Die Quartation beruht auf der Löslichkeit des Silbers und der Unlöslichkeit des Goldes in Salpetersäure. Für dieses Verfahren
ist eine Legierung von 1 Teil Gold, 3 Teilen Silber oder besser 2 Teilen Gold und 5 Teilen Silber erforderlich. Die Quartation ist,
wegen der Verwendung der Salpetersäure, bedeutend kostspieliger als das Affinieren, sie wird daher nur
noch sehr selten ausgeführt. Das dabei in Anwendung kommende Verfahren ist eine in den Großbetrieb übersetzte Goldprobe
(s. d.). Zu erwähnen ist noch die Goldscheidung durch das Chlorgasverfahren
und durch Elektrolyse.
Das in verschiedenen Münzen ausgeführte Chlorgasverfahren besteht darin, daß unreines Gold unter einer Decke von
Borax in einem Tiegel eingeschmolzen und dann mit Chlorgas behandelt wird. Hierbei verflüchtigen sich die fremden Metalle
in Form ihrer Chloride, das Silber geht als Chlorsilber an die Oberfläche, während das reine Gold unter der Chlorsilberdecke
zurückbleibt. Die elektrolytische Scheidung gründet sich darauf, daß das in Plattenform gebrachte Scheidegold als
Anode in ein Bad von Goldchlorid gehängt wird, während als Kathode eine Platte aus hochfeinem Gold verwendet wird. Sobald der
Strom in Wirkung tritt, löst sich reines Gold von den Scheidegoldplatten und schlägt sich auf den Feingoldplatten nieder,
während die das Gold verunreinigenden Platinmetalle schlammförmig sich absetzen.
das bei der Fabrikation des Blattgoldes (s. d.) gebrauchte, von Fett gereinigte, auf einen Rahmen
gespannte und getrocknete oberste Häutchen des Blinddarms der Rinder.
Levin, Jurist, geb. 30. Mai 1829 in Danzig, studierte Rechtswissenschaft in Berlin, Bonn und
Heidelberg, trat dann in den praktischen Justizdienst, habilitierte sich 1855 in Heidelberg, wurde hier 1860 außerord., 1866 ord.
Professor. 1870 ward Goldschmidt zum Rat bei dem Bundes- (spätern Reichs-)Oberhandelsgericht zu Leipzig ernannt, 1875 als ord. Professor
der Rechtswissenschaft mit dem Charakter eines Geh. Justizrats nach Berlin berufen. Goldschmidt war 1873 Schiedsrichter
für den Deutschen Kaiser in der zwischen England und den Vereinigten Staaten streitigen San Juan-Frage, Referent der 1874 eingesetzten,
aus fünf Mitgliedern bestehenden Reichskommission für Begutachtung von Plan und Methode eines Bürgerlichen Gesetzbuchs und
verfaßte das vom Institut de droit international 1874–75 angenommene Reglement für internationale Schiedsgerichte. 1875–77
war Goldschmidt Abgeordneter der Stadt Leipzig für den Deutschen Reichstag, wo er der national-liberalen Partei
angehörte.
G.s litterar. Arbeiten bewegen sich vorzugsweise auf den Gebieten des röm. und Handelsrechts. Außer zahlreichen Monographien
und Abhandlungen in Fachzeitschriften, vorwiegend in der von ihm 1858 gegründeten «Zeitschrift
für das gesamte Handelsrecht» (Erlangen und Stuttg., seit 1858, bisher 40 Bände mit zahlreichen Beilageheften),
veröffentlichte er «Untersuchungen zu I. 122, §. 1. D. de V. O.» (Heidelb.
1855),
«Kritik des Entwurfs eines Handelsgesetzbuchs für die preuß. Staaten» (2 Abteil., ebd. 1857),
«Gutachten über den
Entwurf eines Deutschen Handelsgesetzbuchs nach den Beschlüssen zweiter Lesung» (Erlangen 1860),
«Der Lucca-Pistoja-Aktienstreit»
(Frankf. a. M. 1859; Nachtrag 1861),
«Encyklopädie der Rechtswissenschaft im Grundriß» (Heidelb. 1862),
«Handbuch des Handelsrechts»
(3. Aufl., Stuttg. 1891 fg.),
G.s Hauptwerk; ferner «Das dreijährige Studium der Rechts- und Staatswissenschaften» (Berl. 1878),
«Erwerbs- und Wirtschaftsgenossenschaften, Studien und Vorschläge» (Stuttg. 1882),
«Rechtsstudium und Prüfungsordnung» (ebd.
