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und Stcindruckerei, Färberei und Wollkämmerei.
Wichtig sind die Märkte für Ölsaat und Getreide. [* 2] Die Stadt treibt aus ihren Häfen (Ooster-, Noorder-, Zuioer-Haven) starken Handel mit Hafer, [* 3] Weizen, Gerste, [* 4] Olsaat und Butter fowie mit Honigkuchen. - Grönland wird schon im 9. Jahrh, als blühender Ort genannt. Während des Mittelalters gehörte die ^tadt und ein Teil des Landes dem Bischof von Utrecht, [* 5] mit dem sie jedoch Jahrhunderte hindurch in Fehde lag.
Seit 1282 gehörte sie der Hansa an. Als Maximilian I. 1499 die Erbstatthalterschaft über Grönland und Friesland dem Herzog Albrecht von Sachsen [* 6] verlieb, unterwarf sich die Stadt Grönland dem Bischof.
Als sie aber von Albrechts Sohn, Georg, 1505 belagert wurde, begab sie sich 1506 in den Schutz Edzards von Ostfriesland, dann, vom Kaiser geächtet und abermals von Herzog Georg belagert, 1514 in den Schutz Karls von Geldern. Zuletzt unterwarfen sich Stadt und Land dem Kaiser Karl V.
Im Unabhängigkeitskriege trat Grönland der Utrechtcr Union bei (1579), wurde jedoch von dem abtrünnigen Statthalter Rennenberg von der- selben losgerissen, bis sie von Moritz von Oranien erobert wurde. 1672 hielt sie eine Belagerung gegen die münsterischen und kölnischen Truppen unter Bischof Bernhard von Galen aus. -
Vgl. Lorgion, (^eäciiioälcunclisse dL3cui-^vinF äer 8wä (^. s2 Bde., Groning. 1856-57);
Sche- pers, 6. lllä I1an263tM (ebd. 1891).
Groningen, Stadt im Kreis [* 7] Oschersleben des preuß. Reg.-Bez. Magdeburg, [* 8] an der Bode, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Halberstadt), [* 9] hat 11890) 3170 E., darunter 452 Katholiken, Post, Telegraph, [* 10] Papier- und Zuckerfabrik. Grönland war zeit- weilig Residenz der Bischöfe von Halberstadt.
Grönland, Nordpolarland, eine gegen Süden schmal zulaufende Iufel zwifchen dem Atlantischen Ocean im O. und der Davisstrahe, der Baffinbai, den: Smithsund, dem Kanebecken, dem Kennedy- und dem Robesonsnno im W., reicht von ihrer Süd- spitze, dem 300 in bohen KapFarewell unter 59^45^ bis zum Kap Washington [* 11] unter 83" 30' nördl. Br. und vielleicht noch etwas weiter polwärts.
Das Areal schätzt man bei einer Küstenlänge von 6300 km auf2Mill.qIcm. (S. die Karten: Britisch-Nord- amerika und Alaska und Nordpolarländer.) [* 12] Küsten und Oberslächengestaltung.
Die Küsten, welche bis auf eine Strecke im Nordosten zwischen Kap Washington 83'// und Kap Vismarck 67"// nördl. Br. alle befahren sind, sind rauh, hoch, von un- zähligen Inseln gesäumt und fast überall von engen, tief einschneidenden Fjorden zerschnitten.
Das Ost- gestade ist infolge ungeheurer Treideismassen fast unnahbar und völlig unwirtlich: es heißt bis zur Kjöge-Bucht «König Frederik VI.-Land», dann bis zum Polarkreis König Christian IX.-Land, dann Egede-Land bis 69°, vom Scoresbysund bis 75° Scoresby-Land, ein vielfach eingebuchteter Küsten- zug mit dem tief uach Westen einschneidenden Kaiser Franz Joseph-Fjord, demTiroler Fjord, weiter nord- wärts bis gegen 78° König Wilhelm-Land mit der Kühn-, Shannon-, Koldewey-Insel und der Dove- bucht (77° nördl. Br.).
Die Westküste, iu stetem linken begriffen, wird seit 1876 im Austrag der dän. Regierung systematisch erforscht;
bis Frederiks- haab unter 62^ uördl.
Vr. ist sie ebenso von Treibeis verbarrikadiert wie die Ostküste und deshalb ebenso schwer erreichbar: 2250 km sind seit 1876 genau untersucht, das übrige Gestade ist in großen Zügen bekannt. Im Norden, [* 13] am Smitbsund, verraten die markierten Küstcnterrassen mit vosttertiären Ab- lagerungen ein Aufsteigen der Küste.
