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sind, so vermag keine Übertragung ihren ganzen Zauber wiederzugeben.
Eine Sammlung bockdeut- scker Gedickte a Hundert Blätter» (Hamb. 1854) folgte dem «Quickborn».
Von seinen übrigen Werken in plattdeutscher Sprache [* 2] verdienen noch «Voer de Goern», Kinderreime mit Illustrationen von L. Rich- ter lLpz.
1858) und die Dichtung «Nothgcter-Meister Lamp un sin Dochder» (Hamb. 1862) Hervorhebung.
In den «Briefen über Kochdeutsch und Plattdeutsch» (Kiel [* 3] 1858) tritt Grotius für das Anrecht des Platt- deutschen als deutsche Schriftsprache in die Schranken. Später erschien von ihm ein zweiter Teil des «Quick- born» («Volksleben in plattdeutscher Dichtung dith- niarscher Mundart», Lpz. 1871),
ferner «Ut min Iungsparadies» (Berl. 1876) und eine Reihe lin- guistischer Abhandlungen u. d. T.: «Über Mund- arten und mundartige Dichtungen» (ebd. 1873). G.s «Gesammelte Werke» erschienen in 4 Bänden (Kiel 1893). -
Vgl. Eggers, Klaus Grotius und die platt- deutsche Dichtung (Berl. 1885);
Klaus Grotius, Lebens- erinnerungen. Hg. von E. Wolsf (Kiel 1891).
Groth, Paul, Krystallograph und Mineralog, geb. zu Magdeburg, [* 4] studierte in Frciberg und Berlin. [* 5]
Nachdem er in Berlin 1870 als Docent an der Bergakademie angestellt war, habilitierte er sich auch als Privatdocent an der Universität und erhielt bald darauf an der Straß- burger Universität die ordentliche Professur für Mineralogie;
das von ihm dort eingerichtete mine- ralog.
Institut und Laboratorium [* 6] war eins der ersten seiner Art in Deutschland. [* 7] Im Herbst 1883 siedelte er als Nachfolger von Kobells nach München [* 8] über, wo ihm außer der Professur für Mineralogie auch die Stelle als Konservator der Mineralog. Sammlungen des Staates übertragen wurde. Er schrieb: «Tabellarische Übersicht der Mineralien [* 9] nach ihren krystallographisch-chem. Beziehungen ge- ordnet» (Vraunschw. 1874; 3. Aufl. 1889),
«Über das Studium der Mineralogie auf den deutfcken Hochschulen» (Straßb.u.Lond. 1875),
«Physikalische Krystallographie» (Lpz. 1876; 2. Aufl. 1885),
ein Werk von hohem wissenschaftlichem Wert;
«Das Gneisgebiet von Markirch [* 10] im Oberelsaß» sStraßb. 1877),
«Die Mineraliensammlung der Kaiser-Wil- Helms-Universität Straßburg» [* 11] (Straßb. und Lond. 1878),
«Grundriß der Edelsteinkunde» (Lpz. 1887). 1877 begründete er die angesehene «Zeitschrift für Krystallographie und Mineralogie» (Leipzig). [* 12] Grotius, Hugo, oder de Groot, Jurist und Staatsmann, geb. zu Delft, stammte aus einer edlen Familie, erhielt eine treffliche Er- ziehung, studierte in Leiden, [* 13] begleitete 1598 den Großpensionär Oldenbarneveldt auf einer Gesandt- schaft nach Frankreich, wo er von Heinrich IV. aus- gezeichnet wurde und in Orle'ans die jurist.
Doktor- würde erwarb.
Nach seiner Rückkehr begann er als Advokat zu praktizieren und wurde 1607 General- fiskal und 1613 Ratspensionär in Rotterdam. [* 14]
Da- mals beunruhigten die Angelegenheiten der Remon- strantcn (s. d.) und ihrer Gegner Holland.
Olden- barneveldt war der Beschützer der erstern, und Grotius unterstützte ihn durch seine Schriften und fein An- sehen. Dies verwickelte beide in einen peinlichen Prozeß, infolgedessen Oldenbarneveldt 1619 ent- hauptet, Grotius zu lebenslänglicher Gefangenschaft auf dem Schlosse Loevenstein bei Gorkum verurteilt wurde.
Aus dieser befreite ihn feine Gattin, indem sie ihn, in eine Bücherkiste versteckt, nach Gorkum bringen ließ. Grotius begab sich zunächst, als Maurer verkleidet, nach Antwerpen, [* 15] dann nack Paris [* 16] und erhielt von Ludwig XIII. eine Pension von 3000 Livres. 1631 kehrte er nach Rotterdam zurück.
