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veröffentlicht. Das Experiment einer täglich erscheinenden illustrierten Zeitung wurde 1890 mit dem «Daily Graphic» mit Erfolg gemacht. Der «Daily Graphic» wird hauptsächlich als Familienblatt betrachtet; die polit. Haltung ist streng neutral (s. Graphic).
Zu diesen Morgenzeitungen gesellen sich die meistens 1 Penny kostenden Abendzeitungen. Das älteste Abendblatt ist der konservative «Globe» seit 1803. Die wichtigsten sind der konservative «Evening Standard», die hochkonservative, schlagfertig geschriebene «St. James' Gazette» (seit 1880),
deren litterar. Kritiken besondere Beachtung verdienen; ferner die «Pall Mall Gazette» (seit 1868). Diese, anfangs konservativ, wurde später liberal und russenfreundlich und bevorzugt die chronique scandaleuse. Ende 1892 verwandelte sie sich in ein unionistisch, bez. gemäßigt konservatives Blatt. [* 2] Die alten Mitarbeiter gründeten 1893 mit Hilfe der extrem liberalen Partei die ultraliberale «Westminster Gazette», die trotz der kurzen Zeit ihres Bestehens wohl das gelesenste Penny-Abendblatt geworden ist. Die «St. James' Gazette», die «Pall Mall Gazette» und «Westminster Gazette» veröffentlichen auch gut illustrierte Wochenausgaben zu dem Preise von 6 Pence, unter den Titeln «St. James-Budget», «Pall Mall Budget» und «The Westminster Budget».
Das erste ½ Penny kostende Blatt, das liberale «Echo», trat 1868 ins Leben. Es erfreut sich heute noch einer großen Beliebtheit, die tägliche durchschnittliche Auslage ist 150000 Exemplare. «The Evening News and Post» wurde als konservatives Organ 1881 gegründet, fand aber nie rechten Anklang. Am meisten Erfolg hatte das radikale Arbeiterblatt «The Star», 1888 gegründet, das sich einer Auflage von 200000 Exemplaren rühmt. Seit 1893 erscheint «Sun», von T. P. O'Connor herausgegeben, mit ultraradikaler und irisch-nationalistischer Tendenz. 1892 wurden auch zwei ½ Penny Morgenzeitungen: der konservative «Morning» und der radikale «Morning Leader» begründet.
Im Anschluß an die täglichen Zeitungen sind die wöchentlichen Zeitungen und Zeitschriften zu nennen. Die meisten erscheinen zum Preise von 1 Penny. In London [* 3] erscheinen 10 Sonntagsblätter. Einige haben eine unglaubliche Verbreitung. Das ultraradikale «Lloyd's Weekly Newspaper», seit 1843, hat eine notariell beglaubigte Auslage von 600000 Exemplaren. Sein Rivale ist das demokratische, 1850 zuerst erschienene «Reynold's Newspaper» mit 550000 Exemplaren. Sehr großer Beliebtheit erfreut sich die radikale «Weekly Sun» (1891),
mit guten litterar. Besprechungen. Der konservative «People», die liberale «Weekly Times and Echo», die Weekly Dispatch", die 1843 gegründete «News of the World», alle finden einen großen Leserkreis. Das vornehmste Sonntagsblatt ist jedoch der gemäßigt liberale, alt ehrwürdige, 1791 gegründete «Observer», dessen litterar. Besprechungen großes Gewicht beigelegt wird. Sein Preis ist 4 Pence.
Unter den illustrierten Blättern für Unterhaltung erlangten einen Weltruf die «Illustrated London News» (s. d.) und der «Graphic» (s. d.). 1889 trat «Black and White» ins Leben. Seine Hauptanziehung sind die meisterhaften Holzschnitte. Die 1893 erschienene «Sketch» bringt Originalzeichnungen hervorragender Künstler.
Für Frauen erscheint wöchentlich seit 1886 die fashionable «Queen» mit Erzählungen der besten Autoren, guten Illustrationen und Modekupfern, zum Preise von 6 Pence. Ihre bedeutendsten Rivalen sind «The Gentlewoman» (1890) und «The Lady's Pictorial» (1880).
Eine eigentümliche Erscheinung in Großbritannien [* 4] sind die etwa 24, meist wöchentlich erscheinenden Society Papers oder Gesellschaftsblätter. Die wichtigsten sind die aristokratische von E. Yates 1874 begründete «World» und die 1870 von Labouchère begründete radikale «Truth».
Eine Menge dem Klatsch und der Frivolität huldigenden Blätter gelangen beständig in Hollywell-Street zur Ausgabe. Die Polizei ist ihnen scharf auf den Fersen, aber ganz zu unterdrücken war diese beständig ihre Verleger und Titel wechselnde Skandalpresse nicht.
