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vornehmlich von den Kolonien, aber auch raffinierter Zucker wird in steigenden Mengen eingeführt. Der Verbrauch betrug (1891) 1,415 Mill. t. DieTabakindustrie ist nicht bedeutend. An Salz (Stein- und Siedesalz) wurden 1890: 638758, 1892: 457458 t im Werte von 652671 und 538983 Pfd. St. ausgeführt; der Rückgang wird einem 1888 geschlossenen Ringe der Salzquellenbesitzer zugeschrieben.
Die brit. Papierindustrie ist sehr beachtenswert in Bezug sowohl auf Menge als auch Beschaffenheit. Die feinsten Sorten werden in Kent und sonst in der Nähe von London, in Manchester und Bath hergestellt. 1892 wurden Lumpen im Werte von 213563 Pfd. St. für diesen Industriezweig eingeführt, außerdem Esparto und andere Pflanzenfasern imWerte von 1288255 Pfd. St. Die Jahresproduktion an Papier wird auf 1500000 t geschätzt, die Ausfuhr betrug (1892) 3576212 Cwt., außerdem gedruckte Bücher im Werte von 1289275 Pfd. St. Edinburgh, Glasgow und vor allem London sind die Mittelpunkte für Buchdruck und Buchbinderei.
Die Lederindustrie beschäftigt etwa 400000 Arbeiter und erzeugt Waren für 16-18 Mill. Pfd. St. 1892 wurden für 1699974 Pfd. St. Stiefeln und Schuhe ausgeführt, für 480299 Sattlerwaren und Kutschgeschirr und für 1244674 Pfd. St. unbearbeitetes Leder. Das Rohmaterial wird fast alles eingeführt, besonders von Südamerika, Britisch-Indien und Rußland. Handschuhe werden in Worcester, Woodstock u. s. w. hergestellt, aber mehr als 18 Mill. Paar werden jährlich namentlich von Frankreich bezogen. Die an Bedeutung zunehmende Kautschuk- und Guttapercha-Industrie stellte 1892 für die Ausfuhr Waren im Werte von 1216662 Pfd. St. her. Seilereien finden sich in den meisten großen Städten; Wagen wurden 1889 für 489750 Pfd. St. ausgeführt.
Außerdem sind noch zu nennen die Fabrikation von Hüten (Ausfuhr 1892 für 1196062 Pfd. St.), Schirmen (582649), Putzmacherwaren (1757060), Häuten und Pelzen (1190074), Tuchen, Schlaguhren, Juwelen, Knochen und Horn, Kork, Möbeln und Konserven jeder Art. Ferner die großen Luxuswagen- und Spazierstockfabriken in London, die Biskuitfabriken in Reading, die Strohflechtereien in Hertfordshire und Bedfordshire. Thurm- und Taschenuhren u. s. w. werden hauptsächlich in Clerkenwell, einem Teile Londons, goldene und silberne Schmucksachen in London und Birmingham verfertigt.
Handel. Eine genaue Berechnung des innern oder einheimischen Handels ist nicht möglich, aber die schnelle Entwicklung der Eisenbahnen und anderer Verkehrsmittel im Verhältnis zur Bevölkerung beweist, daß dieser Handel ungeheure Verhältnisse erreichen muß. Ein besonders lebhafter Verkehr findet statt von Irland aus mit Lebensmitteln, Butter, Eiern, Käse, Vieh und Korn, die vornehmlich nach Liverpool gebracht werden. 1889 waren mehr als 27500000 Schiffstonnen (7000 ausländische) in Verwendung bei dem brit. Küstenhandel, davon 8700000 t bei dem Handel zwischen Großbritannien u. I. Der Außenhandel ist Welthandel wie der keines andern Staates der Erde. Das Vereinigte Königreich gehört zu den Freihandelsstaaten, die einzigen zollpflichtigen Artikel sind Cichorien, Kakao, Kaffee, getrocknete Früchte, Branntwein,Thee,Tabak und Wein. 1890 wurden Abgaben von nur 7 Proz. der eingeführten Waren erhoben. Die folgenden Tabellen verdeutlichen das Wachstum des brit. Handels in den letzten 50 Jahren (in Pfd. St.):
Jahre | Einfuhr | Ausfuhr |
---|---|---|
1841-50 | 83000000 | 75000000 |
1861-70 | 270000000 | 213000000 |
1871-80 | 371000000 | 278000000 |
1885 | 370967955 | 271474303 |
1891 | 435441264 | 309113718 |
1892 | 423892178 | 291460644 |
Von den Ausfuhrwerten des J. 1892 kommen 227,06 Mill. auf brit., 64,40 Mill. Pfd. St. auf ausländische und koloniale Erzeugnisse. Seit 1853 hat der auswärtige Handel sich verfünffacht: 90,9 Proz. kommen auf England und Wales, 7,7 auf Schottland, 1,4 auf Irland. Auf den Kopf der Bevölkerung entfallen (1892) durchschnittlich 11 Pfd. St. 10 Shill. 5 Pence von der Einfuhr, 19 Pfd. St. 14 Shill. von der Ausfuhr.
