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That konnte Geschichte aber nur einmal (1861) Zahlung leisten, und so war die 60-Millionen-Schuld, einschließlich der Zinsen und Vorschüsse der Schutzmächte, bis 1865 auf mindestens 115 Mill. Drachmen angewachsen, wozu noch 87 Mill. anderweitiger Schulden kamen; also im ganzen eine Staatsschuld von 202 Mill. Drachmen. Während des Italienischen Krieges von 1859 blieb Geschichte auf den übereinstimmenden Rat der drei Schutzmächte neutral und ruhig. Doch zeigte das Volk lebhafte Sympathien für Italien [* 2] und machte den König und seine Regierung dafür verantwortlich, daß es den Italienern erlaubt wurde, einen nationalen Einheitsstaat zu gründen, den Volksstämmen der griech. Nationalität dagegen verwehrt sein solle. Besondere Unzufriedenheit erregte auch die wenig entgegenkommende Haltung der Regierung gegenüber den Agitationen, die auf Einverleibung der Ionischen Inseln (s. d.) in Geschichte hinzielten, und diese kühle Zurückhaltung gegen alle nationalen Vergrößerungspläne war es hauptsächlich, die endlich den Sturz der Dynastie herbeiführte.
Der Hof [* 3] in Athen [* 4] konnte sich über die allgemeine Verstimmung nicht länger täuschen. So beschloß denn König Otto einzulenken und übertrug im Jan. 1862 dem Admiral Kanaris die Bildung eines neuen Ministeriums; doch erhielt dessen liberales Programm nicht die königl. Zustimmung, daher das Ministerium Miaulis 1. Febr. wieder eintrat. Wenige Tage darauf (13. Febr.) empörte sich die Garnison von Nauplia und setzte eine Provisorische Regierung ein, die in ihrer Proklamation vom 14. Febr. einen liberalen Systemwechsel sowie Einberufung einer Nationalversammlung forderte. Doch gelang es diesem Aufstand nicht, weiter um sich zu greifen. Eine Verschwörung in Athen ward rechtzeitig entdeckt. Das Heer, die Heilige Synode und die Kammern erklärten sich für die Regierung. Nach einer förmlichen Belagerung mußte Nauplia 20. April kapitulieren. Die Rädelsführer entkamen an Bord fremder Kriegsschiffe. Der König benutzte seinen Sieg mit Milde, erließ eine Amnestie, die nur wenige Schuldige ausnahm, und machte verschiedene liberale Konzessionen. Das Kabinett Miaulis wurde entlassen, und das neue Ministerium unter dem Vorsitz von Kolokotronis versprach ein aufrichtiges konstitutionelles Regiment (8. Juni). Dennoch ging die revolutionäre Gärung im stillen vorwärts, und als König Otto mit seiner Gemahlin 13. Okt. Athen verlassen hatte, um eine Rundreise im Peloponnes anzutreten, fand ein zweiter Ausbruch statt. Zuerst erhob 19. Okt. General Theodor Grivas in Vonitsa (Akarnanien) die Fahne des Aufruhrs; 20. Okt. folgte die Stadt Patras (Achaia) unter Anführung des Benizelos Rufos.
