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über den Kronen der Häupter der deutschen reichs- unmittelbaren Häuser ist innerhalb der Perlenzacken eine hutähnliche rote Stofffüllung (f. [* 1] Fig. 22). Sine ältere Form der Graffigny bei mediatisierten Häusern zeigt [* 1] Fig. 23 (mit Füllung, für die Familienhäupter) und [* 1] Fig. 24 (ohne Füllung, für die Nachgeborencn). Ändere Graffigny find die schwedische [* 1] (Fig. 25), die italie- nische [* 1] (Fig. 26), die belgische [* 1] (Fig. 2? u. 28) und die englische Graffigny [* 1] (Fig. 29). Grafenort, Dorf im Kreis [* 2] Habelschwerdt des preuh.
Reg.-Bez. Vreslau, 7 km nördlich von Habelfchwerdt, an der Glatzer Neisfe und der Linie Breslau-Mittelwalde der Preuß. Staatsbahnen, [* 3] hat (1890) 1485 E., Postagentur, Fernsprechver- bindung, kath. Pfarrkirche, herrfchaftliches Schloß, 1639-41 von Johann Friedrich, 3ieichsgrafen zu Herberstein, erbaut, Mineralquelle; Mahl- und Sägemühlen und Ziegeleien. Gräfenthal, Stadt im Kreis Saalfeld [* 4] des Her- zogtums Sachsen-Meiningen, an der Zopte,in 408 m Höhe in einem tief eingefchnittenen Thale,Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Rudolstadt) [* 5] und Steuer- amtes, ist feit dem Brande von 1852 fchön und regel- mäßig gebaut und hat (1890) 2263 evang. E., Post zweiter Klasse, Telegraph, [* 6] neues Rathaus, Kreis- krankenhaus, Vorschußverein, städtische Sparkasse; Porzellan-, Kartonnagen-und Schiefertafelfabriken.
In der Umgebung befinden sich bedeutende Schiefer- drüche (jährliche Ausbeute etwa 50000 t Schiefer im Werte von 2 Mill. M.), Farberde-, Eisenerzgruben und Wetzsteinbrüche. Unter den Schieferbrüchen sind die auf dem Unnütz die ältesten und großartigsten Deutschlands. [* 7] Auf d^r Nordwestwand des Thales der alte Dynastensitz schloß Wefpenstein (Wen- denstein), zum Teil Ruine. Graffigny erhielt 1412 Stadt- recht durch den Grafen Sigismund von Orlamünde. Gräfentonna, Marktflecken im Herzogtum Sachsen-Coburq-Gotha, an der Tonna und an der Nebenlinie Vallstädt-Herbsleben der Preuß.
Staats- bahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Tonna, Land- gericht Gotha), [* 8] hat (1890) 1910 meist evang. E., Post, Telegraph, ein Schloß, Männerzuchthaus, Brauerei und herzogl. Domäne. Grafenwöhr, Stadt im Bezirksamt Eschenbach des bayr. Reg.-Vez. Oberpfalz, 8 km im SO. von Eschenbach, Sitz zweier Oberförstereien, hat (1890) 1034 kath. E., Posterpedition und ein Schloß. Graff, Anton, Porträtmaler, geb. zu Winterthur, genoß daselbst seine Ausbildung, die cr 1756-59 unter dem Schabkünstler Jak. Haid in Augsburg [* 9] und unter dem Hofmaler Schneider in Ansbach [* 10] fortfetzte.
Zugleich bildete er sich an den Bildern von Rigaud, Kupetzky und van Dyck. 1766 ging er als Lebrer derVildnismalerci nach Dresden, [* 11] wo er 1789 Professor und Mitglied der Akademie wurde und starb. Nach seinen Auf- zeichnungen malte er 297 Bildnisse, 943 Original- gemälde und 453 Kopien, wozu noch 322 Silberstift- zeichnungen und 3 radierte Blätter kommen. Ganze Galerien berühmter Männer, unter diefen eine Sammlung deutscher Gelehrten für den Buchhändler Reich (26 Stück, darunter Gellerr, Lessing, Mendels- sohn, im Besitz der Leipziger Universitätsbibliothek), gingen aus seiner Hand [* 12] hervor.
