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eine von Dünkirchen [* 2] bis zur Insel Formcntera rei- chende Grado aus, die einen Bogen [* 3] von 12° 22^,2 ein- schließt. - Die ostindische O. wurde von Lambton und Everest zu Ansang des 19. Jahrh, vom Kap Ko- morin bis zum Fuße des Himalaja ausgedehnt und umfaßt 21° 21'. - Die russ.-skandinavische Grado, von Tenner und W. Struve (s. d.) angeregt und geleitet und von 1817 bis 1852 durchgeführt, erstreckt sich von Ismail an der Donau bis Fuglenäs bei ßam- merfest und dehnt sich über 25° 20^ in Breite [* 4] aus.
Eine englische Grado umfaßt einen Meridianbogen von 10° 16'. Durch diese engl. Messungen haben wir, in Verbindung mit den französischen, einen gut ge- messenen Mcridianbogen von 22 , der von den Shet- landsinseln bis Formentera reicht. Epochemachend wurde in Deutschland [* 5] die Gaußsche in Hannover [* 6] 1821-24, an die Schuhmacher die holsteinische und dänische, von Andrae über ganz Dänemark [* 7] aus- gedehnt, anschloß, und die Besselsche in Ostpreußen [* 8] 1831., an der Baeyer mitwirkte.
Gauß und Vcssel gaben neue Methoden an, sowohl bezüglich der Be- obachtungen als auch der Berechnungen. Die erste Längengradmessung ward 1733 - 34 von Cassini und Maraldi im Parallelkreise von Paris [* 9] ausgeführt. Von wissenschaftlicher Bedeu- tung war aber zuerst die auf franz. Gebiete unter dem 45. Parallel [* 10] von der Mündung der Girondc bis zur savoyischen Grenze durch Brousseau und Nicollet, dann im Anschluß daran von der sardin. und österr. Negierung durch Carlini und Plana über Turin, [* 11] Mailand [* 12] bis Fiume [* 13] 1811-20 aus- geführte.
Vor allem aber ist hier zu nennen die großartige, von W. Struve 1857 im Auftrage der russ. Negierung angebahnte Längengradmessung auf dem 52. Parallel, die unter Leitung von O. Struve, Baeyer und Argelander 1863 zur Aus- führung gekommen ist; sie geht von Orsk jenseit des Ural bis an die Westküste Englands und umfaßt 63 Längengrade: bei ihr sind die Längendifferenzen auf elektrischem Wege bestimmt worden. Aus Grund der verschiedenen Grado sind von mehrern Seiten ge- naue Rechnungen bezüglich der Gestalt und der Dimensionen des Erdtörpers angestellt worden, in umfassender Weise zuerst von Besscl. übereinstim- mend hat sich ergeben, daß die Erde nicht unerheb- lich von der vollkommenen Kugelgestalt abweicht und eine an den Polen abgeplattete Gestalt hat. Im großen Ganzen ist sie als ein Notationsellipsoid anzusehen, dessen kleine Achse mit der Umdrehungs- achse zusammenfällt.
Die Unterschiede zwischen den berechneten Abplattungen sind aber ziemlich er- heblich und schwanken etwa zwischen ^^ und ^yy. Bessel fand 1837: Aquatorhalbmesser 6 377 397 N Polarhalbmesser . 6 356 079 m Abplattung 1:299,2. Als sicherste Werte dürften aber die neuerdings (1880) von Clarke aus einem größern Material ab- geleiteten anzufehen fein: Aquatorhalbmesser 6378 249 m Polarhalbmesscr . 6 356 515 m Abplattung 1:293,5. Es ergiebt sich indessen, daß jedenfalls verhältnis- mäßig nicht unbedeutende Abweichungen der Ge- stalt der Erde von einem regelmäßigen Ellipsoid [* 14] vorhanden sind, worauf auch zahlreich ausgeführte Pendelbeobachtungen hinweifen. Eine ganz voll- ständige Kenntnis der Gestalt unsers Erdballs ist überhaupt erst dann zu erwarten, wenn man passend gewählte und über die ganze Erdoberfläche verteilte Längen- und Breitengradmessungen in genügender Zahl besitzt und außerdem, da über die Oceane hin- weg solche Messungen nicht möglich sind, Pendel- beobachtungen (s. d.) auf isolierten Inseln ausführt. Um dies wenigstens zunächst sür Europa [* 15] zu er- reichen, legte Baeyer (s.d.) 1861 der preuß. Regierung einen Entwurf vor, worin er vorschlug, die bisher in Europa isoliert ausgeführten Gradmessungs- arbeiten durch geeignete Messungen zu verbinden, um die Gestalt der Erdoberfläche zwischen dem Parallel von Kristiania [* 16] und Palermo [* 17] und dem Meridian von Warfchau und Brüssel, [* 18] d. h. für einen Flächenraum von etwa 2 900000 hinn voll- ständig festzulegen.
