forlaufend
659 Hainspach - Haiti
Katholiken,' Post,
Telegraph;
[* 2] eine große Papier- fabrik, je zweiTürkifchrotfärbereien, Schmelztiegel',
Drahtbürsten- und Möbelfabriken, Maschinenbau- Anstalt,Vrauerei,MühlemitSägewerkund
Bäckerei. Hainspach, czech. ilansMcii,
Markt in der österr. Bezirkshauptmannschaft Schluckenan in
Böh- men, an der Linie Rumburg -
Nixdorf der
Böhm. Nordbahn, Sitz
eines Bezirksgerichts (103,58 ^m, 1 1 Gemeinden, 24 Ortschaften,'3193 Häuser, 23029 meist kath.
deutsche E., darunter 354
Evangelische), hat (1890) 609, als Gemeinde 2907 E., Post,
Tele- graph, ein Schloß mit
Park, Familiengruft
und Fideikommißherrschaft (2744 da) des Reichsgrafen
Thun-Hohenstein und eine
Brauerei.
Bei Haïti
[* 3] liegt das Dorf
Hielgersdorf (1585
E.), der nördlichste Punkt der Monarchie. Haircord (engl., spr.
hähr-, «.haarstrick»),
ein glattes, leinwandartiges Baumwollgewebe, dessen
Kette farbig gestreift ist und in regelmäßigen
Ab- ständen drei- bis fünffache nicht gezwirnte Fäden enthält, wodurch der
Stoff der Länge nach zart ge- rippt erscheint
und ein dem Schnürchcnpercal (s.
Per- cal) ähnliches Aussehen gewinnt. Hairochen, Fisch, s. Rochen. Haistulfus (Ahistulsus),
s.
Aistulf. Haiterbach, Stadt im Oberamt Nagold des württemb. l^chwarzwaldlreises, 9,n I südwestlich von Nagold, in 505 m
Höhe, ist an den Fuß des
Stau- dachs angebaut und hat (1890) 1823 meist evang. E., Postagentur,
Telegraph, Reste der alten
Ringmauer, eine schöne, 1886 ernenerte
Kirche, Mittelschule, ge- werbliche Fortbiloungs-, Industrieschule
für Näh- nnd Strickarbeiter: Böttcherei, Möbelschreinerei,
Brauerei und Mühlen.
[* 4] - Haïti
war eine gräflich
Hohen- bergische
l^tadt und kam 1363 an
Württemberg.
[* 5]
Haiti
oder Hayti nach ihrem ursprünglichen, Santo
[* 6] Domingo nach ihrem span. in der
Han- dclswelt noch immer üblichen
Namen,
früher auch Hispaniola genannt,
Insel, nach
Cuba die ansgedehnteste unter den
Großen Antillen, wird durch
die Monapassage von Portoriko, durch die Windwardpassage
(Kanal von
[* 7] Jamaika) von
Cuba 187 Kni) und Jamaika getrennt und hat,
bei einer
Breite
[* 8] von 40 bis 265 km in westöstl.
Richtung 660 kni lang, einen Flächeninhalt von 75074, mit den kleinen dazugehörigen
Inseln Tortnga, Gonave,
Grande (5ayemite, Lavache, Saona und
Beata von 77 253 (ikm.
Die Bevölkerung wird
auf 1377000 E. geschätzt. (S. Karte:
Antillen, Bd. 1, S. 692.)
Bodengestaltung.
Die Insel ist reich gegliedert und sehr gebirgig. Das Verhältnis von Ebene zu Gebirge ist 4:11. Den Hauptstock bildet eine gegen Ostsüdost streichende Kette, welche im Südosten der Insel den Namen Cibao führt. Der höchste Gipfel ist der 2955 m hohe Uaqui, ungefähr in der Mitte des Landes. Parallele [* 9] Ketten ziehen an der Nord- küste und im Südwesten. Sie bestehen aus Sand- steinen und Schiefern der Kreidezeit, in den böchsten Teilen aus alten Massen- und Eruptivgesteinen; dagegen sind die großen Längsthäler, namentlich das des Jaqui und des Juna im Norden, [* 10] Alluvial- bildungen.
