folgten drei ebenfalls bedeutende
Bilder:
Begräbnis der
Atala (1808; im Louvre, nach Châteaubriands Erzählung), Napoleon
empfängt die
Schlüssel von
Wien,
[* 2] 1805 (1808; Museum in Versailles),
[* 3]
Aufstand in
Kairo,
[* 4] 1798 (1810; ebd.). Nach längerer Pause
schuf er 1819: Pygmalion und Galatea. Girodet-Trioson war Mitglied der
Akademie und starb in
Paris.
[* 5] Er schwankte
zwischen klassicistischer und romantischer
Auffassung;
seine
Bilder kennzeichnen eine genaue, aber oft harte Zeichnung und
eigenartige Lichtwirkungen.
Seine «Œuvres posthumes» gab Coupin (2 Bde.,
Par. 1829–30) heraus.
(spr. schirofleh), zu der
Klasse der Safranine gehöriger rotvioletter Farbstoff, der durch Einwirkung von
salzsaurem
Nitrosodimethylanilin auf salzsaures
Xylidin entsteht und im Kattundruck zum Nuancieren von
Alizarinviolettdruckfarben dient.
(spr. dschi-),Giuseppe, ital. Edelsteinschneider
und
Medailleur, geb. 1780 zu
Rom,
[* 6] gest. daselbst als Direktor der päpstl. Münze. Seine Hauptwerke sind:
Kamee mit dem
Kopfe des Genius im Grabmal Clemens' XIII., Kameen
[* 7] mit
CanovasPerseus,
[* 8]Terpsichore,
Magdalena;
nach eigener Erfindung: Hebe,
Medusa, Minerva, ferner viele Bildnisse berühmter
Männer, Napoleons,
Washingtons u. a. Berühmt
sind auch seine zehn in der
Vatikanischen Bibliothek befindlichen Gemmen mit antiken
Göttern und Heroen sowie seine Gedächtnismedaillen,
die er für die Päpste von
Pius VII. bis
Gregor XVI. anfertigte.
(spr. schiróngd), das
Ästuarium
[* 9] (s. d.) der mit der Dordogne vereinigten Garonne. Die Gironde ist 75 km
lang, besitzt bei Mortagne-sur-Gironde 12 km, bei der Mündung zwischen Royan und der Pointe de Grave nur 5 km
Breite
[* 10] bei 32 m
Tiefe, hat links die niedrigen
Höhen von
Medoc und die 20 km langen Polder von St. Vivien, rechts die Hügel
von
Blaye, die
Sümpfe von St. Ciers, Mirambeau und die Kreidefelsen des St. Onge, von denen sie unablässig
Massen abreißt.
Das
Bett
[* 11] ist schlammig und mit
Inseln bedeckt.
(spr. schiróngd),Depart.Frankreichs, nach dem
Fluß Gironde benannt, grenzt im
W. an den Ocean,
im N. an
Charente-Inférieure, im O. an Dordogne und Lot-et-Garonne, im
S. an
Landes, hat 9740,32, nach Berechnung des Kriegsministeriums 10726 qkm,
(1891) 793528 E. (darunter 10479
Ausländer),
d. i. 74 auf 1 qkm und eine Zunahme von 2,28 Proz.
seit 1886. Gironde ist das größte Departement des
Landes und zerfällt in die 6
ArrondissementsBazas,
Blaye,
Bordeaux,
[* 12] Lesparre,
Libourne und La Réole mit 49 Kantonen und 553 Gemeinden. Hauptstadt ist
Bordeaux.
Gironde besteht aus dem eigentlichen
Guienne oder
Bordelais und dem Hauptteil der Landschaft Bazadais. DieBewässerung
geschieht durch die Garonne mit ihren Nebenflüssen, vor allen der Dordogne, und mehrern Küstenflüssen. Der
Boden ist im
W., wo sich an dem 150 km langen Küstensaum Dünen und Sandsteppen (lesLandesde laGironde) hinziehen, die jetzt durch Anpflanzungen
am Vorschieben ihres Flugsandes verhindert sind, unfruchtbar, der
Osten aber erzeugt bei der
Milde des
Klimas reiche Produkte, insbesondere ausgezeichnete
Rot- und Weißweine. (S.
Bordeauxweine.) 1891 wurden auf 140262 ha 2,44
Mill. hl, im jährlichen Durchschnitt von 1881 bis 1890 aber 1479583 hl
Wein gebaut.
Der Ackerbau liefert
besonders Weizen (1891 auf 68881 ha, 871946 hl), Roggen (auf 20926 ha 290035
hl), Hafer
[* 13] (auf 7933 ha 188170 hI), auch
Mais, Kartoffeln, vortreffliches Gemüse, Obst und viel Hanf. Die Waldungen bedecken 27000 ha
und liefern Holz,
[* 14]
Terpentin und
Teer. Gezogen wird Rindvieh (1887: 129218
Stück), besonders aber Schafe
[* 15] (210265), auch Schweine
[* 16] (61586) und
Pferde
[* 17] (45178), außerdem sind
Bienenzucht
[* 18] (13000
Stöcke), Seesalzbereitung und Fischerei,
[* 19] Austernfang und
Blutegelzucht von Belang.