Endlich gab am Abend des 22. Okt. in Athen der Offizier Papadiamantopulos das Signal. Das Militär fraternisierte mit dem Volk, und nach wenigen Stunden hatte die Revolution gesiegt. Tags darauf (23. Okt.) konstituierte sich in Athen eine Provisorische Regierung, in der außer zwei hochbejahrten Helden des Freiheitskrieges, Demetrios Bulgaris und Admiral Konstantin Kanaris, auch Rufos von Patras einen Sitz erhielt. Ihr erstes Dekret verfügte die Entsetzung des Königs Otto und die Einberufung einer Konstituierenden Nationalversammlung. Als in der folgenden Nacht das Königspaar an Bord der griech. Dampffregatte Amalia wieder vor dem Peiraieus anlangte, war es zu spät. Die Provisorische Regierung war bereits allgemein anerkannt. So gab der König seine Sache verloren und entschloß sich nach Deutschland [* 5] zurückzukehren. In einer Proklamation vom nahm er Abschied von Geschichte, sprach aber keine förmliche Abdankung aus, vielmehr wahrte die bayr. Dynastie ausdrücklich ihre Ansprüche auf den griech. Thron [* 6] durch wiederholte Proteste (12. April und
Die griech. Revolution erregte in der diplomat. Welt große Unruhe. Zwar die Besorgnis, daß die Bewegung sofort nach den griech. Provinzen der Türkei [* 7] und den Ionischen Inseln hinübergreifen würde, bewahrheitete sich nicht; dagegen erwachte die Eifersucht der drei Schutzmächte, als es sich nun um die Wiederbesetzung des griech. Throns handelte. Am 1. Dez. hatte ein Dekret der Provisorischen Regierung die sofortige Wahl eines Königs, und zwar unter Anwendung des allgemeinen Stimmrechts, angeordnet.
Bei der Abstimmung 5. bis 12. Dez. erhielt Prinz Alfred von Großbritannien, [* 8] der zweite Sohn der Königin Victoria, [* 9] 230016 Stimmen, während im ganzen 241202 Stimmen abgegeben wurden. England hatte jedoch schon vorher Unterhandlungen mit Frankreich und Rußland eröffnet und beantragt, daß die Bestimmungen der Verträge von 1830 und 1832, wonach kein Prinz der drei Schutzmächte den griech. Thron besteigen soll, aufrecht erhalten würden. Daher wurde sowohl die Kandidatur des Prinzen Alfred wie die des von Rußland unterstützten Herzogs von Leuchtenberg fallen gelassen. Am überreichte der engl. Gesandte Elliot der griech. Regierung ein Memorandum, wonach für den Fall, daß ein Souverän gewählt würde, gegen den kein wohlbegründeter Einwand zu erheben sei, die Krone England sich bereit erkläre, auf das Protektorat über die Ionischen Inseln zu verzichten und deren Vereinigung mit Geschichte zu bewirken.
Allein es zeigten sich große Schwierigkeiten, einen andern Kandidaten für die griech. Krone ausfindig zu machen, bis endlich die Schutzmächte sich über den Prinzen Georg von Dänemark [* 10] einigten und dessen Wahl befürworteten. Demgemäß wählte ihn die Konstituierende Versammlung, die nach einer stürmischen Wahlbewegung in Athen eröffnet war und die Absetzung des Königs und der Dynastie bestätigt hatte, als Georg I. (s. d.) zum König von Geschichte.
Durch einen zwischen den drei Schutzmächten und
Dänemark abgeschlossenen
Traktat vom wurde die griech.
Krone förmlich
auf
Georg I. übertragen. Am 30. Okt. landete der junge König, begleitet von seinem Ratgeber, dem dän.
Kammerherrn
Grafen Sponneck, im Peiraieus, hielt seinen Einzug in
Athen und leistete am folgenden
Tage
vor der
Nationalversammlung den
Eid auf die
Verfassung. Nachdem das ion. Parlament 5. Okt. einstimmig den Anschluß an Geschichte votiert
und die fünf Großmächte ihre Einwilligung gegeben hatten, übergab der Lord-Oberkommissar
die
Ionischen Inseln
an den griech.
Kommissar Zaimis. Die
Inseln wurden als drei neue Nomarchien dem Königreich einverleibt,
und Ende Juli 1864 traten die 80 ion.
