Grudekoks, die bei der Paraffinbereitung als Nebenprodukt erhaltene, abgeschwelte, feinverteilte
Kohle, die vielfach
als Heizmaterial, oft in besonders dazu eingerichteten Öfen
[* 2] (Grudeöfen), benutzt wird. Das Material wird geschätzt, weil
es, entzündet, lange Zeit fortglimmt, ohne einer Überwachung zu bedürfen, und dabei eine lange andauernde, gleichmäßige,
wiewohl nicht sehr hohe Wärme
[* 3] verbreitet. Da die Grude ohne Rauchverbreitung und ohne
Geruch zu entwickeln
verbrennt, so glaubt man vielfach, sie in offenen Feuerkästen, ohne Dunstabzug, verwenden zu können: eine durchaus irrige
Ansicht, der schon mehrfach Menschenleben zum Opfer gefallen sind, da sich das giftige
Kohlenoxydgas hier ebenso wie bei jeder
andernKohle entwickeln kann.
(spr. grudschonz), poln.
Name für Graudenz
[* 4] (s. d.). ^[= Der Name ist griech. Ursprungs; die einheimische Benennung war Kemet (kopt., Keme in oberägypt., ...]
(spr. gruitsch),Sava, serb. Staatsmann, geb. 1840 im
Dorfe Kolare im
Kreis
[* 5] von
Požarevac, verließ 1861 die
Belgrader Militärakademie als Artillerielieutenant und wurde zur weitern
militär. Ausbildung auf 1½ Jahre nach
Berlin,
[* 6] später auf 6 Jahre nach
Rußland kommandiert, wo er die
Artillerieakademie von Michailow absolvierte und im
PetersburgerArsenal arbeitete. In der
Heimat übernahm er die Leitung der
Geschützgießerei von Kragujevac, mußte aber 1873 wegen einer
Schrift über die Organisation der serb.
Armee den Dienst
eine Zeit lang verlassen. Im
TürkischenKrieg von 1876 zeichnete er sich als Artilleriechef im Generalstab des
GeneralsTschernajew
aus und wurde für die Verteidigung von
Alexinac und Deligrad zum Obersten befördert.
Während des zweiten Türkenkrieges 1877‒78 war er Kriegsminister, 1879‒87 erster diplomat.
AgentSerbiens in
Bulgarien,
[* 7] Gesandter inGriechenland
[* 8] und später in
Rußland. Im Juni 1887 wurde er Kriegsminister im Koalitionskabinett
Ristić und Jan. 1888 auf wenige
Monate Ministerpräsident eines radikalen
Kabinetts, nachdem er inzwischen zum
General befördert
war. Nach dem Rücktritt des Königs Milan abermals April 1890 an die
Spitze eines radikalen Ministeriums gestellt, trat er zurück,
um Paschić Platz zu machen, war dann Präsident des
Staatsrats, seit Nov. 1891 Gesandter
Serbiens in
Konstantinopel
[* 9] und übernahm
Juni 1893 im
Kabinett Dokić wieder das Kriegsministerium.
Ordnung aus der Gruppe der Dikotyledonen,
Abteilung der Choripetalen, charakterisiert durch zwittrige und
meist regelmäßige, fast stets fünfzählige
Blüten, in denen gewöhnlich doppelt soviel
Staubgefäße
[* 10] als Blumenblätter vorhanden sind; fünf davon sind jedoch häufig steril und als
Staminodien ausgebildet. Der
Fruchtknoten
ist oberständig und besteht aus fünf miteinander verwachsenen Fruchtblättern. Die
Frucht springt in einigen Familien bei
der Reife auf oder spaltet sich in fünf
Teilfrüchtchen. Die Ordnung der Gruinalen umfaßt die Familien der
Geraniaceen,
Tropäolaceen, Oxalidaceen, Linaceen,
Balsaminaceen. Hierzu
Tafel: Gruinalen. Zur Erklärung vgl. die
Artikel Linum,
Erodium, Oxalis, Impatiens.