Schroffe Hörner bilden die Gipfel, niedri- ges welliges Hügelland und weite grasreiche Ebenen (Vegas) das tiefere Land. Die Bewässerung ist gut; außer dem Uaqui und der Juna, welche in dem nördl. Längsthal fließen, entsendetdas Cibaogebirge gegen Süden einen zweiten Uaqui, gegen Westen den Artibonite, doch sind alle diese Flusse versandet nnd nicht schiffbar. Das südl. Längsthal wird durch zwei große Seen (Laguna Enriquillo) eingenommen. Mineralschätze sind häufig.
Berühmt war der Gold- reichtum sogleich nach der Entdeckung; Silber, Kupfer, [* 11] Platin, Eisen, [* 12] Zinn, Antimon, Schwefel, Steinsalz, Jaspis, Marmor, Petroleum sind nachgewiesen, wer- den aber nicht ansgebeutet. Weiden und Wiesen sind namentlich in der Vega Real am I)aqui und der I)una zu finden. Klima,Pflanzen-und Tierwelt. Das Klima ist ganz tropisch, heiß und feucht, auf den Bergen [* 13] aber herrscht ewiger Frühling. Selbst die Küstenstrecken, wo das Klima durch die Seewinde gemäßigt ist, eignen sich wenig für den Europäer.
Die Zeit der atmo- sphärischen Niederschläge ist auf den verschiedenen Teilen nickt dieselbe. Während gegen Ende Novem- ber der nordöstl. Teil durch reichliche Regengüsse erquickt wird, leidet der Süden und zum Teil auch der Westen durch anhaltende Dürre. Im Westen und Süden, sowie im Innern gilt die Zeit von April bis Oktober für den Winter oder die Jahres- zeit der Stürme, Gewitter und Regengüsse; im Nor- den dagegen rechnet man gerade umgekehrt. Hier ist die Regenmenge größer als im Westen und Süden.
Znweilen wird die Insel von Orkanen und Erdbeben [* 14] heimgesucht: so namentlich 1564, 1684, 1691,1751, 1770 und 1842. Prachtvolle Wälder bekleiden die fast bis zu den Gipfeln kulturfähigen Gebirge. Hauptprodukte sind Kaffee, dessen Ernteertrag von der Menge und Verteilung des Regens über das Jahr abhängt, Kakao, Zucker, [* 15] Indigo, [* 16] Baumwolle [* 17] und Tabcu, ferner kommen Vanholz, Mahagoni- und andere Hölzer zur Ausfuhr. Die von den Europäern eingeführten Hanstiere sind verwildert und in großer Menge vorhanden, namentlich Rin- der und Schweine, [* 18] auch die eingeschleppten Ratten und Mänse haben sich ungemein vermehrt.
Flüsse
[* 19] und Seen sind von Kaimanen und
Alligatoren be- lebt. Von wilden Säugetieren kommen außer meh- rern Fledermäusen
bloß eine eigene Art
Insekten- fresser und 2 eigene
Arten von Nagetieren vor. Land- vögcl finden sich 40
Arten,
davon 17 eigentümliche, unter ihnen
Kolibris,
[* 20] Kuckuck,
Tauben,
[* 21]
Tanagras, Spechte,
Drosseln, Papageien (1 Art) u. s. w. Gegenwärtig
bestehen auf der
Insel zwei
Staa- ten, von denen der östliche den ehemals span. Anteil umfaßt und
die Republik Santo Domingo (s. d.), der westliche, aus dem ehemals franz.
Anteil her- vorgegangene
Staat die Republik Haïti
bildet.
Die Republik Haïti
hat 28676 und 960000 E.,
d. i. 33 auf 1 hliin. Das Land ist topographisch und geologisch sehr wenig bekannt.
Fast die ganze
Be- völkerung sind
Neger, nnr ein Zehntel
Mulatten, dazu kommen 600 -700 Deutsche.
[* 22] Die
Mulatten
sind höher begabt als die
Neger, aber moralisch ver- kommen. Die männliche
Bevölkerung
[* 23] verhält sich zur weiblichen wie
2:3. Im ganzen ist das Land dünn bevölkert, teils wegen der unaufhörlichen
Bürger- kriege, teils wegen der hohen Kindersterblichkeit.