Da aber die Generalstaaten einen Preis auf feine Verhaftung setzten, reiste er 1632 nach Hamburg [* 17] und trat 1634 in den Dienst Schwedens als schwed. Gesandter am franz. Hofe, wo ihm durch fein perfönliches Verhältnis zu Richelieu, dessen Eitelkeit er verletzt hatte, mancherlei Schwie- rigkeiten entstanden.
Doch blieb ihm das volle Vertrauen des schwed. Kanzlers Orenstierna er- balten. 1645 nahm er seinen Abschied, reiste nack Stockholm, [* 18] wurde auf der Rückreise durch einen Sturm nach Pommern [* 19] verschlagen und erkrankte zu Rostock, [* 20] wo er starb. In Delft wurde ihm 1886 eine Bronzcstatue (von Stracke'e) errichtet. Grotius verband mit großen staatsmännischen Talen- ten eine tiefe und ausgebreitete Gelehrsamkeit. Er war ein gründlicher Theolog und trefflicher Exeget, ein ausgezeichneter Humanist, scharfsinniger Phi- losoph und Jurist und ein mit den Quellen der Geschichte vertrauter Historiker.
Seine Schriften haben auf die Bildung eines reifern Geschmacks und aus Verbreitung einer aufgeklärten und milden Denkart in wissenschaftlichen Angelegenheiten einen entschiedenen Einfluß gehabt.
Seine metrischen Übersetzungen der Griechen zeugen von großer Formgewandtheit;
er war einer der besten neuern lat. Dichter.
Insbesondere gebührt ihm der Ruhm, der Begründer des allgemeinen Staatsrechts, der Rechtsphilosophie und der Völkerrechtswissenschaft zu sein. 1609 erschien von ihm das «Naro lide- i-uin» (Leiden),
worin er die Freiheit des Holland. Handels nach Ostindien [* 21] verteidigte, ein Teil des erst 1864 aufgefundenen, 1868 von Hamaker her- ausgegebenen «1)6^ui'6praL(lN6».
SeinHauptwerk aber ist «De Mi-6 deiii lle pkci3» (Par. 1625 u. ö.; hg. von Cocceji, 3 Bde., Vresl. 1744-48, und in neuerer Zeit von Pradier-Fodöre', 3 Bde., Par. 1865-67; deutsch inder"Philos.Vibliothek",Bd.15 u. 16, Verl. 1869).
Zu erwähnen sind ferner: «vs impeiio Luinmlli'um p0t68taMiii circa Lacrü» (wohl 1614 verfaßt, gedruckt Par. 1647 u. ö.),
«^i- na,l68 et 1ii3toriH6 äs reduZ I)6iFici8» (Amstcrd. 1657),
«^.nnotatiouLZ ad Vet. i68tNin.» (3 Bde., Par. 1644; hg. von Döderlein, 3 Bde., Halle [* 22] 1775 -76), «^!N10tHtiori68 in ^0V ^68t3,U1.» (2 Bde., Amsterd. 1641-47; neue Aufl., 9 Bde., Groningen 1826-34),
«vk vei'itkte 1-611^101113 c1iri3tiHna6» (Leid. 1622; mehrfach in fremde Sprachen über- setzt),
die beste neuere Apologie des Christentums, «I^IliatH» (ebd. 1617),
«1)13861^^10 ä6 01'iZ1!10 86ntmm ^n^ricanHi-um» (Par. 1642), worin Grotius zu zeigen sucht, daß Nordamerika [* 23] von Norwegen [* 24] aus bevölkert worden sei. Die wichtigste Quelle [* 25] für die Lebensgeschichte von Grotius sind feine in mehrern Sammlungen erschienenen Briefe. -
Vgl. außer den Biographien von Luden (Berl. 1806)/Vutler (Lond. 1826) und de Vries (Amsterd. 1827) die Schriften von Creuzer, Luther und Grotius (Heidelb. 1846), und Hartenstein, Darstel- lung der Rechtsphilosophie des Hugo Grotius (Lpz. 1850);
ferner Caumont, Nuä6 8ur 1a. vi6 6t 163 travaux äe 6. (Par. 1862);
Heiy, ^Wä6 8ur 16 äroit äs Ia FU6rr6 ä (-. (ebd. 1875);
Rogge, Did1i0t1i6cH (^rc- tiaiia. (^rotii ojerum ä^cri^tio didlioFliipliicH lTl. 1, Haag [* 26] 1883);
Vorsterman vanOijen, HuZo ä6 6i-00t 6n 2i^n F68iac1it (Amsterd. 1883);