Die folgende Übersicht zeigt die Einfuhr und Ausfuhr der wichtigsten Warengruppen, wobei in der Ausfuhr nur die inländischen Erzeugnisse berücksichtigt sind:
Einfuhr | Wert in Pfd. St. | Ausfuhr | Wert in Pfd. St. |
---|---|---|---|
Schlachtvieh | 9360715 | Schlachtvieh | 696540 |
Nahrungsmittel1 | 149115912 | Nahrungsmittel | 10427066 |
Nahrungsmittel2 | 26411286 | Rohstoffe | 19328935 |
Tabak | 3574194 | Garne u. Gewebe | 100065975 |
Metalle | 21093537 | Metalle u. Metallwaren | 33057739 |
Chemikalien, Farben u. s. w. | 7707390 | Maschinen | 14798716 |
Öle | 7076035 | Kleidungsstücke u. s. w. | 10419142 |
Rohstoffe zur Weberei | 77631573 | Chemikalien und Arzneimittel | 8587506 |
Andere Rohstoffe | 40977063 | ||
Fabrikate | 65440678 | Andere Fabrikate und Halbfabrikate | 28676725 |
Verschiedene Waren | 14968552 | ||
Postpakete | 535243 | Postpakete | 1001880 |
^[Additionslinie]
Zusammen | 423892178 | Zusammen | 227060224 |
---|---|---|---|
1Zollfrei. 2Zollpflichtig.
In der Einfuhr stehen also Nahrungsmittel, in der Ausfuhr die Erzeugnisse der Textil- und der Eisenindustrie obenan. Von Nahrungsmitteln wurden (1892) 8391808 t Getreide und Mehl im Werte von 58,17 Mill. Pfd. St. eingeführt, und zwar kamen von Weizen 1693 Mill. kg aus den Vereinigten Staaten, 721 aus Indien, 253 aus Rußland; ferner aus Canada, Chile, Australien, Rumänien und der Türkei. Thee (108552000 kg, 9,46 Mill. Pfd. St.) kommt zu 25 Proz. von China und Hongkong, zu 45 Proz. von Indien, zu 25 Proz. von Ceylon. Wichtig sind ferner Kartoffeln, Reis, Speck und Schinken, Fische, Zucker roh und raffiniert (19,77 Mill. Pfd. St.), Butter und Margarine (15,67), Käse, Vieh lebend (9,36) und Fleisch gefroren, Fleisch (22,35), Eier (1139 Mill. Stück für 3,79 Mill. Pfd. St.), Spirituosen, Wein und Früchte.
Andere wichtige Einfuhrartikel sind noch: Holz (für 17,18 Mill. Pfd. St.), Seidenwaren (11,28), Flachs, Hede und Jute (9,02), Leder (6,39 Mill. Pfd).
Die Textilindustrie lieferte 1892 für die Ausfuhr: Baumwollwaren im Werte von 56,26 Mill. Pfd. St., gegen 60,08 im J. 1890, Baumwollgarn für 9,69 (12,34), Wollwaren für 17,90 (20,41), Wollgarn für 4,05 (4,08), Leinenfabrikate für 5,16 (5,71), Leinengarn für 0,88 (0,86), Jutefabrikate für 2,56 (2,62), Jutegarn für 4,84 (5,03), Seidengarne und Gewebe für 1,65 (2,22), Kleidungsstücke für 4,84 (5,03) Mill. Pfd. St. Im ganzen zeigt sich ein Rückgang. 1890 wurden Erzeugnisse der Textilindustrie für 112,447,
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1891 für 105,996, 1892 für 100,065 Mill. Pfd. St. ausgeführt.
