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einem Seitenzwcige stammen die heutigen Herzöge von Aberdeen [* 2] (s. d.), die Hauptlinie starb mit dem 1402 gefallenen Sir Adam Gordon von Huntly aus. Dessen Tochter Elisabeth heiratete Alexander Seton, der 1408 den Titel Lord von Gordon und Huntly erhielt.
Von ihm stammen die Grafen und Mar- quis von Huntly (s. d.). Die Gordon waren stets treue Anhänger der Stuarts, drei starben für sie im Bürgerkriege: außer dem zweiten Marquis von Huntly und dessen ältestem Sohn Lord George Gordon noch ein Sir George Gordon, der 1644 zu Edinburgh enthauptet wurde. - Ein Pa- trick Gordon, geb. 1635, trat um die Mitte des 17. Jahrh, in die Dienste [* 3] des Zaren Alerei von Rußland, in dessen Armee er die europ. Taktik einführte.
Als Vertrauter Peters I. beförderte er die Thronrevolu- tion von 1689, leitete dann 1696 den Krieg gegen die Türken und starb Das von ihm hinterlassene «Tagebuch des Generals P. Gordon» (ver- öffentlicht durch M. C. Posselt, 3 Bde., Mosk. und Petersb. 1849-53) ist für die russ. Geschichte von hoher Wichtigkeit.
Mit George, fünftem Herzoge von Gordon, geb. gest. als brit. General, erlofch die männliche Linie der Herzöge von Gordon; doch wurde der Titel 1876 zu Gunsten des Herzogs von Richmond erneuert, der seitdem den Titel Herzog von Richmond und Gordon führt.
Der Titel eines Marquis von Huntly und Grafen von Enzie ging an den Grafen George von Aboyne (geb. über, der von Lord Charles Gordon, einem jüngern Sohne des 1649 hingerichteten Mar- quis, abstammte und vor der Revolution von 1789 am franz. Hofe unter dem Namen Lord Etrathaven bekannt war. Er starb zu London [* 4] und hatte seinen Sohn, Charles Gordon, zum Nach- folger, nach dessen Tode, 18. Sept. 5863, sein ältester Sohn, Charles Gordon, geb. den Titel Marquis von Huntly und Grafen von Aboyne erbte. Als Anstifter eines Aufruhrs in London ist Lord George Gordon (geb. 1751) bekannt, der dritte Sohn von Cosmo George Gordon, dritten Herzogs von Gordon (H. Huntly.) Eine Toleranzbill für die Katholiken hatte 1778 zu Unruhen fanatifcher Presbyterianer von Schottland geführt, die sich dann nach Süden verpflanzten, wo sich George Gordon, früher Seeoffizier, damals Parlamentsmitglied, zu ihrem Führer auf- warf. Am kam er mit einer Petition gegen die Bill, von Tausenden begleitet, zum Parla- mcntsgebäude;
es kam zu Ausschreitungen, die sich 5. und 6. Juni steigerten;
mehrere Häuser wurden zerstört, das Newgate-Gefängnis verbrannt, die Ge- fangenen befreit. Am 7. herrfchte der Pöbel voll- kommen, die Behörden schienen von Furcht gelähmt, mehrere Gefängnisse und Häuser gingen in Flam- men auf, und ein blutiger Strahenkampf brach aus. Am 8. erst wurde der Aufstand unterdrückt. Gordon wurde des Hochverrats angeklagt, aber da er an den Unruhen nicht direkt beteiligt gewesen war, frei- gesprochen. Er ging später nach Frankreich, wurde 1788 wegen einer Schmähschrift gegen Marie An- toinctte verurteilt, entzog sich aber der Haft durch Flucht und kehrte nach England zurück, wo er zum Judentum übertrat. Er verfaßte eine heftige Schrift gegen das engl. Gerichtsverfahren, wurde zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt und starb im Newgate-Gefängnis.
Gordon (spr. gohrd'n), Charles George, engl. Dffizier, auch bekannt als der «Chinesische Gordon» oder «Gordon Pascha», geb. zu Woolwich, besuchte die Militärakademie in Wool- wich, trat 1852 in das Geniekorps und nahm an dem Orientkriege und 1860 an dem Schlüsse des Krieges gegen China [* 5] teil.
