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in England, in den Niederlanden, in Italien, [* 2] Deutschland, [* 3] im östl. Asien [* 4] und in Centralamerika. In England wurde der Hahnke systematisch geregelt, namentlich unter Heinrich VIII. und Karl II., von denen der erstere den ersten großen nationalen Hahnke in Westminster veranstaltete. Wetten bildeten bei dem Hahnke immer die Hauptsache. Jetzt sind die Hahnke in England verboten. Hahnentritt, s. Ei [* 5] (Bd. 5, S. 758 a). Hahnentritt oder Zuckfuß, eine Krankheit des Pferdes, bei der einer oder beide Hinterfüße bei der Bewegung rasch und sehr stark, krampfähnlich, ge- beugt werden.
Die wahre Ursache dieses Leidens ist noch nicht sicher bekannt. Der Hahnke ist immer ein Schönheitsfehler, beeinträchtigt aber in höhern Graden auch die Leistungsfähigkeit. Verfucht wurde zur Heilung des aber ohne Erfolg, die Durch- schneidung gewisser Sehnen und Fascien. Sog. falscher und heilbarer Hahnke kommt bei Kronentritt und Mauke (s. d.) zur Beobachtung. Hahngehäuse, s. Hahn [* 6] (Maschinenteil). Hahn-Hahn, Ida, Gräfin von, Schriftstellerin, Tochter des durch seine enthusiastische Liebe sür das Theater [* 7] und Schauspielwesen bekannten Grafen Karl Friedrich von Hahn (geb. gest. zu Altona), [* 8] wurde zu Tressow in Mecklenburg-Schwerin geboren. Da ihr Vater 1813-15 in mecklenb.
Diensten die Feldzüge mitmachte, später als Führer von Schauspielertrup- pen meist von seinen Gütern abwesend war, auch durch seine Lieblingsneigung seine Vermögensumstände so zerrüttet hatte, daß die Güter einem Sequester überlassen werden mußten, lebte sie mit ihrer Mut- ter in Rostock, [* 9] dann in Neubrandenburg, [* 10] seit 1821 in Greifswald, [* 11] wo sie sich 1826 mit ihrem Vetter, dem Grasen Friedrich Wilhelm Adolf von Hahnke, ver- mählte. Diefe Ehe wurde jedoch bereits 1829 ge- löst.
In der Folge lebte sie abwechselnd in Berlin [* 12] und Dresden [* 13] und unternahm weite Reiscnnach der Schweiz, [* 14] Osterreich, Italien, Spanien, [* 15] Frankreich, Schweden [* 16] und dem Orient. Von romantischen und religiösen Ideen beeinflußt, trat sie 1850 zur H-öm.-kath. Kirche über und zeigte sich in Wort und That als eine eifrige Konvertitin. Die Schrift «Von Babylon nach Jerusalem» [* 17] (Mainz [* 18] 1851) sollte ihren Übertritt rechtfertigen. Nirgends Befriedigung fin- dend, gab sich die Gräfin strenger Ascese hin und trat im Nov. 1852 als Novize zu Angers in ein Kloster, gründete in Mainz ein gleiches und wid- mete sich später zu Mainz der Rettung Gefallener. Sie starb daselbst Ihr bedeutendes, durch vielseitige Ausbildung unterstütztes Talent, dem aber leidenschaftliche Un- ruhe und eingewurzelte Vorurteile eine gleichmäßige Vollendung nicht gestatteten, bewährteste anfangs im Lyrifchen durch ihre «Gedichte» (Lpz. 1835), «Neuere Gedichte» (ebd. 1836),
«Venezianische Nächte» (ebd. 1836) und «Liederund Gedichte» (Berl. 1837). Später wendete sie sich dem socialen Roman zu, womit sie in den exklusiven Kreisen ihrer Stan- desgenossen außerordentlichen Erfolg erzielte. Es erschienen: «Aus der Gesellfchaft» (Berl. 1838),
«Der Rechte» (ebd. 1839),
«Gräfin Faustine» (ebd. 1841), «Ulrich» (2 Bde., ebd. 1841),
«Sigismund Forster» (ebd. 1843),
als Fortsetzung des letztern Romans «Cecil» (2 Bde., ebd. 1844),
«Zwei Frauen» (2 Bde., ebd. 1845),
«Clelia Conti» (ebd. 1846),
