André Ernest Modeste, franz.
Komponist, geb. in
Lüttich,
[* 2] erhielt als Chorknabe an der
Kirche St.
Denis musikalischen Unterricht und ging, mit einem
Stipendium vom
Lütticher Domkapitel versehen, 1759 nach
Rom.
[* 3] Hier studierte
er unter der Leitung Casalis, schrieb einige ital. Scenen und
Sinfonien, die man mit Beifall aufnahm,
unter andern das Intermezzo «La vendémiatrice». Anfang 1767 wandte er
sich nach Genf,
[* 4] wo er mit Erfolg die
Oper«Isabelle etGertrude» aufführen ließ.
Sein nächstes Ziel war
Paris,
[* 5] wo indes seine musikalisch-dramat. Thätigkeit, auf die sein ganzer Ehrgeiz gerichtet
war, anfangs nicht in
Fluß kommen wollte. Durch die Vermittelung des schwed. Gesandten,
Grafen von Creutz, überließ ihm endlich
Marmontel das
Libretto der
Oper«Le
[* 6] Huron», die im Aug. 1768 aufgeführt wurde und
großen Erfolg hatte. Ihr folgten unter beifälliger
Aufnahme«Lucile» und «Letableau parlant», denen sich bis 1803 unter
Steigerung seines Ruhms noch gegen 50 anschlossen.
Aus dieser Reihe sind hervorzuheben: «Les deux avares»,
«Zémire etAzor», «L’ami de la maison», «Larosière de Salency», «La fausse magie», «L’amantjaloux», «Les événement imprévus», «Aucassinet Nicolette», «Richard Cœur-de-Lion», «Lacaravane du Caire», «Panurge»,
«Anacréonchez Polycrate», «RaoulBarbe-Bleue» u.s.w. Bei der Gründung des Konservatoriums
erhielt Grétry eine von den Inspektorstellen, die er aber nur kurze Zeit bekleidete. Die letzten
Jahre seines Lebens verbrachte er meist auf
RousseausEremitage zu Montmorency, die er erworben hatte.
Hier starb er G.s
Büste wurde noch bei seinen Lebzeiten im Foyer der
GroßenOper, seine
Statue im Vestibül
der
Opéracomique aufgestellt. Soweit
Anmut und Frische, lebendiges Gefühl und
Geist reichen, hat Grétry Vortreffliches geleistet;
für das
Große und Tiefbedeutende genügte seine Kraft
[* 7] nicht. In der That war darum auch nur die komische
Oper und wohl auch
noch die semi-seria das Feld seines eigentlichen Wirkens.
AußerOpern schrieb Grétry einige
Kompositionen für
Kirche und Kammer und trat auch als Schriftsteller auf, indem er «Mémoiresou essais sur la musique» (Par. 1789; 2. Aufl., 3 Bde.,
1796; deutsch von Spazier, Lpz. 1800) veröffentlichte. Von der mit Unterstützung der belg.
Regierung von Breitkopf+Härtel veranstalteten kritischen Gesamtausgabe seiner Werke erschienen 1883–93 15
Bände.
Nikolaj Iwanowitsch, russ. Schriftsteller, geb. 14. (3.)
Aug. 1787 in
Petersburg,
[* 8] war daselbst
Lehrer der russ. Litteratur, wurde 1829 im Ministerium des Innern angestellt und starb 24. (12.)
Jan. 1867. Gretsch war 1830–40 der einflußreichste russ. Schriftsteller, doch schadeten
ihm sehr seine
Beziehungen zu
Bulgarin (s. d.), mit dem er 1825–60 die «SěvernajaPčela» («Nordische
Biene»)
[* 9] in konservativ-polizeilichem
Sinne herausgab. 1812 hatte er schon die Wochenschrift «Sohn des Vaterlandes»
gegründet, die er bis 1818 redigierte.
Seine bedeutendsten
Arbeiten sind die «Ausführliche russ.
