über G.s Spinozismus (ebd. 1850);
Suphan, Goethe und
Spinoza (Berl. 1881):
Steiner, Grundlinien einer Erkenntnistheorie der G.schen
Weltanschauung (Stuttg. 1886). Wissenschaft: Oskar Schmidt, G.s Verhältnis zu den organischen Naturwissenschaften (Berl.
1853);
Goethe. Kritisches und Exegetisches. Neben der Hempelschen
Ausgabe vgl.
Düntzers Erläuterungen zu deutschen
Klassikern, die gelehrtes Material zusammentragen.
Tiefer dringen: Bernays,
Über Kritik und Geschichte des G.schen
Textes (Berl.
1866);
Die Gedichte erläuterte auch Viehoff, (2 Bde.,
Stuttg. 1869-70); vgl. Lichtenberger, Étude sur les poésies
lyriques de Goethe (2. Aufl., Par. 1882);
Keil, Ein
Goethe-Strauß (Stuttg. 1891). - Faustlitteratur.
Ausgabe von
Carriere (2
Tle.,
Lpz. 1869), von Loeper (2 Bde., Berl.
1879), Schröer (3. Aufl., 2
Tle., Lpz. 1893); der «Urfaust» in E. Schmidts
«G.s
Faust in ursprünglicher Gestalt nach der Göchhausenschen
Abschrift» (1. und 2. Abdr., Weim. 1887-88).
Vgl. ferner
Chr. H.
Weiße, Kritik und Erläuterung des G.schen
Faust (Lpz. 1837);
Katharina Elisabeth,
Mutter des Dichters, als «Frau
Rat» oder «Frau
Aja» (so benannt nach der
Mutter der Haimonskinder)
weit bekannt, eine der sympathischsten, naturwüchsigsten und lebensvollsten deutschen Frauengestalten, geb. als
Tochter des Stadtschultheißen Textor in
Frankfurt
[* 4] a. M., heiratete den sehr viel ältern
Rat
Joh. Kaspar Goethe und gebar ihm
Wolfgang und
Cornelia. Goethe selbst hat ausgesprochen, wie er von ihr die
«Lust zu fabulieren» habe.
Ihr «Hätschelhans» ist ihr Leben lang, auch als er in
Weimar
[* 5] war, ihr ganzer
Stolz, der Mittelpunkt ihrer Interessen gewesen;
sie freute sich der
Teilnahme, die auch auf sie als die
Mutter G.s fiel. Mit der Herzogin
AnnaAmalie u. a. stand sie in lebhaftem
Briefverkehr.
Alle ihre
Briefe atmen entzückende Lebensfrische und derb gesunde Ursprünglichkeit. Nach dem
Tode des Gatten
lebte sie in
Frankfurt, das sie auch in Kriegsnöten nicht mit
Weimar vertauschen wollte, zumal dem
Theater
[* 6] und der
Jugend. An der Gewissensehe des
Sohnes mit Christiana nahm sie keinen Anstoß, sie begrüßte diese, zum Moralisieren
gar nicht aufgelegt, gern als «vielgeliebte Tochter». Die Frau
Rat starb BettinaBrentano machte sie zur Heldin
ihres Werkes «DiesBuch gehört dem König» (2 Bde., Berl.
1843). -
Vgl. Heinemann, G.s
Mutter (Lpz. 1891; 4. Aufl. 1892);
ErichSchmidt, Charakteristiken (Berl. 1886), S. 249 fg.;
Keil, Frau
Rat (Lpz. 1871);
RudolfKonstantin, Pomolog und Önolog,
Brudervon Herm.
Theodor Goethe, geb. zu
Naumburg
[* 7] a. S., trat 1860 als einer der ersten
Schüler in das
PomologischeInstitut zu Reutlingen,
[* 8] kaufte 1868 die Fürersche Beerenobstschule zu
Stuttgart,
[* 9] die er ein Jahr später nach
Cannstatt verlegte. Neben der Kultur
der verschiedenen Beerenobststräucher legte Goethe sich hauptsächlich auf
Weinbau und Anzucht von Weinreben.