Nach dem Frieden bereiste er einen großen Teil von China, wurde 1862 zum Major befördert, und als Li-Hung- tschang, der Gouverneur der Kiang-Provinzen, den engl. Oberbefehlshaber zur Unterdrückung des Tai- ping-Aufstandes um einen Offizier bat, stellte er sich Febr. 1863 an die Spitze eines Korhs, v^d er die Rebellion völlig niederwarf. (S. China, Bd. 4, S. 209 d.) Er trat darauf in die engl. Armee zurück, in der er 1864zumOberstlieutenant aufgestiegen war, wurde 1865 Ingenieurkommandant von Graveseno und 1871-73 engl. Bevollmächtigter für die Euro- päische Donaukommission in Galatz. Im Febr. 1874 übernahm er den Auftrag des Vicekönigs von Ägyp- ten, das von Sir Samuel Baker begonnene Werk der Unterwerfung der obern Nilufer bis an die großen Äquatorialseen weiter zu führen, und zog an der Spitze von 2000 Ägyptern und Negern nach dem Sudan. Er nahm fein Hauptquartier in Gondo- koro, dann in Ladö, errichtete eine Reihe befestigter Posten bis an die «Großen Seen», bekämpfte mit Erfolg die Sklavenhändler und leckte ^erst einen festen Grund für die dortige Herrfchaft Ägyptens. Nachdem Gordon 1877 zum Pascha und Generalgouver- neur des Sudan ernannt war, trat er 1879 zurück, war 1880 kurze Zeit Militärsekretär des Vicelömgs von Indien, Marquis von Ripon, und ging sodann nach China, wo er als Berater der chines. Regie- rung in einem Zwist mit Rußland einen Ausgleich herbeiführte.
Kaum nach England zurückgekehrt, ging er als Stellvertreter für einen behinderten Kameraden nach Mauritius, besuchte die Seychellen und erhielt mit seiner Ernennung zum General- major Frühling 1882 den Oberbefehl über die Ko- lonialtruppen der Kapkolonie.
Nach einigen Mo- naten schon geriet er mit der dortigen Regierung m Zwistigkciten, nahm seinen Abschied und kehrte im Okt. 1882 nach England zurück.
Hier litt es ihn jedoch wieder nicht lange, er ging nach Palästina, [* 6] wo er einige Zeit zurückgezogen lebte.
Gerade wollte er im Auftrag des Königs der Belgier die Führung einer Kongoerpedition übernehmen, als er Jan. 1884 von der heimischen Regierung nach Cbartum geschickt wurde, um die ägypt. Herrschaft im Sudan gegenüber dem Mahdi (s. d.) zu behaupten. Mit geringen, ganz ungenügenden Mitteln ausgestattet, brach er sofort auf und wurde an dem Orte seiner frühern Wirksamkeit mit Enthusiasmus empfangen. Er entfaltete eine eifrige Thätigkeit: jedoch die mah- distische Bewegung nahm immer mehr zu, und das Ministerium Gladstone ließ ihn trotz allen Drän- gens ohne Unterstützung. (S. Sudan.) Als endlich die Hilfe kam, war es zu spät;
nach einer zehn- monatigcn Belagerung hatte der Mahdi Chartum eingenommen, und Gordon selbst war von den Eindringenden erschlagen worden. Die Nachricht von seinem Tode erweckte eine große und dauernde Teilnahme in ganz Europa. [* 7] 1888 wurde ihm auf Parlamentsbeschluß auf dem Trafalgar Square in London ein Denkmal (von Thornycroft) errichtet.
Seine Briefe und Tagebücher erschienen in folgenden Ausgaben: «I'iid1ic?Ätic)N3c)ftk6^F^p- tian F6N6ra1 8tM'. 8nininai'v ol lotwi-g and re- port8 lroin tii6 Z0V6i'noi'-Z6ii6i'a1» (Kairo [* 8] 1877), «I^6^(?0tl0N8 in I^^68tin0» (1885),
«I^6tt6i'8 1'i'OIN ¶
mehr
165 the crimea, the Danude and Armenia 1854 to 1858" (hg. von Boulger, 1884),
«General G.'s private diary of his exploits in China» (erweitert und hg. von Moßmann, Lond. 1885),
A woman´s memories of him and his letters to her from the Holy Land» (1885),
«Letters to the Rev. R. H. Barnes» (1885),
«Letters to his sister M. A. Gordon» (1885: neue Aufl. 1888) «Journals of Gordon at Kartoum» (hg. von Hake, Lond. 1885),
«General G.'s last journal» (1885),
«G.'s diary of the Taiping rebellion» (hg. von Hake, 1890).
– Biogr. Werke über ihn erschienen von: Birkbeck Hill, Hake, Forbes, Charles Wilson, Barnes, Graham, H. W. Gordon, S. Churchill, Bovet.