1887),
«Die Haftpflicht der Genossen und das Umlageverfahren» (Berl. 1888),
«System des Handelsrechts»
(4. Aufl., Stuttg. 1892),
«Universalgeschichte des Handelsrechts», Bd. 1 (ebd.
1892).
Meyer Aaron, dän. Schriftsteller, geb. 26. Okt. 1819 zu Vordingborg,
redigierte 1840–46 das Witzblatt «Corsaren», dann die Zeitschriften «Nord
og Syd» (1847–59) und «Hjemme og Ude» (1861 begonnen). Er starb 15. Aug. 1887 in
Kopenhagen. Seine Novellen: «En Jöde» (1845),
«Hjemlös» (1852–57),
«Arvingen» (neue Aufl. 1867),
«Ravnen» (1866) mit dem
Epilog «Maser» (1869),
«Fortällinger og Skildringer» (1863–65),
«Smaa Fortällinger» (3. Aufl. 1869) und «Smaa
Skildringer» (1887) zeugen von scharfer Beobachtungsgabe. Von besonderm Interesse sind
seine Judentypen. Außerdem veröffentlichte er mehrere Reihen Reisebilder, z. B.
«Fortällinger og Birkelighedsbilleder» (2 Sammlungen, 1877 u. 1883),
sowie einige dramat. Dichtungen («En Skavank», «I den
anden Verden» und «Rabbien og Ridderen» u. a.),
die in Kopenhagen zur Ausführung gelangten. Lebenserinnerungen und die Entwicklung
seiner Weltanschauung bot er in «Livs-Erindringer og Resultater» (2 Bde.,
1877). Goldschmidt gehört zu den besten dän. Erzählern.
Eine Anzahl seiner kleinern Erzählungen wurden verdeutscht von Reinhardt (2 Bde.,
Brem. 1874) und Peters («Avrohmche Nachtigal», ebd. 1875).
Otto, Komponist, geb. 21. Aug. 1829 in Hamburg, besuchte das Konservatorium zu Leipzig und vermählte sich 1852 mit
Jenny Lind (s. d.), mit welcher er 1851 eine Kunstreise durch
Amerika gemacht hatte; nach ihrem Tode (1887) veranlaßte er die Herausgabe ihrer Biographie (1891; deutsch, 2 Bde., Lpz.
1891). Seit 1858 lebt in London, wo er 1863 Professor und später Viceprincipal an der Royal Academy of Music wurde und 1876 den
«Bach Choir» gründete, den er bis 1886 leitete. 1863 und 1866 war er Dirigent der Niederrheinischen
Musikfeste in Düsseldorf, 1866 des Musikfestes in Hamburg, Seine Kompositionen bestehen in Klavierkonzerten und andern Pianofortestücken,
Liedern, Trios und dem Oratorium «Ruth».
dasjenige Kunstgewerbe, welches sich mit der Verarbeitung der Edelmetalle,
namentlich des Goldes und Silbers, der Fassung edler Gesteine und Perlen beschäftigt. Aber auch die aus Platin, Bronze, Kupfer,
Aluminium, Nickel und andern minderwertigen Metallen, selbst die aus Eisen und Stahl gefertigten Erzeugnisse, wenn sie fein durchgebildet
sind und dem Arbeitsgebiet der Goldschmiedekunst angehören, werden unter ihrem Namen mit einbegriffen. Bei dem hohen
Werte der Edelmetalle müssen sich natürlich die Erzeugnisse der Goldschmiedekunst nur aus Gegenstände mäßiger
Größe, z. B. auf Geschmeide zur Schmückung des menschlichen Körpers und auf
mehr
kirchliche und profane Geräte beschränken. (Hierzu die Tafeln: Goldschmiedekunst I und II.) Die Sitte, sich durch glänzende
Gegenstände zu schmücken, ist allen Völkern gemeinsam und daher schon in den ältesten Zeiten zu beobachten. Früh suchte
man dem Schmuck durch Verwendung wertvoller und dauerhafter Stoffe eine größere Bedeutung zu geben, welche
sich zu symbolischen und abergläubischen Werten steigerte (s. Amulett). Man wählte bunte oder leuchtende Steine, Gold und
Silber u. dgl. Die orient.
