Blättern, von denen die der
Mimosen ihr Lieblingsfutter sind und die sie mit ihrer gegen 20 cm langen violetten
Zunge erfaßt;
im zahmen Zustande nährt sie sich auch von Heu,
Möhren,
Zwiebeln, welche sie sehr liebt, und gemahlenem
Mais, Weizen und Gerste.
[* 2] Julius
Cäsar brachte 46
v. Chr.
die erste lebende Giraffe nach Europa.
[* 3] In neuerer Zeit kamen Giraffe zuerst als Geschenke
des Vicekönigs von
Ägypten
[* 4] nach
Konstantinopel
[* 5] (1822), nach
Paris,
[* 6] nach
Wien
[* 7] und nach England (1827). Eine herumziehende Menagerie
brachte 1844
die erste nach
Deutschland,
[* 8] der bald eine große Anzahl folgte, die fast alle von den Tierhändlern C. Hagenbeck
in
Hamburg
[* 9] und C.
Reiche in
Alfeld eingeführt wurden. Durch die Mahdistenwirren im
Sudan ist die Ausfuhr
völlig abgeschnitten und die Giraffe sind in den europ. Tiergärten fast ausgestorben,
doch ist Hoffnung vorhanden, daß der letztgenannte Händler bald aus Südafrika
[* 10] Giraffe einführen wird. Unter den
fossilen
Vorfahren dieser
Tiere sind namentlich echte Giraffe aus dem Miocän von
Griechenland,
[* 11]
Ungarn
[* 12] und
Frankreich
bekannt geworden; ferner gehört hierher das
Sivatherium (s. d.).
oder Girej, Dynastie tatar. Chane, die in der Krim
[* 14] länger
als 300 Jahre herrschte.
HadschiGiraj machte sich von der
Goldenen Horde (s.
Kiptschak) unabhängig und starb 1466 mit Hinterlassung
von acht
Söhnen; von diesen war Mengli ein Bundesgenosse des
GroßfürstenIwan III. von
Moskau
[* 15] gegen
Polen und die Wolgatataren,
wandte sich aber nach
IwansTode (1505) gegen die
Russen, was von da ab die traditionelle Politik des Hauses
wurde. Sein Sohn, MohammedGiraj (1514–23), eroberte
Astrachan und machte seinen
BruderSahibGiraj zum Chan von Kasan.
[* 16]
SeadetGiraj (1523–32) machte Raubzüge in die südruss.
Länder; sein Nachfolger SahibGiraj (1532–51), der jüngere Sohn
Menglis, verwüstete während der Minderjährigkeit
Iwans des Schrecklichen das
MoskauerReich. DewletGiraj (1551–77) drang 1571 bis
Moskau vor und verbrannte die Stadt, wurde aber vom Fürsten Worotynskij geschlagen. Unter
HadschiSelimGiraj (1671–1704) fanden
zwei unglückliche Feldzüge der
Russen (unter Fürst Golizyn) in die Krim statt; 1744 setzten die
Russen
den gestürzten MengliGirajII. zum Chan ein. Der letzte, in der Reihenfolge der 22., SchahynGiraj, trat 1783 die
Krim an
Rußland ab.
(spr. schiraldähs),JoachimAlbin Cardozo, franz. Anatom und
Chirurg, geb. zu Porto in
Portugal,
[* 17] studierte in
Paris, wurde 1848
Chirurg des Centralbureaus der Hospitäler; seine akademische Laufbahn wurde 1854 durch
den
Verlust eines
Auges unterbrochen. Er starb Die Parepididymis, ein Anhangsgebilde des Nebenhodens, führt nach
ihm den
Namen «G.sches Organ». Von seinen
Arbeiten seien angeführt: «Des luxations de la mâchoire» (Par. 1844),
«Du traitementdes aneurysmes poplitéspar la compression» (ebd. 1845),
«Des maladies du sinus maxillaire» (ebd. 1851),
«Recherchesanatomiques sur le corps innominé» (im «Journal de laphysiologie de l'homme», ebd. 1861),
(spr. dschi-),GiovanniBattista, genannt Cinzio oder Cintio, ital. Dichter, geb. 1504 in
Ferrara,
[* 18] studierte daselbst
Philosophie und
Medizin und lehrte erstere an der
Universität seit 1532, seit 1541 Rhetorik; 1547–54
war er Sekretär
[* 19] der
Herzöge Ercole II. und Alfonso II. Seine «Discorsi intorno al comporre de'romanzi» (Vened. 1554) brachte ihn in Streit mit dem Obergeheimsekretär
Pigna, der gleichzeitig eine
Schrift«I romanzi» (ebd. 1555) veröffentlichte,
und sie beschuldigten sich gegenseitig des Plagiats,
weshalb Giraldi Ferrara verließ. 1563–66 lehrte er Rhetorik an der
Universität von Mondovi in Piemont, dann in
Turin,
[* 20] seit 1568 in
Pavia. 1571 kehrte er nach Ferrara zurück und starb Das berühmteste seiner Werke sind die
«100 Novellen» («Gli hecatommiti», 2 Bde.,
Monteregale 1565; Vened. 1566 u. ö.; neue Ausg., 3 Bde.,
Tur. 1853; französisch von Giraldi Chapuis, Par. 1584; deutsch in Auswahl, Frankf. a. M.
