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und mit Hilfe des Sandstrahles; 4) Arbeiten mit Anwendung des Muffelofens.
1) Raffinieren am Schmelzofen. Hierher gehört zunächst das Überfangen von weißem oder opakem Glas mit gefärbtem Glas. Der Arbeiter, welcher ein Stäbchen aus ersterm Glas angefertigt hat, taucht dasselbe, nachdem es genügend aufgeblasen und bearbeitet wurde, in einen zweiten Hafen, in welchem sich das gefärbte Überfangglas befindet; er bringt dadurch eine dickere und dünnere Schicht des gefärbten Glas auf die Oberfläche des Grundglases und verarbeitet beide Schichten gemeinsam, als ob sie aus einer Sorte Glas bestünden. Unter Umständen kann noch eine dritte Schicht farblosen Glas durch Überfang aufgebracht werden. Eine zweite Art des Überfangens wird auf folgende Weise bewerkstelligt: Der Arbeiter bläst an der Pfeife eine Kugel und öffnet dieselbe zu einer Glocke. In diese Glocke fügt er den inzwischen an einer zweiten Pfeife angeblasenen Kolben von farblosem ein und schneidet dann die farbige Glocke zur weitern Bearbeitung von der Pfeife ab. Eng daran schließt sich eine andere Art des Überfangens, die Verarbeitung der Rubingläser in Zapfen (s. Glaszapfen). Gefärbte Lampenschirme, Glasvasen u. dgl. m. werden fast immer durch Überfang hergestellt, wenn das Grundglas nicht in der gewünschten Farbennuance verschmolzen werden kann, oder wenn das gefärbte Glas zu kostspielig ist, um dasselbe massiv zu verarbeiten.
Über die zur Färbung des Glas erforderlichen Metalle und deren Verbindungen s. Glasfärbungen.
Hierher gehören auch einige Arten der Glasverzierung, welche besonders in Venedig zu hoher Vollendung gebracht wurden: die Herstellung von Brokat- oder Flimmerglas, welches aussieht, als ob Gold untergelegt wäre, von Filigranglas (Fadenglas, Brokatglas), Petinet, Reticello, Ritorto (s. Millefiori).
2) Glasschleifen bezweckt, entweder dem Glas die für den Gebrauch nötige Form zu geben oder vollkommen ebene Flächen zu erzeugen, oder endlich dem Glas einen auf andere Weise nicht in gleicher Vollkommenheit erreichbaren Schmuck zu verleihen. Dementsprechend unterscheidet man drei Arten von Glasschleiferei, die sich auch durch die zur Verwendung gelangenden Hilfsmittel wesentlich unterscheiden:
a. Schleifen von optischem Glas (s. Linsen); b. das Schleifen der Spiegelgläser (s. Spiegelglas) und c. das Schleifen und Polieren von Hohlglaswaren. Allen drei Gruppen der Glasschleiferei sind die Schleifmaterialien selbst gemeinsam; zum Rauhschleifen wird grober Sand oder Schmirgel verwendet, zum Feinschleifen (Doucieren oder Dossieren) feiner (geschlämmter) Schmirgel; das Polieren geschieht mit Holz-, Tuch- oder Lederscheiben unter Anwendung von Englischrot u. dgl. als Schleifmaterial.
Das Schleifen des Hohlglases geschieht entweder auf Schleifbänken mit horizontaler Scheibe (Arbeit des Schleifers), um Bodenflächen, Ränder von Bechern u. dgl. eben zu schleifen, oder auf Bänken mit vertikalem Schleifrade (ähnlich dem in nachstehender Figur dargestellten, nur in viel größern Dimensionen) zur Herstellung von Kannelierungen, Einschnitten, zum Ausheben von Brillantschliff und für alle Arbeiten, welche sich auf unregelmäßig gekrümmte Flächen beziehen (Arbeit des Kuglers).
Zur Herstellung feinerer, eingeschossener Figuren, zum Gravieren von Zeichnungen und Buchstaben bedient man sich der in nachstehender Figur dargestellten Schneidbank.
Textfigur:
Die Spindel der Bank trägt ein kleines Kupferrad, das von Zeit zu Zeit mit Schmirgelbrei befeuchtet wird. Der Graveur führt nun das Glas mit großer Geschicklichkeit gegen das schnell rotierende Rädchen, das im Augenblick der Berührung mehr oder weniger tief in das Glas eingreift. Jede Berührung erzeugt einen Punkt, jede Bewegung des Glas einen Strich auf demselben. Die Geschicklichkeit mancher Graveure erzielt oft bewunderungswürdige Kunstwerke, die den Relieffiguren berühmter Ciseleure nicht nachstehen.
