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die Akropolis [* 2] von Athen, [* 3] in rücksichtsloser Weise zu plündern, Vespasian (Anmerkung des Editors: Name undeutlich) nahm (73 oder 74 n. Chr.) diese nicht mehr zeitgemäße Freiheit wieder zurück, in deren Besitz später nur noch einzelne Städte, wie Athen, Thespiä, Tanagra, Pharsalos, Sparta u. a. m., erscheinen. Für das wohlthätige Walten des Trajan in Geschichte spricht der Umstand, daß die Griechen ihm gemeinschaftlich ein Denkmal in Olympia errichteten. Der größte Wohlthäter aber für Geschichte überhaupt und für Athen insbesondere war Hadrian, der, in griech. Kunst und Litteratur wohl bewandert, das Land öfters besuchte und überall stattliche Denkmäler seiner Freigebigkeit und seiner wirtschaftlichen Einsicht zurücklieft.
Darin wetteiferte mit ihm ein reicher Privatmann, Herodes Atticus von Marathon, der unter seiner und seiner Nachfolger Regierung Athen und andere griech. Städte mit neuen Bauten schmückte. Die Antonine beschränkten sich ebenfalls nicht bloß darauf, einigen Orten das Geschenk der Freiheit zu machen. (Unter ihrer Regierung bereiste Pausanias aus Lydien Geschichte, von dessen Zuständen, besonders in Bezug auf die noch sehr zahlreichen Kunstwerke, er uns in seiner Reisebeschreibung ein interessantes Bild hinterlassen hat.) Besonders wichtig wurde es, daß die im 2. Jahrh. n. Chr. neu erwachte griech. Kunst der Beredsamkeit oder vielmehr Wohlredenheit, die zuerst in Kleinasiens Griechenstädten ausgezeichnete Vertreter fand (die sog. jüngern Sophisten), zu höchster Vollendung ausgebildet wurde.
Bis herab zum 5. Jahrh. wurde dieselbe mit den zugehörigen Studien nun die Grundlage aller den guten Familien der antiken Völker geläufigen höhern Bildung. Athen aber, wo diese Kunst neben der Philosophie mit besonderer Vorliebe gepflegt wurde, war seit Marc Aurel (176 n. Chr.) für mehrere Jahrhunderte der Sitz einer vielbesuchten philos. und rhetorischen Akademie oder Universität geworden. Auch sonst hielt sich hier das antike Leben, der Glaube an die alten Götter und Heroen vorzugsweise lange mit großer Zähigkeit.
Freilich hatte dasselbe Volk, das vordem durch die Werke eines Äschylus, Sophokles und Euripides begeistert wurde, unter der Römerherrschaft angefangen, auch an Tiergefechten und Gladiatorenkämpfen Geschmack zu finden. Aber noch immer verherrlichte man durch jährliche Feste die großen Tage und die Helden der Vorzeit. Noch immer blieb Geschichte für die Alte Welt das vorzugsweise geliebte Land alten Ruhms und alter Schönheit. Sein Wohlstand erhielt aber einen schweren Stoß, als seit Mitte des 3. Jahrh. die Goten für mehr denn 20 Jahre ihre Raubzüge gegen die griech. Welt begannen.
Als Kaiser Decius 251 im Kampfe gegen die Goten gefallen war, hielt nur (253) die zähe Ausdauer der Stadt Thessalonike die nordischen Völker von weiterm Vordringen gegen Geschichte ab. Die sich steigernde Gefahr mahnte die Griechen, selbst an ihre Verteidigung zu denken. Ein griech. Heer wurde an die Thermopylen geschickt; die Athener stellten ihre Befestigungswerke, die Peloponnesier die uralte Schutzmauer auf dem Isthmus wieder her. Unter diesen Vorbereitungen vergingen die nächsten Jahre ruhiger, da die Goten und Heruler ihre Verheerungszüge jetzt vorzugsweise nach Kleinasien richteten.