Das bis 900 icin in der Breite [* 14] messende Innere, das von N. gegen S. von einem derOstküste näher gerückten Wasserscheiderücken durchzogen wird, rst scheinbar ein von Randgebirgen umsäumtes Tafelland, das steil von dem schmalen, uur an einigen Stellen bis 150 Ivin breiten Küstensaume aufsteigt. Es wird von einer 330 in und darüber mächtigen Eisdecke überlagert, die alle Unebenheiten des Landes nivel- liert und aus der uur hin und wieder Vergspitzen als Landinseln, sog. Nunataks, hervorragen.
Breite, bis 30 in tiefe Spalten, die uach der Westküste zu häufiger werden, bieten den Wanderungen oft unübersteigliche Hindernisse dar, und Terrassen, flache Wasserbecken und schäumende Bäche bilden die Unebenheiten der in der Ferne scheinbar glatten Eisoberfläche, die mit 82° nördl. Br. wahrscheinlich ihr Ende erreicht.
Die größten Erhebungen des Landes befiuden sich an der Ostküste im Süden des Franz Joseph-Fjords, wo die Petermann-Spitze 3480 in und die Payer-Spitze 2200 m emporragen.
Nordenskiöld erreichte 1883 in den centralen Ge- bieten 1947 in Höhe, während Whymper im Norden bis 2131 in Höhe gelangte.
Nunataks traf Jensen (1878) elf Tagereisen von der Küste in 3000 in Höhe und Nansen erreichte auf feiuerüberlaudreife Höhen von 2700 in.
Die mächtige, einem ungeheuern Gletfcher vergleichbare Eisdecke zeigt überall die Neigung, ihren Rand uach Westen über den eis- freien Küstensaum in das Meer vorzuschieben. An einigen Stellen der Westküste erreicht das Eis [* 15] in mächtigen Gletschern das Meer, so vor allem zwi- schen 68 V und 75° uördl.
Br., wo Rink 30 Gletscher zählte, deren im Wasser abbrechende Vorderteile als mächtige Eisberge im Meer umhertreiben;
so ist der Iatobshavn - Gletscher an der Diskobai 21 kin lang und an der Stirnseite 4500 in breit. Die eisfreien Küstenstriche und Randgcbirge werden der Hauptfache nach von Granit, Gneis, Glimmer- schiefer und Porphyr, die von Eruptivgesteinen durchsetzt werden, aufgebaut;
Trapp findet sich häufig in den uördl.
Gebieten. Von vulkanischen Spuren zeigen sich vereinzelte warme Quellen, so bei Unartok unter 60° 31/, von 40° (^. Von nutzbaren Minera- lien finden sich eine Reihe in Grönland: Graphit, das aber zum Gebrauch zu hart ist, Blei-, Kupfer-, Zinn-, Zink-, Eisen-, Molybdänerze, aber alle.in nicht ab- bauwürdiger Menge: Eudialyt beiIulianehaab, ein Mineral mit 14,49 Proz. Zirkonsäure und Kryolith bei Ivigtut, das einzige jetzt abgebaute Mineral, das man ehemals zur Äluminiumdarstellung, jetzt aber zur Herstellung von Alaunsalzen verwendet. Klima, [* 16] Pflanzen- und Tierwelt. Das gletscher- lose Küstengebiet, dessen Ausdehnung [* 17] an der West- küste auf 88100 ^m und an der Ostküste auf 38500 yicin geschätzt wird, wird in der Hauptsache von Hochebenen mit dazwischen liegenden Thälern und nur wenig von niedrigen:, mit Grasweiden bedeck- tem Flachland eingenommen. Aufgefundene Glet- scherjpuren deuten darauf hin, daß auch diese Ge- biete einst von Eis bedeckt waren, während anderer- seits die miocäne Flora der Insel Disko einst ein Jahresmittel von -^ 15° und die auf Grönland gefundenen Fossilien von Buchen, Eichen, Nußbaum, Lorbeer und Weinstock gar ein solches von ^ 30° erfordert haben; von der heutigen auf Grönland berrschenden Tem- peratur unterscheidet sich ersteres um 18-20^. ¶
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gleich ein beträchtlicher Teil G.s außerball' des Polarkreises liegt, ist das heutige Klima durcbaus arktisch, überdies auf der Ostküste, die fast ganz von Eisbergen gesperrt, weit streuger als auf der West- küste.
