Fürst Salm-Reifferscheid, unternommen. Zwei Heiligenbluter
Bauern gelangten bis zur Adlersruhe und 23. Juni bis dicht
unter den Kleinglockner. Am 19. Aug. bezog eine Expedition von 30
Personen unter Leitung des Fürstbischofs selbst eine Unterkunftshütte
im Leiterthal. Die Gesellschaft drang bis zur Adlersruhe, 4
Bauern(24. Aug.) bis zum Kleinglockner vor, wurden
jedoch durch Unwetter zur Umkehr genötigt.
Endlich25. Aug. wurde der Kleinglockner (3765 m) von einigen
Bauern bestiegen. Am
abermals unter Salms Leitung, wurde eine zweite Expedition unternommen (62
Personen).
Diesmal wurde, 28. Juli, die
Spitze des
Großglockners selbst von den HeiligenbluterBauern und Pfarrer Horrasch
aus Dellach erreicht und am folgenden
Tage von den
Bauern und dem jungen Mathematiker
Valentin Stanig nochmals bestiegen. Kurz
nachher gelangte auch der Naturforscher Dr. Schwägrichen auf die höchste
Spitze; 1802 fand die dritte Salmsche Expedition
statt, wobei auch der Fürstbischof den Kleinglockner bestieg. Seitdem wurde der Glockner häufiger
bestiegen, unter andern von
FranzKeil, der ein Relief, und von
Markus Pernhart, der ein
Panorama des
Berges entwarf. - Mit der
Ausarbeitung eines Glockner-Reliefs in dem großen Maßstabe von 1:2000, wobei der
Großglockner ohne Überhöhung eine Höbe
von 1,9 m erhalten wird, ist der Geoplast P. Oberlercher in Klagenfurt
[* 2] beschäftigt. Das Relief wird
eine Länge von 7 m und eine
Breite
[* 3] von 3 m besitzen und wird im Landesmuseum zu Klagenfurt aufgestellt sein; es soll 1893 vollendet
werden.
2) Glogau, auch
Großglogau, zum Unterschied von Oberglogau (s. d.), Kreisstadt im
Kreis Glogau und Festung
[* 7] zweiten Ranges (s.Deutsches Festungssystem),
links an der Oder und an den Linien
Breslau-Stettin und Lissa-Hansdorf der
Preuß. Staatsbahnen,
[* 8] ist Sitz des Landratsamtes,
eines Landgerichts (Oberlandesgericht
Breslau)
[* 9] mit 15
Amtsgerichten
(Beuthen
[* 10] a.O.,
Carolath, Freistadt, Glogau,
Grünberg,
[* 11] Guhrau,
Halbau, Herrnstadt, Kontopp,
Neusalz a.O., Polkwitz, Priebus, Sagan,
[* 12]
Sprottau,
[* 13]
Steinau a.O.), eines Amtsgerichts, Hauptsteueramtes,
Eisenbahnbetriebsamtes (423,14 km Bahnlinien) der Eisenbahndirektion
Breslau, einer Reichsbankstelle
(Umsatz
1892: 377,926 Mill. M.), Wasserbauinspektion, Fortifikation, eines
Artilleriedepots, Proviantamtes, der Kommandos der 9. Division,
der 17. und 18. Infanterie- und der 9. Kavalleriebrigade und hat (1890) 20529 (11165 männl., 9364 weibl.)
E., darunter 5989 Katholiken und 863 Israeliten, in Garnison (3171 Mann) das 58. Infanterieregiment,
die 1.
Abteilung des 5. Feldartillerieregiments von
Podbielski, das 1.
Bataillon des 6. Fußartillerieregiments von Dieskau
und das 5. Pionierbataillon; Postamt erster
Klasse mit Zweigstelle,
Telegraph,
[* 14] Fernsprecheinrichtung, städtische Feuerwehr,
Wasserleitung
[* 15] (seit 1442),
Kanalisation,
Gasanstalt der
Schlesischen Gasaktiengesellschaft.
Die Stadt ist im
O.,
S. und W. mit Festungswerken umgeben, die 1881 nach
Osten zu erweitert wurden und eine
Ausdehnung
[* 16] der Stadt zur Folge hatten.
Über die Oder im Norden
[* 17] führt eine große hölzerne
Brücke
[* 18] nach der befestigten Dominsel.
Die Stadt hat je drei evang. und kath.
Kirchen, unter letztern der
Dom auf einer Oderinsel, ferner zwei
Synagogen, ein königl.
Schloß, jetzt Sitz der
Behörden, mit dem Hungerturm zur
Erinnerung an den Hungertod der von
HerzogJohann II. eingesperrten
Magistratspersonen, ein Rathaus mit
Turm
[* 19] (80 m), neues Postgebäude, Garnisonlazarett; an Unterrichtsanstalten ein königlich
evang. Gymnasium, 1708 als Seminarium gestiftet, seit 1812 Gymnasium (Direktor Dr.
Langen, 16
Lehrer, 8
Klassen, 172
Schüler), königlich kath. Gymnasium, 1626 von den
Jesuiten gegründet
(Direktor Jungels, 15
Lehrer, 7
Klassen, 190
Schüler), eine
Kriegsschule, simultane höhere Mädchenschule,
Knaben- und Mädchenmittel-,
Handwerkerfortbildungsschule; ferner zwei Freimaurerlogen, Stadttheater, städtische Krankenanstalt mit Siechenhaus und Bürgerspital,
Diakonissenanstalt,
Kloster und
Krankenhaus
[* 20] der
Grauen Schwestern zur heil. Elisabeth, Domhospital,
Armen-, Waisenhaus, israel.
