Reichsverfassung im Frankfurter Parlament machte sich zuerst dieser Gegensatz geltend. Nach Bildung des Nationalvereins (s. d.),
der das kleindeutsche Progrannn zu verwirklichen suchte, versammelten sich die Großdeutschen, etwa 500, am in
Frankfurt a. M. und gründeten daselbst den Deutschen Reformverein, dessen Zweck war, die Reform der deutschen Verfassung durch
Einsetzung eines Bundesdirektoriums und einer Versammlung von Delegierten der einzelnen Kammern zu fordern, auf der Grundlage
der Erhaltung der vollen Integrität Deutschlands. Dieser Verein bestand meist aus Süddeutschen, und zwar aus aristokratischen,
klerikalen und demokratischen Elementen, unterstützte das österr. Reformprojekt 1863 (s. Deutschland und Deutsches Reich,
Bd. 5, S. 199) und sprach sich ebenso wie
der Nationalverein in der schlesw.-holstein. Sache für das Erbrecht des Herzogs Friedrich von Augustenburg aus. Nach der Gründung
des Norddeutschen Bundes (1866) agitierten die Großdeutschen für die Errichtung eines Südbundes und für engen Anschluß
an Österreich. Das J. 1870 nahm dem Programm der Großdeutschen jede polit. Bedeutung.
(frz., spr. gross’), in der franz.
Rechtssprache die mit der Vollstreckbarkeitsformel versehene Ausfertigung eines Urteils oder einer Notariatsurkunde.
Julius, Dichter, geb. in Erfurt, studierte in Halle und ging 1852 nach München, um die Akademie der
bildenden Künste zu besuchen; doch bald siegte die Neigung zur Poesie. 1855 übernahm Grosse die Mitredaktion
der «Neuen Münchener Zeitung» (später «Bayr. Zeitung»),
bis diese (1867) von der «Süddeutschen Presse» verdrängt wurde. 1870 erhielt
er einen Ruf als Sekretär der Schiller-Stiftung nach Weimar und siedelte als solcher mit jedem Wechsel des Vorortes nach Dresden,
Weimar, München und zuletzt wieder (1890) nach Weimar über. Grosse bewegt sich auf allen Gebieten dichterischen
Schaffens mit großer Formgewandtheit. Seine ersten «Gedichte» erschienen 1857 (Göttingen);
sie wurden weit übertroffen von den Gedichten «Aus bewegten Tagen» (Stuttg. 1869). Eine neue Ausgabe sämtlicher Gedichte
G.s veranstaltete Paul Heyse (Berl. 1882). Zu dem Besten, was Grosse gedichtet hat, gehören seine Kriegslieder
«Wider Frankreich» (Berl. 1870). In den «Episoden und Epilogen» (Münch. 1888; 2. Aufl. 1890) tritt die Ballade in den Vordergrund.
Von seinen größern epischen Dichtungen (Gesamtausgabe: «Erzählende Dichtungen», 6 Bde., Berl. 1872‒73; später erschien
noch «Das Volkramslied», Dresd. 1889; 2. Aufl. 1890) verdienen außer der «Gundel
vom Königssee» (die auch mehrfach für die Bühne bearbeitet wurde) das «Mädchen von Capri» und «Der graue Zelter» den Vorzug.
Auch das komische Epos wurde von Grosse mit Glück gepflegt, wie sein «Pesach Pardel, ein modernes Epos in zehn Gesängen» (Halle
1871) und «Der Wasunger Not», tragikomisches Heldenlied aus dem 18. Jahrh. (Berl.
1872),
beweisen. Seine zahlreichen dramat. Werke erschienen gesammelt in sieben Bänden (Lpz. 1870); einen Erfolg auf der
Bühne errang er nur mit «Tiberius». Grosse liebt in der ernsten Novelle das psychol. Problem, in der heitern das seltsam Barocke.
Von seinen Novellen und Romanen sind zu erwähnen: «Novellen» (3 Bde.,
Münch. 1862‒64),
Theodor, Maler, geb. zu Dresden, kam 1843 erst als Bildhauer auf die Dresdener Akademie und trat 1847 in
das Atelier Bendemanns ein. 1852 malte er eine Leda mit dem Schwane (in der Dresdener Galerie) und 1853 ein
Mädchen mit der Laute. Auch half er Bendemann an den Bildern im königl. Schlosse und führte 1854 in der Kuppel und im Venetianersaale
des Neuen Museums grau in grau Allegorien aus. Im Schlosse zu Wildenfels malte Große im Auftrage des Grafen Solms
1856‒58 mit Wachsfarben die geistlichen und weltlichen Tugenden, später Scenen aus der Geschichte der Grafen Solms. 1858 ging
er als Stipendiat der Akademie nach Florenz, dann nach Rom, wo er längere Zeit im Umgange mit Cornelius lebte und unter anderm 1863 eins
seiner besten Ölbilder: Besuch der drei Engel bei Abraham (Städtisches Museum zu Leipzig) schuf.
