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Weltstellung überhaupt. Er griff in Frankreich ein für die Hugenotten; aber der eigentliche Mittelpunkt all seines Thuns war das schott. Nachbarreich und dessen kath. Königin Maria Stuart. Hier lag die Lebensfrage für ihn und sein Werk, weil Maria Stuart neben Elisabeth die nächstberechtigte Erbin für den engl. Thron [* 2] war (s. Tudor), und mit ihrer Prätendentschaft gegen Elisabeth sich der Widerstreit der Europa [* 3] erfüllenden Gegensätze des Katholicismus und Protestantismus, das Schicksal für Großbritanniens ganze Zukunft verband.
Dauernd unterstützte Cecil die prot. Partei unter den schott. Lords, und als Maria vor ihnen nach England flüchten mußte (1568), wurde sie hier in Gefangenschaft gehalten. Aber für die Gefangene wirkten die Vertreter des Katholicismus in Europa, an der Spitze Philipp II. von Spanien, [* 4] und während Maria Stuart fast zwei Jahrzehnte lang im Kerker schmachtete, bereitete sich langsam der Entscheidungskampf für England gegen die kath. Vormacht Spanien vor. Als Cecil aus Rücksicht auf das Staatswohl Maria auf das Schafott gebracht hatte (1587), brach dieser Kampf aus und endigte 1588 mit der Vernichtung der großen span. Armada (s. d.). Dauerte der Krieg auch fort, mit Marias Tode und dem Untergang der Armada war die Entscheidung gefallen.
Englands prot. und nationale Zukunft, wie Cecil sie angebahnt, war gesichert: mit dem Siege über das seegewaltige Spanien war der Grund zur Meeresherrschaft Englands gelegt, und in Schottland erwuchs im prot. Glauben der Sohn Maria Stuarts, Jakob VI., der nach dem Ende Elisabeths über beide Reiche der brit. Insel gebieten sollte. Der starke Seefahrer- und Handelsgeist, der England groß machen sollte, war geweckt; wagelustige Piraten, wie Drake und Frobisher, wurden die Pioniere des Handels. 1600 erhielt die Ostindische Compagnie den ersten Freibrief.
Auch Ackerbau und Industrie hoben sich, zu der längst blühenden Wollfabrikation kam die Manufaktur in Metall und Seide. [* 5] Die Hemmungen durch persönliche Ungerechtigkeiten, Monopolvergebung an Günstlinge, Erhöhung der Zölle fielen nicht allzusehr dagegen ins Gewicht. Dem materiellen stand der geistige Aufschwung, der in Shakespeare seine Höhe erreichte, würdig zur Seite. Für Elisabeth selbst waren ihre letzten Lebensjahre nicht glücklich; eine mächtige Erhebung Irlands (1595-1602) brachte Mühen und Gefahr, diese sowie die Undankbarkeit ihres Günstlings Essex verdüsterte die letzten Lebensjahre der alternden Königin. Sie starb
Unter Elisabeth wurde abgeschlossen, was unter Heinrich VII. begonnen war: eine im Verfassungsstaat autokratisch regierende Krone. Nicht so brutal wie Heinrich VIII., aber nicht minder entschieden wahrte Elisabeth ihre königl. Stellung zu den Parlamenten; nur in den letzten Jahren wagte sich einige auf religiösem Boden stehende Opposition hervor. Von der alten Aristokratie war in ihrem Hof- und Beamtenadel nichts mehr zu erkennen, und das Unterhaus hielt sie sich fern durch sparsame Wirtschaft und finanzielle Selbständigkeit. Das Tudor-Jahrhundert war für England die Epoche seines aufgeklärten Absolutismus, die Epoche eines Königtums, das sich und seinen Staat für eins hielt, und das feste Wurzeln im Volke hatte, weil dieses des Staates Größe dargestellt sah in der Größe seiner Monarchie. Das war das Erbe der folgenden Dynastie der Stuarts.
