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Prinzessin Henriette Marie war. Wenn er so eines Sinnes mit dem Parlament zu sein schien und diesem nach seiner Thronbesteigung in versöhnlichem Sinne entgegentrat, so war doch das Mißtrauen, das Jakob I. gesäet, so weit gediehen, daß das Unterhaus den Krieg auch mit dem neuen Monarchen eröffnete, indem es die seither jedem Kronträger auf Lebenszeit bewilligten Zölle, das Tonnen- und Pfundgeld (s. d.) Karl nur auf ein Jahr zugestand. Karl, der seinen Vater nicht nur durch seine äußere Erscheinung und sein taktvolleres Auftreten, sondern auch durch Feinheit des Geistes, polit.
Einsicht und Festigkeit [* 2] übertraf, hatte jedoch von ihm die übertriebene Idee von der Macht und den Ansprüchen des Königtums geerbt. Bei diesen Anschauungen rief das Vorgehen des Parlaments schroffe Gegenhandlungen hervor, indem Karl auch die unbewilligten Steuern eintrieb. Aber schlimmer noch als diese Rechtsverletzung war, daß der König, der zwei Parlamente in offenem Hader aufgelöst hatte, bei seiner Finanznot einem dritten (1628) weiteste Zugeständnisse in der Bewilligung der «Bitte um Recht» (s. Petition of right) machte mit dem stillen Vorbehalt, sie nicht zu erfüllen.
Während der unversöhnliche innere Hader dazu führte, daß Karl elf Jahre lang ohne Parlament zu regieren unternahm, wirkte er auch verderblich auf Englands auswärtige Stellung. Karl sowie sein Freund und Berater Buckingham waren zu einer auch vom Parlament geforderten eingreifenden prot. Politik in dem großen Kampf der beiden Bekenntnisse in Europa [* 3] entschlossen. Das Parlament aber vereitelte in seiner blinden Erbitterung den Krieg gegen Spanien, [* 4] wie einen spätern zur Unterstützung der Hugenotten gegen Frankreich; die mit ungenügenden Mitteln unternommenen Versuche Buckinghams mißglückten, und dieser selbst wurde von einem Fanatiker ermordet (1628). Der Krieg im Innern zwang Karl zum Frieden nach außen, er suchte jetzt in parlamentsloser Regierung sich eigene finanzielle Hilfsmittel zu schaffen; dabei ist die Erhebung des sog. Schiffsgeldes (s. d.) in besonders übelm Andenken geblieben.
Gewalt, Rechtsverletzung, Tyrannisierung der Gerichte wurden nicht gescheut, und wie in polit. Dingen so suchte der König auch in kirchlichen seine einseitig anglikan. Anschauungen zur Geltung zu bringen, dort von dem kraftvollen Grafen Strafford, hier von dem zelotischen und energischen Erzbischof Laud unterstützt. Aber die schon von Jakob begonnene, jetzt neu unternommene Einführung der engl. Bischofskirche in dem presbyterianischen Schottland rief bewaffneten Widerstand hervor.
Gegen die rebellischen schott. Unterthanen mußte Karl die Hilfe der englischen anrufen; aber das Parlament verweigerte sie. In dem dennoch unternommenen Krieg erlag der König, und nun sah er sich genötigt, von neuem ein Parlament zu berufen das unter dem Namen des Langen Parlaments (s. d.) zu Berühmtheit gelangt ist. Nachdem es den König seiner Berater beraubt und ihn gezwungen hatte, sich seinen Forderungen zu fügen, erhob es sich schließlich in der «Großen Remonstranz» geradezu zur Beanspruchung eines Parlamentsabsolutismus über Krone und Staat.
