gesprochen und die Bestimmung hinzugefügt, daß die wenigst grausame der Hinrichtungsarten eingeführt werden solle. Erst
als in der Mitte des J. 1791 die Verhandlungen über den Strafcodex wieder aufgenommen wurden, erklärte man sich im Juni
auf
Antrag des Deputierten Felix Lepelletier in einem besondern Gesetze für die Hinrichtung durch das
Köpfen. Als die Gesetzgebende Versammlung an die
Stelle der Konstituierenden trat, forderte der Gesetzgebende
Ausschuß von
dem Sekretär
[* 2] des Kollegiums der Wundärzte, dem Doktor
AntoineLouis (geb. zu Metz
[* 3] 1723, gest. zu
Paris
[* 4] 1792), einen motivierten
Bericht über die nach dem Gesetze von 1791 angemessenste
Weise der Enthauptung.
Louis entsprach diesem
Auftrag unter dem indem er auf die Zweckmäßigkeit der in England in
Gebrauch gewesenen Köpfmaschine hinwies und einen dieser ähnlichen Mechanismus empfahl. Die Versammlung formierte hierauf 20. März auf
Vortrag des Deputierten
Carlier aus den
Vorschlägen Louis’ ein Gesetz, das der König 25. März bestätigte. Zur
Herstellung der
Maschine
[* 5] fand sich ein deutscher, zu
Paris wohnender Mechaniker,
NamensSchmitt, der mit Zustimmung des Ministers
Roland unter der
Aufsicht Louis’ das Modell anfertigte, welches die Regierung ausführen ließ. Da die mit demselben angestellten
Versuche zweckentsprechend ausgefallen waren, so errichtete man die
Maschine auf dem Grèveplatze zuParis
und vollzog mit ihr
die erste Hinrichtung an dem
StraßenräuberNic. Jacq.
Pelletier.
Anfangs nannte man das
Instrument nach dem
Namen seines eigentlichen
UrhebersLouisette oder PetiteLouison.Bald bürgerte sich
aber die durch ein Spottgedicht (s. Guillotin) bekannt gewordene Bezeichnung
[* 6] ein. Auch in den übrigen
StädtenFrankreichs wurde nun die Guillochieren eingeführt. Wo man seitdem das franz.
Strafrecht angenommen hat, ist man gewöhnlich auch zur Einführung der Guillochieren geschritten. Indes hatte
doch die
Erinnerung an ihren häufigen Gebrauch während der Schreckensherrschaft manche Vorurteile gegen ihre Anwendung erweckt
und ihre Einführung in einigen
Ländern verhindert.
Erst in neuerer Zeit wurde die Guillochieren, mit verbessertem Mechanismus und unter dem
NamenFallschwert oder Fallbeil,
in mehrern deutschen
Staaten wieder eingeführt. Das Deutsche
[* 7] Reichsstrafrecht überläßt die Bestimmung des Werkzeugs, mittels
dessen die Enthauptung vollstreckt werden soll, den einzelnen
Bundesstaaten. In
Preußen
[* 8] erfolgt die Vollziehung der
Todesstrafe
in den altpreuß.
Provinzen durch das
Beil, in der Rheinprovinz
[* 9] durch die Guillochieren. In
Österreich
[* 10] wird die
Todesstrafe
mit dem
Strange vollzogen, und diese Vollstreckungsart ist auch im Strafgesetzentwurf von 1889 beibehalten. (s.
Todesstrafe, Hinrichtung.)
(spr. gimarāengsch),Stadt im Distrikt
Braga der portug.
ProvinzEntre Douro e Minho, 55 km imNO.
von Porto, in 243 m Höhe auf hohen Felsen gelegen, an der Schmalspurlinie Trafa-Guimaraes, hat etwa 8000 E.
Über der von
Mauern
umgebenen alten Stadt liegen Ruinen des Schlosses, in welchem
Alfons I., der erste König von
Portugal,
[* 11] geboren wurde, der
verfallene
Palast der
Herzöge von Braganza, die 1385 gegründeteKircheSāoMiguel do
Castello und die merkwürdige,
1387–1400 gebaute
KircheNossa-Senhora da Oliveira. Die Neustadt
[* 12] hat schöne Häuser und
Straßen. Man fertigt
Messer,
[* 13] Tafeldamast,
Leder,
Confitüren von
Feigen und Pflaumen und treibt
Wein-
und Branntweinhandel mit Porto. In der Umgegend Schwefelquellen,
die
AquaeLaevae der
Römer.
[* 14]
(spr. gimarāengsch),BernardoJoaquim da Silva, brasil. Dichter und Romanschriftsteller,
geb. 1827, gest. 1885. Er veröffentlichte: «Cantosda solidāo»
(SanPaulo 1852; in vermehrter
Auflage«Inspirações da tarde»,
Rio
[* 15] 1858; in abermals erweiterter als «Poesias», 1865),
ferner
«Novaspoesias» (1876) und «Folhas do outomno» (1883);
doch sind seine Jugendgedichte die vollendetsten, ausgezeichnet durch den reinen und edlen brasil.
Nationalgeist, den sie in
Inhalt und Form atmen.
