mehr
zahlreiche Äolismen hervor. Im attischen
Drama herrscht in den dialogischen Partien der attische Dialekt, aber mit Beimischung
von Epismen und Dorismen der Dichtersprache;
diese dichterische Beimischung wird stärker in den anapästischen
Stücken;
in den melischen endlich
(Chor- und Bühnengesängen) erhält die
Sprache
[* 2] eine der dor.
Lyrik verwandte, aber leichtere dor.
Färbung.
In der Prosa tritt zuerst der ion. Dialekt auf
(Logographen, Herodot). Von der Zeit des
Peloponnesischen
Krieges an aber kam
die attische Mundart als allgemein griech. Schriftsprache
in Gebrauch und stand nun in ähnlicher
Weise über den Volksmundarten, wie die hochdeutsche Schriftsprache
über unsern Lokaldialekten steht, doch ohne sie
ganz aus dem Schriftgebrauch zu verdrängen. Im 4. Jahrh.
v. Chr. wurde das
Attische
[* 3] die Umgangssprache
am macedon.
Hofe und
verbreitete sich mit der macedon.
Herrschaft im
Orient und in
Ägypten.
[* 4] Es entwickelte sich jetzt eine neue Form des
Attischen, die man die koinē (κοινή,
«die Gemeinsame») nennt und die sich von dem reinen
Attisch weniger in formeller, um so mehr in lexikalischer und syntaktischer
Beziehung unterscheidet. Im Gebrauch der Gebildeten
und der Schriftsteller entfernte sich die koinē weniger vom
Attischen, als im Mund des niedern
Volks außerhalb
Griechenlands.
(S.
Alexandrinischer Dialekt.) In
Griechenland
[* 5] selbst lebten die alten Volksmundarten, von der Schriftsprache
mehr oder minder beeinflußt, fort, wenn auch aus dem schriftlichen Gebrauch immer mehr zurückgedrängt; doch scheinen die
meisten von ihnen schon bald nach Christi
Geburt ganz erloschen zu sein. Die neugriech. Volksdialekte beruhen mit Ausnahme
des Zakonischen auf der koinē. (S.
Neugriechische
Sprache und Litteratur.)
Das
Griechische ist unter den indogerman.
Sprachen eine der altertümlichsten. Hinsichtlich des Vokalismus
und der
Syntax des
Verbums hat keine andere
Sprache den
Stand der indogerman. Grundsprache
so treu festgehalten. In andern
Beziehungen
läuft dem
Griechischen meist das
Indische den Rang ab.
In der grammatischen Erforschung des Griechischen haben die Alten schon nicht Unerhebliches geleistet. Aristoteles und die Stoiker suchten die sog. Redeteile auf und schufen in der Hauptsache die grammatische Terminologie, die noch heute bei allen Kulturvölkern üblich ist. Die alexandrinischen Philologen der letzten Jahrhunderte v. Chr., wie Aristarch, erwarben sich durch ihre im Interesse der Textkritik angestellten sprachlichen Untersuchungen Verdienste.
Das erste systematische Lehrgebäude der Grammatik verfaßte Dionysius Thrax, aus der Schule Aristarchs (etwa 100 v. Chr.); auf seiner «Grammatik» beruht die traditionelle Schulgrammatik des gesamten Occidents. Doch umfaßte das System der Grammatik des Dionysius noch nicht alle Teile der Grammatik: es fehlte neben der Laut- und Formenlehre noch die Syntax. Diese schuf Apollonius Dyscolus (2. Jahrh. n. Chr.), von dem vier syntaktische Schriften erhalten sind. Sein Sohn Älius Herodianus, der vorzugsweise auf dem Gebiet der Lautlehre thätig war, ist der letzte hervorragende Grammatiker der Griechen.
Die grammatischen Leistungen der Byzantiner beschränken sich von nun im wesentlichen auf Auszüge aus den ältern Werken. Erst mit dem Wiedererwachen der klassischen Studien im 14. Jahrh. begannen die sprachwissenschaftlichen Forschungen wieder. Unter den griech. Gelehrten, die damals die Kenntnis des Griechischen in Italien [* 6] verbreiteten, ist Emanuel Chrysoloras hervorzuheben, der 1395 Lehrer des Griechischen in Florenz [* 7] wurde. 1476 erschien die griech. Grammatik des Konstantin Laskaris (der erste griech. Druck) und blieb lange in Ansehen. In Deutschland [* 8] und den Niederlanden wurde das Studium des Griechischen durch Reuchlin, Erasmus und Melanchthon begründet; des letztern griech. Grammatik (1518) blieb bei uns über ein Jahrhundert die herrschende. 1654 trat an ihre Stelle Wellers «Grammatica graeca nova», der 1705 die «hallische» und 1730 die «märkische» Grammatik folgten. Neben diesen Schulbüchern sind auch streng wissenschaftliche Untersuchungen zur griech. Grammatik zu verzeichnen, wie die von Devarius (1558), Vigerus (1632) und Fischer (1750).