Unter den wöchentlichen Zeitschriften nehmen die sog. «Reviews» polit.-litterar. Richtung den ersten Platz ein. Der Preis ist 6 Pence. Sie sind die Nachfolger der von Addison, Steele, Tickell, Hughes u. a. geschriebenen und herausgegebenen Journale, wie der «Tattler» (1709),
«Spectator» (1711) und «Guardian» (1713),
die eine ungemeine Verbreitung und Berühmtheit erlangten und das 18. Jahrh. hindurch unzählige Nachahmungen («Rambler», «Adventurer, »Idler», «World», «Connoisseur», «Lounger», «Mirror») hervorriefen. Die bekanntesten sind jetzt der 1828 gegründete liberale «Spectator», mit sorgfältig geschriebenen Kritiken der polit. und litterar. Tagesneuigkeiten;
die seit 1855 erscheinende konservative «Saturday Review», mit geistvollen Besprechungen der engl., franz. und deutschen Litteratur;
der 1890 gegründete radikale «Speaker»;
der seit 1888 (als «Scot's Observer») erscheinende hochkonservative «National Observer».
Noch zu erwähnen ist «The Tablet» (1840),
die kath. «Review». Ihr Preis ist 5 Pence. Die kommerziellen und finanziellen Interessen werden von dem 1843 begründeten «Economist» wahrgenommen.
Eine andere Art Wochenblätter dient der Unterhaltung, polit., kirchlichen und Sonderinteressen. Die wichtigsten politischen sind unter Sonntagsblätter angeführt. Die meisten dieser Blätter kosten 1 Penny. Die bedeutendsten kirchlichen Wochenzeitungen sind: «The British Weekly», «The Christian World», beide allgemein prot. Richtung. Die einzelnen Kirchen haben ihre besondern Organe. Die ritualistische katholisierende Richtung der Staatskirche ist in der «Church Review» und «The Church Times» vertreten, die prot.-calvinistische in «The English Churchman» und «The Rock», während die «Broad-Church» ihre Interessen im 1846 begründeten «Guardian» wahrnimmt. Ferner erscheinen: «The Baptist», «The Methodist Times», «The Independent and Nonconformist». Die Katholiken haben eine Anzahl Blätter, darunter die «Catholic Times» in Liverpool [* 5] und die «Catholic News» in Preston. Die Juden haben das «Jewish Chronicle» (1841) und die «Jewish World» (1873). Die Freimaurer veröffentlichen «The Freemason» und «The Freemason's Chronicle». Für Atheisten erscheint der 1881 unter Bradlaughs Einfluß gegründete «Freethinker»; für die Spiritisten «The Light», «The Medium» und das Mitte 1893 von Stead gegründete «Borderland», «The Two Worlds», während die «Thesosophical Society» ihre Lehren [* 6] durch den «Lucifer», «Path» und «The Theosophist» zu verbreiten trachtet. «The War Cry» sorgt für die Heilsarmee. ¶
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Für die Armee sind wichtig: die «United Service Gazette», «The Naval and Military Record», «The Broad Arrow», «The Admirality and Horse Guards Gazette» und die seit 1860 veröffentlichte «Army and Navy Gazette». Als das Organ der Mediziner gilt «Lancet», ferner «British Medical Journal», «Medical Press», wie auch «The Hospital» und «The Hospital News». Für Chemiker existiert «The Chemical News» (1859) und für den Chemikalienhandel «The Chemical Trades Journal». Beide sind illustriert und kosten pro Nummer 4 Pence.
Die Apotheken haben «The Chemist and Druggist». Für die Kaufleute giebt es ungefähr 36 wöchentliche Blätter, darunter «The Trade», «Stubb's Gazette» und «Commercial Weekly Statement» und «The London Commercial Record». Gewerblichen Interessen dienen «The Money Market Review», «The Nautical Magazine», «The Pawnbroker's Gazette». Für das Bergfach existiert «The Mining Journal». Für die Eisenbahnen «Herapath's Railway Journal Journal» und «The Railway Record». Die Architekten finden ihre Interessen vertreten durch den seit 1869 erscheinenden «Architect», den «British Architect» und den «Builder» (seit 1842),
die Techniker durch «Engineer» und «Engineering». Unter Landwirten und Gärtnern sind am verbreitetsten «The Gardener's Chronicle and Agricultural Gazette» und die «Gardener's Gazette». Die Juristen haben ihre «Law Times» und «The Justice of the Peace».
In litterar. Hinsicht und für Buchhändler kommen folgende wöchentliche Blätter in Betracht: Zu sehr großer Bedeutung gelangte das 1827 von Buckingham und Sterling gegründete, 1830 von Ch. Dilke und später von Hepworth Dixon geleitete «Athenaeum» (3 Pence pro Woche). Dasselbe bringt auch kritische Besprechungen des Theaters und der Musik. Viel gelesen wird die seit 1869 erscheinende «Academy». Eine eigentümliche Erscheinung sind die 1849 begründete «Notes and Queries». «The Literary World» bringt neuerdings ausgezeichnete Besprechungen; sie ist das billigste litterar. Blatt. «The Publisher's Circular» ist das wöchentliche Organ des engl. Buchhandels. - «The Era», «The Stage», «The Theatre», «The Professional World», «Dramatic Notes» haben die Interessen der Schauspieler zu vertreten, während der «Musical Standard», «Musical Times» und «The Musical News» über die neuern musikalischen Erscheinungen auf dem Laufenden erhalten.
