ein
Verfahren in der
Weinbereitung, das im wesentlichen darauf abzielt,
Weine rascher flaschenreif und in der
Farbe feuriger zu machen. Das
Verfahren wird hauptsächlich in
Frankreich,
Spanien,
[* 2]
Portugal und
Griechenland
[* 3] und besonders bei
Rotweinen geübt und besteht darin, daß man dem
Wein, meist aber bereits dem
Most, ja sogar den
Trauben
vor dem
Keltern, eine gewisse Menge gebrannten und gemahlenen
Gips
[* 4] (s. d.) zusetzt. Durch den Zusatz von
Gips erfolgt im
Most
und
Wein eine chem.
Umsetzung des
Weinsteins mit dem
Gips, wobei weinsaurer Kalk unlöslich abgeschieden wird und schwefelsaures
Kalium in Lösung bleibt.
Gleichzeitig wird aus den phosphorsaurenSalzen des
Mostes oder
WeinsPhosphorsäure frei gemacht. Letztere
erhöht die
Farbe des Weinfarbstoffs (namentlich des roten); die Abscheidung des unlöslichen weinsauren Kalks bewirkt mechanisch
eine raschere Klärung der Flüssigkeit und dadurch eine frühere Flaschenreife. Die Gegenwart von
Gips im
Wein bedingt keine
Schädlichkeiten, dagegen ist der durch das Gipsen verursachte Gehalt des
Weins an schwefelsaurem Kalium nicht
ganz gleichgültig, da schwefelsaures Kalium ein kräftiges Abführmittel ist.
Mit Rücksicht darauf ist das Gipsen der
Weine in einigen
Staaten verboten; in
Deutschland
[* 5] ist das Gipsen dadurch eingeschränkt, daß
in dem Gesetz, betreffend den Verkehr mit
Wein, weinhaltigen und weinähnlichen Getränken vom
bestimmt ist, daß Rotweine, deren Gehalt an Schwefelsäure
[* 6] im
Liter mehr beträgt, als 2 g neutralem schwefelsaurem Kalium
entspricht, weder feilgehalten noch verkauft werden dürfen. Ausgenommen sind die südl. Süßweine
(Dessertweine) ausländischen Ursprungs, weil sonst der
Import und die Güte derselben zu schwer geschädigt würde.
Gipskrystalle, die dadurch, daß die
Flächen des Prismas fast ganz zurücktreten und die Pyramiden- und
Orthodomenflächen mehr oder weniger gekrümmt ineinander verfließen, eine linsenförmige Rundung gewonnen haben. Am schönsten
sind die über fußgroßen weingelben, die in dem dichten Gipsgebirge des
Pariser Tertiärbeckens (z. B.
am Montmartre) eingewachsen vorkommen und vielfach derart verzwillingt sind, daß die Abstumpfungsfläche der gewöhnlichen
Hemipyramide die
Zwillingsebene bildet.
Andere finden sich z. B. in den Mergeln der Bakulitenschichten von Leneschitz bei
Eger
[* 7] sowie zu
Katscher bei Ratibor.
[* 8]
ein fester immobilisierender
Verband,
[* 9] der häufig in solchen Fällen Anwendung findet,
in denen ein krankes
Glied
[* 10] längere Zeit hindurch völlig unbeweglich erhalten werden soll und der besonders für die Kriegschirurgie
von der größten Bedeutung ist. Gebrannter
Gips (schwefelsaurer Kalk durch Erhitzen seines
Krystallwassers beraubt) besitzt
die Eigenschaft, mit etwa dem gleichen
Volumen Wasser zusammengebracht, in wenig Minuten zu einer steinartigen
Masse zu erhärten. Dieser Eigenschaft, auf welcher seine Verwendung für plastische und
Stuccaturarbeiten beruht, verdankt
er auch seine Einführung in die chirurg. Praxis zu erhärtenden
Verbänden, die namentlich bei der Behandlung von
Knochenbrüchen,
Gelenkkrankheiten und Verkrümmungen in der
Heilkunde eine ausgedehnte Anwendung finden.
Die Gipsverbände, als deren Erfinder der holländ. Wundarzt Mathysen
(1852) zu bezeichnen ist, werden auf verschiedene
Weise angelegt:
1) man imprägniert eine Rollbinde von
Gaze, Flanell u. s. w. mit Gipsmehl, taucht sie in Wasser ein und wickelt sie sofort,
naß, ehe der
Gips erstarrt ist, in mehrern Schichten um die betreffende Extremität;
2) man mischt in einer Schüssel Gipsmehl und Wasser zu einem Brei, streicht diesen auf die um
das
Glied gelegte trockne Rollbinde (von
Gaze) in gleichmäßiger Schicht auf, legt darüber wieder eine Rollbinde, die abermals
mit einer Gipsbreischicht überzogen wird u. s. f., bis der
Verband die nötige
Dicke hat;
3) man rührt
Gips mit Wasser zu Brei an, taucht in diesen Verbandstücke von geeigneter Form und legt
dieselben in mehrfacher Schicht um das kranke
Glied herum. Bei jeder dieser Applikationsweisen wird der kranke
Teil mit einer
Kapsel umgeben, die in wenigen Minuten steinhart wird. Manchmal ist es vorteilhaft, den Gipsverband noch durch Einfügen
hölzerner oder eiserner Schienen (die auch
Gelenke haben können) zu ergänzen. So sehr dem
Chirurgen
auch die Härte und Unnachgiebigkeit des
Verbandes zu statten kommt, so hat diese doch den Nachteil, daß der
Verband, wenn
er nicht absolut genau paßt, leicht durch zu starken Druck Schaden verursacht.