1614) von Dramatikern, z. B.
Shakespeare benutzt. Außerdem schrieb er
Trauerspiele («Tragedie», Vened. 1583 u. ö.),
deren berühmteste die «Orbecche» ist, ein
Satyrspiel,
«Egle» (Ferr. 1546 u. ö.),
ein Epos zur Verherrlichung
des
Herzogs Ercole II.: «L'Ercole» (Modena 1557; von 50
Gesängen sind nur 26 vollendet und veröffentlicht);
dann die «Scrittiestetici» (2 Bde., Mail. 1864);
aus dem Nachlaß gab Ferraro die Komödie «Gli Eudemoni» (Ferr. 1877) heraus.
–
Vgl. P. Vilancini,
B.
e latragedia italiana nel secolo XVI.
(Aquila 1890).
(ital., spr. dschi-; frz.
Girandole, spr. schirangdohl), prachtvolles
Feuerwerk, bei dem mehrere tausend
Raketen
[* 23] und andere Leuchtkörper
auf einmal fächerförmig aufsteigen. Die Girandola bildet den Schlußeffekt der großen
Feuerwerke, die in
Rom
[* 24] zur päpstl. Zeit
am Krönungstage des jedesmaligen Papstes und am
Tage St.
Peter und
Paul(29. Juni) abgebrannt wurden, meist von der Engelsburg,
seit 1870 aber am Konstitutionsfest (ersten
Sonntage im Juni) auf dem Monte-Pincio stattfinden. Die Girandola an
hohen
Kirchenfesten wird schon Mitte des 16. Jahrh. (unter Julius III.) erwähnt. Die jetzt
übliche
Anordnung soll von
Bernini angegeben sein. – Girandola wird auch ein großer
Armleuchter mit mehr als zwei
Armen genannt;
ferner ein mit
Edelsteinen besetztes Ohrgehänge.
(spr. schirahr),JeanBaptiste, als Franziskanermönch
PèreGrégoire genannt,
Pädagog, geb. zu Freiburg
[* 25] in der
Schweiz,
[* 26] trat 1781 in den Franziskanerorden, vollendete seine
Studien zu
Würzburg,
[* 27] wo er auch die Priesterweihe empfing, war
dann ein Jahr lang Professor in
Überlingen und darauf Prediger in seiner Vaterstadt, seit 1799 in Bern;
[* 28] 1804 wurde
er Vorsteher der Primärschule in Freiburg.
Diese richtete er den Grundsätzen
Pestalozzis gemäß ein, führte auch die Methode des
gegenseitigen Unterrichts ein, mußte diese jedoch Anfang der zwanziger Jahre infolge der von dem
Bischof erhobenen Klagen
als «unmoralisch und irreligiös» aufgeben, legte bald
darauf sein
Amt nieder und zog sich in das
Kloster nach Luzern
[* 29] zurück. 1827 zum Professor der
Philosophie in Luzern¶
mehr
ernannt, wirkte er dort bis 1834. Er starb im Kloster zu Freiburg.
Seine Vaterstadt hat sein Andenken durch ein Bronzestandbild
geehrt. Sein berühmtestes Werk ist die Schrift«Del’enseignement régulier de la langue maternelle dans les écoles etla famille»(Freiburg
1844), eine von der Französischen Akademie gekrönte Preisschrift. Die Unterrichtsmethode,
die er darin empfiehlt, ist als die genetische zu bezeichnen. –
Vgl. O. Hunziker, Geschichte der schweiz. Volksschule, Bd. 2 (Zür.
1881).