Zu erwähnen sind hier auch noch die Witzblätter. Obenan steht der mit Thackerays Hilfe 1841 gegründete «Punch» (s. d.). Von den 1 Penny kostenden Blättern seien erwähnt «Funny Folkstet» und «Moonshine» sowie das vulgäre Witzblatt der Masse «Ally Sloper's Half Holiday». Ein eigentümliches wöchentliches Blatt sind die populären «Tit Bits» (Auflage 500000). Es hat eine Menge Nachahmer, unter denen «Pearson's Weekly» und «Sala's Journal» die bekanntesten sind. - Auch für das Lesebedürfnis der Jugend sorgen die illustrierten Blätter «The Boy's Own Paper» und «The Girl's Own Paper». Ein in Farben illustriertes Wochenblatt zu 1 Penny, «The Million», erscheint seit kurzem. Die Zahl der Londoner belletristischen Unterhaltungsblätter, wie das 1845 gestiftete «London Journal» mit einer Auflage von 250000 und «The Family Herald», ist beständig im Wachsen.
Der großen Entwicklung des Sports entspricht die Zahl der Sportblätter. Obenan steht der vornehme, 1853 begründete, jeden Sonnabend erscheinende «Field», mit ihm konkurriert das 1866 begründete «Land and Water» und der «Country Gentleman» seit 1880. Jedes dieser drei Blätter kostet pro Nummer 6 Pence und ist gut illustriert. Am gelesensten ist wohl die 1 Penny kostende «Referee», die auch Theater- und Musikangelegenheiten bespricht. Täglich erscheinende Blätter sind «Sporting Life», «The Sportsman» in London, «The Sporting News» in Nottingham. [* 8]
Wöchentlich erscheinen in London «The Sporting Post», «The Sporting Times», «The Sporting World», «British Sport», «The Illustrated Sporting and Dramatic News», «Sport». Jedoch giebt es noch eine Unmasse Specialblätter, z. B. für Turner «The Athlete», «The Athletic News» in London, «The Irish Athlete and Ulster Wheelman» in Belfast. Die bekanntesten Radfahrerzeitungen sind: «The Cyclist», «Cycling», «The Wheelman». Dem Cricket widmen sich fünf Blätter, wie «Cricket», «The Cricket Field»; der Fischer liest seine «Fishing Gazette», und der Fußballspieler «The Football Chronicle» oder «The Football News».
Die mit socialen Fragen beschäftigten Blätter erhielten einen Zuwachs in der offiziellen, im Handelsamt seit 1893 monatlich herausgegebenen «Labour Gazette». Am bekanntesten sind der «Trade Unionist», «Arbitrator», «Labour News». Die Socialisten veröffentlichen «Commonwealth», «Freedom» und «Justice».
Trotz der großen Konkurrenz Londons hat die Provinzialpresse ihre Bedeutung bewahrt und neuerdings besonders in Irland mit Erfolg zu vergrößern versucht. Die wichtigen polit. Tageszeitungen kosten meistens 1, einige ½ Penny. Die bekanntesten sind in Birmingham: [* 9] «The Birmingham Daily Gazette», «The Post», «The Daily Argus»;
in Bradford: «The Bradford Telegraph; [* 10] in Bristol: »The Bristol Times», der 1790 gegründete liberale «Bristol Mercury»;
in Leeds: [* 11] die weitverbreitete «Yorkshire Post» und der liberale 1718 gegründete «Leeds Mercury»;
in Liverpool: «The Liverpool Post» und «The Liverpool Mercury; in Manchester: [* 12] der hochangesehene liberale »Manchester Guardian» (1821 gegründet) sowie der liberale unionistische «Manchester Examiner»;
in Newcastle: [* 13] die liberale «Newcastle Daily Chronicle» und in Sheffield [* 14] «The Sheffield Daily Telegraph» mit seiner Wochenausgabe The Sheffield Weekly Telegraph».
In Schottland sind die einflußreichsten und am meisten gelesenen Blätter in Edinburgh, die seit 1690 bestehende «Edinburgh Gazette», das älteste bestehende schott. Blatt, und der 1815 gegründete liberale «Scotsman»;
ferner in Glasgow: [* 15] «The Evening Citizen» (½ Penny) und der 1782 gegründete «Glasgow Herald» (1 Penny);
in Dundee: [* 16] der tägliche «Dundee Advertiser» und die wöchentliche «Dundee Weekly News». - Irlands bekanntestes Blatt ist das 1763 als «Public Register» begründete «Freeman's Journal and National Press» von kath.-irischer Tendenz;
ferner das 1881 von der irischen Partei gegründete «United Ireland» und die «Dublin [* 17] Gazette» in Dublin, sowie in Belfast die «Belfast News Letter», «The Northern Whig» u. s. w.
England ist die Heimat der monatlichen Magazine. Das älteste noch bestehende ist das 1731 erschienene «Gentleman's Magazine». Das J. 1859 bezeichnet einen bedeutungsvollen Abschnitt. Der ¶