Unter seinen zahlreichen
Romanen sind die besten «O Garimplio» (1872),
«O Seminarista» (1872),
«Mauricio» (1877) und «AEscrava Isaura» (1882), interessante Sittengemälde und Dorfgeschichten voll naturalistischer
Lokalfarbe.
(spr. gi-),Küstenland in Westafrika. Die geogr.
Bezeichnung Guinea, welche einst die portug. Seefahrer der
Küste von Westafrika vom
Senegal bis zum
Oranjefluß erteilten, hat
sich mehr und mehr auf die portug. Besitzungen am
Casamance und auf jene zwischen
Kongo und
Kunene beschränkt.
Der allgemeine Sprachgebrauch nennt die
Länder am Golf von Guinea von
Liberia
[* 16] bis
GabunNord- oder Oberguinea
[* 17] und jene südlich
angrenzenden bis zum
KuneneSüd- oder Niederguinea. Als die Portugiesen zuerst an der Westküste
Afrikas vordrangen, suchten
sie die goldreichen Negerländer südlich von der Wüste, die damals auf den Karten Ginyia oder Gineua,
Ghenei, Ghenroa (Ginea der Portugiesen) genannt waren, ein
Name, der offenbar eine Verunstaltung von Djenné ist. Er findet
sich zuerst auf der Karte von 1351, und die Karte der Pizigani enthält ihn dreimal.
Auf der catalan. Karte von 1375 heißt er Gineua. Nach Barbot hieß ein Landstrich am
Senegal Genahoa,
und so nannten die Portugiesen das Land, wo sie zuerst
Schwarze zu sehen bekamen, und später auch jedes andere Küstenland
weiter nach
Osten, wo sie
Neger fanden. Daraus scheint der
Name Guinea entstanden zu sein. Nordguinea wird insbesondere und schlechthin
Guinea genannt. Dasselbe begrenzt auf einer
Strecke von mehr als 3300 km im Norden
[* 18] den
MeerbusenvonGuinea, der
in seinem nordöstl.
Hintergrunde die
Baien von
Benin und Biafra bildet. In und vor letzterer liegen die vier
Guinea-Inseln, von denen Fernando Po
und
Annobon den
Spaniern, die
Inseln Principe und Sāo-Thomé den Portugiesen gehören. Der Küstensaum
selbst ist, außer im O., wo sich das Deltaland des
Niger ausbreitet, schmal; er ist teils wegen
Mangel an guten Häfen, teils
wegen starker
Brandung schwer zugänglich, strichweise sandig oder sumpfig, stellenweise wasserreich.
Die Pflanzenwelt erreicht
hier ihre reichste tropische Entfaltung im westl.
Afrika
[* 19] und gipfelt darin an der
Bai von Biafra, überhaupt
zwischen
Niger und
Gabun. Hier sind reich bewaldete Abhänge mit ursprünglicher Kraft
[* 20] und Fülle, eine große Mehrzahl mächtiger
Palmen
[* 21] (Raphia-Arten mit
Blättern von erstaunlicher Länge, Ölpalme), und hier sind tropische Kulturen von indisch-malaiischer
oder südamerik.-äquatorialer Herkunft ermöglicht. Bei der
Lage unter und in der Nähe des
Äquators
ist die Hitze sehr groß, nur in der Regenzeit etwas ermäßigt,
¶
mehr
die im allgemeinen zwischen Juni und Oktober, in einigen Landstrichen aber jährlich zweimal eintritt, gewöhnlich mit Gewittern
und Stürmen verbunden. Der Harmattan, welcher einige Monate aus NO. weht, trocknet alles aus. Gegenüber diesem ungesunden,
dem Fremden oft tödlichen Klima
[* 23] der Küste gewähren die dahinter aufsteigenden Berglandschaften milde und gesündere Luft.
Diese dicht bewaldeten und fruchtbaren Landschaften sind auch stark bevölkert von heidn.
Negerstämmen, unter denen ein auffallender Unterschied zwischen den Strand- und Bergnegern hervortritt. Die erstern zeigen
sich infolge des Sklavenhandels und des Umgangs mit den Europäern verderbt und geschwächt, die letztern kräftiger, ziemlich
gesittet, aber auch kriegslustiger. Die wichtigsten Negerreiche in dieser Gegend sind: Aschanti, Dahome,
Joruba und Benin (s. d.). Die einzelnen Küstenstriche sind, wenn man Guinea im
portug. Sinn bis zur Nordwestküste ausdehnt: Portugiesisch-Guinea mit den Bissagosinseln, zwischen Casamance und Compony;
die Pfeffer-, Körner- oder Malaguettaküste bis zum KapPalmas, benannt nach den hier wachsenden und früher stark ausgeführten
Paradieskörnern, dem langen und Malaguettapfeffer, mit der Negerrepublik Liberia;
die Elfenbein- oder Zahnküste,
nach älterer Annahme bis zum Kap der drei Spitzen, jetzt nur bis zum FlusseAssini gerechnet, nach dem Hauptausfuhrprodukt benannt;
Bis zum Kap Lopez reicht im Sprachgebrauch die Bezeichnung
Oberguinea und Golf von Guinea. Zu Niederguinea gehören Französisch-Kongo, die Küsten von Loanda, Benguella und Mossamedes. (Hierzu
Karte: Guinea.)