Monte-Campione bei Faido. Ein besonderes, von den übrigen sich etwas entfernendes
Glied
[* 2] der Gruppe bildet der
Kalkglimmer
(s. d. ) oder Margarit. Der durchsichtige und in oft mehrere Quadratfuß großen
Tafeln vorkommende Glimmer dient in
Peru
[* 3] und
Sibirien zu Fensterscheiben;
auch gebraucht man wohl durchsichtige Glimmer als Objektträger
oder statt Deckgläschen bei mikroskopischen Präparaten, zur Herstellung der Kompaßhäuschen, statt
der gläsernen Lampencylinder, als Lichtrosetten, als Vorsetzplatten vor Ofenfeuer;
den gepulverten Glimmer als Streusand;
der
fein gepulverte, mit Salzsäure ausgekochte und ausgewaschene Glimmer wird fabrikmäßig zu Brokatfarben oder Glimmerbronze
benutzt. In neuerer Zeit kommen auch in Europa
[* 4] Glimmerfenster, und zwar in Maschinenwerkstätten (besonders
in England) und auf
Kriegsschiffen in Gebrauch, weil sie durch abfliegende
Stücke und durch Erschütterung nicht so leicht
zertrümmert werden wie Glasscheiben.
Neuerdings fertigt man aus Glimmer auch Schutzbrillen für allerlei
Arbeiter in
Eisen,
[* 5]
Glas,
[* 6] Stein, vor starkem
Feuer u. s. w. gegen das Einfliegen von
Splittern ins
Auge
[* 7] und gegen die strahlende Hitze.
Am meisten wird zu den genannten Zwecken der indische Glimmer verwendet, der sehr rein ist.
Allgemeinbezeichnung für Felsarten, die in einer dem bloßen
Auge homogen erscheinenden Grundmasse
von grauer, bräunlicher oder grünlicher
Farbe Täfelchen oder Lamellen von dunkelbraunem oder schwarzem
Magnesiaglimmer
(Biotit) enthalten.
Besitzt die Grundmasse mikroskopischen
Orthoklas, so gehört der Glimmerporphyr zu der Minette (s. d.)
und bildet das porphyrische
Äquivalent des
Glimmersyenits (s.
Syenit);
ist der mikroskopische Feldspat Plagioklas, so gehört
der Glimmerporphyr zum Glimmerdioritporphyr.
eine ausgezeichnet schieferige Felsart, die aus einem Gemenge von
Glimmer (teils hellem
Kaliglimmer, teils dunklem
Magnesiaglimmer, teils beiden zusammen) und Quarz in sehr wechselndem Verhältnis besteht; die
Endglieder in der Reihe dieser wechselnden Zusammensetzungen sind ein fast nur aus
Glimmer bestehender
Schiefer und ein glimmeriger
Quarzitschiefer. Der
Glimmer bildet isolierte
Schuppen und Blättchen oder zusammenhängende Membranen; der Quarz, in linsenförmigen
Körnern und dünnen
Lagen, tritt gewöhnlich erst auf dem Querbruch hervor; bisweilen bildet er größere
Knauern oder Wülste.
Mit dem Gneis, in den durch
Aufnahme von Feldspat ein Übergang stattfindet, und dem
Phyllit ist der Glimmerschiefer das hervorragendste
Glied, aus dem die archäische Formation, diejenige der krystallinischen
Schiefer, zumal in ihrem obern
Teile aufgebaut wird; weitverbreitet ist er im
Erzgebirge, Fichtelgebirge, Riesengebirge, in den
Sudeten, den
Salzburger,
Tiroler,
Kärntner und
SchweizerAlpen,
[* 16] in
Schottland,
Norwegen
[* 17] und im
Ural. Als Einlagerungen
enthält der Glimmerschiefer oft Kalksteine, Quarzite,
Chloritschiefer, auch Erzlager, wie
Brauneisenerz, an Silikaten und Schwefelmetallen reiche Magneteisenlager,
Kupfer- und Quecksilberlagerstätten.
Bezirkshauptmannschaft Przemyślany in Galizien, in sumpfiger Gegend, hat (1890) 4614 E.
(2640
Polen, 1960 Ruthenen), darunter 892 Israeliten, Post,
Telegraph,
[* 18]
Bezirksgericht (368,22 qkm, 29 Gemeinden, 56 Ortschaften, 25 Gutsgebiete, 29553 meist
griech.-unierte, ruthen. E.), Steueramt, bedeutende
Weberei
[* 19] und Viehhandel. Im Westen das Dorf Laszkie
Kròlewskie (896 ruthen. E.).