5) Der Kampf zwischen Königtum und Parlament unter den Stuarts bis zur vollen Parlamentsherrschaft und zum Antritt des Hauses Hannover [* 6] (1603-1714). Seit mehr als zwei Jahrhunderten hatten die Könige aus dem Hause der Stuarts ohne Erfolg für die Errichtung einer wirklichen Königsgewalt in Schottland gekämpft; und während die Kirchenreform in England die Macht der Krone neu gestärkt hatte, war sie in Schottland in wildem Kampf gegen Thron und Altar [* 7] durchgeführt worden bis zur Gründung der demokratischen Presbyterialverfassung der schott. Kirche. In diesen Verhältnissen erschien für König Jakob VI. von Schottland England mit dem staatlichen und kirchlichen Absolutismus der Tudors als das Land seiner Sehnsucht.
Nach dem Ausgang der Nachkommen Heinrichs VIII. bestieg er als Urenkel von dessen Schwester auch den engl. Thron als Jakob I. (1603-25), erster König von Großbritannien [* 8] u. I. Von der Macht des souveränen engl. Königtums hatte er sich eine überschwengliche Vorstellung gebildet, ohne dessen wirkliche Grundlage zu kennen Er war sehr gelehrt, doktrinär, eine ängstliche Natur, ohne Festigkeit [* 9] des Willens, von sehr unvorteilhafter Erscheinung. Im Gegensatz zu seinen Vorgängern waren seine Finanzen stets in Unordnung, und während er sich mit seinen ununterbrochenen Geldforderungen thatsächlich abhängig machte von seinen Parlamenten, sprach er zu ihnen in predigtartigen Thronreden von der fast göttlichen Prärogative seines Königtums.
Das Parlament seinerseits kam dem fremden Monarchen mit beleidigendem Mißtrauen entgegen, sodaß von Anfang an offener Streit herrschte. Jakob erwies sich anfangs den Katholiken freundlich, dafür feindete ihn das unduldsame Parlament an, und als er diesem in etwas nachgeben mußte, wandten sich (1605) wieder die Katholiken in der Pulververschwörung (s. d.) gegen ihn. Nach außen war sein vornehmstes Bestreben, mit der kath. Vormacht Spanien in Frieden zu leben, und deshalb war er blind gegenüber den Vorgängen, die den Dreißigjährigen Krieg einleiteten.
Die Vermählung seines Sohnes Karl mit einer span. Prinzessin wollte er durch des Prinzen eigene Brautfahrt erzwingen, erlebte dabei aber nur ein klägliches Fiasco. In seinen ersten Regierungsjahren hatte der leitende Minister Robert Cecil (s. Salisbury) ihn noch einigermaßen in den Traditionen Elisabeths gehalten; nach dessen Tod (1612) erhob der König Günstlinge seiner Laune, wie Carr (s. Somerset) und Villiers (s. Buckingham) zu seinen Beratern, die sich zu willigen Werkzeugen seiner querköpfigen Politik hergaben.
Die Opposition des Parlaments wandte sich denn auch von dem Hader über die innern Zustände gegen die unwürdige auswärtige Haltung des Königs, der durch alle seine Thaten wie Unterlassungen, sein polit. wie persönliches Gebaren nur die Abneigung gegen sich mehrte. Nach jeder Richtung hin hatte er Niederlagen zu erleiden, und statt die königl. Autokratie, wie er gehofft, zur höchsten Stärke [* 10] auszubilden, hatte er am Ende seiner Regierung in allem sich dem Willen der Parlamente fügen müssen; so hinterließ er das Erbe der Tudors seinem Sohne. Karl I. (1625-49) hatte nach seiner mißglückten span. Brautfahrt selbst eine Spanien feindliche Politik vertreten und dazu beigetragen, seinen widerstrebenden Vater in diese Richtung zu drängen, deren Ausdruck der Abschluß der Ehe Karls mit der franz. ¶
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Prinzessin Henriette Marie war. Wenn er so eines Sinnes mit dem Parlament zu sein schien und diesem nach seiner Thronbesteigung in versöhnlichem Sinne entgegentrat, so war doch das Mißtrauen, das Jakob I. gesäet, so weit gediehen, daß das Unterhaus den Krieg auch mit dem neuen Monarchen eröffnete, indem es die seither jedem Kronträger auf Lebenszeit bewilligten Zölle, das Tonnen- und Pfundgeld (s. d.) Karl nur auf ein Jahr zugestand. Karl, der seinen Vater nicht nur durch seine äußere Erscheinung und sein taktvolleres Auftreten, sondern auch durch Feinheit des Geistes, polit.