Das Departement treibt ausgebreiteten
Handel,
die Industrie erstreckt sich namentlich auf
Bau von Handelsschiffen, Bereitung
von Nahrungsmitteln für Seefahrer, Fabrikation von
Terpentin und
Teer, Zucker,
[* 20]
Glas,
[* 21] Fayence,
[* 22] Papier, sowie Gerberei, Ziegelbrennerei,
Töpferei,
Weberei
[* 23] und
Spinnerei. Die in den
Heiden gelegenen Ortschaften sind arm, während an den Ufern
der Gironde, wo üppige Weinhügel sich hinziehen, blühende
Städte und Dörfer liegen. Das Departement besitzt 483,9 km Eisenbahnen, 391 km
Nationalstraßen, ferner 1 Lyceum und 3 Colleges. –
Vgl. Féret,Statistique de laGironde (3 Bde. und
Supplement,
Bordeaux 1874–89);
(frz. Girondins, spr. schirongdäng) wurde
in der
Französischen Revolution die Partei der gemäßigten Republikaner genannt. Als im Okt. 1791 die Gesetzgebende Versammlung
zusammentrat, wählte das Depart.
Gironde zu
Abgeordneten die
AdvokatenVergniaud, Guadet, Gensonné, Grangeneuve und den jungen
Kaufmann Ducos, die sämtlich in der Versammlung durch ihr Rednertalent und ihr agitatorisches Auftreten
für die republikanische
Staatsform großen Einfluß gewannen.
Mit ihnen verbanden sich die Partei
Brissots und der
Anhang Rolands; auch schlossen sich ihnen viele Häupter des Centrums
an, wie
Condorcet, Fauchet,
Barbaroux u. a. Das parlamentarische Übergewicht dieser, als Girondins bezeichneten
Abgeordneten richtete sich anfangs gegen die royalistische Politik des
Hofs, sodaß der König sich genötigt sah, die Gemäßigtern,
Roland, Dumouriez, Clavière, zu Ministern zu wählen (März 1792). So schien der
Hof
[* 24] mit der
Majorität der Kammer ausgesöhnt.
Aber die Girondisten, meist noch junge, politisch unerfahrene Leute, wollten die Gewalt nur benutzen,
um ihre Macht fester zu begründen. Nachdem sie
Österreich
[* 25] und
Preußen
[* 26] den
Krieg aufgedrängt und ihren Parteigenossen Servan
als Kriegsminister durchgesetzt hatten, revolutionierten sie das Land durch eine Reihe von Dekreten gegen den Klerus, durch
die Gründung einer republikanischen
Zeitung und andere Maßregeln. Der Hauptangriff aber begann mit dem
Verratgeschrei gegen das «österreichische
Komitee», d. h. die Königin und deren
Anhang, setzte sich fort in dem
Antrag, das
Vaterland in Gefahr zu erklären, in dem Verbannungsdekret gegen die eidverweigernden Priester und dem Beschluß, 20000 Kantonsdeputierte
zum Schutz der Hauptstadt zusammenzuziehen. Als der
Hof den Zwiespalt im
Kabinett zur Verdrängung der
girondistischen Mitglieder benutzte, provozierte die Partei den
Aufruhr des
Pariser Pöbels 20. Juni. Der
Aufstand vom 10. Aug., den
die Girondisten mit den Jakobinern (s. d.) gemeinsam vorbereitet hatten,
machte dem Königtum ein gewaltsames Ende.
Obgleich fortan nominell im
Besitz der Regierung, traten die Girondisten jedoch in Wahrheit die Gewalt den
¶
mehr
Jakobinernab. Zwar wurden sie in den Konvent wiedergewählt, aber unaufhaltsam gelangte die Macht an die auf den anarchischen
Pöbel der Hauptstadt gestützten Gegner. In dem Prozeß des Königs wagten die Girondisten nicht, offen für sein Leben zu kämpfen,
sondern stimmten größtenteils für den Tod, um ihn dann durch eine Appellation ans Volk zu retten. Dieser
Appelau peuple wurde verworfen, und die Girondisten sahen sich nun vor allen Parteien bloßgestellt. Dennoch
wagten sie Febr. 1793 Marat mit einer Anklage auf Aufruhrstiftung zu bedrohen.