Man pflegt deshalb vor Anlegung des Gipsverband das
Glied mit einer Flanellbinde oder Watteschicht zu umhüllen.
SollenTeile des im G. eingeschlossenen
Gliedes für die
Besichtigung und Behandlung frei bleiben, so legt man sie durch in den
Gipsverband geschnittene
Lücken (Fenster) bloß. Zum Abnehmen des Gipsverband bedient man sich starker Scheren,
[* 11] sog.
Gipsscheren, oder besonderer
Messer,
[* 12] sog. Gipsmesser. –
Vgl. von Szymanowsky, Der Gipsverband mit besonderer
Berücksichtigung der Militärchirurgie (Lpz. und Petersb. 1857).
(CamelopardalisgiraffaGmelin, s.
Tafel: Giraffe), ein
Name arab. Ursprungs, aus Zirafet durch Verstümmelung
entstanden, für ein in
Afrika
[* 13] zwischen der
Sahara und dem
Oranjeflusse lebendes, wiederkäuendes Säugetier,
das für sich die einzige lebende Gattung in der Familie der Kamelopardaliden
(Camelopardalidae s. Devexa) bildet. Die Giraffe übertrifft
den Elefanten und das Kamel an Höhe, ist vorn mit dem langen
Halse 6, hinten 3 m hoch und in der Zeichnung dem Panther ähnlich,
indem sie auf gelblichweißem
Grunde, besonders am Körper und
Halse fast regelmäßig gereihte, dunkelbraune
Flecken hat.
Giraffe (Klavierinstru
* 15 Seite 58.16.
Bei einer zweiten, neuerdings von
Stanley im Innern
Afrikas entdeckten Art
bez.
Varietät sind die Flecken schwarz. Auf der
Stirn
haben Männchen und Weibchen zwei kurze, kegelförmige, mit
Haut
[* 14] und
Haaren bedeckte, nicht abfallende, knochige, hornförmige
Auswüchse, welche als der untere
Teil eines nicht zur Entwickelung gelangten
Geweihes zu betrachten sind.
Vor diesen Hörnern findet sich noch auf der Mittellinie der Nasenwurzel ein knochiger Wulst. Der ungemein lange
Hals, die
hohen Vorderbeine, der nach hinten abschüssige Rücken und der im Verhältnis der Höhe kurze und gedrungene Körper geben
dem
Tiere wie seinen
Bewegungen ein seltsames Aussehen. Der kurze, dünne
Schwanz trägt am Ende eine lange Haarquaste. Die
Giraffe ist sehr furchtsam, leicht zu zähmen und lebt von Zweigen und
¶
Blättern, von denen die der Mimosen ihr Lieblingsfutter sind und die sie mit ihrer gegen 20 cm langen violetten Zunge erfaßt;
im zahmen Zustande nährt sie sich auch von Heu, Möhren, Zwiebeln, welche sie sehr liebt, und gemahlenem Mais, Weizen und Gerste.
[* 16] Julius Cäsar brachte 46 v. Chr. die erste lebende Giraffe nach Europa.
[* 17] In neuerer Zeit kamen Giraffe zuerst als Geschenke
des Vicekönigs von Ägypten
[* 18] nach Konstantinopel
[* 19] (1822), nach Paris,
[* 20] nach Wien
[* 21] und nach England (1827). Eine herumziehende Menagerie
brachte 1844 die erste nach Deutschland, der bald eine große Anzahl folgte, die fast alle von den Tierhändlern C. Hagenbeck
in Hamburg
[* 22] und C. Reiche in Alfeld eingeführt wurden. Durch die Mahdistenwirren im Sudan ist die Ausfuhr
völlig abgeschnitten und die Giraffe sind in den europ. Tiergärten fast ausgestorben,
doch ist Hoffnung vorhanden, daß der letztgenannte Händler bald aus Südafrika
[* 23] Giraffe einführen wird. Unter den
fossilen Vorfahren dieser Tiere sind namentlich echte Giraffe aus dem Miocän von Griechenland, Ungarn
[* 24] und Frankreich
bekannt geworden; ferner gehört hierher das Sivatherium (s. d.).