Hadriānus,PubliusÄlius, röm.
Kaiser (117-138 n. Chr.), geb. 24. Jan. 76 n. Chr.
zu
Rom,
[* 2] verlor im 10. Jahre seinen
Vater,
Älius Hadrianus Afer, der Senator zu
Rom war und aus dem span. Municipium
Italica stammte.
Unter der Regierung seines Vetters
Trajan, der sein Vormund gewesen und dessen GroßnichteSabine er 100 heiratete,
verwaltete er die höhern Staatsämter. Er begleitete den
Kaiser auf dessen dacischen Kriegszügen und wurde von ihm 117 als
StatthalterSyriens zu
Antiochia an der
Spitze der asiat.
Armee zurückgelassen.
Diese rief ihn nach
TrajansTode, der ihn kurz vorher auf Betreiben der Kaiserin Plotina adoptiert hatte,
zum
Kaiser aus. Durch
Abtretung der Eroberungen
Trajans jenseit des Euphrat gewann er von den Parthern Frieden und begab sich 118 nach
Rom, wo ihn der Senat anerkannt hatte, und wo er sich durch Freigebigkeit gegen das
Volk und einen großartigen
Erlaß vieler
Millionen rückständiger
Steuern in der Herrschaft befestigte. H. machte seit Ende April 120 bis Ende 126 eine
berühmte Inspektionsreise beinahe durch das ganze
Reich. Bei einer zweiten
Reise vom April 129 bis Mai 134 in den
Orient verlor
er (30. Okt. 130) seinen Liebling
Antinous (s. d.) in
Ägypten.
[* 3]
Der
Aufstand der
Juden (seit Anfang 132) unterBar-Cochba wurde durch H.' Feldherrn, Gajus Julius Severus, 135 unterdrückt.
Athen,
[* 4] für welches H. große Vorliebe zeigte, erweiterte er durch
Anlage eines neuen Stadtteils im Südosten der Stadt und
schmückte es durch Prachtbauten. Seine letzten Jahre verlebte H. in
Rom undTibur. Er starb 10. Juli 138 zu
Bajä. Nicht aus
Feigheit oderTrägheit war die Politik H.' eine friedliche, vielmehr
weil er das Verderbliche einer Erweiterung des
Reichs
erkannte.
Die Grenzen
[* 5] wurden namentlich im südwestl.
Germanien
[* 6] durch den sog.
Pfahlgraben und in Britannien, wo der sog. Piktenwall
(s. Hadrianswall) 122-124 auf seinen
Befehl entstand, befestigt, das
Heerwesen verbessert. Die kaiserl.
Rechtsprechung ward durch schärfere Ausbildung des
GeheimenRats des Fürsten (Consilium principis, s. Consilium), die Rechtspflege
überhaupt durch die Zusammenstellung des
Edictumperpetuum (s.
Edictum) bestimmter geordnet,
Italien
[* 7] vier Konsularen als kaiserl.
Rechtspflegern untergeben, das Wohl der
Provinzen auf jede mögliche
Weise gefördert, endlich auch die großen
Hof- undReichsämter
nicht mehr durch Freigelassene, sondern durch röm. Ritter besetzt.
Gute Staatshaushaltung bot seiner für das
Reich höchst wohlthätigen Regierung die
Mittel zur Ausführung zahlreicher großer
Bauten, von denen, nächst den athenischen, namentlich die
Anlage mehrerer
Städte, deren wichtigste Hadrianopolis in
Thrazien,
das
Mausoleum, das er sich in
Rom errichtete (die sog.
MolesHadriani, der
Kern der jetzigen Engelsburg,
s. d.), und die dahin führende Alische
Brücke,
[* 8] sowie die große prachtvolle Villa zu
Tibur (s. Hadrians Villa) zu erwähnen
sind, wie auch die Straßenbauten über den korinth. Isthmus und die Wasserleitung
[* 9] von Stymphalos nach
Korinth.
[* 10] H. war ein
Freund der bildenden Künste, der
Poesie und
Beredsamkeit und versuchte sich selbst in allen diesen Gebieten.
-
richtiger Hâddschi (arab.), heißt im
Islam derjenige, der die religiöse Pflicht des Haddsch (s. d.) vollführt
hat;
ein solcher führt diesen
Titel vor seinem eigentlichen
Namen, z. B. Hâdschi Muhammed Efendi u. s. w.
Auch bei orient.
Christen ist der
Titel vor demNamen derjenigen gebräuchlich, welche eine Pilgerfahrt
nach
Jerusalem
[* 14] vollführt haben, z. B. Hâdschi Christo (Grieche), Hâdschi Ohanès
(Armenier) u. s. w. Den Südslawen hat Hâdschi den häufigen patronymischen Familiennamen
Hadschitsch (Pilgersohn) gegeben.