Die einzelnen Gattungen der ausgeführten Erzeugnisse der Eisenindustrie sind: Roheisen und Puddeleisen für 1,97 (gegen 3,49 im J. 1890), Stäbe, Bolzen u. s. w. für 1,14 (1,65), Eisen für Eisenbahnen für 2,24 (5,98), Eisendraht für 0,79 (1,08), verzinnte Platten für 5,33 (6,36), Ringe und Platten für 3,34 (3,84), Guß- und Walzeisen aller Art für 4,36 (5,96), Stahl roh und bearbeitet für 2,23 (2,67) Mill. Pfd. St. An Kurz- und Messerschmiedewaren kamen für 2,2 (1890: 2,76), Kupfer für 3,76 (4,55), an Maschinen für 14,79 (16,41) Mill. Pfd. St. zur Ausfuhr. Die Gesamtausfuhr von Metallen und Metallwaren betrug (1892) 33,057 Mill. Pfd. St.
Die Durchfuhr hatte 1887 einen Wert von 9,99, 1890 von 9,77, 1891 von 9,92 Mill. Pfd. St.
Während des ersten Halbjahrs 1893 betrug die Einfuhr 197676219, die Ausfuhr brit. Erzeugnisse 107477940, die ausländischer und kolonialer Erzeugnisse 32806667, zusammen 140284607 Pfd. St.
Folgende Tabelle zeigt den Anteil der brit. Kolonien und der wichtigsten ausländischen Staaten an der Einfuhr und Ausfuhr für die J. 1891 und 1892 in Mill. Pfd. St.:
Länder | Einfuhr 1891 | 1892 | Ausfuhr 1891 | 1892 |
---|---|---|---|---|
Indien | 32,23 | 32,25 | 31,17 | 30,18 |
Australien | 31,26 | 30,44 | 25,50 | 19,30 |
Britisch-Nordamerika | 12,60 | 14,65 | 7,24 | 7,42 |
Britisch-Südafrika | 6,25 | 5,69 | 7,9 | 8,44 |
Straits-Settlements | 5,35 | 4,86 | 2,46 | 2,09 |
Hongkong | 1,10 | 0,83 | 2,53 | 1,79 |
Britisch-Westindien | 1,55 | 1,95 | 2,21 | 2,17 |
Ceylon | 4,16 | 3,96 | 1,01 | 0,94 |
Britisch-Guayana | 0,88 | 0,94 | 0,69 | 0,75 |
Kanal-Inseln | 1,20 | 1,17 | 0,75 | 0,77 |
Britisch-Westafrika | 1,77 | 1,85 | 1,67 | 1,43 |
Malta | 0,12 | 0,10 | 0,89 | 0,77 |
Mauritius | 0,26 | 0,23 | 0,25 | 0,24 |
Andere brit. Besitzungen | 0,66 | 0,75 | 1,56 | 1,89 |
Verein. Staaten v. Amerika | 104,40 | 108,10 | 27,54 | 26,42 |
Frankreich | 44,77 | 43,50 | 16,42 | 14,70 |
Deutschland | 27,03 | 25,71 | 18,84 | 17,64 |
Niederlande | 27,30 | 28,81 | 9,46 | 8,84 |
Belgien | 17,25 | 16,99 | 7,37 | 6,93 |
Rußland | 24,11 | 15,10 | 5,40 | 5,35 |
Spanien | 10,52 | 11,24 | 4,97 | 4,81 |
China | 4,73 | 3,59 | 6,45 | 5,77 |
Brasilien | 4,24 | 3,50 | 8,29 | 7,90 |
Italien | 3,41 | 3,28 | 6,29 | 5,57 |
Ägypten | 10,65 | 10,52 | 3,78 | 3,19 |
Schweden | 8,50 | 8,22 | 2,98 | 2,86 |
Türkei | 5,44 | 6,56 | 6,55 | 6,20 |
Argentinien | 3,45 | 4,53 | 4,24 | 5,64 |
Dänemark | 7,93 | 8,40 | 2,61 | 2,61 |
Portugal | 2,95 | 3,43 | 2,01 | 1,39 |
Rumänien | 5,03 | 2,97 | 1,67 | 1,33 |
Chile und Bolivia | 3,71 | 3,87 | 2,00 | 3,73 |
Japan | 1,15 | 0,80 | 2,88 | 2,93 |
Norwegen | 3,36 | 3,57 | 1,90 | 1,70 |
Java | 1,90 | 1,55 | 2,20 | 2,16 |
Griechenland | 2,16 | 1,82 | 1,12 | 0,92 |
Österreich-Ungarn | 1,46 | 1,23 | 1,22 | 1,14 |
Peru | 0,96 | 1,57 | 1,03 | 0,77 |
Centralamerika | 1,40 | 1,29 | 1,14 | 2,85 |
Die Gesamteinfuhr aus brit. Besitzungen betrug (1891) 99,46, (1892) 97,81, die Gesamtausfuhr 85,95 und 74,58 Mill. Pfd. St.; mit den fremden Staaten erreichte die erstere 335,97 und 325,99, die letztere 161,27 und 152,47 Mill. Pfd. St. An Gold wurden außerdem 1888: 15,78, 1892: 21,47 eingeführt, 14,94 und 14,83 Mill. Pfd. St. ausgeführt; für Silber lauten die Ziffern 6,21 und 10,74 in der Einfuhr, 7,71 und 14,07 Mill. Pfd. St. in der Ausfuhr.