Von seinen Bild- nissen, die sich durch natürliche Auffassung und vor- treffliche Technik auszeichnen, besinden sich 17 in der Dresdener Galerie (darunter: König Friedrich August, SelbstbildnisinganzerGestalt,G'ellert,Joh. Gottl. Böhme), 8 im Museum zu Leipzig [* 13] (darunter: Luife Auguste von Schleswig-Holstein-Augusten- burg, Tochter König Christians VII. von Dänemark), [* 14] 5 in der Berliner [* 15] Nationalgalerie (darunter: Selbst- bildnis, Sulzer), in der Münchener Pinakothek fein Selbstbildnis (Brustbild), im herzogl. Schlöffe zu Sagan [* 16] das Familienbild des Meisters. Die vor- züglichsten deutschen Kupferstecher, wie Müller, Lips und besonders Bause, haben nach ihm gestochen. -
Vgl. Muther, Anton Graffigny (Lpz. 1881).
Sein Sohn, Karl Anton Graffigny, geb. zu Dresden, gest. daselbst er- lernte die Landschaftsmalerei bei Zingg in Dresden, bildete sich auf Reifen in der Schweiz [* 17] und Italien [* 18] aus und malte Landschaften im Stile feiner Zeit. Graff, Eberh. Gottlieb, Sprachforfcher, geb. in Elbing, [* 19] studierte seit 1797 zu Königsberg, [* 20] wurde 1802 Lehrer in Ienkau, 1805 Gymnasialprofesfor in Elbing, 1810 Negierungs- und Schulrat in Marienwerder, [* 21] 1814 nach Arns- berg, dann nach Koblenz [* 22] verfetzt.
Seit 1824Professor der deutschen Sprache [* 23] an der Universität Königs- berg, durchforschte er 1825-27 mit Unterstützung der Regierung dieBibliothekenDeutschlands, Frank- reichs, der Schweiz und Italiens [* 24] auf altdeutfche Handfchriften und lebte feit 1830 als Akademiker zu Berlin [* 25] ausschließlich feinen wissenfchaftlichen Ar- beiten. Er starb G.s gesamte Thätig- keit galt dem Althochdeutschen. Ohne bahnbrechende Gedanken, aber mit Sorgfalt und Umsicht rüstete er sich zu dem Hauptwerk seines Lebens, dem un- praktisch nach Wurzeln geordneten, aber noch heute unersetzten «Althochdeutschen Sprachschatz» (6 Bde., Verl. 1835-43; Bd. 7, der alphabetische Index von Maßmann, 1846). Seine frühern Schriften: «Die hochdeutschen Präpositionen» (Königsb. 1824),
das Sammelwerk"Diutiska,DenkmälerdeutfcherEprache und Litteratur aus alten Handschriften" (3 Bde., Etuttg. 1826-29) u. s. w., sind lediglich Vorarbeiten. Graff, Joh. Jakob, Schauspieler, geb. in Georgenthal bei Colmar [* 26] (nach andern in Köln), [* 27] studierte in Straßburg [* 28] Theologie und wandte sich 1789 über Holland nach Köln, wo er 1789 als Cassio (im «Othello») bei der Doblerschen Gesell- schaft zuerst die Bühne betrat. Vom nächsten Jahre an bereiste er mit der Bossaschen Gesellschaft eine Reihe süddeutscher Städte und wurde dann für das Weimar. [* 29] Hoftheater engagiert, auf dem er 1793 als Hofrat Neinhold (in Ifflands «Hagestolzen») debütierte. Er starb zu Weimar. Würdevolle Rollen [* 30] gelangen Graffigny besser als leiden- schaftliche, in denen er leicht unruhig wurde.
Vor- trefflich gab er neben Götz, Alba, [* 31] König Philipp, Odoardo u. s. w. den Wallenstein; Goethe wie Schiller übten auf feine schauspielerische Entwick- lung einen bestimmenden Einfluß aus. Graffigny (Grafigny, spr.-sinnjih), Francoise d'Issembourg-d'Happoncourt de, franz. Schrift- stellerin, geb. zu Nancy, [* 32] verheiratete sich noch sehr jung mit Francois Hugues de Graffigny, dem Kammerherrn des Herzogs' von Lothringen, ließ sich jedoch von diesem seiner Roheit wegen scheiden, wohnte eine Zeit lang auf Cirey bei Frau du Cbatelet und Voltaire und kam dann in Gesellschaft der Mademoiselle de Guife, nachherigen Herzogin von Richelieu, nach Paris, [* 33] wo sie starb. Ungeteilten Beifall fanden ihre «I^Ures I)6i'uvi6nn68» (Par. 1747 u. ö.; am besten 2 Bde., ebd. 1798 u. 1826),
die mit Montesquieus «I^ettreg I)6i'3ane3» wetteifern, von Longchamp in franz. ¶