Chalfa, eigentlich
MustafaIbnAbdallâh, bekannt als
Kâtib Tschelebi, türk.
Historiker, Geograph und Bibliograph,
geb. um 1605 in
Konstantinopel,
[* 15] war mehrere Jahre erster Sekretär
[* 16] des
SultansMurad IV. und starb 1658 in
Konstantinopel. Sein Hauptwerk ist ein großes bibliogr. Lexikon: «Keschful-dsunûn», in arab.
Sprache,
[* 17] in welchem er die
Titel von mehr als 18000 arab., pers. und türk.
Büchern aufzählt und mit
Notizen über den
Inhalt der Werke und das Leben der Verfasser begleitet. Das
Werk ist das hervorragendste Hilfsmittel für die Litteraturgeschichte des
Islam. Auf
Grund der in den Einleitungen zu den
einzelnen
Kapiteln gebotenen allgemeinen Übersichten der mohammed. Wissenschaften hat
Hammer-Purgstall seine «Encyklopäd.
Übersicht der Wissenschaften des
Orients» (anonym, Lpz. 1804) bearbeitet.
Eine vollständige
Ausgabe des
Textes mit lat.
Übersetzung hat Flügel gegeben: «Lexicon bibliographicumet encyclopaedicum» (7 Bde., Lond.
1835-58). Eine
Ausgabe des arab.
Textes erschien in
Bulak 1274 der Hidschra. Außerdem sind noch zu erwähnen seine chronol.
Tabellen: «Takwimal-tawarikh» (Konstant. 1146 der
Hidschra; italienisch von Rinaldo
Carli, Vened. 1697; lateinisch von
Reiske, Lpz. 1766),
seine Geographie: «Dschihânnumâ»
(Konstant. 1145 der Hidschra; lateinisch von Norberg, 2 Bde.,
Lund 1818),
«Geschichte der Seekriege der
Türken» (Konstant. 1141 der Hidschra; englisch von
Mitchell, Lond. 1830).
(altengl. haven; frz. port; neuengl. port), ein
Meeres- oder Seebecken, worin Schiffe,
[* 20] geschützt vor Seegang
und
Sturm, erbaut, ausgerüstet, beladen, gelöscht (d. h. entladen) und ausgebessert werden
können.
Die Haupterfordernisse eines Hafen sind folgende: er muß eine bequeme Ein- und Ausfahrt haben;
in seinem Innern muß stets ruhiges
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forlaufend
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Wasser und genügende Wassertiefe sein.
Durch Schutzbauten oder andere Einrichtungen muß man im stände sein, die Wassertiefe
in der Einfahrt und im H. stets gleichmäßig zu erhalten, d. h. den Hafen vor Versandung
zu schützen.
Jeder gute Hafen muß außerdem eine Reede haben, d. h. eine geschützte Meeresfläche mit gutem Ankergrund
und nicht zu großen Wassertiefen;
hier erwarten die Schiffe die günstige Zeit zum Einlaufen (die von den Gezeiten abhängt)
sowie auch die Zeit zum Absegeln.
Ge- wöhnlich werden die Reeden durch eine Küstenbucht gebildet;
je mehr Berge, Inseln u. s. w.
die Reede umgeben, um so geschützter ist sie.
Offene Reeden nennt man solche, die nur von unter Wasser
liegenden Sandbänken geringen Schutz erhalten.
Auch große Flußmündungen können als Reeden dienen, z. B. die Elbe bei Cuxhaven,
der Tajo bei Lissabon.
[* 22] Offene und daher sehr gefürchtete Reeden haben KapstadtinderTafelbucht/WilhelmshavenbeiSchil- lighörn
(die sog. Außenreede), Havre
[* 23] beim Kap La Höve. Wo die Natur keine geschützte Reede gewährt, sind zuweilen
durch großartige Bauten Reeden ge- bildet worden, so bei Cherbourg
[* 24] und Plymouth.
[* 25] Kriegshäfen bedürfen der Reede besonders,
um dort die Geschwader zum Angriff zu formieren.
Bei ein- zelnen Hafen gehen Reede und Hafen fast unvermittelt in- einander über,
so im Kieler Hafen. Die Zahl der Küsten- punkte, die die meisten der genannten Bedingungen erfüllen, ist
überall beschränkt;
doch findet man im allgemeinen an felsigen, gebirgigen Küsten mehr natürliche Häfen, als an stachen,
sandigen Küsten. Stark zergliederte Küsten, wie die der brit. Inseln, Skandinaviens und der Bretagne, zeigen die meisten Hafen; doch
sind hier häufig die Einfahrten durch zahl- reiche Klippen
[* 26] sehr gefährlich.