Einsicht und Festigkeit übertraf, hatte jedoch von ihm die übertriebene Idee von der Macht und den Ansprüchen des Königtums geerbt. Bei diesen Anschauungen rief das Vorgehen des Parlaments schroffe Gegenhandlungen hervor, indem Karl auch die unbewilligten Steuern eintrieb. Aber schlimmer noch als diese Rechtsverletzung war, daß der König, der zwei Parlamente in offenem Hader aufgelöst hatte, bei seiner Finanznot einem dritten (1628) weiteste Zugeständnisse in der Bewilligung der «Bitte um Recht» (s. Petition of right) machte mit dem stillen Vorbehalt, sie nicht zu erfüllen.
Während der unversöhnliche innere Hader dazu führte, daß Karl elf Jahre lang ohne Parlament zu regieren unternahm, wirkte er auch verderblich auf Englands auswärtige Stellung. Karl sowie sein Freund und Berater Buckingham waren zu einer auch vom Parlament geforderten eingreifenden prot. Politik in dem großen Kampf der beiden Bekenntnisse in Europa entschlossen. Das Parlament aber vereitelte in seiner blinden Erbitterung den Krieg gegen Spanien, wie einen spätern zur Unterstützung der Hugenotten gegen Frankreich; die mit ungenügenden Mitteln unternommenen Versuche Buckinghams mißglückten, und dieser selbst wurde von einem Fanatiker ermordet (1628). Der Krieg im Innern zwang Karl zum Frieden nach außen, er suchte jetzt in parlamentsloser Regierung sich eigene finanzielle Hilfsmittel zu schaffen; dabei ist die Erhebung des sog. Schiffsgeldes (s. d.) in besonders übelm Andenken geblieben.
Gewalt, Rechtsverletzung, Tyrannisierung der Gerichte wurden nicht gescheut, und wie in polit. Dingen so suchte der König auch in kirchlichen seine einseitig anglikan. Anschauungen zur Geltung zu bringen, dort von dem kraftvollen Grafen Strafford, hier von dem zelotischen und energischen Erzbischof Laud unterstützt. Aber die schon von Jakob begonnene, jetzt neu unternommene Einführung der engl. Bischofskirche in dem presbyterianischen Schottland rief bewaffneten Widerstand hervor.
Gegen die rebellischen schott. Unterthanen mußte Karl die Hilfe der englischen anrufen; aber das Parlament verweigerte sie. In dem dennoch unternommenen Krieg erlag der König, und nun sah er sich genötigt, von neuem ein Parlament zu berufen das unter dem Namen des Langen Parlaments (s. d.) zu Berühmtheit gelangt ist. Nachdem es den König seiner Berater beraubt und ihn gezwungen hatte, sich seinen Forderungen zu fügen, erhob es sich schließlich in der «Großen Remonstranz» geradezu zur Beanspruchung eines Parlamentsabsolutismus über Krone und Staat.
Der König, der durch Nachgiebigkeit sich den Frieden mit den Schotten erkauft hatte, versuchte durch einen wenig geschickten, obendrein mißglückten Gewaltakt die Führer des Unterhauses gefangen nehmen zu lassen (Jan. 1642). Gleichzeitig schien auch die kurz zuvor von Strafford fester begründete engl. Herrschaft in Irland zusammenbrechen zu sollen. Die Iren benutzten den innern Hader ihrer Feinde, um viele Tausende ihrer Bedrücker zu verjagen und zu töten. (S. Irland.)