Nach dem
Deutsch-FranzösischenKriege von 1870 und 1871, den Goethe mitmachte, führte er sein
Geschäft weiter und folgte Juni 1874 einer
Berufung des kaiserl. Oberpräsidiums von Elsaß-Lothringen
[* 10] zur Gründung der kaiserl.
Obst- und Gartenbauschule Grafenburg bei
Brumath im Elsaß. Im Juni 1879 übernahm er die Leitung der
königl. Lehranstalt für Obst- und
Weinbau zu Geisenheim a. Rh. 1885 wurde ihm der
Titel «Königlicher Ökonomierat» verliehen.
«Instruktion für Straßenpflanzungen» (2. Aufl.
1880),
«Die Frostschäden der Obstbäume und ihre Verhütung» (Berl.
1883),
«Die Blutlaus, ihre Schädlichkeit, Erkennung und Vertilgung» (2. Aufl.,
ebd. 1885),
«Verzeichnis der für das westl.
Deutschland
[* 14] empfehlenswerten Obstsorten» (2. Aufl., Rüdesh.
1885),
«Die Kernobstsorten des deutschen Obstbaues» (mit Degenkolb und Mertens,
Berl. 1890). Ferner ist Goethe Herausgeber der «Mitteilungen
über Obst- und
Gartenbau» und der «Mitteilungen über
Weinbau und Kellerwirtschaft».
Lange blieb der schriftliche Nachlaß
Goethes der öffentlichen Benutzung fast völlig entzogen. Dieser
Zustand hat mit dem am eingetretenen
Tode des letzten Enkels,
WaltherWolfgang,
Freiherrn von
Goethe, sein Ende erreicht.
Nach seiner testamentarischen Bestimmung sind sämtliche von
Goethe hinterlassenen Schriftstücke aller Art,
Entwürfe und Handschriften fast aller poet. und prosaischen Schöpfungen, sowie der der wissenschaftlichen
Arbeiten,
Briefe
und Briefkonzepte, von andern empfangene
Briefe,
Tagebücher, Geschäftsakten,
Rechnungen u. s. w. der regierenden Großherzogin
von
Sachsen,
[* 15]
Sophie, zu freier
Verfügung vermacht worden.
Die Großherzogin hat das Legat angenommen, um es für die deutsche Nation und die Welt fruchtbar zu
machen. Die sämtlichen Papiere befinden sich gegenwärtig in geeigneten Räumen des großherzogl.
Schlosses zu
Weimar, in neue Archivschränke systematisch eingeordnet. Die
Verwaltung dieses
Archivs und die Vermittelung seines
Inhalts an die Gelehrtenwelt leitet der Direktor des Goethe-Archiv; seit
Ostern 1887 versieht Professor Goethe-Archiv
Suphan dieses
Amt. Die
reichen Schätze des Goethe-Archiv gewähren die sichere Grundlage für die (unter der
Ägide der Großherzogin erscheinende) große
kritische
Ausgabe seiner Werke, seiner
Briefe und seiner
Tagebücher.
Ihre Leitung ist einem
Fünfer-Ausschuß übertragen, dem
seit dem
Tode Wilh. Scherers und Gustav von Loepers augenblicklich (1893) H.
Grimm, C. Redlich, Erich Schmidt,
B. Seuffert
¶
Dem Archiv ist zugleich die Bestimmung gegeben, als Centralstelle fürErhaltung und Verwertung aller aus der Goethe-Schillerschen
Litteraturperiode sowie auch aus den ihr folgenden Perioden stammenden Dokumente zu dienen und sich so zu einem Archiv der
nationalen Litteratur zu erweitern. Auch diese Bestrebungen waren mit Erfolg gekrönt: durch Kauf oder Schenkung sind bisher
unter vielem andern der Briefwechsel Goethes undSchillers, die reichen Goethe-Papiere des Kräuterschen Nachlasses, wertvolle
Briefsammlungen aus Herders und Wielands Nachlaß, Karl Immermanns, Fr. Hebbels, OttoLudwigs, Ed. Mörikes u. a. Nachlaß in
den Besitz des Goethe-Archiv gelangt, das seit dem auch die sämtlichen, für die Goethe-Schillerzeit litterarhistorisch
wichtigen Handschriften der großherzogl. Bibliothek aufbewahrt.