Der Handel mit Deutschland betrug (ohne Gold und Silber in Barren) in der Einfuhr 1891: 27094891, 1892: 25719715 Pfd. St., in der Ausfuhr 18804329 und 17640662 Pfd. St. - Die wichtigsten Waren dieses Handelsverkehrs sind auf der Tabelle (S. 409) aufgeführt.
Zur Beförderung von Industrie und Handel bestehen die Chambers of Commerce oder Handelskammern in allen größern Städten. Sie geben jährliche, halb- und vierteljährliche Berichte heraus und senden dieselben dem Board of Trade oder Handelsamte zu. Die älteste (1783) Handelskammer hat Glasgow; die von Edinburgh geht bis auf 1785 zurück. 1866 vereinigten sich alle Kammern zu der Association of Chambers of Commerce. Die wichtigsten sind gegenwärtig die zu London und Manchester. Erstere errichtete 1892 ein Schiedsgericht, Tribunal of Commerce, ernannte 800 Sachverständige, die einzeln einfache Streitfälle, verwickelte im Kollegium von fünf, oft unter Zuziehung von zwei Juristen, endgültig entscheiden können. Die Chamber of Shipping in London vertritt die Interessen der 25 Shipping Associations des Vereinigten Königreichs. Ihre Hauptthätigkeit besteht in der Überwachung der dem Parlament bez. Seehandel zugehenden Gesetze. Das Wirken dieser Kammer zeigt sich besonders in der Verringerung der Seefrachten, der Verringerung der Lotsenkosten im Londoner Hafen u. s. w. Für den Schutz und die Gewährung von Patenten besteht das Patent Office in London. Bewilligt waren von 1877 bis 1886: 169478 Patente; 1892 wurden 24171 Patentgesuche eingereicht und 11164 Patente gewährt. Der Schutz gilt auf 14 Jahre, doch ist Verlängerung möglich.
Bank- und Geldwesen. An der Spitze der brit. Banken und des Bankwesens überhaupt steht die Bank of England (s. d.). Sie ist 1694 gegründet und das erste derartige Unternehmen großen Stils. Die zweite Joint Stock Bank war die London and Westminster Bank (1834) mit einem Kapital von 2800000 und einer Reserve von 1655620 Pfd. St.; 1837 folgte die London Joint Stock Bank mit 1800000 Pfd. St. Kapital und 1163315 Pfd. St. Reserve, 1836 die London and County Bank (2 und 1 Mill. Pfd. St.); und von da ab vermehrten sich diese Banken in steter Anzahl. Die genannten sowie die Mehrzahl sind Limited Companies, d. h. haben beschränkte Haftpflicht. Sie dürfen keine Banknoten verausgaben. Außer diesen bestehen noch zahlreiche Privatbanken in London, darunter N. M. Rothschild & Söhne sowie Baring Brothers & Comp. Die provinzialen Joint Stock Banks haben zum Teil das Recht der Emission von Banknoten, jedoch nicht unter 5 Pfd. St. Der Totalbetrag der Noten der privilegierten provinzialen Joint Stock Banks und Privatbanken ist gesetzlich auf 6 Mill. Pfd. St. festgestellt. In Wirklichkeit aber haben sie einen mäßigen Gebrauch von dieser Vergünstigung gemacht und Banknoten nur in der Höhe von 3500000 Pfd. St. verausgabt. Diese Papiere sind gesetzlich in Bank of England's Notes zahlbar, wodurch die provinzialen Joint Stock Banks nicht zur Haltung großer Goldreserven verpflichtet sind. 96 Provinzialbanken (einschließlich Privatbanken) hatten das Emissionsrecht von Noten. Neu gegründeten und zu gründenden Banken wird dieses Privileg der Emission von Papiergeld nicht mehr gewährt. Die Londoner und provinzialen Joint