Infolge der Aufforderung der preuß. Negierung traten fast alle europ. Staa- ten dem Unternehmen bei. In einer 1864 zu Berlin [* 19] abgehaltenen Konferenz von Abgeordneten der be- teiligten Staaten wurden die Grenzen [* 20] der zu errei- chenden Genauigkeit, die anzuwendenden Metho- den u. s. w. festgestellt und bald darauf mit den Arbeiten selbst begonnen. An der Spitze des als europäische Grado bezeichneten Unternehmens stand eine permanente Kommission, die sich alljährlich ver- sammelte.
Die Nesultate der Arbeiten wurden von einem unter General Baeyer stehenden Central- bnreau durch jährliche Generalberichte veröffentlicht. Außerdem fanden in der Regel alle drei Jahre all- gemeine Konferenzen statt. Die europäische Grado ist auf einer internationalen, von der preuß. Regierung veranlaßten Konferenz im Okt. 1886 zu Berlin zu einer Internationa- len Erdmeffung erweitert worden, und es ist in Aussicht genommen, sämtliche civilisierte Staaten der Erde zum Beitritt aufzufordern.
Die Organi- fation des neuen Unternehmens ist wesentlich die- selbe geblieben wie die der europäischen Grado An der Spitze des Centralbureau steht Prof. Helmert (s. d.) in Berlin. Um dem Centralburean eine kräftige Stütze zu bieten, wurde in der Nähe der Sternwarte [* 21] von Potsdam [* 22] ein geodätifches Observatorium errichtet. Das Programm der Internationalen Erdmessung berücksichtigt gegenwärtig die folgenden Punkte: Verbindung aller bedeutendern vorhandenen geo- dätifchen Arbeiten, namentlich der Triangulierun- gen, umfassende Präcisionsnivellements und Er- mittelung von absoluten Meereshöhen,Untersuchun- gen über die örtlichen Abweichungen des Lotes von der Normalen des Erdsphäroids und deren wahre Ursachen, Untersuchungen über die Größe und Stö- rungen der Schwerkraft mittels Pendelbeobachtun- gen, Untersuchungen über die terrestrische Refrak- tion, Verwendung der Mondbeobachtungen zur Erdmessung. Sämtliche geodätische Maße werden auf das Normalmeter reduziert. -
Vgl. Vörsch, Geodätische Litteratur (Berl. 1889), worin eine sehr vollständige Litteratur der praktischen und theore- tischen Grado enthalten ist. Gradnetz oder Karten netz, Entwurf der Lä'n- aen- und Vreitenkreife auf der ebenen Fläche eines Landkartenblattes, um danach die einzelnen Teile der Erdoberfläche nach ihrer geogr. Lage einzeichnen zu können. (S. Landkarten.) [* 23] Grado, Stadt im Gerichtsbezirk Cervignano der österr. Bezirkshauptmannschast Gradisca, im Kron- land Görz [* 24] und Gradisca, an der Nordküste des Adriatischen Meers, auf einer Sanddüne am äußer- sten Ende der Venetianischen Lagune, hat (1890) ¶