Die natürlichen Seehäfen
kann man der Entstehung nach in drei Klassen teilen:
1) Auf- schüttung s Häfen, wenn durch Aufschüttung vor der Küste ein Teil des Meers abgesondert ist;
ReineTypen kommen selten vor, meist sind mehrere kombiniert.
Die
Auffchüt- tung beim ersten Typus kann verschiedener Art sein: Sandablagerunaen (Nehrungen) bei Lagunen- uno Haffhäfen, wie
Memel,
[* 28] Pillau, Venedig,
[* 29] die aber der Gefahr der Versandung ausgefetzt sind, vulkanische Aufschüttung,
wenn vulkanische Inseln sich vorlagern, wie bei Auckland,
[* 30] oder wenn der Krater
[* 31] selbst unter Wasser gesetzt wurde, wie bei den
sog. Kraterhäfen (Aden,
[* 32] Santorin);
endlich Korallenbauten, fowohl bei Ringinfeln als auch Strandriffen, wie Honolulu,
[* 33] Apia u. a.
Die Ein- bruchshäfen, weit häufiger als die vorhergehenden, sind am typischsten vertreten in den Fjordhäfen
(Bergen,
[* 34] Kristiania,
[* 35] Stockholm,
[* 36] Boston)
[* 37] und Rias - Häfen (La Coruna, Brest, Plymouth, Falmouth, Sydney).
[* 38]
Hierher gehören auch
die durch Vorlage- rung von Inseln gebildeten Insel Häfen, wie solche das Altertum in Alexandria, Tyros und Sidon hatte;
Mcchgebend ist bei vielen dieser Plätze
die Zeit ihrer Gründung ge- wesen; die alten Hansehäfen lagen fast nur an Flüs- sen, oft weit aufwärts
vom Meere;
die Schiffe jener Zeit hatten fo geringen Tiefgang, daß sie weit fluß- aufwärts fahren konnten.
Als später größere
See- schiffe gebaut wurden, wurde mancher Seehafen zur Binnenstadt, 2. B. Köln
[* 53] am Rhein.
Auch Lübeck hat infolge seiner
ungünstigen Lage an einem kleinen Flühchen längst seine alte Bedeutung als erster deutscher Seehafen
verloren.
Ebenso mußte Bre- men gegen Hamburg weit zurückbleiben, als die Größe der Schiffe in der zweiten Hälfte unsers
Jahrhunderts immer mehr zunahm.
Jetzt vertieft man mit großen Kosten die Iinterweser, damit See- schiffe bis zu 5 in Tiefgang
nach Bremen hinauf- fahren können.
Sehr wichtig für die Fluhhäfen sind die Gezeiten.
Ohne sie würden
viele, wie Hamburg, Rotterdam, Amsterdam,
[* 54] rasch an Bedeutung ver- lieren.
Die Fluhhäfen haben vor den andern Typen noch den
Vorzug, daß der Fluß zugleich eine bequeme Wasserstraße ins Hinterland bildet, aber den Nachteil, daß der Fluß versanden
oder seinen Lauf ändern kann.
Eine große Zahl natürlicher Hafen befindet sich an Küsten- buchten, die je nach der Stärke
[* 55] ihrer Krümmung nur gegen einzelne Windrichtungen genügenden Schutz gewähren können;
Studien
an den Resten von Hafen des Altertums haben er- geben, daß schon vor etwa 3000 Jahren dieselben Grundsätze
bei der Anlage künstlicher Hafen galten wie heute. Über Einzelheiten des alten Hafenbaues geben besonders Vitruv und der jüngere
Plinius genaue Auskunft.
Ein großartiger Hafenbau war in Karthago ausgeführt;
der Kriegshafen hatte Platz für 220 Galeeren
und besah Schiffbauwerften und Werkstätten aller Art. Die Einfahrt war durch zwei steinerne Molen (Dämme)
geschützt, deren Endpunkte Feuertürme trugen.
Mit dem daneben liegenden Handelshafen maß die geschützte Wasserfläche 26 ka.
Bei Alexandria bestand der Hafen zunächst aus einer einfachen Reede im Schutze der InselPharos; unter den Ptolcmäern wurde die
Insel durch eine Mole
[* 62] mit dem Festlande verbunden, die zwei Durch- fahrten für die Schiffe besah, ^o entstand
auf jeder ^eite der Mole ein geschützter Hafen An der Tibermün- dung wurden die ersten Bauten von Ancus Mar- tius begonnen;
später baute Claudius einengrohen, durch zwei Molen und einen zwischen ihren Enden liegenden Wellenbrecher eingeschlossenen
Vorhafen. Trajan vollendete das Werk durch den Bau eines großen Binnenhafens und eines neuen Tiberkanals.
Doch der riesige Hafenbau von Ostia konnte dem Anwachfen der Küste an jener Stelle nicht wider- stehen;
er versandete bald
und liegt jetzt etwa 4 1 cm landeinwärts vom Strande.