Intelligenz und seinen Liebeswillen nach
Analogie des endlichen Geisteslebens zu fassen, hat fast unüberwindliche Schwierigkeiten,
die bei jedem Versuche, G.s Eigenschaften näher zu bestimmen, zu
Tage treten. Dennoch kann der
Mensch davon nicht ablassen,
sich das Wesen G.s auf solche
Weise vorstellig zu machen, und findet ein
Recht dazu in der Erkenntnis,
daß der endliche
Geist eben als
Geist die Offenbarung des unendlichen ist. Vor allem das religiöse Bedürfnis verlangt einen
lebendigen Gott, zu dem wir beten können, dem der Betende vertrauensvoll wie
Ich und Du gegenübertritt.
LeereAbstraktionen bringen dieses Bedürfnis niemals zum Schweigen. Die
Spekulation muß dasRecht dieses
Bedürfnisses anerkennen, aber auch auf ihrem eigenen
Rechte bestehen, die notwendige Bildlichkeit aller religiösen
Vorstellungen
nachzuweisen. Die Einheit unsers Geisteslebens aber fordert den
Aufbau einer einheitlichen Weltanschauung, welche die natürliche
(kausale) und die religiös-sittliche (teleologische) Weltbetrachtung versöhnt, indem sie den unendlichen
Geist als den höchsten
Einheitsgrund der natürlichen und der sittlichen Welt, zugleich aber als den erst in letzterer sich
voll offenbarenden zwecksetzenden Willen auffassen lehrt.
Die neuerdings von der Ritschlschen Schule erhobene Forderung, den ganzen
Inhalt des Gottesbegriffs auf den
Gedanken des zwecksetzenden
Willens zu beschränken, den
Inhalt desselben aber lediglich der geschichtlichen Offenbarung im
Christentum zu entnehmen
und alle metaphysischen Untersuchungen über den
Begriff des «unendlichen
Geistes» und des ewigen Daseinsgrundes von Natur
und
Geist beiseite zu stellen, bedeutet keine Lösung der dem menschlichen
Denken sich von alters her aufnötigenden Probleme.
Friedr. Wilh., Dichter, geb. in Gotha,
[* 2] versuchte
sich schon als
Knabe in kleinen dramat.
Stücken in franz.
Sprache.
[* 3] In Göttingen,
[* 4] wo er 1763-66 die
Rechte
studierte, stiftete er, durch den Schauspieler Elhof angeregt, ein Gesellschaftstheater. 1766 wurde er
Archivar zu Gotha; 1767 ging
er als Legationssekretär nach Wetzlar.
[* 5] Im nächsten Jahre begleitete er zwei junge Edelleute auf die
Universität zu Göttingen,
wo er mitBoie den «Musenalmanach» begründete, kehrte aber 1769 nach Gotha und 1770 auf
seinen Posten nach Wetzlar zurück. 1771 wurde er in Gotha bei der
Geheimen Kanzlei (seit 1782
Geh. Sekretär)
[* 6] angestellt,
lernte 1774 bei einer Erholungsreise nach
Lyon
[* 7] das franz.
Theater
[* 8] näher kennen und widmete sich nun hauptsächlich
seinen dramat.
Arbeiten. Er starb zu Gotha.
Besonders waren es die franz.
Dichtungen, deren
Glätte in Form und
Vers Gotter zu erreichen strebte, daher auch seine Vorliebe
für den
Alexandriner. Er versuchte sich in allen Gattungen der dramat. Kunst und hatte vermöge
seiner genauen Kenntnis derBühne, seiner großen formellen Gewandtheit und seiner breiten
Bildung auf
das Repertoire des deutschen
Theaters seiner Zeit großen und in formeller Hinsicht günstigen Einfluß. Seine
Episteln, Lieder,
Erzählungen und Elegien zeichnen sich durch ihre schalkhafte Laune aus. Von ihm erschienen «Gedichte»
(2 Bde., Gotha 1787-88),
«Schauspiele» (ebd. 1795) und einzelne theatralische
Arbeiten, meist
Übersetzungen, unter denen das Monodrama
«Medea» (1775) durch
BendasMusik (1778) am meisten bekannt wurde; nach
seinem
Tode ein dritter
Band
[* 9] seiner «Gedichte», auch als «Nachlaß»
(Gotha 1802). -
Vgl. B. Litzmann, Schröder und Gotter, eine
Episode aus der deutschen Theatergeschichte (Hamb.u.