Fedor Nikolajewitsch, russ. Schriftsteller, geb. 1788 im
Gouvernement Smolensk, nahm 1805 an der
Schlacht bei
Austerlitz
[* 20] teil, trat 1812 wieder in die
Armee ein und war als
Adjutant
des
GrafenMiloradowitsch in den Feldzügen gegenFrankreich thätig. Später war er in die Sache der
Dekabristen
(s. d.) verwickelt, wurde 1826 nach
Petrosawodsk verwiesen, durfte jedoch bald wieder zurückkehren. Er starb in
Twer. Besondere Beachtung verdienen seine
«Briefe eines russ. Offiziers über die Feldzüge von 1805–6 und 1812–15» (8
Bde., Mosk. 1815–16) und die «Skizze der
Schlacht bei
Borodino» (ebd. 1839). Als Dichter ist Glinka bekannt
durch das beschreibende Gedicht «Karelien, oder die Gefangenschaft der Martha
Johannowna» (Petersb. 1830), das viele anziehende nordische Naturschilderungen enthält,
die poet.
Paraphrase des
BuchesHiob (ebd. 1859) und andere mystisch-religiöse Gedichte.
Michail Iwanowitsch, russ.
Komponist, Neffe von Sergej Nikolajewitsch Glinka, geb. zu
Nowospask bei Selna (Smolensk), wurde seit 1817 in
Petersburg
[* 21] im Adelsinstitut erzogen, zugleich aber durch den Violinisten
Böhm u. a. in der
Musik unterrichtet, der er sich bald ganz widmete. Er war 1830–34 in
Italien
[* 22] seiner Gesundheit wegen und
mit musikalischen
Studien beschäftigt und fand dann in Dehn in
Berlin
[* 23] einen
Lehrer, der sein Streben, specifisch
russ.
Musik zu komponieren, ermutigte. Glinka schrieb darauf die
Oper «Das Leben für den
Zaren» (1836),
die als die wahre russ.
Nationaloper angesehen wird. Ein zweites Werk: «Ruslan und Ludmilla» (1842),
hatte ähnlichen Erfolg. Von G.s übrigenKompositionen
ist ein originelles Variationenwerk für Orchester: «Kamarinskaïa», am
bekanntesten geworden. Für
Rußland bleibt Glinka hochbedeutend als der erste, welcher die neuere nationalruss.
Richtung in der
Musik eingeschlagen und allgemein anerkannte Vorbilder aufgestellt hat. 1856 kam er wieder nach
Berlin, um bei Dehn weiter
zu studieren, starb aber dort schon Seine
Leiche wurde nach
Petersburg gebracht.
Sergej Nikolajewitsch,
Bruder von Fedor Nikolajewitsch Glinka, geb. 1774, lebte seit 1799 als verabschiedeter
Major in
Moskau
[* 24] und starb 1847. Er gab 1808–21 den
«RussischenBoten» heraus, der bis 1813 einen großen Einfluß im patriotischen
Sinne gegen Napoleon ausübte.
Von seinen sonstigen zahlreichen
Schriften sind bemerkenswert die «Memoiren
aus dem J. 1812» und die «Memoiren über
Moskau und das
Ausland von 1812 bis 1815».
Michael, Fürst, aus einer ursprünglich tatar. Familie, die 1494 nach
Litauen übergesiedelt war, unter der
Regierung des Königs
Alexander¶
mehr
Jagello von Polen Hofmarschall von Litauen und Starost von Bielsk. Er hatte 12 Jahre in Westeuropa zugebracht und an den Kriegen
des Kaisers Maximilian I. teilgenommen. 1506 rettete er Litauen durch einen kühnen Handstreich vor einem Tatareneinfalle.
Aber sein stolzes und gewaltthätiges Auftreten gegen die Großen des Reichs und Verdächtigungen bei König
Sigismund, dem Nachfolger Alexanders, daß er sich der Gewalt bemächtigen und das Land der Herrschaft Moskaus unterwerfen wolle,
brachten ihn in Ungnade.
Aus Rache trat er in die Dienste
[* 26] des ZarenWassilij Iwanowitsch von Moskau, drang 1507 mit einem russ. Heere in Litauen ein, wurde
aber von Sigismund geschlagen. Der Zar schloß 1508 mit Polen Frieden. Glinskij lebte nun, aller seiner Güter
beraubt, in Moskau und wurde später sogar ins InnereRußlands verbannt. Erst durch die Fürsprache des KaisersKarl V. und der
Nichte G.s, Helene, welche 1526 die Gemahlin des Zaren geworden war, befreit, wurde Glinskij 1533 zum Vormund
des minderjährigen ZarewitschIwan ernannt. Als er jedoch das ausschweifende Leben Helenens tadelte, ließ ihn diese blenden
und ins Gefängnis werfen, wo er 1534 starb. –
Vgl. Warnka, Deducis M. Glinscii contra Sigismundum regemPol. rebellione
(Bresl. 1868).