Die Cxtreme der Winterkälte und Sommer- wärme gibt man auf letzterer im allgemeinen zu - 40 und 15" c'. au;
im Iunern beobachtete Nansen in der Nacht Temperaturen von -50° während er eines Tages gleichzeitig -30" (^. in der Sonne [* 19] und -li° im Schatten [* 20] maß. Das Klima im Westen ist im wesentlichen ein Küsten- tlima, sehr abbängig von den Winden [* 21] und dem Treibeis der Davisstraße und Baffinbai. Eine Folge der großen Temperaturunterschiede in ver- schiedenen Luftschichten sind die Luftspiegelungen; häufig sind auch Nordlichter, Ringe um Sonne und Mond, [* 22] Nebensonnen u. s. w. Der Hauptabfluh des atmosphärischen Niederschlags im Innern geschieht durch Quellen, die unter dem Nande des Eises an den Stellen hervorkommen, wo dasselbe ans Meer reicht, ^onst sind dauernde Quellen fast unbekannt. Pflanzen- und Tierwelt vermitteln zwischen Island-Skandinavien und Labrador-Canada. An einigen geborgenen Stellen in Südgrönland, beson- ders längs der Ränder der Fjorde, giebt es Wiesen und Wcidengebüsche, im südlichsten Teile sogar Virkenbestände, sonst nur die niedern Gesträuche der Zwergbirke (Newia nana^.) und Polarweiden, immergrüner Heidegewächse auf trockucm Boden, Moos- und Flechtenpolster mit Steinbrech, Draba, Ranunkeln u. s. w. in einer Gesamtzahl von 386 Blutenpflanzen und Formen.
Diese bevölkern aber nur den Küstensaum;
das gletscherersüllte Innere ist, abgesehen von einigen Oasen, völlig pflanzen- leer.
Der Pflanzenrcichtum an arktischen Arten ist an der Westküste größer als im Osten und erreicht in der Breite des Polarlreises seine größte Zahl; merkwürdig hoch steigen viele Pflanzen an den Küstcnbcrgen zwischen den dunkeln Blätterkrusten der Flechten [* 23] hinauf.
In den dän. Kolonien der Westküste ist noch spärlicher Gartenbau möglich, wo Kresse, Kohl, Rettich, Sellerie und ähnliches gedeibt;
die Nanschbeere liefert Kompott. - Die Landfauna besteht aus sechs Säugetieren: nämlich aus drei uordamerik.
Arten, davon ein Lemming Mvoän8 wi'^uatuä 7s^/7??.), ein Hase [* 24] (I^6pu8 Fl.^ cia1i8 ^i-^?.) und der Moschusochse, und drei ark- tisw circmnpolaren, dem Renntier, Eisfuchs und Eisbär.
Landvögel finden sich 14, darunter 9 circum- polare, 3 amerikanische und 2 europäische.
Hierzu gehören Seeadler, Falken (darunter der edle Jagd- falke), Pieper, Schnecammern, Schnecfinkcn, Kolk- rabe, Schneehühner u. s. w. Weit zahlreicher sind Schwimm- und ^telzvögel (49 Arten).
Insekten- arten sind 62 vorhanden, nämlich 11 Käfer, [* 25] 9 Schmetterlinge, [* 26] 2 Hummeln, 19 Fliegen, [* 27] ? Spring- schwänze, 9 parasitische Pelzfresser und Federläuse, 2 eigentliche Läuse und 2 Netzflügler.
Spinnen [* 28] finden sich auch in wenigen Arten, desgleichen Süß- wasser- und Landmollusken (?upN, Iix^liiia, 3uo ciiisa, Vitrine, I^imnaouä).
Zahlreich sind die See- säugetiere und Wasservögel, am zahlreichsten aber die Fische, [* 29] welche mit dein Renntier, den Robben [* 30] und Eidergänsen den Bewohnern hauptsächlich die Mittel der Existenz und die Ausfuhrprodukte lie- sern, als : Fischbein, Thran, Robben-,Fuchs-,Vären- und Renntierfelle, Eiderdunen,Narwalzälme u.s.w. Bevölkerung. [* 31] Die Grönländer, von den ersten norweg. Besuchern Skrälingar, d. h. Schwäch- linge, genannt, sind ein Stamm der Familie der Eskimo (s. d.), mit der sie alle Eigentümlichkeiten teilen.
