Gobat (spr.-bah), Samuel, evang.
Bischof in
Jerusalem,
[* 2] geb. zu Cremine, einem Dorf im
Münsterthal
(Schweiz),
[* 3] wurde im
Baseler Missionshaus ausgebildet, vervollkommnete sich 1825 in
Paris
[* 4] und
London
[* 5] in den orient.
Sprachen und
begab sich 1826 im
Auftrage der
Londoner Missionsgesellschaft nach
Abessinien, um dort unter der jakobitisch-christl.
Bevölkerung
[* 6] zu wirken, von deren eigentümlichem Geistesleben er
die erste sichere
Kunde nach Europa
[* 7] brachte. 1836 versetzte
ihn die Missionsgesellschaft nach
Malta, wo er einem Missionsgymnasium vorstand und sich an der Herausgabe der
Bibel
[* 8] in mehrern
orient.
Sprachen beteiligte. Inzwischen war 1841 die engl.-preuß.
Stiftung eines evang.
Bistums zu
Jerusalem erfolgt,
dessen Inhaber abwechselnd von den
Kronen
[* 9] England und
Preußen
[* 10] ernannt werden sollte. Nach dem 1846 erfolgten
Tod des ersten,
von England eingesetzten
Bischofs wurde G. preußischerseits zum
Bischof von
Jerusalem ernannt. In diesem
Amte hat er bis zu
seinem
Tode segensreich gewirkt, besonders durch die Einrichtung zahlreicher evang.
Schulen; auch die Waisen- und
Krankenhäuser in
Jerusalem,
Bethlehem, Jafa, Nabulus und Nazareth sind seine
Stiftungen. -
Vgl.
Samuel G., evang.
Bischof in
Jerusalem, sein Leben und Wirken, meist nach seinen eigenen Aufzeichnungen
(Bas. 1884).
(frz.,
spr. gob'läng), gewebte, zur
Bekleidung der
Wände oder auch der Möbel
[* 26] dienende
Teppiche, die ihren
Namen von der Färberfamilie Gobelin erhalten haben. Der erste aus dieser Familie war
Jean Gobelin, der um die Mitte des 15. Jahrh.
bei
Paris eine Wollfärberei anlegte; seine Nachfolger setzten diese fort und gründeten dazu im 16. Jahrh.
eine Teppichfabrik, die
Ludwig XIV. ankaufte. Die
Arbeiten dieser königl. Anstalt wurden vielfach zu königl.
Geschenken und für den Bedarf der königl. Schlösser verwendet.
Als Staatsanstalt besteht diese Fabrik bis auf den heutigen
Tag, während die zahlreichen Fabriken ähnlicher
Art, die unter fürstl. Schutz in verschiedenen
Ländern entstanden, gegen Ende des 18. Jahrh. wieder zu
Grunde gingen, so
die in
Rom,
[* 27]
Florenz,
[* 28]
München,
Berlin,
[* 29] Madrid,
[* 30]
Brüssel
[* 31] u.a. Die
Technik, vermutlich orient. Herkunft, ist dieselbe, wie sie im
Mittelalter seit dem 11. Jahrh. in verschiedenen
Ländern Europas geübt wurde. Sie ist, je nachdem auf
stehender oder liegender
Kette gearbeitet wird, entweder Hautelisse- oder Basselisseweberei.
Die
Aufgabe der Gobelinmanufaktur besteht in dem
Kopieren eines Gemäldes mit gefärbten Wollfäden; als
Vorlagen dienen Ölgemälde
oder Kartons. Berühmt sind die Gobelins nach den Kartons, die
Raffael 1515-16 auf
Befehl des Papstes
Leo X. anfertigte
(jetzt, 7 an Zahl, im
South Kensington Museum zu
London). Es wurden von jedem der zehn
Bilder (Scenen aus dem
NeuenTestament
darstellend) zwei Exemplare zu
Arras
[* 32] in Flandern gewebt, wovon die einen sich in sehr beschädigtem Zustande im
Vatikan
[* 33] zu
Rom befinden, die andern (neun
Teppiche), ursprünglich für
Heinrich VIII. von England gefertigt, 1844 in
das
Alte Museum zu
Berlin kamen. (S.
Arrazzi.) Die in
Dresden
[* 34] befindlichen sind erst in späterer Zeit, wahrscheinlich in England
gewebt. -
Vgl. Müntz,La tapisserie (Par. 1883);
J. Guiffrey, La tapisserie depuis lemoyen âgejusqu'ànosjours
(Tours
[* 35] 1885);
Havard und Bachon, Les manufactures nationales: les gobelins, la savonnerie, Sèvres,Beauvais (75
Tafeln,
Par. 1889);
Gerspach,La manufacture nationale des gobelins (ebd. 1892).
Persōna, westfäl. Universalhistoriker des 15. Jahrh., geb. 1358 in
Paderborn,
[* 36] kam nach
Italien und wurde in der Kanzlei
Urbans VI. verwandt. Als Priester kehrte er zurück,
wurde 1389 Rektor der Dreifaltigkeitskapelle in
Paderborn, später Pfarrer an der Marktkirche, darauf Offizial des
Bischofs
Wilhelm, dann Dechant des Kollegiatstifts in
Bielefeld.
[* 37] Er starb nach 1421, vielleicht in
Kloster Böddeken. Sein Hauptwerk
ist das «Cosmodromium» («Weltenlauf»;
hg. von H. Meibom in den «Scriptores rerumGerm.», Bd. 1, Helmst.
1688),
das er schon um 1390 begann und 1418 beendete. Von seinen sechs
Büchern hat nur die zweite Hälfte des sechsten Bedeutung.
Aus dem «Cosmodromium» hat Scheffer-Boichorst die verlorenen «AnnalesPatherbrunnenses» herauszuschälen verstanden. -
August von, preuß.
General der Infanterie, geb. zu
Stade
[* 38] in Hannover,
[* 39] trat 1833 in das preuß. 24. Infanterieregiment. 1835 zum
Lieutenant befördert, nahm Goeben 1836 bereits den
Abschied, um für die Sache des
DonCarlos in
Spanien zu kämpfen.
Dort machte
er 1836-40 fünf Feldzüge mit, wurde fünfmal verwundet und geriet
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