(spr. chreutheusen),Franz von Paula, Astronom und Naturforscher, geb.
auf dem Schlosse Haltenberg
am
Lech, erlernte die
Chirurgie und nahm 1788 in der österr.
Armee als Feldchirurg Dienste.
[* 11] Seit 1801 studierte
er in Landshut
[* 12]
Philosophie und
Medizin, wurde 1808
Lehrer der Naturkunde an der landärztlichen Schule zu
München
[* 13] und 1826 ord.
Professor der
Astronomie
[* 14] an der
Universität daselbst. Er starb zu
München. Unter seinen philos. und astron.
«Über die
Natur der
Kometen»
[* 15] (ebd. 1811). Außerdem gab er die
«Analekten für Erd- und
Himmelskunde» (ebd. 1828‒31) heraus, die er
seit 1832 als
«NeueAnalekten u. s. w.» fortsetzte; ebenso seit 1838 ein «Astron.
Jahrbuch». Im größeren Publikum machte sein phantastischer
Aufsatz in Kastners
«Archiv» über die «Entdeckung
vieler deutlicher
Spuren der Mondbewohner, besonders eines kolossalen Kunstgebäudes derselben» vieles Aufsehen, nachdem er
schon 1821 in den
«Akten» der Leopoldinischen
Akademie seine «Selenognostischen Fragmente» veröffentlicht hatte.
Er gab zuerst und lange vor
Civiale (s. d.) ein
Instrument an, um den
Blasenstein zu zerbröckeln.
czech. Kraliky, Stadt in der österr. Bezirkshauptmannschaft Senftenberg in
Böhmen,
[* 16] nahe
der preuß. Grenze (570
m), an der Linie Hannsdorf-Wichstadtl-Lichtenau der Mähr. Grenzbahn, hat (1891) 2991 meist deutsche
E., Post,
Telegraph,
[* 17]
Bezirksgericht (130,36 qkm, 19 Gemeinden, 24 Ortschaften, 15073 meist deutsche E.), eine schöne
Pfarrkirche,
eine
Bürgerschule, eine Fachschule für Holzindustrie, das Töchterpensionat Maria maggiore der ehemaligen
Berliner
[* 18]
Ursulinerinnen;
Seiden- und Baumwollwarenfabrik,
Branntweinbrennerei, zwei
Brauereien, zwei Ziegeleien, eine Dampfbrettsäge
und lebhafte Hausindustrie (Baumwollweberei und Holzschnitzerei). Der nahe Marienberg (760 m) trägt ein vom nachmaligen
Königgrätzer
BischofJohannTobiasBecker 1696 gegründetes Servitenkloster, das 1883 an den
Orden
[* 19] der
Redemptoristen überging,
mit einer vielbesuchten Wallfahrtskirche.
Wilh. von, fränk. Edelmann aus einem alten, im 17. Jahrh.
ausgestorbenen Geschlecht, geb. ein Schwager Florian Geyers und durch seine Frau, eine
geborene von Hutten, dem Geschlecht
Ulrichs von Hutten verwandt, taucht zuerst im
Bauernkrieg 1525 auf. Seit 1538
Amtmann des
MarkgrafenAlbrechtAlcibiades, später unter der Regierung des mit ihm verwandten
Bischofs von
Würzburg,
[* 20] Konrad von
Bibra, Hofmarschall und
Amtmann des
Stifts, kehrte er nach dem
Tode Konrads und der
Wahl des
Bischofs Melchior von
Zobel
in die Dienste
Albrechts zurück, für den er im Schmalkaldischen
Krieg Reiter warb und 1552 den berüchtigten
Vertrag mit dem
StiftWürzburg vermittelte, wobei er selbst seinen
Besitz mehrte und seine stiftischen Lehnsgüter in freies
Eigentum verwandelte. Die
Verträge wurden jedoch von der Versammlung zu Passau
[* 21] nicht bestätigt und auch vom
Kaiser schließlich
kassiert und G.s Besitzungen nach der
Ächtung des Markgrafen durch den
Bischof Melchior eingezogen. Nun
trat er 1557 in die Dienste
JohannFriedrichs Ⅱ. von
Sachsen,
[* 22] dessen Unzufriedenheit mit den bestehenden Verhältnissen ihn
für Umwälzungsgedanken zugänglich machte. Da wurde Bischof Melchior auf offener
Straße¶
mehr
zu Würzburg von einer Rotte Unbekannter angefallen und getötet. Dies Ereignis veranlaßte die sog.