Aber 267 unter Gallienus drangen sie ins Ägäische Meer, besetzten mehrere Inseln, landeten auf dem griech. Festlande, steckten mehrere Städte, wie Korinth, [* 4] Sparta, Argos und Tegea, in Brand und eroberten selbst Athen. Teils durch ein Aufgebot der Athener, welches sich unter des Geschichtschreibers Dexippus Führung in den Bergen [* 5] und in dem Ölwald unweit der Stadt in den Hinterhalt gelegt hatte, teils durch das röm. Geschwader im Ägäischen Meere wurden sie in die Flucht geschlagen und nachher durch Gallienus am Flusse Nestos fast gänzlich aufgerieben.
Mehr denn 100 Jahre lang wurde nun Geschichte nicht weiter von
Barbaren heimgesucht. Das
Christentum, das seit
etwa 53 n. Chr. durch
Paulus nach Macedonien,
Athen und
Korinth gebracht worden war, machte in Geschichte längere Zeit nur geringe
Fortschritte. Erst seit der Mitte des 2. Jahrh. finden sich größere Christen
gemeinden zu
Thessalonike, Larissa,
Athen,
Korinth,
Sparta, auf
Kreta und Cypern.
[* 6] Mehrere achäische
Bischöfe waren auf dem
Konzil zu
Nicäa (325), dessen
Glaubensartikel von allen
Christen G.s angenommen wurden, ein Umstand, der vorzüglich deshalb
von Wichtigkeit war,
weil er nicht wenig zur ruhigen
Entwicklung der christl.
Kirche in Geschichte beigetragen hat, wo es keine
Arianer
gab.
Wie Konstantin die Provinz Achaia, namentlich Athen begünstigte, so hatte dieses sich auch der Gunst seiner Nachfolger zu erfreuen, deren strenge Gesetze gegen die Kulte der Heiden hier relativ wenig Anwendung gefunden zu haben scheinen. Kaiser Julian konnte denn auch den Plan der Wiederherstellung des Heidentums vorzugsweise in Achaia durchzuführen hoffen. Er wurde, nachdem er seine Absichten offen erklärt hatte, von den griech. Städten mit Jubel begrüßt (361); im Vertrauen auf seine Proklamationen wurden zu Athen und in ganz Hellas die Tempel [* 7] der alten Götter wieder geöffnet, ihre Altäre wieder errichtet, Opfer dargebracht und Feste gefeiert in alter Weise.
Julians früher Tod 363 machte zwar dieser Bewegung ein Ende; doch hatten weder die furchtbar strengen Verordnungen des Kaisers Theodosius (seit 381 n. Chr.) noch die ähnlichen Bestimmungen seiner Nachfolger, des Arcadius und des jüngern Theodosius, die völlige Austilgung des Heidentums zur Folge; erst 426 n. Chr. wurden die letzten athen. Tempel in christl. Kirchen umgewandelt, und erst 529 n. Chr. die Akademie von Athen, der letzte Zufluchtsort des Heidentums, durch ein Edikt des Kaisers Justinian geschlossen. Den wahren Todesstoß aber hatte dem antiken Leben 395–396 der Gotenkönig Alarich (s. d.) gegeben, dem es nach dem Tode des Kaisers Theodosius (17. Jan. 395) die zwischen dem auseinanderfallenden östl. und westl. Reiche ausbrechende Zwietracht möglich machte, Geschichte auf das schrecklichste zu verwüsten.
Ein großer Teil Achaias blieb wahrscheinlich schon damals wüst liegen. Nur die bedeutendern Städte, wie Korinth, Sparta und Argos, erhoben sich wieder aus ihren Trümmern; die Masse der Bevölkerung [* 8] drängte sich immer mehr in den Seestädten zusammen. Eine lange Ruhe gestattete indes den Erschöpften einige Erholung. Der Bulgarensturm unter Kaiser Anastasios I. (s. Byzantinisches Reich) führte nur einzelne Haufen der Barbaren, namentlich 517, bis nach Epirus und bis an die Thermopylen. Erst unter Kaiser Justinian I., dem Geschichte die Einführung des Seidenbaues verdankt, wurde Geschichte 539 oder 540 wieder durch einen Barbarenhaufen, dessen Kern aus Slawen bestand, erreicht und bis zum Isthmus ausgeplündert. Eine freiere Ausdehnung [* 9] nach Süden hin bekamen die Slawen, die etwa seit dem 6. Jahrh. das Land nördlich der Donau in ihre Gewalt ¶
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gebracht hatten, jedoch erst, als Kaiser Heraklius (seit 610) mit Avaren und Persern in langen Kriegen lag. Sie setzten sich in Dalmatien, Dardanien, Illyrien und Mösien fest, und wahrscheinlich sind slaw. Scharen in dieser und der folgenden Zeit auch schon schrittweise südwärts bis nach dem innern Peloponnes gezogen. Der Druck, der sie südwärts schob, erhöhte sich, als die in langsamer Slawisierung begriffenen Bulgaren endlich 679 in der noch heute nach ihnen benannten Landschaft ein Reich bildeten, von dem aus sie sich südlich und südwestlich immer weiter auszubreiten versuchten.