Landwirtschaft, Handel und Verkehr. Der Ackerbau verfällt mehr und mehr, obwohl das Land äußerst fruchtbar ist. An die Stelle des Zucker- robrs ist die Kultur des Kaffees und der Farbe- hölzer getreten. 1891. wurden ausgeführt: Kaffee 78, Blauholz 160, Kakao 3, Baumwolle 1 Mill.Pfd. Dazu kommen Felle, Mahagoni-, andere Nutz- und Farbhölzer, Schildpatt n. f. w. Le [* 24] Cap und Port-. au-Prince sind die wichtigsten Hafenorte, ferner Go- na'ives, Ieremie, St. Marc und Port de Pair. Der Bau einer 1886 42* ¶
forlaufend
660 Haiti
Paix stockt seit 1890. Postanstalten bestehen nur 31. Am Handel ist vor allem die nordamerik. Union in der Einsuhr,
Frankreich in der Ausfuhr beteiligt. Die Gesamtsummen für erstere (1891) sind 14,2, für letztere 12,4 Mill.
Peso in Gold.
[* 26] Verfassung und Verwaltung. Die Repu- blik zerfällt in 11 Steuerarrondissements: Port-au- Prince,
Le Cap 5., Aux Cayes, Iacmel, Gonawes, Port de Paix, St. Marc, Miragoane, Petit Goäve, Aquin, Isrsmie; Hauptstadt ist Port-au-Prince.
Die fünf Verwaltungsdepartements sind: Süddeparte- ment (250000), Westdepartement (350000), Nordde- partement (187000), Nordwestdepartement (39000), Depart. Artibonite (134000 E.). Umgangssprache ist Französisch in afrik.Form, also Kreolisch, Staats- und Schriftsprache besseres Französisch. Die Ver- fassung wurde zuletzt 1889 geändert. Seitdem wird ein Präsident auf 7 Jahre erwählt, welcher die Minister ernennt. Die legislative Gewalt hat das Haus der Gemeinen und der Senat; ersteres hat 50, für fünf Jahre in direkter Wahl, letzterer 30, auf sechs Jahre teils von ersterm gewählte, teils vom Präsidenten ernannte Mitglieder. Es gilt der Civil- codex von Frankreich.
Oberster Gerichtshof ist das Kassationstribunal in Port-au-Prince; daneben ft Tribunale in den größten Städten. An der Spitze der
Kirche steht ein Erzbischof in Le Cap Haïti
Staatsrcligion ist der Katholicismus, doch sind die Neger des Innern zum Teil
in den alten Schlangen- kultus mit Kinderopfern zurückgesunken; die Zll- nahme desselben beweist denRückgang derKultur.
Die Regierung ist noch immer dcm Ausbcutnngssystcm geneigt, dazu schadet deren fortwährender Wechsel dem Lande enorm.
Metallgeld wird nicht geschlagen, bis 1872 bestand nur Papiergeld, der Gourde, voll dem schließlich 300 auf einen amerik. Silberdollar gingen. Am wurde das Papiergeld zu diefem Preife eingezogen. Jetzt knrsieren Silber- stücke der Vereinigten [* 27] Maaten, sowie Nickel- und Bronzemünzen. Die Einnahmen betrugen (1891/92) 8,i6, die Ausgaben 7,95. Mill.; die öffentliche Schuld inkl. Papiergeld (1892) l5,2 Mill. Piaster. Die Armee ergänzt sich durch Konskription und Annahme von Freiwilligen.
Die Dauer des Dienstes beträgt7, für Freiwillige 4 Jahre. Im ganzen besitzt Haïti
650 Mann Garde- und 6178 Mann Linientruppen,
dazu eine Anzahl von Generalen. Die Flotte besteht aus 5 Schraubendampfern und 1 Kanonenboot. Die Flagge ist blaurot horizontal
gestreift (s. Tafel: Flaggen
[* 28] der Seestaaten, Bd. 6, S.862). Das Wappen
[* 29] besteht in einer mit der Freiheitsmütze
be- stccktenPalmehin- ter und zwischen Fahnen, Kanonen und andern Tro- phäen und Em- blemen, alles in blauem Felde.