Im 19. Jahrh. nahm die griech.
Grammatik einen neuen mächtigen Aufschwung in doppelter
Richtung, einerseits durch die klassische
Philologie, die durch kritische Bearbeitung der aus dem
Altertum überlieferten Sprachdenkmäler, durch
sorgfältige
Beobachtung des Sprachgebrauchs, durch Sammlung der sprachlichen
Thatsachen die Kenntnis des
Griechischen wesentlich
erweiterte, andererseits durch die
vergleichende Sprachwissenschaft, die in
Bezug auf die
Entwicklungsgeschichte der Griechische Sprache
die
wichtigsten Aufschlüsse gewährte. Der erstern
Richtung gehören an die grammatischen Werke von
Gottfried
Hermann,
Buttmann, Lobeck, Matthiä («Ausführliche griech.
Grammatik», 3. Aufl., Lpz. 1835),
Krüger («Griech. Sprachlehre für Schulen», 2 Bde., 5. Aufl., ebd. 1873‒75),
Kühner («Ausführliche
Grammatik der Griechische
Sprache», 2. Aufl., 2 Bde.,
Hannov. 1869‒72; 3. Aufl. bearbeitet von Friedr.
Blaß, Bd. 1, ebd. 1892) u. a.
Unter den vergleichenden Sprachforschern sind für das
Griechische in hervorragenderer
Weise thätig gewesen
Bensey, Griechische
Curtius,
Leo
Meyer, Fick, B.
Delbrück, Joh. Schmidt, Gustav
Meyer,
Brugmann,
Osthoff, R.
Meister, Bechtel, Collitz,
Blaß u. a. Wissenschaftliche
Grammatiken lieferten in neuester Zeit Griechische
Meyer («Griech.
Grammatik», 2. Aufl., Lpz. 1886),
Brugmann («Griech. Grammatik» in J. Müllers «Handbuch der klassischen Altertumswissenschaft», Bd. 2, 2. Aufl., Münch. 1890) und Pezzi («La lingua greca antica», Tur. 1888). Die Homerische Sprache behandelten Monro, «Grammar of the Homeric dialect» (2. Aufl., Oxf. 1891),
und Vogrinz, «Grammatik des Homerischen Dialektes» (Paderb. 1889). Von den neuern griech. Schulgrammatiken seien genannt die von Curtius (1. Aufl. 1852; 20. Aufl. bearbeitet von W. von Hartel, Lpz. 1890),
Koch (13. Aufl., ebd. 1889),
Kaegi (2. Aufl., Berl. 1889) und Bamberg [* 9] (3 Tle., ebd. 1889).
Die Grundlage der neuern griech. Lexikographie bildet H. Stephanus’ «Thesaurus linguae graecae» (1. Ausg. 1572), der im 19. Jahrh. durch C. B. Hase, [* 10] W. Dindorf u. a. eine dem jetzigen Stande der Wissenschaft entsprechendere Gestaltung (9 Bde., Par. 1829‒63) erhalten hat. Das vollständigste griech.-deutsche Wörterbuch ist Passows «Handwörterbuch der Griechische Sprache» (5. Aufl., 2 Bde., Lpz. 1841‒57); daneben sind die Lexika von Pape (3. Aufl., 2. Ausg., Braunschw. 1888),
Jacobitz und Seiler (3. Aufl., Lpz. 1876; neuer Abdruck 1882‒86) und Benseler (8. Aufl., ebd. 1886),
Suhle und Schneidewins «Übersichtliches griech.-deutsches ¶
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Hand-Wörterbuch» (ebd. 1875),
für die Homerische Sprache das große von Ebeling u. a. herausgegebene «Lexicon Homericum» (2 Bde., ebd. 1885) zu erwähnen. Wichtige Beiträge zur griech. Etymologie lieferten Pott, Benfey («Griech. Wurzellexikon», 2 Bde., Berl. 1839–42),
Griechische Curtius («Grundzüge der griech. Etymologie», 5. Aufl., Lpz. 1879),
Fick, Prellwitz («Etymolog. Wörterbuch der Griechische Sprache», Gött. 1892) u. a.; die vollständigste Zusammenstellung der bisherigen Leistungen auf dem Gebiete der griech. Etymologie bietet Vaničeks «Griechisch-lat. etymolog. Wörterbuch» (2 Bde., Lpz. 1877).