In England kam es zum offenen Bürgerkrieg. Mit leidlichem Glück behaupteten sich zunächst die Königlichen unter Führung Karls und seines Neffen Ruprecht von der Pfalz, bis auf Betreiben des Wortführers im Unterhause, Pym, das Parlament sich mit den Schotten verband (1643). Von ausschlaggebender Bedeutung war jedoch die Umgestaltung der Parlamentstruppen unter Führung des jetzt in den Vordergrund tretenden Oliver Cromwell. Bei Marston Moor (1644) erlitt Ruprecht eine Niederlage, 1645 wurde Karls Heer bei Naseby vernichtet. Er flüchtete zu den Schotten, diese aber lieferten ihn dem Parlament aus (Jan. 1647).
Karl setzte seine Hoffnung auf den Zwiespalt im gegnerischen Lager, [* 12] der jetzt ausbrach und sich stetig verschärfte zwischen der engherzigen presbyterianischen Parlamentsmehrheit und dem religiös tolerantern Independentismus, der vollkommen das Heer beherrschte. Aber seine Hoffnung trog, weil das meuternde Heer gegen London [* 13] rückte und Stadt und Parlament in seine Gewalt brachte. Des Königs letzter Versuch, nun im Bunde mit den Schotten durch die Erregung eines zweiten Bürgerkrieges (1648) die revolutionäre Macht des independentischen Heers zu brechen, wurde von diesem sofort niedergeschlagen. Da auch das Parlament sich mit dem König in Unterhandlungen eingelassen hatte, so wurden die streng presbyterianischen Mitglieder verhaftet und von den Sitzungen ausgeschlossen (Dez. 1648), sodaß nur ein geringer Rest das sog. Rumpfparlament (s. d.), übrigblieb. Vor allem traf die Rache des Heers den König; er wurde vor einen außerordentlichen Gerichtshof gestellt, verurteilt und zu London enthauptet.
Damit war die siegreiche Armee zur alleinigen Herrscherin im Staat geworden, neben ihr das ganz von ihr abhängige Rumpfparlament. Führer der Truppen war Thomas Fairfax, aber der leitende Geist war Oliver Cromwell. Königtum und Oberhaus wurden für abgeschafft erklärt und ein Staatsrat neben dem Rumpfparlament an die Spitze des neuen «Gemeinwesens» (common wealth) gestellt. Den Versuch, von Irland aus eine Herstellung des Königtums zu unternehmen, schlug Cromwell mit blutiger Strenge nieder (1649); ebenso traf er die Schotten, die den Sohn des hingerichteten Königs herbeigerufen hatten, vernichtend bei Dunbar (1650) und den jungen Karl selbst bei Worcester (1651). Damit war Schottland wie Irland dem neuen Freistaat unterworfen, und zugleich erzwang dessen Flotte unter Robert Blake (1651-54) von den Niederlanden die Anerkennung der Navigationsakte (s. d.). Vergeblich waren dagegen alle Bemühungen, im Innern den Zwiespalt zwischen der neuen Heeresgewalt und der im Rumpfparlament dargestellten alten gesetzlichen Macht zu beseitigen.
Blind für die bestehenden Verhältnisse, forderte dieses die Summe aller Gewalt für sich. Bei seiner thatsächlichen Machtlosigkeit war die Folge, daß Cromwell es mit Truppenhilfe auseinandertrieb und nun den Versuch machte, mit einem vom Staatsrat berufenen, aus anerkannt independentisch gesinnten Männern gebildeten Parlament zu regieren. Als auch dieser scheiterte, weil extrem-religiöse Schwarmgeister die Führung zu ergreifen begannen, gab Cromwell der ¶