Abgeordneten in die griech. Nationalversammlung ein. Diese Erwerbung war für die neue
Dynastie sehr günstig; dennoch war die
Stellung des Königs
Georg anfangs sehr schwierig. Den Griechen war der beherrschende
Einfluß des unverantwortlichen Ratgebers des Königs, des
Grafen
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Sponneck, im höchsten Grade verhaßt, und sie ruhten nicht eher, bis er gegen Ende 1865 Geschichte verließ. Bei der Revision der Verfassung kam es zu einem Konflikt mit der Nationalversammlung. Diese beschloß mit 211 gegen 62 Stimmen die Abschaffung des Senats. Der König wollte diesen Beschluß nicht sanktionieren, aber die Versammlung gab nicht nach und löste sich 28. Nov. von selbst auf, ohne das Budget beraten zu haben. Es blieb bei der revidierten Verfassung und der Ersetzung des Senats durch einen Staatsrat, der dann durch ein Gesetz vom ebenfalls beseitigt wurde.
Die Finanznot stieg indes von Jahr zu Jahr. Die vertragsmäßige Zinszahlung auf die Staatsschuld von 1832 konnte nicht geleistet, den Beamten kaum ihr Gehalt ausbezahlt, geschweige auf den Gebieten des Verkehrs und der Industrie von Staats wegen etwas Nennenswertes unternommen werden. Und doch war Geschichte nahe daran, in einen Krieg mit der Türkei hineingerissen zu werden. Die griech. Bewohner der Insel Kreta (s. d.) erhoben sich im Aug. 1866 und beschlossen in einer Versammlung vom 2. Sept., daß die türk. Herrschaft auf Kreta abgeschafft sei, und daß die Insel sich mit Geschichte vereinige.
Darauf landeten türk. Truppen, und es entstand ein verzweifelter Kampf, der sich drei Jahre hinzog. Die meisten Großmächte rieten der Türkei, Kreta an Geschichte abzutreten;
nur England sprach, aus Eifersucht auf den Einfluß Rußlands, dagegen. Geschichte konnte sich der Unterstützung seiner Stammesgenossen nicht entziehen. In Athen bildete sich ein Hilfskomitee;
Tausende von Kretensern, die sich nach Geschichte flüchteten, mußten unterhalten werden;
Freiwillige strömten nach der Insel;
Geld und Munition wurden dahin geschickt.
Die großgriech. Träume erwachten aufs neue, trotz der Unzulänglichkeit der Mittel. Vergebens warnte und drohte die Pforte. Als aber im Nov. 1868 der Minister des Auswärtigen, Delijannis, offen in der Kammer erklärte, die Politik der Regierung bezüglich Kretas sei die der Annexion, sandte die Pforte 10. Dez. ein Ultimatum nach Athen, und als man dieses verwarf, wurden dem griech. Gesandten in Konstantinopel [* 12] seine Pässe zugestellt. Das griech. Schiff [* 13] Enosis, das die Überfahrt der griech. Freiwilligen nach Kreta vermittelte, wurde von den Türken im Hafen von Syra eingeschlossen und der Hafen blockiert gehalten; in Thessalien sammelte sich eine türk. Armee unter Omer Pascha. In Geschichte fehlte es zur Kriegführung an Geld und an Soldaten. Da half die Diplomatie.
Graf Bismarck schlug die Berufung der Unterzeichner des Pariser Friedens von 1856 zu einer Specialkonferenz vor, und wurde diese unter dem Vorsitz des franz. Ministers Lavalette in Paris [* 14] eröffnet. Die Forderung der Türkei, daß Geschichte die Bildung neuer Freiwilligenscharen verhindern, die Korsarenschiffe entwaffnen oder aus seinen Häfen ausschließen und den nach Geschichte ausgewanderten kretensischen Familien die Rückkehr nach Kreta gestatten solle, wurde als berechtigt anerkannt, und ein Abgesandter der Konferenz lud Geschichte zur Annahme dieser Beschlüsse ein. Das Ministerium nahm 2. Febr. seine Entlassung; das neue Kabinett Zaimis unterwarf sich den Konferenzbeschlüssen, die diplomat. Beziehungen zwischen der Pforte und Geschichte wurden wiederhergestellt, und Kreta mußte sich wieder unter die türk. Herrschaft beugen.