Dieser vereinigte sich hierauf mit den wütendsten Häuptern der Cordeliers (s. d.)
und Jakobiner, um die Pariser gegen die in Bewegung zu setzen. Am 8. April erschien zum erstenmal eine Deputation
der Pariser Gemeinde vor der Versammlung und forderte die Reinigung desKonvents von 22 Mitgliedern. Als Guadet bei den Bestimmungen
über Aufruhr die Unterdrückung der revolutionären Municipalität der Hauptstadt verlangte, und die Girondisten die
Bildung einer Kommission von 12 Mitgliedern durchsetzten, die fortan die Komplotte der Hauptstadt überwachen
sollte, brach der Sturm von neuem los.
Die aus Girondisten zusammengesetzte Kommission machte den Anfang mit der Verhaftung Héberts. Darauf betrieben Marat und Robespierre
einen allgemeinen Aufstand der Sektionen. Am 31. Mai, als im Konvent der Tumult aufs höchste gestiegen war,
trat ein Pöbelhaufe vor die Schranken und forderte die Anklage der Girondisten, während Henriot, der Anführer der Sansculotten,
den Sitzungspalast mit seinen Kanonen bedrohte. Am 2. Juni machte Barère im Namen des Ausschusses den Girondisten den Vorschlag, sich zur
Herstellung der Ruhe freiwillig aus der Versammlung auszuschließen, wogegen jedoch Lanjuinais und Barbaroux
heftig protestierten.
Couthon setzte nun ein Dekret durch, das 30 Girondisten und die Minister Claviere und Lebrun mit vorläufigem Hausarrest belegte, wogegen 73 Mitglieder
des KonventsProtest einlegten. Der größte Teil der Girondisten hatte sich damals schon in die Provinzen gerettet. In den Depart.
Eure, Calvados und der frühern Bretagne erhob sich das Volk zu ihren Gunsten, und unter der Leitung des an der Küste von Cherbourg
[* 28] kommandierenden Generals Wimpfen bildete sich eine sog. Föderalistische Armee, welche die Republik aus den Händen des Pariser
Pöbels retten wollte.
Die Energie der nunmehrigen Leiter des Konvents, der 9. Juli die aufrührerischen Departements außer dem
Gesetz erklärte, verhinderte jedoch den Fortgang der Erhebung. Indes verzögerte der Konvent den Prozeß gegen die gefangenen
um die Schuld aller Vorgänge auf ihr Haupt wälzen zu können. Erst 3. Okt. mußte Amar als Organ des Wohlfahrtsausschusses
darüber Bericht erstatten. Er klagte die Girondisten der Verschwörung gegen die Republik mit Ludwig XVI., mit
den Royalisten, mit dem Herzoge von Orléans,
[* 29] mit Lafayette und dem Minister Pitt an und forderte die Ächtung der Entflohenen
sowie der 73 Deputierten, die Einspruch erhoben hatten, und die Anklage der 23 Gefangenen vor dem Revolutionstribunal.
Der Konvent bewilligte diesen Antrag. Das blutige Schauspiel begann 7. Okt. mit der Hinrichtung des geächteten,
zu Paris entdeckten Deputierten Gorsas. Am 24. wurde der Prozeß vor dem Tribunal eröffnet. Den langen, glänzenden Plaidoyers
der Girondisten machte der Konvent am 30. ein Ende, indem er die Schließung der Untersuchung dekretierte. Noch
in der Nacht wurden Brissot, Verguiaud, Gensonné, Ducos,
Fonfrède, Lacaze, Lasource, Valazé, Sillery, Fauchet, Carra u. a.
zum Tode verurteilt und außer Valazé, der sich bei Anhörung des Urteils erdolchte, guillotiniert.
Später wurden noch in Paris Coustard, Manuel, Cussy, Noel, Kersaint, Rabaut-Saint-Etienne, Bernard und Mazuyer hingerichtet.
Zu Bordeaux bestiegen das Schafott Biroteau, Grangeneuve, Guadet, Salles, Barbaroux;
zu Brives Liddon und
Chambon;
zu Périgueux Valady;
zu Rochelle Dechézeau.
Rebecqui ertränkte sich zu Marseille;
[* 30] Pétion und Buzot erdolchten
und Condorcet vergiftete sich. Roland erstach sich ebenfalls, nachdem seine Frau auf dem Schafott gestorben war. Ein Jahr
vier Monate später, nach dem Sturze der Schreckensherrschaft, traten die Geächteten, darunter Lanjuinais,
Defermont, Pontécoulant, Louvet, Isnard und Larivière, in den Konvent wieder ein. –
Vatel, Charlotte de Corday et les Girondins
(3 Bde., Par. 1872);
ders., Rechercheshistoriques sur les Girondins (2 Bde., ebd. 1873).
Einen polit. Tendenzroman, ebenso falsch als glänzend geschrieben, schuf Lamartine in seiner Histoire des Girondins (8 Bde.,
Par. 1847 u. ö.; deutsch, 8 Bde.,
Lpz. 1847).