Strom an. Hierin besteht das Hallsches Phänomen Der Strom fließt in dem angegebenen Falle im
Sinne des gefiederten Pfeils durch das Galvanometer bei Blättchen von Gold, Silber, Platin und Nickel, im entgegengesetzten Sinne
bei Eisen und Kobalt.
Die ursprüngliche Hallsche Annahme einer unmittelbaren Ablenkung der Stromlinien durch den Magnet bietet
theoretische Schwierigkeiten, auch hat sich eine solche Ablenkung bei den ältern Versuchen von von Feilitsch (1858) und Mach
(1870) bei dickern Blättchen nicht gezeigt. Man hat deshalb versucht, die Erscheinung durch Änderung
der Leitungsfähigkeit und der thermoelektrischen Eigenschaften der Metalle unter dem Einfluß des Magneten (Shelford, Bidwell
1884) zu erklären.
Besonders stark tritt nach Leduc (1884) das Hallsches Phänomen am Wismuth auf. Lommel
(1892) stellt sich vor, daß in magnetischen Blättchen Molekularströme im Sinne der Ampereschen Ströme des erregenden Magneten
vorhanden sind, im diamagnetischen Blättchen hingegen entgegengesetzte Molekularströme (entsprechend der W. Weberschen
Theorie). Erstere sind gleichwertig einem das Blättchen im Sinne a c b d umfließenden Strome, dessen elektromotorische
Kraft am obern Blättchenrand sich zu jener des Hauptstroms a b hinzufügt, am untern aber abzieht, wodurch die Symmetrie der
Äquipotentiallinien gestört wird. Im Falle diamagnetischen Materials würde es sich umgekehrt verhalten.
Marktflecken im Gerichtsbezirk Ischl der österr. Bezirkshauptmannschaft Gmunden in
Oberösterreich, liegt in 494 m Höhe an dem südwestl. Ende des von der Traun durchflossenen Hallstättersees (s. d.), am
Fuße des Hallstätter Salzbergs, über den man zum Plassenstein (1952 m) gelangt, und an der Linie Steinach-Irdning-Attnang
der Österr. Staatsbahnen, die am steilen östl. Ufer des Sees hinführt, ist
Sitz einer Salinen- und Forstverwaltung und hat (1890) 789, als Gemeinde 1660 E., darunter ein Drittel Evangelische, zwei
kath. Kirchen, unter welchen die alte Pfarrkirche einen altertümlichen Schnitz-und Bilderaltar enthält, eine evang. Pfarrkirche
und eine Fachschule für Holzschnitzerei und Marmorbearbeitung.
Die Häuser sind amphitheatralisch an dem Berge hinangebaut und statt der Straßen durch Treppen verbunden.
Mitten im Orte bildet der Mühlbach, der durch 1890 vollendete Verbauungen unschädlich gemacht ist, einen kleinen Wasserfall.
Die Sole des Salzbergs, dessen Stollenmundloch 1120 m hoch liegt, wird großenteils nach Ischl und Ebensee geleitet und auch
in Hallstatt selbst im Sudhaus versotten. Der Salzbergbau ist einer der ältesten und wurde schon von den Kelten
betrieben, im 14. Jahrh. aber wieder aufgefunden. Es wurden (1891) von 383 Arbeitern 276,8 t Stein-, 8171,4 t Sud- und 720 t
Düngesalz im Werte von 926 028 Fl., außerdem an Salzsole 1979,403 hl gewonnen. Altertümer aus röm. und vorröm. Zeit
wurden schon früher bei Hallstatt aufgefunden; eine Merkwürdigkeit ist das in der Nähe des in 853 m Höhe von Herzog Albrecht I.
von Österreich erbauten Rudolfsturms 1846 aufgedeckte große Gräberfeld durch den Reichtum und die Mannigfaltigkeit der
Fundgegenstände. Seitdem
mehr
sind schon über 1000 Gräber geöffnet, die fast ohne Ausnahme ein reiches archäol. Material geliefert haben. Das Merkwürdige
ist, daß hier Leichenbrand, Leichenbestattung und beides zusammen, d. h. teilweise Verbrennung und teilweise Bestattung, nebeneinander
vorkommen. Von den Metallen sind Bronze und Eisen am meisten vertreten, mehrfach kommt auch Gold vor, Silber
gar nicht; dann finden sich Thongefäße der verschiedensten Art, ganz roh, sowie fein und geschmackvoll ornamentiert, aber
noch ohne Scheibe hergestellt, ferner Glas, Bernstein, Elfenbein; Waffen sind nicht zahlreich, die bronzenen und die noch häufigern
eisernen Schwerter sind ziemlich lang, ganz gerade, zweischneidig und unten in einem stumpfen Winkel als
spitze endend.
Mehrere scheinen absichtlich zerbrochen ins Grab gelegt worden zu sein. Lanzenspitzen und Celte kommen ebenfalls sowohl von
Eisen wie von Bronze vor. Bei weitem häufiger sind in den Gräbern aber die Schmucksachen, prachtvolle Gürtel aus ganz dünn
getriebenem Bronzeblech, zum Teil mit phantastischen Tier- und Menschenfiguren, Fibeln, meist aus zwei durch
eine Schleife verbundenen Scheibenspiralen von Bronzedraht bestehend, Armringe, Fußringe, Haar- und Gewandnadeln und alle möglichen
andern Zierate mit Klapperblechen von Bronze, Halsketten von Bernstein- und Glasperlen.
Von hervorragendster Bedeutung sind auch die Bronzegefäße, die in allen Formen und Größen als Näpfe, Eimer, Kessel, Schöpfgefäße
u. s. w. vorhanden sind. Sie sind getrieben oder aus mehrern Platten
zusammengenietet. Das Löten scheint damals noch unbekannt gewesen zu sein. Alle diese verschiedenen Fundstücke sind zum
Teil entschieden einheimische Arbeit, teilweise aber auch Importartikel von fremden Völkern; so weist z. B. der Bernstein zu
den Völkern an der Ostsee hin und manche Bronzen verraten deutlich die altetrusk. Herkunft; auch das
häufige Vorkommen von Glas und das Elfenbein, das zu Einlagen benutzt wurde, bezeugt den regen Handelsverkehr der alten Hallstätter
mit den alten Kulturvölkern am Mittelmeer.
Über das ungefähre Alter dieses Gräberfeldes ist man ziemlich einig, nämlich daß etwa die Blüte desselben von 700 bis 400 v. Chr.
gewesen sein muß (s. Hallstätter Zeit). Gleichwohl glaubt Freiherr von Sacken (Das Gräberfeld von Hallstatt) den Anfang desselben
noch um einige Jahrhunderte herausrücken und es ziemlich bis in die röm. Zeit ausdehnen zu müssen. Die Bevölkerung war
sicher eine keltische, deren Vorliebe für Schmuck und Putz ja auch oft im Altertum erwähnt wird. Die
Funde sind dem Wiener Hofmuseum einverleibt. -
Vgl. Meyer, Das Gräberfeld von Hallstatt (Dresd. 1885).