Noch aber behaupteten die Hellenen in Geschichte ihr Übergewicht, zumal die Not der Zeit sie sehr oft zwang, auf Grund ihrer alten municipalen Selbstverwaltung nun auch im Kriege sich selbst zu helfen. Von seiten der byzant. Regierung kam zu Hilfe die seit Heraklius eingeleitete, wahrscheinlich unter Leo III. (seit 718) vollendete Gliederung des Reichs in Themen oder kleinere, militärisch organisierte, von Strategen verwaltete Militärgouvernements, von denen Geschichte fünf, die Themen Peloponnes, Hellas, Nikopolis, Agäisches Meer und Samos umfaßte. (S. die Karte: Byzantinisches Reich u. s. w., Bd. 3, S. 814.) Die noch vorhandene Kraft [* 11] der Hellenen zeigte sich 727 bei dem Aufstand gegen den «Bilderstürmer» Kaiser Leo III. Allein das verwegene Unternehmen, durch einen Seezug nach Konstantinopel [* 12] diesen Kaiser zu stürzen, endigte mit einer schimpflichen Niederlage.
Weit mehr jedoch als durch diesen Fehlschlag wurde die beste Kraft der Hellenen durch die furchtbare Pest gebrochen, die 746–747 in Geschichte wütete. Noch war diese nicht vorüber, als sich die Einfälle der Slawen erneuerten, die, von den Bulgaren gedrängt, jetzt ungehindert ganz Geschichte überfluteten, den Isthmus in Masse überschritten und sich in mehrern Teilen des Peloponnes, namentlich in Arkadien und Elis, im nördl. Messenien, in Lakonien und auf dem Taygetos, festsetzten. In dieser Zeit entstanden neben den griech. Stadtgemeinden in dem offenen Lande sehr zahlreiche slaw. Gemeinwesen, die sich unter eigentümlicher Stammverfassung nach und nach zu besondern Zupanien verbanden, allmählich zwar in friedlichem Verkehr von griech. Sitte, Art und Sprache [* 13] viel annahmen, dann aber, bei weiterer Ausbreitung ihrer Niederlassungen und ihrer Macht, zu den griech. Städten und zu der byzant.
Regierung in ein feindliches Verhältnis traten. Erst nach hartnäckigem Kampfe wurden sie von den Byzantinern unterworfen und später für das Christentum gewonnen. Eine höchst gefährliche Erhebung der Slawen fand zu Anfang des 9. Jahrh. statt; ihre Niederlage vor Paträ (805 oder 807) bezeichnet den Punkt ihres beginnenden Niedergangs, und um die Mitte des 9. Jahrh. wurden durch Theoktistos Bryennios sämtliche Slawen bis auf die zwei Stämme der Milinger und Ezeriten am Taygetos (Pentedaktylos), die sich nur zu Tributzahlung verstanden, unterworfen. Noch einmal kam es 941 zu Händeln mit den Milingern und Ezeriten; seitdem verschmolzen die Slawen mit der griech. Bevölkerung zu einem «romäischen» Ganzen.