Sprachlehre» (1830 u. ö.) und der «Versuch
einer Geschichte der russ. Litteratur», 14 Bde.,
Petersb. 1819–22; 3. Aufl. 1844). Letztere
enthält eine Rhetorik und
Poetik nebst
Proben aus russ. Dichtern und Prosaikern und nur eine kurze Übersicht der russ.
Litteratur (diese deutsch in
Ottos Lehrbuch der russ. Litteratur, Lpz. 1837). Ferner versuchte
sich Gretsch im
Roman («Die schwarze Frau»),
veröffentlichte «Reisebriefe aus England,
Frankreich und
Deutschland»
[* 10] (3
Bde., Petersb. 1838),
«Vorlesungen über
russ. Litteratur» (2 Bde.,
ebd. 1841) u. a. Eine
Ausgabe seiner Werke in 3
Bänden erschien in
Petersburg 1855, seine «Aufzeichnungen über mein Leben»
(ebd. 1886).
Staatsbahnen,
[* 14] Sitz eines
Amtsgerichts (Landgericht
Erfurt),
[* 15] hat (1890) 3461 evang. E., Post zweiter
Klasse,
Telegraph,
[* 16] Cichorienfabrik, Zuckerfabrik, 3 Malzfabriken,
landwirtschaftliche Maschinenfabrik, Molkerei, je 3
Brauereien und Dampfziegeleien und in der Umgegend
Tuffsteingräbereien.
Joseph, klerikaler österr. Politiker, geb. 1817 zu Tarrenz im Oberinnthal, trat in den Priesterstand
und wurde 1849 Gymnasiallehrer in
Innsbruck.
[* 17] Seit 1864 Mitglied des tirol. Landtags und des Abgeordnetenhauses, war er einer
der Wortführer der klerikalen Partei im Reichsrat und ein Führer der Ultramontanen
Tirols, wobei er
sich durch seine volkstümliche
Beredsamkeit und seinen oft treffenden Witz bemerkbar machte. Greuter wirkte mit Giovannelli für
das Zusammengehen der klerikalen
Abgeordneten der deutschen
Provinzen mit den
Slawen, für die Aufrechterhaltung des «eisernen
Ringes» der
Rechten. Er starb zu
Innsbruck.
(spr. gröh),GustaveMarie, franz. Radierer,
geb. 1828 zu
Paris, war
Schüler des Malers
Gleyre und widmete sich anfangs der Dekorationsmalerei, seit 1860 aber unter Leitung
Gaucherels der Radierkunst. Zu seinen bekanntesten Originalradierungen gehören die
PariserAnsichten, wie das
Innere von
Notre-Dame
(1869), der Lettner der
Kirche St. Etienne du Mont u.s.w.
Ferner lieferte erStiche für Lièvres «Collectionscélèbres d’œuvres d’art» und Radierungen nach Ruisdael,
Delacroix, Claude Lorrain u. a., die meist in der Kunstzeitschrift
«L’Art» erschienen.
(spr. gröhs'),JeanBaptiste, franz. Genremaler, geb. zu Tournus (Depart.
Saône-et-Loire), erhielt den ersten Unterricht von dem
LyonerMaler Gromdon und besuchte dann dieAkademie
in
Paris. Seine ersten
Bilder: Bibelvorlesung des Hausvaters
(DresdenerGalerie), Der getäuschte
Blinde (1755), fanden allgemeinen
Beifall. 1756 weilte er in
Italien, wo seine Kunst eine neue
Richtung bekam;
nach
Paris zurückgekehrt, wurde er 1769 mit dem
Gemälde:
Kaiser Severus seinen Sohn
Caracalla wegen des gegen ihn in den Engpässen
Schottlands geplanten
Attentats zur Rechenschaft ziehend (im Louvre), in die
Akademie aufgenommen. Greuze starb zu
Paris. Er malte im
Sinne
Diderots, der ihn hoch feierte, Vorgänge aus dem Leben des franz.
Bürgerlichen Mittelstandes in empfindsamer
Auffassung und
mit lehrhafter
Absicht;
dazu kommen noch eine Anzahl Bildnisse naiver und anmutiger junger Mädchen (eins
der anziehendsten im
Berliner
[* 18] Museum).