Lpz. 1887): Schlösser, Zur Geschichte und Kritik von G.s
Merope (Lpz. 1890).
Gustav
Adolf,
Graf, preuß. Staatsmann, geb. in
Altenburg,
[* 10] stammte aus einer bürgerlichen Familie
in Gotha. Er wurde 1716 goth. Legationssekretär in
Wien
[* 11] und stieg schnell von
Stufe zu
Stufe, wozu besonders seine bestechenden
gesellschaftlichen Eigenschaften beitrugen. G.s Haus war eins der glänzendsten und üppigsten in
Wien;
allerseits war der schöne, liebenswürdige, witzige und beredte Mann beliebt und gesucht; auch der
ZarPeter II. von
Rußland
und
Friedrich Wilhelm I. von
Preußen
[* 12] umwarben ihn und zeichneten ihn trotz seiner grenzenlosen Verschwendung in jeder
Weise aus. Er wurde vom Könige von
Preußen zum
Geh.
Staatsrat mit 1000 Thlr. Gehalt ernannt, ohne daß er irgend eine Verpflichtung dafür einzugehen
hatte; ebenso erhielt er eine reiche Präbende im
Stift Halberstadt
[* 13] und selbst den
SchwarzenAdlerorden. 1732 trat er in preuß.
Dienste
[* 14] als
bevollmächtigter Minister am
WienerHofe. Doch 1736 zog sich Gotter, der bei dem üppigen Leben
seine Gesundheit untergraben hatte, auf seine
Güter im
Gothaischen zurück, wo er herrliche Bauten errichtete und dem Gothaer
Hofe glänzende Feste veranstaltete.
Der junge König
Friedrich II. berief ihn als Oberhofmarschall nach
Berlin,
[* 15] während
KaiserKarl VI. ihn in den Reichsgrafenstand
erhob. Gotter ward in außerordentlicher Mission nach
Wien gesandt, um hier für die preuß.
Ansprüche auf
Schlesien
[* 16] einzutreten.
Einige Jahre später wurde er Generaldirektor der königl.
Oper zu
Berlin, 1753 Minister des
Generaldirektoriums und Oberpostmeister,
während des Siebenjährigen
Krieges vermittelte er die
Beziehungen zwischen
Friedrich d. Gr. und der vom Könige
hochgeschätzten, geistvollen Herzogin von Gotha, Luise Dorothea. Gotter starb in
Berlin.
Ragnarök, in der nordischen Mythologie der Jüngste
Tag, an dem
Götter und
Menschen im Kampfe mit
den bösen Mächten unterliegen und die Welt untergeht. Allerlei
Vorzeichen künden es an:
Baldr stirbt,
ein langer und harter Winter tritt ein, unter den
Menschen herrscht
Mord, Treulosigkeit und
Ehebruch.
Endlich schlägt der Sturmriese
Egdir die
Harfe und der rote Hahn
[* 17] Fjalar weckt die Bewohner
Walhallas. Heimdall stößt in sein
Horn und ruft
die
Götter; Odin holt sich beim Haupte
MimirsRat.
Loki hat seine
Fesseln gesprengt und zieht an der Seite der
Midgardsschlange, welche die Erde mit Wasser überschüttet, gegen
die
Götter. Die Reifriesen kommen heran und Surt führt die Feuerriesen zum Kampfe; an der
Spitze seines Schwertes trägt
er dieSonne.
[* 18] Auf der weiten Ebene Vigrid entbrennt die eigentliche
Schlacht, in der fast alle
Götter fallen.
Der Himmel
[* 19] geht in Flammen
auf und die Erde versinkt ins
Meer. Nur Vidar und
Vali haben den Kampf überlebt und unter ihrem
Regiment steht die neuerschaffene Welt; ein neues
goldenes Zeitalter bricht heran. Die
Dichtung von dem
Göttergeschick geht wohl auf einen alten Naturmythus zurück; sie ist die
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