Diese Vereinigung war aber für Geschichte selbst von großem Nutzen. Eine große Lebendigkeit in den verschiedenen Zweigen wirtschaftlicher Betriebsamkeit erzeugte bald, namentlich in den Seestädten des Peloponnes, einen ansehnlichen Wohlstand. Für zweckmäßige Verteidigungsanstalten der Romäer auf dem Festlande und für deren Seetüchtigkeit zeugen mißlungene Versuche der Saracenen, sich daselbst festzusetzen. 825 hatten sie zwar Kreta genommen, sich dann aber unter Kaiser Basilius I. vergeblich gegen die Insel Euböa versucht; als sie 881 mehrere Punkte des Peloponnes, Patras, Korinth und Methone bedrohten, wurden sie auch hier mit bedeutendem Verlust zurückgeschlagen.
Dann aber kam eine Zeit, in der sie die Inseln, 896 auch Demetrias in Thessalien, 900 Lemnos und 904 Thessalonich ausraubten. Ihre Macht sank seit 924 nach einer Niederlage bei Lemnos, und 961 verloren sie in großen Kriegen endlich wieder Kreta. Dagegen erreichte im 10. Jahrh. der Bulgarensturm, der seit langer Zeit schon Macedonien und Thrazien beunruhigt hatte, auch Geschichte. Schon 978, und zum zweitenmal 996, drangen die Bulgaren verwüstend in Thessalien ein, überschritten den Peneios und durchzogen Böotien und Attika. Beim Rückzuge erlitten sie jedoch am Spercheios eine vollständige Niederlage, worauf Thessalien von ihnen befreit und ihr Reich von dem gewaltigen Kaiser Basilius II. (976–1025) unterworfen wurde.
Sehr hart wurde Geschichte durch die Heerfahrten der apulischen und sicil. Normannen betroffen. Unter dem Vorwand, dem vertriebenen Kaiser Michael VII. (Parapinakes) wieder zum Throne zu verhelfen, erschien Robert Guiscard 1081 mit Heeresmacht an der Küste von Epirus, besetzte einige Inseln, eroberte die wichtigsten Küstenstädte Aulon und (1082) Dyrrhachium und drang von hier aus in das Binnenland ein. Als er durch die Verhältnisse in Italien [* 14] zur Rückkehr genötigt war, setzte sein Sohn Bohemund die Eroberungen fort, bis er endlich nach einem unglücklichen Angriff auf Larissa durch Kaiser Alexios I. Komnenos im Juni 1084 zum Rückzug genötigt wurde, was den Verlust sämtlicher Eroberungen zur Folge hatte.
Bei einer zweiten Heerfahrt im Herbst desselben Jahres gewannen die Normannen zwar nochmals Kerkyra, Aulon und Buthrotum; allein infolge des plötzlichen Todes Guiscards mußten sie ihre sämtlichen Eroberungen wieder aufgeben. Der Heerzug, den Bohemund 1107 als Fürst von Tarent unternahm, scheiterte gänzlich. Sehr verderblich für Geschichte wurde dagegen 1147 der Raubzug einer Flotte des Königs Roger II. von Sicilien. Von Kerkyra aus umsegelte sie die Küsten des Peloponnes, eroberte und plünderte Korinth, den Sitz des Statthalters des Peloponnes, und die reiche Handelsstadt Theben. Jedoch scheint sich das Land von diesem Schlage schnell wieder erholt zu haben. Man kann annehmen, daß in der zweiten Hälfte des 12. Jahrh. zu den wohlhabendsten Teilen des Byzantinischen Reichs gehörte, und daß es im Fortschreiten der Bildung mit Italien gleichen Schritt gehalten hätte, wenn nicht der vierte Kreuzzug im 13. Jahrh. eine ungeheure Kalamität über das Land gebracht hätte.
Nach der Eroberung von Konstantinopel 1204 durch die Lateiner wurde nämlich das Byzantinische Reich in eine Anzahl kleiner Reiche und Herrschaften zerrissen, von denen das bedeutendste auf griech. Boden das Königreich Thessalonich des Markgrafen Bonifacius II. von Montferrat war. Bonifacius schlug an den Thermopylen das griech. Heer des peloponnes. Machthabers von Nauplia und Korinth, Leon Sguros, und zog fast ohne Schwertstreich in Theben und Athen ein. Sein Plan, auch in Morea, wie seit dem Anfang des 13. Jahrh, der Peloponnes genannt wurde, Eroberungen zu machen, scheiterte ¶