Völker haben schon eine hohe Fertigkeit in der Goldschmiedekunst bewiesen. Ihr Einfluß zeigt sich in den frühgriech.
Arbeiten, welche die Ausgrabungen zu Mykenä (s. d.), Tiryus, Troja (s. d.) und auf der Insel Cypern zu Tage
förderten. Auch die spätern Arbeiten der Etrusker und der Griechen zeichnen sich durch die Schönheit, Eigentümlichkeit
und Angemessenheit der Formen aus. Die Männer trugen Gewandnadeln (s. Fibula, Textfigur 1) und Ringe, in alter Zeit statt der
Goldstickerei auf die Gewänder aufgenähte Goldplättchen, als Kopfschmuck Diademe und Kronen, bei Mahlzeiten
und im Grab gelegentlich auch in Gold gebildete Kränze. Ein schönes Beispiel letzterer Art zeigt der in Armento (Unteritalien)
gefundene ganz naturalistische Totenkranz (jetzt in München). Armbänder trugen nur die Römer. Die Frauen trugen Haar- und
Kopfputz, namentlich Haarnadeln, Ohrringe und Fingerringe, Halsketten und Halsreifen, zum Teil mit Gehängen
für die Brust, Armbänder und Spangen, Gürtel u. a.
Die Technik dieser Gegenstände ist eine sehr hohe. Neben fein getriebenen, gestanzten und ciselierten Goldblättchen fand
der Filigran und ein mit höchster Feinheit durchgebildeter Metallguß vielfach Anwendung. Gold war das bevorzugte Material.
Edelsteine sind außer in den Ringen selten und wirken auch dort mehr durch ihren Schnitt, als durch ihr
natürliches Feuer. Elfenbein, Bronze, Glasflüsse wurden vielfach zum Schmuck verwendet. Ebenso ausgezeichnet sind die antiken
Prunkgeräte, besonders die aus dem 1830 gemachten Funde zu Bernay in Frankreich (s. Taf. I,
Fig. 4) und die aus dem Hildesheimer
Silberschatz (s. d.). (Vgl. H. Blümner, Das Kunstgewerbe im Altertum, Lpz. 1885.)
Mit der Völkerwanderung trat, soweit es nicht schon in der röm. Kaiserzeit stattgefunden hatte,
ein Verfall der ein. Form und Technik verschlechterte sich; doch verdienen einzelne Stücke, wie die im Banat gefundene Flasche
von Gold (s. Taf. I,
Fig. 1) und die Goldgefäße aus
dem 1799 gemachten Funde von Nagy-Szent-Miklós immerhin Beachtung. Die Byzantiner hielten einigermaßen die Traditionen aufrecht
und überlieferten sie dem Mittelalter, welches das, was noch davon übrig war, in dem Kunstbuch des deutschen Mönchs Theophilus,
«Diversarum artium schedula» (12. Jahrh.),
registrierte.
Sie liebten eine außerordentlich reiche Verwendung von Edelmetall, insbesondere Gold in Verbindung mit
Zellenschmelz (s. Email) sowie mit Edelsteinen, sowohl an Kronen, Armbändern, Schmuck, Gefäßen, als auch besonders an den
Kleidern. Aber die Edelsteine wurden nicht mehr durch Gravierung verziert wie in alter Zeit, noch lernte und übte man bis
gegen Ende des Mittelalters den krystallinischen Schliff. Man schliff sie rundlich, halbkugelförmig,
in sog. «mugeliger Form», und faßte sie meist
sehr roh.
Die Germanen bewiesen ebenfalls schon früh einen lebhaften Sinn für die Goldschmiedekunst. Gemeinsam ist allen deutschen Stämmen die Verzierung
mit Linienwerk, welches sich oft
wurmartig verschlingt und mit Fratzen durchzogen ist. Gewandnadeln (s.