Geschicht- liches. Die In- sel wurde von Colum- bus entdeckt, der sie Espanola oder Hispaniola benannte und die erste Nieder- lassung der Spanier in Amerika [* 30] daselbst gründete. Zu dieser Zeit war die Insel von einem Indianer- volk, das wahrscheinlich zum Stamm der Kariben gehörte und das man auf eine Million schätzte, be- wohnt. Durch die grausame Behandlung seitens der Spanier wurde es bis 1533 fast völlig vertilgt. Inzwischen waren mehrere Städte gegrüudet wor- den, darunter die Hauptstadt Sanw Douuugo, nach der die ganze Insel später benannt wurde.
Un- geachtet der Einfuhr von Negern zum Betrieb des Plantagenbaues wollte indes die Kolonie nicht ge- deihen. Die Flibustier (s. d.) fetzten sich auf der Infel fest, und mit ihrer Hilfe entstanden franz. Niederlassungen im westl. Teile, die endlich zur völligen Besitznahme dieses Teiles durch die Fran- zosen und dessen Abtretung an sie im Ryswijker Frieden (1697) führten. Dieser franz. Teil der Infel entwickelte sich bald zu hoher Blüte. [* 31] Durch die häusige Vermischung zwischen Weißen und Negern entstand eine große Menge Mulatten, die von ihren weiften Vätern meist freigelassen wurden, ohne daß sie darum den Weißen in socialer und rechtlicher Hinsicht gleichgestellt worden wären.
Diese Volks- klasse geriet durch die Französische Revolution in gewaltige Aufregung, während zugleich unter den Weißen heftige polit. Spaltungen ausbrachen. Die Streitigkeiten in einer 1790 berufenen Kolonial- versammlung und die Dekrete der Nationalver- sammlung in Paris, [* 32] die den Farbigen (Mulatten) gewisse Rechte bald einräumten, d ald wieder nahmen, steigerten die Gärnng aufs äußerste. Am brach der Aufstand der vereinigten Neger und Mulatten um Cap Francais aus.
Unter den greu- lichsten Verwüstungen griff der Aufstand immer mehr um sich und verbreitete sich endlich nach der Einnahme von Cap Francais durch die Neger (21. bis über 'die ganze Kolonie. Nur wenige Weihe waren noch übrig; wer nicht geflüchtet, war ermordet worden. Trotz dieser Greuelthaten standen die von Frankreich zur Herstellung der Ord- nnng gesendeten Bevollmächtigten mehr auf Seite der Aufständischen, doch fehlte es ihnen auch an den nötigen Mitteln zur Unterdrückung der Empörung.
Als 1793 die Engländer und Spanier, die sich mit Frankreich im Kriege befanden, die Kolonie angrif- fen, verband sich ein znr Behauptung der Insel ge- landetes franz. Heer fogar mit den Negern und leistete ihnen fowohl gegen die weißen Kolonisten, wie gegen die Engländer und Spanier Dienste. [* 33] Die Spanier mußten im Bafeler Frieden 1795 den östl. Teil der Infel an die Franzosen abtreten, und die Engländer wurden von den Insurgentengeneralen Rigaud und Toussaint l'Ouverture allmählich in die Enge getrieben, bis sie die Insel 1797 ganz ver- ließen.
Der Nationalkonvent hatte schon den Negern in den franz. Kolonien völlige Freiheit und gleiche Rechte mit den Weihen
be- willigt; 1797 wurde der Neger Toussaint l'Ouver- ture (s. d.) vom franz.
Direktorium zum Obergene- ral aller Truppen auf Haïti
ernannt. Dieser suchte sich unabhängig zu machen, gab der
Insel eine eigene Verfassung und organisierte die Regie- rung sehr zweckmäßig. Um ihn zu unterwerfen, sandte der Erste Konsul
Bonaparte 1801 den Ge- neral Leclerc mit 25000 Mann als Generalkapitän nach der Insel mit der geheimen Anweisung, die Schwarzen
wieder zu Sklaven zu machen. Anfangs widersetzte sich Toussaint der Landung, muhte sich jedoch bald ins
Innere zurückziehen, wurde gefan- gen genommen und nach Frankreich geschickt. Da dio wenigen Weihen nach der Wiederherstellung
der
¶