84 in dem böhm.
Schlesien
[* 2] zu bilden. In der letzten
Periode der piastischen Fürsten, 1329–1481, war die Stadt Glogau
[* 3] geteilt
und gehörte halb den
Herzögen von
Teschen, halb den Besitzern des Fürstentums. Im Dreißigjährigen
Kriege wurde Glogau mehrmals
von den
Schweden
[* 4] und wieder von den Kaiserlichen erobert.
Friedrich II. nahm sie in der Nacht vom 9. zum durch
Sturm ein und ließ sie stärker befestigen. Nach der
Schlacht von
Jena
[* 5] 1800 wurde Glogau nach geringem
Widerstande3. Dez. an
Vandamme
übergeben. Am fiel es an
Preußen
[* 6] zurück. –
Vgl. Berndt, Geschichte der StadtGroßglogau
während der ersten Hälfte des 17. Jahrh.
(Glog. 1879);
ders., Geschichte der Stadt
Großglogau vom Ende des Dreißigjährigen
Krieges bis zum Ausmarsch der
Franzosen 1814 (ebd. 1882);
Minsberg, Geschichte der Stadt und Festung
[* 7]
Großglogau vom ersten
Zeitraum bis 1850 (2 Bde., ebd 1853);
von Below, Zur Geschichte des J. 1806. G.s
Belagerung und Verteidigung
(Berl. 1893).
Gustav,Philosoph, geb. 6. Juni 1844 zu Laukischken bei Labiau in Ostpreußen,
[* 8] studierte 1863–68 in
Berlin
[* 9] zuerst
Medizin, dann
Philologie und
Philosophie. Er machte den Feldzug von 1870 mit und wurde bei
Beaumont verwundet, wirkte
dann in
Halle,
[* 10] Neumark und Winterthur als
Lehrer und habilitierte sich 1878 als Privatdocent der
Philosophie
in Zürich.
[* 11] 1882 wurde er daselbst Professor der
Philosophie am Polytechnikum, 1883 außerord. Professor in
Halle a.
S. und 1884 ord.
Professor in Kiel.
[* 12] Er schrieb u. a.: «Steinthals psychol. Formeln zusammenhängend entwickelt» (Berl. 1876),
Marktflecken in der österr. Bezirkshauptmannschaft Neunkirchen
[* 13] in Niederösterreich, in 439 m
Höhe, an der
Schwarza und der Linie
Wien-Triest der Österr.
Südbahn, hat (1890) 2249, als Gemeinde 4480 E., Post,
Telegraph,
[* 14] Fernsprecheinrichtung,
Bezirksgericht (315,85 qkm, 18 Gemeinden, 69 Ortschaften, 22312 E.), romantisch gelegenes Schloß,
bis 1803 eine Benediktinerabtei, deren Gründung durch den
Grafen Eckbert von Pütten in das 11. Jahrh. zurückreicht,
mit
Kirche (gute Gemälde, Gruft und
Denkmäler der gräfl. Familie
Wurmbrand seit 1265);
Baumwollspinnerei, Filz- und Wollwaren-,
Cellulose-, Papier-, Schokolade- und Feigenkaffeefabriken, große
Gips-, Federweiß- und Holzschleifewerke. Die Braunkohlengruben
bei dem benachbarten Dorfe Enzenreut sind seit 1881 aufgelassen. Zwischen Gloggnitz und
Mürzzuschlag übersteigt die
Südbahn 896 m
hoch den
Semmering; 2 km von Gloggnitz und ebenfalls an der
Bahn die große, ehemals ärarische Papierfabrik Schlöglmühl,
jetzt
Aktiengesellschaft.
Staatsbahnen
[* 15] (erste Siebenbürger Eisenbahn), hat (1890) 4152 meist kath. (448
Griechisch-Orientalische) deutsche E. (361 Rumänen, 110 Magyaren), Post,
Telegraph, blühenden
Ackerbau;
der hier erzeugte
Tabak
[* 16] genießt eines vortrefflichen Rufs.
der größte
FlußSkandinaviens, entspringt im norweg.
Amte Söndre
Trondhjem im Aursund-See,
einem kleinen
Bergsee unweit Röros, durchfließt dann die waldreichen
ThälerÖsterdalen, Solör und Odalen, biegt bei Kongsvinger
gegen Westen, durchfließt den See Öjeren, geht, verstärkt durch die
Gewässer des Vormen-Elv und Mjösensees, wieder in
südl.
Richtung, bildet bei dem Gute Hafslund unweit Sarpsborg (s. d.)
den 22 m hohen Fall Sarpsoß oder Sarpen und mündet bei Frederiksstad in den
Skagerrak. Der
Fluß, 567 km lang, ist bis Sarpen
(12 km) sowie auch oberhalb des Falls 32 km weit schiffbar; bei hohem Wasserstande geht ein
Teil seines Wassers in den schwed.
See
Wenern. Das
Flußgebiet bedeckt 41000 qkm. Die
Bahn benutzt sein
Thal.