Fibula, Textfigur 2), Hängeschmuck, Riemenbeschläge, Schnallen, Brustscheiben, Spangen aus Bronze, Eisen, später auch aus
Gold, bilden den wesentlichen Teil des in Gräbern gefundenen Geschmeides (vgl. L. Lindenschmit, Altertümer der heidn. Vorzeit,
Mainz 1858–87; Akerman, Remains of Pagan Saxondom, Lond. 1855). Einige glückliche Funde haben
uns aber auch bedeutende Goldschmiedearbeiten jener Zeiten kennen gelehrt, so fand man 1653 zu Tournai
im Grabe König Childerichs (gest. 481) einen reichen Schatz (jetzt im Louvre); 1837 fand man zu Petreosa
(Walachei) den Schatz des Westgotenkönigs Athanarich (gegen 30 Pfd. Gold), 1845 zu Gourdon jenen des Königs Sigismund von
Burgund (gest. 524), 1858 zu Guerrazar bei Toledo jenen des westgot. Königs Reccared (Anmerkung des Editors:
richtig: Rekkeswinth ) (gest. 672). Eine Krone dieses Fürsten, ein breiter mit Saphiren und Perlen gezierter Goldreif, an dem
die Buchstaben des Namens an Goldkettchen hängen, ist das Hauptstück des letztern. Andere ältere Arbeiten der Goldschmiedekunst bewahrt der
Domschatz zu Monza, darunter die sog. Eiserne Krone (s. d. und Tafel: Goldschmiedekunst I,
Fig. 2) und der
Domschatz zu Aachen.
In der folgenden Zeit tritt das Geschmeide dem Prunkgerät gegenüber zurück; hierher gehört die ehedem im Baseler Münster,
jetzt im Musée de Cluny zu Paris befindliche goldene Altartafel (s. Taf. 1,
Fig.
6), der Speisekelch im Kloster Wilten (s. Taf. I,
Fig. 3), ferner ein Crucifix des ital.
Goldschmieds Finiguerra (s. Taf. II,
Fig. 4). Seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrh.
stellen die städtischen Goldschmiedewerkstätten vorzugsweise Prunkgeräte her. Das 16. Jahrh.
muß, was Ausdehnung und Reichtum betrifft, als die Blütezeit der Goldschmiedekunst betrachtet werden.
Der Reichtum dessen, was in diesen Zweigen geschaffen wurde und was noch heute davon in den Museen und im Privatbesitz sich
befindet (obwohl es nur einen kleinen Teil des Geschaffenen bildet), ist höchst bedeutend. Verschiedene günstige Umstände
kamen hinzu: einmal überhaupt die allgemeine Erhebung und Ausbreitung der Kunst im Zeitalter der Renaissance,
sodann die Menge edeln Metalls, die durch Entdeckung des Seewegs nach Indien und Amerika nach Europa kamen, die allgemeine,
aufs äußerste gesteigerte Schmuckliebe und endlich die jetzt erworbene Geschicklichkeit, die Edelsteine in Krystallform
zu schleifen. Die Goldschmiedekunst der Renaissance hat einerseits, was die Formen betrifft, vollendete
Arbeiten geschaffen (s. Taf. II,
Fig. 1), andererseits liebte sie es
ganz besonders, aus den Halbedelsteinen, aus Achaten (s. Taf. I,
Fig. 5), Onyx, Jaspis, Lapis Lazuli, ebenso aus dem Bergkrystall
nicht nur Prunkgefäße, sondern auch Geschmeide (s. Taf. II,
Fig. 2) zu bilden und sie mit reichen Goldfassungen
zu versehen. Die bedeutendsten Goldschmiede jener Zeit waren Benvenuto Cellini (s. Taf. I,
Fig. 7) und Wenzel Jamnitzer (Merkelscher
Tafelaufsatz; 1549 für den Rat von Nürnberg angefertigt, seit 1880 im Besitz des Freiherrn Karl von Rothschild in Frankfurt a. M.).
Im 17. und 18. Jahrhundert machte die Goldschmiedekunst große Fortschritte, indem sie
aus gefaßten Steinen Broschen, Anhängsel, Ohrgehänge, Ketten u. s. w. von vornehmster Wirkung hervorbrachte, zu welchen im 18. Jahrh.
herrlich geformte und mit reichem Schmuck versehene Kannen (s. Taf. II,
Fig. 6), Schalen (s. Taf.
Il,
Fig. 9) sowie die kunstvollen Uhren, die