Nach seiner Rückkehr aus Italien vollendete er 1864‒71 die Ansmalung der östl. Loggia des Leipziger Museums (Mythen und Allegorien
im Gebiete der Kunst; photographisch nachgebildet, mit Text von Jordan, 6 Lfgn., Lpz. 1865‒74). Seit 1867 lebte
Große wieder in Dresden, wo er als Professor an der Kunstakademie thätig war und starb. Für das dortige neue Theater
besorgte er 1877 die Ausschmückung des Foyer mit Darstellungen aus dem Sagenkreis des Bacchus. Die Dresdener Galerie besitzt
sein großes, 1879 vollendetes Ölgemälde: Ankunft der Seelen im Purgatorio, nach Dante.
Auch als Porträtmaler war Große vielfach beschäftigt. Sodann malte er: Das Urteil des Neides (1885), Madonna am Rosenbusch sitzend
(1886). In den achtziger Jahren schmückte Große außerdem die Aula der Landesschule St. Afra in Meißen mit Wandgemälden aus,
welche die Allegorie der Wissenschaft, Plato im akademischen Haine, Aristoteles unter seinen Schülern und
Cicero gegen Catilina darstellen. Auf der Internationalen Kunstausstellung in Berlin 1891 sah man von ihm: Madonna mit dem Kinde,
Der gesteinigte Stephanus wird aufgefunden.
der Begriff des Wie groß, ist als einer der fundamentalsten aller Erkenntnisbegriffe von Aristoteles wie von
Kant unter die Kategorien (s. d.) aufgenommen. Der Ausdruck der bestimmten Größe ist die Zahl. Sie beruht
auf der Einheit. Aus Einem und wieder Einem u. s. f. entsteht, durch Verknüpfung mehrerer
Einheiten zu einer neuen Gedankeneinheit, die Zweiheit, Dreiheit u. s. w., allgemein die
Vielheit (Mehrheit). Wird eine Vielheit als abgeschlossen, d. h. wiederum als Einheit vorgestellt,
so entsteht der Begriff der Allheit. Wird
mehr
die Allheit den Größe, aus denen sie sich zusammensetzt, gegenübergestellt, so entstehen die Begriffe Ganzes und Teil. Die Zusammensetzung
und Teilung der Größe im Raume und in der Zeit geht aber ohne Grenzen fort; daraus entspringen die Begriffe der Unendlichkeit
und unendlichen Teilbarkeit, der unendlichen und unendlich kleinen Größe. Setzt man der unendlichen Teilbarkeit
in Gedanken eine Grenze, so entsteht der Begriff des Unteilbaren oder Einfachen (Indivisibeln). Die Mathematik kennt außerdem
stetige und diskrete Größe (s. Stetigkeit), kommensurable und inkommensurable Größe (s. Kommensurabel) und imaginäre
Größe (s. Imaginär).
Hält man Größe und Größe gegeneinander, so entsteht, je nachdem beide sich als dieselbe
oder nicht dieselbe Größe ergeben, Gleichheit oder Ungleichheit. Ein Satz, der eine Gleichheit zweier Größe ausspricht, heißt eine
Gleichung (s. d.). Die Vergleichung räumlicher oder zeitlicher Größe heißt
Messen, die bei der Messung zu Grunde gelegte Größe, wonach wir die andere bestimmen, heißt das Maß derselben. Die Größenbestimmung
ist von allen Bestimmungen eines in Raum und Zeit gegebenen Objekts die ursprünglichste, weil sie eine
«Einheit der Synthesis» ausdrückt, die sich unmittelbar auf die Erscheinung, sofern sie in Raum und Zeit gegeben ist, bezieht.
Ihre erste, unerläßlichste Ergänzung ist die Qualitätsbestimmung; ein Erscheinendes ist nicht dadurch schon hinreichend
bestimmt, daß ihm eine Größe zugeschrieben wird, es gehört dazu jedenfalls noch die Bestimmung,
welcher Art das so und so Große ist.
Von erkenntnistheoretischem Interesse ist an dem Begriff der Größe besonders ihre Unendlichkeit und Relativität. Alle Größenbestimmung
ist nämlich wirklich nur relativ (s. d.), und wenn man von einer absoluten Größe redet,
so ist damit (wie mit dem Begriff des Absoluten überhaupt) eigentlich nur eine Forderung ausgedrückt, die in der Erkenntnis
wirklich unerfüllt bleibt. Was man absolute Größe nennt und als solche behandelt, sind Größe, die in den
(willkürlichen) Grenzen einer bestimmten Betrachtungsweise als fest angesehen werden und angesehen werden dürfen, aber
darum nicht unbedingt fest bestimmt sind.
Daß eine absolute Größenbestimmung irgend eines Objekts wirklich innerhalb der Grenzen möglicher Erfahrung nicht
zu erreichen ist, folgt aus dem Charakter der Unendlichkeit, der allen Relationen des Raumes und der Zeit unvermeidlich anhaftet.
Unter Größe versteht man gewöhnlich die extensive Größe oder Ausdehnung. Von ihr unterscheidet man die intensive
Größe, d. h. diejenige, die sich nicht in eine Ausdehnung erstreckt, sondern den Grad einer Wirkung bezeichnet, z.B. Kraft, Wärme,
Helligkeit, Stromstärke u. s. w. Diese intensiven Größe lassen sich auf die Einheiten
der Ausdehnung sowie der Masse und der Zeit zurückführen. -
Vgl. H. Cohen, Das Princip der Infinitesimalmethode
(Berl. 1883).