3) Mattieren des Glas, Herstellung einer matten Oberfläche auf Glas, kann durch Rauhschleifen, durch Ätzen mit Fluorverbindungen oder endlich nach dem von C. Tilghman erfundenen Verfahren durch Blasen von Sand gegen das Glas erfolgen. Wässerige Flußsäure greift das Glas an, erzeugt aber nur Vertiefungen, keine matten Flächen. Gasförmige Flußsäure dagegen, und ebenso saure Fluorverbindungen der Alkalienmetalle erzeugen matte Flächen von seinem Korn. Um mattgeätzte Figuren auf Glas zu erhalten, wird dieses mit einer schützenden Schicht von Wachs bekleidet. Der Künstler zeichnet die Figur in das Wachs ein und der Glaskörper wird hierauf der Einwirkung der Fluorverbindungen ausgesetzt. Diese Ätzungen zeichnen sich durch große Feinheit des Korns aus. Um rauhe Flächen mit grobem Korn zu gewinnen, arbeitet man besser nach der Methode Tilghman mit dem Sandstrahlgebläse (s. d.). Ein heftiger Luftstrom führt Sand gegen das zu mattierende Glas und erzeugt in wenigen Sekunden eine matte, rauhe Oberfläche.
4) Raffinerie unter Anwendung des Muffelofens. Die Muffel wird verwendet
a. zum Einbrennen von Email und Glasmalerei; b. zum Lasieren (s. d.), Rubinieren oder Gelbätzen des c. zum Einbrennen der verschiedenen Arten der Vergoldung und Platinierung (s. Glanzgold).
Die Technik der Glasmalerei ist mit der Porzellanmalerei (s. d.) nahe verwandt. Die Flüsse und Pigmente der Glasmalerei sind allerdings verschieden von denen der Porzellanmalerei und müssen dem Ausdehnungskoefficienten des Glas angepaßt sein. Ein weiterer Unterschied besteht auch darin, daß die Wirkung der Glasmalerei vielfach für durchfallendes, die Porzellan- und Majolikamalerei nur für zurückgeworfenes Licht berechnet ist.
Die Zahl der Glashütten beträgt im Deutschen Reiche etwa 400 mit etwa 35000 Arbeitern. Die Hauptsitze der Erzeugung sind für Tafelglas die Rheinprovinz, Westfalen und Schlesien; für grünes Hohlglas Königreich Sachsen, Saarbezirk, Provinz Hannover und Mark Brandenburg; für weißes
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HohIglas Rheinland und die Lausitz; für Spiegelglas der Aachener Bezirk, Baden und Bayern; für feinere gemusterte und geschliffene Glaswaren Schlesien, Bayern und Königreich Sachsen; für Glas zu wissenschaftlichen Zwecken Bayern und Thüringen. Im Vergleich zu andern Erwerbszweigen ist in Deutschland die Glasfabrikation keineswegs alt. Italien, England, Belgien und Österreich (Böhmen) besaßen längst ansehnliche Glashütten, ehe in Deutschland die Glasfabrikation zu auch nur einigem Aufschwunge gelangte. Seit 20–30 Jahren ist indessen der ausländische Mitbewerb mehr und mehr zurückgedrängt worden und heute werden große Mengen deutscher Glaswaren, sowohl ordinäre wie feine, nach allen Ländern, selbst nach England, Belgien und Österreich ausgeführt, wenn auch in gewissen Sorten z. B. England in hochfeinem Kronenglas, Belgien in Spiegel- und Tafelglas, Böhmen in farbigen Glas, Italien (Venedig) in Schmuckgläsern ein gewisses Übergewicht noch behaupten mögen. 1892 betrug die deutsche Ausfuhr in Hohlglas 16,3 Mill. M., Tafel- und Spiegelglas 11,4, gepreßtes und geschliffenes Glas 2,3, Glasperlen 1,6, optisches Glas, roh 0,5, Brillen- und Uhrgläser 1,9, sonstige Glaswaren 4,1 Mill. M., zusammen 38,1 Mill. M. Die Einfuhr belief sich auf 8,1 Mill. M., darunter für rohes Spiegelglas 1,1, für Glasbehänge, Glasknöpfe und massives weißes Glas 1,1, Glasperlen und Glasplättchen 2,0, farbige Glaswaren 1,5 Mill. M. – Die Zahl der Glasfabriken wird (freilich zum Teil nach Schätzung) anzunehmen sein für Frankreich zu 225, Großbritannien 250, Österreich-Ungarn 350, Italien 90, Belgien 95, Rußland 220, Schweden 36, Norwegen 10, Dänemark 8, Niederlande 30, Schweiz 10, Griechenland 3, in ganz Europa etwa über 1700 Glashütten von allerdings sehr verschiedener Größe. In diesen Werken mögen etwa 150–160000 Arbeiter beschäftigt sein. Litteratur. Knapp, Lehrbuch der chem. Technologie (Braunschw. 1871); Benrath, Die Glasfabrikation (ebd. 1875); Kerl und Stohmann [Muspratt], Encyklopäd. Handbuch der technischen Chemie, Bd. 3 (4. Aufl., ebd. 1891); Karmarsch und Heerens Technisches Wörterbuch, Bd. 4 (3. Aufl., Prag 1880); Dralle, Anlage und Betrieb der Glasfabriken (Lpz. 1886); Tscheuschner, Handbuch der Glasfabrikation (5. Aufl., Weim. 1885); Mertens, Fabrikation und Raffinierung des Glas (Wien 1889); ders., Das Sandstrahlgebläse im Dienste der Glasfabrikation (ebd. 1891); Fischer, Die Kunst der Glasmasseverarbeitung (ebd. 1892).