Der König, der durch Nachgiebigkeit sich den Frieden mit den Schotten erkauft hatte, versuchte durch einen wenig geschickten, obendrein mißglückten Gewaltakt die Führer des Unterhauses gefangen nehmen zu lassen (Jan. 1642). Gleichzeitig schien auch die kurz zuvor von Strafford fester begründete engl. Herrschaft in Irland zusammenbrechen zu sollen. Die Iren benutzten den innern Hader ihrer Feinde, um viele Tausende ihrer Bedrücker zu verjagen und zu töten. (S. Irland.)
In England kam es zum offenen Bürgerkrieg. Mit leidlichem Glück behaupteten sich zunächst die Königlichen unter Führung Karls und seines Neffen Ruprecht von der Pfalz, bis auf Betreiben des Wortführers im Unterhause, Pym, das Parlament sich mit den Schotten verband (1643). Von ausschlaggebender Bedeutung war jedoch die Umgestaltung der Parlamentstruppen unter Führung des jetzt in den Vordergrund tretenden Oliver Cromwell. Bei Marston Moor (1644) erlitt Ruprecht eine Niederlage, 1645 wurde Karls Heer bei Naseby vernichtet. Er flüchtete zu den Schotten, diese aber lieferten ihn dem Parlament aus (Jan. 1647).
Karl setzte seine Hoffnung auf den Zwiespalt im gegnerischen Lager, [* 5] der jetzt ausbrach und sich stetig verschärfte zwischen der engherzigen presbyterianischen Parlamentsmehrheit und dem religiös tolerantern Independentismus, der vollkommen das Heer beherrschte. Aber seine Hoffnung trog, weil das meuternde Heer gegen London [* 6] rückte und Stadt und Parlament in seine Gewalt brachte. Des Königs letzter Versuch, nun im Bunde mit den Schotten durch die Erregung eines zweiten Bürgerkrieges (1648) die revolutionäre Macht des independentischen Heers zu brechen, wurde von diesem sofort niedergeschlagen. Da auch das Parlament sich mit dem König in Unterhandlungen eingelassen hatte, so wurden die streng presbyterianischen Mitglieder verhaftet und von den Sitzungen ausgeschlossen (Dez. 1648), sodaß nur ein geringer Rest das sog. Rumpfparlament (s. d.), übrigblieb. Vor allem traf die Rache des Heers den König; er wurde vor einen außerordentlichen Gerichtshof gestellt, verurteilt und zu London enthauptet.
Damit war die siegreiche Armee zur alleinigen Herrscherin im Staat geworden, neben ihr das ganz von ihr abhängige Rumpfparlament. Führer der Truppen war Thomas Fairfax, aber der leitende Geist war Oliver Cromwell. Königtum und Oberhaus wurden für abgeschafft erklärt und ein Staatsrat neben dem Rumpfparlament an die Spitze des neuen «Gemeinwesens» (common wealth) gestellt. Den Versuch, von Irland aus eine Herstellung des Königtums zu unternehmen, schlug Cromwell mit blutiger Strenge nieder (1649); ebenso traf er die Schotten, die den Sohn des hingerichteten Königs herbeigerufen hatten, vernichtend bei Dunbar (1650) und den jungen Karl selbst bei Worcester (1651). Damit war Schottland wie Irland dem neuen Freistaat unterworfen, und zugleich erzwang dessen Flotte unter Robert Blake (1651-54) von den Niederlanden die Anerkennung der Navigationsakte (s. d.). Vergeblich waren dagegen alle Bemühungen, im Innern den Zwiespalt zwischen der neuen Heeresgewalt und der im Rumpfparlament dargestellten alten gesetzlichen Macht zu beseitigen.