In der Zwischenzeit hatte König Georg durch seine Vermählung mit der russ. Großfürstin Olga und durch die erfolgte Geburt eines Prinzen, der in der Landeskirche getauft und erzogen wurde, der Dynastie mehr Sicherheit und Popularität gegeben. Die Ermordung dreier vornehmer Engländer und eines Italieners, die auf der Rückkehr von Marathon nach Athen unter Räuber geraten waren, war die Veranlassung zu dem energischen Gesetze vom das dem Räuberwesen den letzten entscheidenden Stoß gab. In einen Konflikt mit Frankreich und Italien kam die Regierung durch die sog. Laurionfrage.
Sie hatte die Konzession zur Ausbeutung der alten Bergwerke von Laurion einer franz.-ital. Gesellschaft erteilt, und als diese daraus einen ziemlich bedeutenden Gewinn zog, erklärte die griech. Regierung, auf zweifelhaft gültige Gesetze sich berufend, alle metallhaltige Erde für Staatseigentum. Die von ihren Unterthanen angerufenen Regierungen von Frankreich und Italien protestierten, und dem Ministerium blieb nichts übrig, als jener Gesellschaft alle Rechte und Besitzungen abzukaufen, was die Kammer genehmigte. 1874 war die Thätigkeit der Regierung und der Kammer durch eine fast permanente Ministerkrisis gelähmt.
Weder Deligeorgis, noch Bulgaris oder Zaimis und Kumunduros vermochten ein Ministerium zusammenzubringen, das auf die Mehrheit der Kammer hätte zählen können. Als das Ministerium Bulgaris vor der Opposition nicht zurückhat, machte jene 17. Dez. durch ihren Austritt die Kammer beschlußunfähig und sandte dem König eine mit 58 Unterschriften versehene Beschwerdeschrift zu. Als der Rest der Kammer trotzdem forttagte und der König ihre Beschlüsse unterzeichnete, wurde die Stimmung in Athen sehr bedenklich.
Das Ministerium nahm 9. Mai seine Entlassung, und das Oppositionsmitglied Trikupis bildete ein provisorisches Kabinett. Die Kammer wurde aufgelöst und die neugewählten Abgeordneten 23. Aug. einberufen. Der fast einstimmig zum Präsidenten der Kammer gewählte Kumunduros wurde mit der Bildung eines parlamentarischen Kabinetts beauftragt, das 27. Okt. zu stande kam. Sofort wurden von der Kammer die Exminister Valassopulos und Nikolopulos, die Erzbischofssitze um hohe Preise verkauft hatten, in Verhör und Haft genommen und darauf einem außerordentlichen Gerichtshof zur Verurteilung übergeben, 10. Nov. das ganze Ministerium Bulgaris wegen Verfassungsbruch in Anklagezustand versetzt sowie 12. Nov. die in der vorigen Session mit ungenügender Stimmenzahl beschlossenen Gesetze annulliert; dagegen wurde 18. Nov. der mit dem Deutschen Reiche abgeschlossene Vertrag bezüglich der Ausgrabungen in Olympia genehmigt. Das Bestreben der päpstl. Kurie, Geschichte einen röm.-kath. Erzbischof von Athen aufzudrängen, wurde von der Regierung zurückgewiesen und dem Vatikan [* 15] die Antwort erteilt, die Ernennung der Erzbischöfe sei Sache des Kultusministers.
Das J. 1876 begann mit den Verhandlungen in dem Simonieprozeß gegen die Exminister Valassopulos und Nikolopulos, von denen 12. April jener zu einjährigem Gefängnis, Ehrverlust auf drei Jahre und 56200 Drachmen Geldbuße, dieser zu zehnmonatigem Gefängnis verurteilt wurde. Die drei Erzbischöfe, die den Handel mit den Ministern eingegangen hatten, mußten an den Armenfonds das Doppelte der Bestechungssumme bezahlen. Die beiden verurteilten Minister saßen 1. Mai noch ¶