(spr. schirahr), Jules, franz. Gelehrter, geb. zu
Paris, studierte an der Pariser Normalschule und an der Französischen Schule in Athen,
[* 31] war dann seit 1857 Professor
der griech. Litteratur an der Normalschule und seit 1874 an der Sorbonne. Girard ist Mitglied der Akademie der Inschriften. Er verfaßte
«Mémoire sur l’ile d'Eubée» (1852),
«DeMegarensium ingenio» und «Du caractère de l’atticisme dansl’éloquence deLysias» (1854),
«Essai sur Thucydide» (1860; 2. Aufl. 1884),
eine mit dem Gobertschen Preis ausgezeichnete Schrift; «Hypéride, savie et son éloquence» (1861),
«Un procès de corruptionchez les Athéniens» (1862),
(spr. schirahr), Philippe Henri de, franz. Industrieller und Mechaniker, geb. in
Lourmarin im Depart. Vaucluse, erfand die erste wirtlich brauchbare Flachsspinnmaschine, auf die er 1810 ein Patent nahm und
die er in der Folge vielfach verbesserte. Nach dem Sturze Napoleons ging Girard nach Österreich,
[* 33] wo er bis 1825 eine
Spinnerei in Hirtenberg bei Wien betrieb. Später leitete er im Auftrag der russ. Regierung das Bergwesen in Polen. Nach Paris
zurückgekehrt, starb er In Avignon wurde ihm ein Denkmal errichtet. Von seinen zahlreichen Erfindungen sind noch
zu erwähnen: ein Röhrenkessel für Dampfmaschinen,
[* 34] ein achromatisches Fernrohr,
[* 35] bei welchem die Glaslinse
durch eine Flüssigkeit ersetzt war, eine rotierende Dampfmaschine,
[* 36] eine Dampfkanone, ein Apparat zur Gewinnung und Eindampfung
von Runkelrübensaft.
(spr. schirahr),PierreSimon, franz. Ingenieur, geb. in Caen, wurde 1789 Ingenieur der Brücken
[* 37] und
Chausseen. In Ägypten, wohin er 1798 die Expedition Bonapartes als Mitglied der wissenschaftlichen Kommission
begleitete, stellte er wichtige Untersuchungen am Nil an. Nach Frankreich zurückgelehrt, wurde er zum Oberingenieur der Brücken
und Chausseen ernannt und mit der Ausführung des Kanals betraut, der das Wasser des Flusses Ourcq bis in ein Bassin bei Paris
ableiten sollte, welchen Bau er von 1802 bis 1820 leitete. 1815 wurde Girard Mitglied der Akademie, 1819 Direktor
der Gasbeleuchtung für Paris. Um die Mechanik machte er sich ferner verdient durch Versuche über Gesetze der Bewegungen des
Leuchtgases in langen Rohrleitungen. Er starb in Paris. Girard schrieb «Traitéanalytique delarésistance des solides etc.» (Par. 1798; deutsch bearbeitet
von Krönke, Gieß. 1803),
«Rapport des ponts et chaussées sur le projet général ducanal del’Ourcq» (Par. 1803),
«Essaisur le mouvement des eaux courantes etla figure qu’il convient de donner aux canaux» (ebd. 1804),
«Mémoires sur le canall’Ourcq et la distribution de ses eaux etc.» (ebd. 1831).
(spr. dschirahrd),Stephen, amerik. Philanthrop, geb. in der Nähe von Bordeaux
[* 38] als Sohn eines Kapitäns,
ging als Schiffsjunge nach Westindien,
[* 39] darauf nach Neuyork
[* 40] und ließ sich 1769 in Philadelphia
[* 41] als Krämer nieder. Sein durch
geschickte Spekulationen erworbenes großes Vermögen ließ er bei Lebzeiten besonders der amerik. Regierung
zu gute kommen, deren Schulden er wiederholt deckte. Bei seinem Tode, der zu Philadelphia erfolgte, hinterließ
er ungefähr 40 Mill. Dollars, von denen er 9 Mill. zu wohlthätigen Zwecken bestimmte, vor allem zur Gründung eines nach
ihm benannten großartigen Waiseninstituts, das Girard College, das in den J. 1833–48 zu Philadelphia
errichtet wurde und eine Hauptzierde der Stadt bildet. In demselben können 1600 SchülerAufnahme finden. Der Religionsunterricht
wird nur von Lehrern erteilt; kein Geistlicher, Missionar oder Prediger irgend welchen Bekenntnisses darf nach der Bestimmung
G.s die Schwelle seines Instituts überschreiten, «um die zarten Seelen der Kinder frei zu halten von dem
Gezänke der Sekten». –
Vgl. Life of St.Girard by S. Simpson (Philad. 1832);