Blind für die bestehenden Verhältnisse, forderte dieses die Summe aller Gewalt für sich. Bei seiner thatsächlichen Machtlosigkeit war die Folge, daß Cromwell es mit Truppenhilfe auseinandertrieb und nun den Versuch machte, mit einem vom Staatsrat berufenen, aus anerkannt independentisch gesinnten Männern gebildeten Parlament zu regieren. Als auch dieser scheiterte, weil extrem-religiöse Schwarmgeister die Führung zu ergreifen begannen, gab Cromwell der ¶
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neuen Ordnung den festen Halt in einer monarchischen Spitze: die Offiziere übertrugen ihm das Protektorat;
er war gebunden an die Beschlüsse eines neuzubildenden Staatsrates, neben dem das aus nur einem Hause bestehende, auch von Iren und Schotten beschickte Parlament die gesetzgebende Gewalt haben sollte.
Glanzvoll entfaltete sich Englands auswärtige Macht unter der Führung des Protektors. Nach dem Friedensschluß mit den Niederlanden wandte er sich gegen Spanien. Wie unter Elisabeth sollte der Kampf um den Protestantismus in Europa mit dem Kampf um Englands Meeresherrschaft vereint werden. Er schloß Bündnisse mit prot. Mächten und auch mit Frankreich. Eine engl. Flotte eroberte Jamaika, eine andere unter Blake focht siegreich im Mittelmeer, 1658 fiel Dünkirchen [* 8] den verbündeten Engländern und Franzosen in die Hand. [* 9]
Aber nach wie vor umsonst blieben Cromwells Bemühungen, den Ausgleich seiner Macht mit den Machtansprüchen seiner Parlamente zu finden. Nachdem das erste Parlament unter dem Protektorat nach fünfmonatigem unfruchtbarem Hader von ihm aufgelöst war (Jan. 1655), herrschte eine reine Militärdiktatur, bis die außerordentlichen Anforderungen der auswärtigen Unternehmungen wieder zu einer Parlamentsberufung nötigten (Sept. 1656). Auf die Wahl war ein starker Druck geübt worden.
Die trotzdem eindringenden gegnerischen Elemente wurden ausgeschlossen, und diese zurechtgestutzte Versammlung beriet eine endgültige Verfassung. Bezeichnend für sie war das Anerbieten an den Protektor, in seiner Person die königl. Würde zu erneuern; nach langen und ernsten Erwägungen lehnte dieser ab und begnügte sich mit der neuen Bestätigung seines Protektorats. Aber nach dem Erlaß der neuen Verfassung kehrten die ausgeschlossenen Mitglieder in das Parlament zurück; neuer Zwist entstand, eine neue Auflösung war die Folge. So blieb alles Bemühen, der neuen Ordnung gesetzliche Dauer zu schaffen, vergebens, und als der gewaltige Mann, der alle Gegenwirkungen niederzuhalten vermocht hatte, gestorben war, da brachen diese gewaltsam zu Tage; sein schwacher als Protektor ihm folgender Sohn Richard Cromwell wurde vom Heer zur Niederlegung seiner Würde gezwungen (April 1659). Der Versuch ehrgeiziger Offiziere, wie Lambert, eine neue Militärherrschaft zu gründen, scheiterte vor allem an dem Widerstand des in Schottland kommandierenden Generals Monk. Im geheimen Vernehmen mit Karl Stuart, dem Sohn des hingerichteten Königs, stehend, sorgte er für das Zustandekommen eines gesetzmäßigen Parlaments, das den rechtmäßigen Erben des Thrones zurückrief.
Am zog Karl II. (1660-85) in London ein. Der Druck der Gewaltherrschaft Cromwells, die allgemeine Unsicherheit und Auflösung nach seinem Tode hatten bewirkt, daß ein Sturm von Loyalität den heimkehrenden König begrüßte. Aber dieser verkannte, daß seine Stellung eine andere war wie die seines Vaters und Großvaters, und daß die Ansprüche königl. Alleinherrschaft weniger Hoffnung auf Erfüllung haben konnten als je. Karls II. ganze Regierung ist erfüllt vom Kampf für die alten Ansprüche des Königtums; alle andern Interessen des Staates brachte er diesen zum Opfer, und doch ist gerade unter ihm der parlamentarische und prot.