«Sibylle» (2 Bde., ebd. 1846) und «Levin» (2 Bde., ebd. 1848). Neue Austagen von diesen Schriften erschienen unter dem Gesamttitel «Aus der Gesellschaft» (in 12 Lfgn., Verl. 1844),
und vervollständigt als «Ge- sammelte Schriften» (21 Tle., ebd. 1851). Eine schneidend bittere, aber verdiente Satire auf die exklusiv aristokratische Tendenz derH. war «Diogena, Roman von Iduna Gräfin Hahnke» (Lpz. 1847),
deren Verfasserin Fanny Lewald ist. In den vielen Reise- fchriften der Gräfin, wie «Jenseits der Berge» (2 Bde., Lpz. 1840),
«Reifebriefe» (2 Bde., Verl. 1841),
«Erinnerungen aus und an Frankreich» (ebd. 1842),
«Ein Reifeverfuch im Norden» [* 19] (ebd. 1843) u. s. w., denen sich zuletzt «Orientalische Briefe» (3 Bde., ebd. 1844) anreihten, erscheint die Dar- stellung mehr glänzend als tief, das Urteil geistreich und blendend, aber auch flüchtig und wesentlich durch den augenblicklichen Eindruck bestimmt. In ihren nächstfolgenden Schriften, wie «Unserer lieben Frau» (Mainz 1851; 3. Aufl. 1856),
«Aus Ierufalem» (1. und 2. Aufl., ebd. 1851),
«Die Lieb- haber des Kreuzes» (2 Bde., ebd. 1852),
«Ein Büch- lein vom guten Hirten» (ebd. 1853) u. s. w., zeigte sie auf religiösem Gebiete die ihr eigene Exklusivi- tät. In ihren neuern Romanen «Maria Regina» (2 Bde., Mainz 1860; 4. Aufl. 1876),
«Peregrin» (2 Bde., ebd. 1864; 2. Aufl. 1879),
«Doralice» (2 Bde., ebd. 1861; 2. Aufl. 1863),
«Zwei Schwestern» (2 Bde., ebd. 1863),
«Die Erbin von Cronenstein» (2 Bde., ebd. 1868),
«Die Glöcknerstochter» (2 Bde., ebd. 1871),
«Die Erzählung des Hofrats» (2 Bde., ebd. 1872),
«Die Gefchichte eines armen Fräuleins» (2 Bde., ebd. 1869),
«Vergieb uns unsere Schuld» (2 Bde., ebd. 1874) herrscht bei allen glänzenden Vorzügen in Bezug auf Diktion und Menschenkennt- nis eine entschieden ultramontane Richtung vor. Auch fallen in diese Zeit außer einigen andern Schriften noch ihre «Bilder aus der Gefchichte der Kirche» (4 Bde., Mainz 1856-66).
Vgl. Marie Helene, Gräfin Ida Z., ein Lebens- bild nach der Natur gezeichnet (1869);
Paul Haff- ner, Gräfin Ida Hahnke. Eine pfychol.
Studie (Frankf. a. M. 1880); Hahnke Keiter, Lichtstrahlen aus den Wer- ten der Gräfin Ida Hahnke (Lpz. 1881).
Hahnke, Wilhelm von, preuß. General, geb. in Berlin, wurde im Kadettenkorps erzogen, 1851 zum Sekondelieutenant im Kaiser Alexander-Gardegrenadierregiment Nr. 1 ernannt, 1853 zum Premierlieutenant und 1863 zum Haupt- mann im Gardegrenadierregiment Königin Elisabeth befördert und nahm in diefem als Compagniechef am Kriege gegen Dänemark [* 20] teil. 1866 in den Ge- neralstab versetzt, machte er den Feldzug in Böhmen [* 21] im Stäbe des Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preußen, [* 22] des Oberstkommandierenden der Zweiten Armee, mit; nach Beendigung dieses Krieges war er bis Frühjahr 1870 Flügeladjutant des Herzogs Ernst II. von Hachsen-Coburg-Gotha. Am Kriege 1870/71 nahm er als Major im Generalstab wie- derum im Hauptquartier des Kronprinzen von Preußen teil. 1872 zum Chef des Generalstabs des 3. Armeekorps ernannt, wurde Hahnke 1875 Oberstlieute- nant, 1878 Oberst, 1881 Generalmajor und Com- mandeur der 1. Garde-Infanteriebrigade, zugleich Kommandant von Potsdam, [* 23] 1886 «Commandeur der 1. Garde-Infanteriedivision und Generallieute- nant, 1890 General der Infanterie. Seit 1888 hat er die Stellung als Chef des Militärkabinetts inne. Er ist Generaladjutant des Kaisers Wilhelm II. und steht 2. lg. zuite des Kaiser Alexander-Gardegrena- dierregiments Nr. 1. ¶