Grumbachschen Händel. Grumbach hatte diesen Anschlag eingeleitet, obgleich es vielleicht nicht in seiner Absicht lag, den Bischof
töten zu lassen, da es ihm, wie er behauptete, darum zu thun war, denselben in seine Gewalt zu bringen.
Während der neue Bischof, Friedrich von Wiersberg, einen für die Urheber des Attentats gefährlichen Prozeß einleitete, arbeitete
Grumbach an kühnen und weitgreifenden polit.
Plänen. Er trat mit dem Adel verschiedener Kreise,
[* 24] besonders aber mit dem fränkischen, in Verbindung und suchte diesen für
den Gedanken zu gewinnen, die Herrschaft der großen Territorialherren im Reiche zu brechen und mit den
Waffen
[* 25] in der Hand
[* 26] die Reichsunmittelbarkeit der ganzen Ritterschaft wiederherzustellen. Zunächst suchte sich Grumbach durch
eine kühne That in den Besitz seiner Güter zu setzen und das Zutrauen des Adels zu erwecken. Er versammelte mit den markgräfl.
Edelleuten Ernst von Mandelslohe und Wilhelm von Stein einen Haufen von 800 Reitern und 500 Mann Fußvolk,
überfiel mit dieser Schar die Stadt Würzburg und erzwang, da der Bischof geflüchtet war, von dem Domkapitel einen
Vertrag, in welchem er und seine Genossen ihre eingezogenen Güter zurückerhielten und außerdem durch bedeutende Geldsummen
entschädigt wurden. Der Bischof bestätigte zwar nach seiner Rückkehr den Vertrag, trat aber, als der
Kaiser jetzt ein Achtsmandat gegen Grumbach erließ von dem Vertrag wieder zurück.
Um so fester schloß sich nun Grumbach an JohannFriedrich an. Er zog mit seinem Anhange Ende 1564 nach Gotha
[* 27] und
verstrickte hier in Verbindung mit dem Kanzler ChristianBrück den Herzog völlig in die Umwälzungspläne. Im Einverständnis
mit dem franz. Hofe, von dem Grumbach schon 1558 den Titel eines Reiterobersten der KroneFrankreich erhalten, machten beide dem Herzog
zur Wiedererlangung der Kurwürde Hoffnung. Hierdurch brachten sie Kurfürst August, der schon längst
solche Anschläge seitens G.s und des Ernestinischen Nachbarn fürchtete, vollends auf.
Unter Kursachsens Einfluß verhängte Maximilian Ⅱ. die Reichsacht über Grumbach und JohannFriedrich und beauftragte Kurfürst
August mit der Ausführung. Letzterer rückte noch Weihnachten 1566 vor Gotha und nahm die Stadt nach einer harten Belagerung durch
Kapitulation mit den Bürgern ein, die sich des Regiments bemächtigt und in einem Aufstand den G.schen Anhang gefangen genommen
hatten. Während man den gefangenen Herzog nach Wien
[* 28] abführte, wurden Grumbach und der Kanzler Brück nach einem Urteil des Kurfürsten 18. April lebendig
gevierteilt, die übrigen.Hauptteilnehmer aber enthauptet. –
Vgl. Ortloff, Geschichte der G.schen Händel
(4 Bde., Jena
[* 29] 1868‒70).