Ihre Ansiedelungen finden sich an der West- küste bis Prudhoeland'am Smithsund (78" 20^ nördl. Br.),
Reste fast bis zu 82", an der Ostlüste bis 75/ nördl. Br. Wie jene sind sie ein Iägeroolk, das es nicht einmal bis zur Zähmung des Renn- tiers gebracht hat und größtenteils noch heidnisch ist.
Nur in der Nähe der dän. Niederlassungen und soweit sich der Einfluß der Missionare erstreckt, sind sie Christen.
Ihre Zahl beläuft sich auf etwa 10000 Seelen.
Ihre Wohnungen bestehen im Win- ter in engen, steinernen, mit Erde bedeckten Hütten, [* 32] im Sommer aus Zelten.
Ihre Neigung für Tabak [* 33] und Kaffee ist maßlos.
Die Jagd auf See ift ihre Hauptbeschäftigung;
weniger lieben sie die Fischerei. [* 34] Es berrscht teilweiser Kommunismus.
Die 13 dän. Kolonien werden durch den Nord- Strömsfjord unter 67° 20^ nördl. Br. in die zwei Inspektorate von Süd- und Nordgrönland mit zu- sammen (1890) 10516 E., darunter etwa 300 Euro- päer, geteilt.
Jede Kolonie steht unter einem Superin- tendenten mit Agenten oder Governoren und Hand- wertern und wird nach ihrem Hauptort benannt. Außerdem giebt es eine Menge kleiner Handelsplätze oder Außenstellen zur Erleichterung des Warenaus- tausches mit den Grönländern.
Das südl. Inspek- torat umfaßt folgende fünf Kolonien: Iuliauehaab, vom Kap Farewell 280 kin nordwärts, mit dem gleichnamigen Orte, und den herrnhutischen Mis- sionsstationen Frederiksdal und Lichtenau, Fre- derikshaab, Godthaab am Vaalssjord mit Fisker- naes, der Vrüdergemeine Lichtenfels und dem Missionsplatze Neu-Herrnhut, Sukkertoppen und Holstenborg.
Das nördl. Inspcktorat zerfällt in die sieben Kolonialdistrikte: Egedesmindc mit dän. Missionsstätte, Christianshaab, Iakobshavn, God- havn auf der Insel Disko, Ritenbcnk, Umanak oder Omenak, reich an Steinkohlen, Graphit und Iagdprodukten, mit dän. Mission;
Upernivik mit dän. Mission auf der Infel Upernivik, sowie Itivdliarsuk, dem nördlichsten bewohnten Punkte. Die jährlichen Einnahmen betragen gegen 660000, die Ausgaben 736000 Kronen. [* 35]
Dse Ausfuhr: Thran, Eidcrdunen, Stocksische, Walfisch- und Rob- benspeck, Hai- und Dorschleber, Seehundsfellc,Wal- fischbartcn und etwas Pelzwerk [* 36] hatte 1891 einen Wert von 334800 Kronen;
die Einfuhr: Schiffs- brot, Butter, Speck, Erbsen u. s. w. von 453 600 Kronen. Nach Rink hat der Handel von 1790 bis 1875 einen Reingewinn von 160000 Pfd. St. er- geben. Besonders wertvoll ist der Kryolith.
Der Handel, vorzugsweise Tauschhandel, wird seit 1774 von einer königl. Direktion zu Kopenhagen [* 37] betrieben und liefert durchfchnittlich im Jahre einen Über- schuß von 30000 Reichsbankthalern.
Anfang Ok- tober verlassen die letzten Schisse Grönland, und dann ist jedcr Verkehr bis nächsten Iunivöllig ausgeschlossen.
Nachdem das Land wahr- scheinlich in den ersten Decennien des 10. Jahrh, (nach früherer Annahme 877) von Gunnbjörn, dem Sohne des Ulfs kräka, einem auf der Fahrt nach Islaud weit nach Westen verschlagenen Seemann, gesehen worden war und Snaebjörn galti (zwischen 970 und) um 980 die Schären Gunnbjörns wieder aufgefunden und auf ihnen überwintert hatte, wurde es 983 von einem auf Island [* 38] wegen Tot- schlags geächteten, ausgewanderten Norweger, Erik dem Roten, wirklich entdeckt. Derselbe landete an ¶