HeiligesStift. –
Die Industrie (25 Fabriken mit etwa 1000
Arbeitern) erstreckt sich auf Fabrikation von Zucker
[* 21] (die
Raffinerie
Glogau ist eine Zweiganstalt der Zuckerfabrik Fraustadt),
[* 22]
Stärke,
[* 23]
Sirup und Dextrin,
Thonwaren,
[* 24]
Maschinen und
Turmuhren, Eisengießerei,
[* 25] Dampfstellmacherei, große Eisenbahnwerkstätten. Bedeutend ist das geogr.
Institut von
Carl Flemming (s. d.) sowie der Weinhandel.
Neben der Reichsbankstelle bestehen Kommanditen des
Schlesischen Bankvereins und der
Breslauer Wechslerbank, ein Vorschußverein,
eine
Kreis- und eine städtische
Sparkasse. Glogau ist der Geburtsort des Dichters Gryphius und des Fürstbischofs Heinr.
Förster. – Ehedem war Glogau Hauptstadt des FürstentumsGlogau, welches der dritte Sohn des niederschles.
HerzogsHeinrich II. oder des Frommen, Konrad II., in dem Teilungsvertrag von 1252 erhielt. Es begriff
damals den ganzen nördl.
Teil von Niederschlesien oder Glogau, Sagan und
Crossen
[* 26] in sich. Durch
Herzog Konrad, der viele deutsche
Kolonisten ins Land zog, wurde die Stadt ansehnlich erweitert und erhielt
Deutsches Recht. Sein Sohn
HerzogHeinrich III.
erweiterte sein Besitztum durch Erwerbung des größten
Teils des Fürstentums
Breslau; doch zerfiel es unter dessen
Söhnen 1309 wieder
in vier
Teile.
Die damals von Przemislaw gestiftete Sonderlinie Glogau starb mit demselben 1331 wieder aus, worauf die beiden andern
glogauischen Sonderlinien, die von Sagan und von
Steinau, das Land, jedoch jetzt unter böhm. Hoheit,
geteilt in
Besitz nahmen. Das nunmehr unter
HerzogHeinrich IV. neugebildete HerzogtumGlogau wurde bald wieder in mehrere
Teile
zersplittert, deren Fürsten 1476 ausstarben, worauf nach langen Streitigkeiten 1481 der
HerzogJohann von Sagan mit Glogau, jedoch
mit Ausnahme von Schwiebus,
[* 27]
Züllichau und
Crossen, die an den Kurfürsten
AlbrechtAchilles von
Brandenburg
[* 28] kamen, belehnt wurde. Mit seinem gewaltthätigen
SohneJohann II., der 1489 seiner
Länder verlustig wurde, starb der piastische
Stamm der
Herzöge von Glogau völlig aus, und seit 1506 hörte Glogau auf, ein eigenes Herzogtum
¶
mehr
84 in dem böhm. Schlesien
[* 30] zu bilden. In der letzten Periode der piastischen Fürsten, 1329–1481, war die Stadt Glogau geteilt
und gehörte halb den Herzögen von Teschen, halb den Besitzern des Fürstentums. Im Dreißigjährigen Kriege wurde Glogau mehrmals
von den Schweden
[* 31] und wieder von den Kaiserlichen erobert. Friedrich II. nahm sie in der Nacht vom 9. zum durch
Sturm ein und ließ sie stärker befestigen. Nach der Schlacht von Jena
[* 32] 1800 wurde Glogau nach geringem Widerstande3. Dez. an Vandamme
übergeben. Am fiel es an Preußen
[* 33] zurück. –
Vgl. Berndt, Geschichte der Stadt Großglogau
während der ersten Hälfte des 17. Jahrh. (Glog. 1879);
ders., Geschichte der Stadt Großglogau vom Ende des Dreißigjährigen
Krieges bis zum Ausmarsch der Franzosen 1814 (ebd. 1882);
Minsberg, Geschichte der Stadt und Festung Großglogau vom ersten
Zeitraum bis 1850 (2 Bde., ebd 1853);
von Below, Zur Geschichte des J. 1806. G.s Belagerung und Verteidigung
(Berl. 1893).
Gustav, Philosoph, geb. 6. Juni 1844 zu Laukischken bei Labiau in Ostpreußen,
[* 34] studierte 1863–68 in Berlin
[* 35] zuerst Medizin, dann Philologie und Philosophie. Er machte den Feldzug von 1870 mit und wurde bei Beaumont verwundet, wirkte
dann in Halle,
[* 36] Neumark und Winterthur als Lehrer und habilitierte sich 1878 als Privatdocent der Philosophie
in Zürich.
[* 37] 1882 wurde er daselbst Professor der Philosophie am Polytechnikum, 1883 außerord. Professor in Halle a. S. und 1884 ord.
Professor in Kiel.
[* 38] Er schrieb u. a.: «Steinthals psychol. Formeln zusammenhängend entwickelt» (Berl. 1876),