[* 17]
Heiligenschein, der helle
Ring, den man bei tiefstehender
Sonne
[* 20] auf einer betauten Wiese um den Schatten
[* 21] seines
Kopfes sehen kann, wobei die den Kopfschatten nahe umgebenden
Wassertropfen aus ihrem Innern heraus zu leuchten scheinen.
in besonderm
Sinne bei Griechen und
Römern die Bezeichnung für unbekannte,
dunkle, nur in bestimmten Dialekten oder in dichterischer
Sprache gebräuchliche oder veraltete Wörter.
Deren Sammlung und
Erklärung knüpfte sich zuerst an die Erklärung Homerischer Gedichte und wurde in alexandrinischer
Zeit ein besonderer Zweig der grammatischen
Studien. Zahlreiche Sammlungen von Glosse
(Glossare) sind aus dem
Altertum vorhanden.
Den Anfang zu einer Bearbeitung der
Glossare machte schon H.
Stephanus (1573); etwas späterBon. Vulcanius, (1679)Chr.
Car.
Labbäus; auf eigentliche Sichtung desStoffs ist man erst in neuerer Zeit ausgegangen; ein Hauptarbeiter
auf diesem Feld war Glosse Löwe (vgl. seine
SchriftenProdromus corporis glossariorum¶
mehr
85 latinorum. Quaestiones de glossar. latin. fontibus, Lpz. 1876, und Glossaenominum, ebd. 1884). An Löwes (gest. 1883)
Stelle trat Glosse Goetz in Jena, der drei weitere Bände (Bd. 2, Lpz. 1888; Bd.
4, 1889; Bd. 3, 1892) zum «Corpus
glossarium latinorum» beigesteuert hat. Erst viel später wurde es üblich, unter Glosse oder
Glossēm auch die Erklärung selbst zu verstehen. Im Mittelalter hießen Glosse einzelne Worte in der Landessprache,
die, meist für den Bedarf der Klosterschule, erklärend zu schwierigen Worten der lat. Schriftsteller hinzugeschrieben
wurden.
Standen sie zwischen den Zeilen, so hießen sie Interlinearglossen (glossae interlineare), standen sie am Rande,
Marginalglossen (glossae marginales). Ist jedes Wort eines Textes mit Glosse überschrieben, so entsteht eine Interlinearversion.
Solche Glosse wurden auch alphabetisch oder sachlich zu Wörterbüchern geordnet. Glosse gehören zu den ältesten
und wichtigsten altdeutschen Sprachdenkmälern; so namentlich die sog. Keronischen und Hrabanischen
Glosse (Übersetzung eines lat. Wörterbuchs um 740) und der sachliche «Vocabulariuslibellus St.Galli» (um 760). –
Vgl. Steinmeyer und Sievers, Die althochdeutschen Glosse (2 Bde.,
Berl. 1879 u. 1882).
In der Rechtswissenschaft hat Glosse eine besondere Bedeutung. Als im 11. Jahrh. in
den Rechtsbüchern Justinians eine neue Quelle
[* 26] rechtlicher Kenntnisse und reichhaltiger, bestimmter Rechtsvorschriften gefunden
worden war, bestanden die ersten wissenschaftlichen Bemühungen in der Erläuterung dieser Bücher durch
Interlinear- oder Marginalglossen. Die eine bewundernswürdige Kenntnis des gesamten Inhalts desCorpus juris bezeugenden
Glosse haben heute noch eine große Bedeutung, weil sie überall die Parallelstellen mitteilen.
Der erste hervorragende Lehrer und Bearbeiter dieser Art war Irnerius, gest. vor 1140; seine nächsten
und berühmtesten Nachfolger waren die vier Doktoren Bulgarus, Martinus Gosia, Hugo und Jacobus de Porta Ravennate. Accursius
(s. d.) brachte die Glosse seiner Vorgänger in ein Ganzes (Glossaordinaria), welches nun allgemein und ausschließend in Gebrauch
kam. Diese Glosse ist auch in den glossierten Ausgaben des Corpus juris abgedruckt. Die Glossatoren gewannen
ein solches Ansehen, daß diejenigen Stücke des röm. Rechts, welche sie nicht mit ihren Erläuterungen versahen, auch keine
Gültigkeit hatten, nach dem Satze: «Quicquid non agnoscit glossa, nec agnoscit curia» («Was
die Glosse nicht anerkennt, das erkennt auch das Gericht nicht an»).
Nach Accursius gewann die formale Kasuistik der Scholastik Einfluß auf die Rechtswissenschaft (Postglossatoren),
bis im 16. Jahrh. mit dem Aufblühen der humanistischen Studien wieder die philol.-archäol. Behandlung vorherrschend wurde.
Wie das röm. Recht wurden auch andere Rechtsbücher des Mittelalters, das päpstl. Recht(decretum, decretales u. s. w.), die
Lehnrechtsgewohnheiten (libri feudorum) und in Deutschland
[* 27] der «Sachsenspiegel» glossiert.