Charakter des engl. Staates nur stärker befestigt worden. Die Versuche Karls, auf den verwerflichsten Wegen zum Ziel zu kommen, haben zur Vertreibung seines Hauses drei Jahre nach seinem Tode geführt. Seine toleranten Bestrebungen, besonders gegenüber den Katholiken, reizten das Parlament nur zu stärkerer Intoleranz, sein Geldbedürfnis und der Wunsch, trotzdem eine vom Parlament unabhängige Stellung zu behaupten, trieben ihn in die Arme Ludwigs XIV. Gegen hohe Geldbewilligungen verkaufte er diesem seine Bundesgenossenschaft gegen Holland und machte ihm trotz der bestehenden Landesgesetze weitgehende Versprechungen zu Gunsten des Katholicismus in England.
Das Ministerium, das dem König nach dem Sturz seines ersten Beraters Clarendon in dieser Politik zur Seite stand, war das sog. Cabalministerium (s. d.). Wie aber die von Karl erlassene religiöse Indulgenzerklärung (1672) der vom Parlament dagegen durchgesetzten Testakte (s. d.) weichen mußte, so mußte er den begonnenen Krieg gegen Holland aufgeben. Eine angebliche Papistenverschwörung hatte eine Verstärkung [* 10] der katholikenfeindlichen sog. No-Popery-Bewegung zur Folge, die sich vor allem gegen den zum Katholicismus übergetretenen Bruder und mutmaßlichen Nachfolger des Königs, den Herzog Jakob von York (s. Jakob II.), wandte und sich schließlich zu einem Kampf um dessen Ausschließung von der Thronfolge zuspitzte.
Mehrere Parlamente wurden aufgelöst, und im erbitterten Fortgang dieses Streites hat sich zuerst die Scheidung der beiden großen Parteien, der Tones und Whigs, vollzogen. Neue Geldspenden des Franzosenkönigs, der sich Englands Neutralität für seine Eroberungskriege erkaufte, machten Karl finanziell unabhängig; die beginnende Reaktion wurde durch die Aufdeckung einer whigischen Verschwörung, des sog. Rye-House-Komplotts (s. d.), gefördert; in solcher Lage wurde Karl vom Schlagfluß getroffen und starb wenige Tage darauf
Die günstige Gestaltung der Verhältnisse ließ die Thronbesteigung des kath. Jakob II. (1685-88) widerstandslos geschehen. Jakob war bereits in den letzten Jahren der leitende Geist am Hofe seines Bruders gewesen. Persönlich war er anders geartet, männlicher, entschiedener, aber auch abstoßend und fanatisch. Karl hatte nur für den Augenblick gelebt, Jakob ging fest auf ein Ziel zu: dem Glauben, den er bekannte, mit der ganzen Macht seines Königtums Geltung zu verschaffen. Er beanspruchte in diesem Sinne das Recht, von Landesgesetzen zu dispensieren, er korrumpierte die Gerichte, die Verwaltung, die Wählerschaften.
Auf das engste stand er natürlich zu Ludwig XIV. Die Gefahr kath. Reaktion stieg immer höher, zumal als ihm ein Thronerbe geboren wurde, und so traten die Führer der Unzufriedenen in geheime Verbindung mit dem Gemahl von Jakobs ältester prot. Tochter, dem niederländ. Statthalter Wilhelm von Oranien. Durch eine starke Koalition gedeckt, segelte dieser gegen seinen Schwiegervater aus, und landete er zu Torbay. Der Abfall war allgemein, ein schimpflich verjagter Flüchtling kam Jakob II. am Weihnachtstag Schutz suchend nach Frankreich.
Am trat unter der Regentschaft Wilhelms ein ohne königl. Ausschreiben berufenes Konventionsparlament zusammen. In der «Erklärung der Rechte» (s. Declaration of rights) schuf es eine Verfassungsgrundlage, welche die Nation gegen Versuche königl. Willkür schützen sollte, und ¶