Staatsrat eröffnete ihm 1882 Depretis die polit. Laufbahn, worauf ihn sein heimatlicher Wahlkreis ins Parlament sandte.
Am ward Giolitti von
Crispi mit dem Schatzministerium betraut und übernahm nach dem Rücktritt Seismit-Dodas
auch das Finanzministerium, geriet aber mit seinem Bestehen auf Sparsamkeit bald in Widerstreit mit der
hochstrebenden Politik
Crispis und den Forderungen des Arbeitsministers Finali, weshalb er schon seine Entlassung
einreichte.
Rudini, kurz darauf an
CrispisStelle getreten, wurde anfangs von Giolitti unterstützt, dann aber, als er auch zu Steuererhöhungen
griff, heftig angegriffen und gestürzt, worauf Giolitti selbst mit der
Bildung eines neuen
Kabinetts
betraut ward, in das er fast nur
Abgeordnete und
Anhänger der Linken berief. Seit
Cavour der jüngste und der erste Ministerpräsident,
welcher an den Einheitskämpfen nicht mehr teilgenommen hatte, wurde Giolitti mit ungewöhnlicher Feindseligkeit von
der Kammer aufgenommen, weshalb er zu deren
Auflösung greifen mußte.
Trotz der Erklärungen
Crispis, welcher in volkstümlichen Äußerungen zu überbieten suchte, brachten die Neuwahlen eine
fortschrittliche Dreifünftelmehrheit für Giolitti, der wiederum durch Ersparnisse und ohne neue
Auflagen das
Gleichgewicht
[* 2] herzustellen
und außerdem die
Besteuerung zu Gunsten der untern Volksklassen abzuändern und
Reformen im Justiz- und
Unterrichtswesen einzuführen
versprach. Die Unregelmäßigkeiten bei der
Banca Romana veranlaßten ihn, an eine Neuordnung des Bankwesens
zu gehen.
(spr. dschor-),Pietro, ital. Schriftsteller, geb. in
Piacenza, studierte daselbst und in Parma
[* 5]
Philosophie und Rechtswissenschaft, trat in den Benediktinerorden, verließ aber
denselben wieder und ging 1800 nach Mailand.
[* 6] 1803 wurde er Professor der lat. und ital.
Litteratur und Unterbibliothekar in
Bologna. 1805 seiner
Ämter entsetzt, irrte er in
Italien
[* 7] umher, bis
er 1810 zum Sekretär
[* 8] der Kunstakademie in
Bologna ernannt wurde.
Als er 1815 dieses
Amt verlor, begab er sich nach Mailand,
wo er als Mitarbeiter der «Biblioteca italiana» wirkte.
Durch den 1817 erfolgten
Tod seines
Vaters sah er sich in eine unabhängige
Lage versetzt und lebte nun
als Privatgelehrter in
Piacenza. Durch die
Intriguen seiner Gegner verbannt, begab er sich 1824 nach
Florenz,
[* 9] wurde 1830 aus
Toscana verwiesen und ging nach Parma, wo er seitdem lebte. Er wurde 1848 Ehrenpräsident der dortigen
Universität und starb 14. Sept. desselben
Jahres in Parma. Giordani gilt als einer der bedeutendsten neuern ital.
Prosaiker; die Reinheit und Vollendung des
Stils war sein Hauptstreben. Er übte großen Einfluß aus, obgleich er kein umfangreicheres
Werk verfaßte.
Die beste und vollständigste Gesamtausgabe seiner oft gedruckten Werke besorgten sein
Schüler und Freund A. Gussali und
A. Vassalli
(«Operecomplete di P.Giordani con l’epistolario ecc.», 13 Bde.,
Mail. 1854–62). Seitdem erschienen «Il peccato impossibile»
(Lond. 1862),
«Lettere scelte» (von Ugolini, Flor. 1869),
«Lettereed arti per l’Accademia di belle arti inBologna» (hg. von Scarabelli,
Bologna 1874),
«Prose scelte» (hg. von Finzi,
Mail. 1884),
«Orazioni ed elogi diP.Giordani» (hg. von
Borgognoni, Flor. 1890),
«Lettere inedite ad A. Checcucci» (ebd. 1891). –
Vgl. Romani,Dellavita e delle opere di P.Giordani (Mantua
[* 10] 1868).
(spr. dschor-),Luca, genannt Fapresto, ital.
Maler, geb. 1632 zu Neapel,
[* 11] hatte zuerst Ribera, dann in
Rom
[* 12] Pietro
da Cortona zum
Lehrer, dem er bei seinen
Arbeiten half. Später gewannen die Werke des Paolo Veronese großen
Einfluß auf ihn. Er wurde 1677 nach Montecasino berufen, wo er in zwei Jahren die ganze
Decke
[* 13] samt Lünetten im Schiff
[* 14] der
Klosterkirche ausmalte; 1679 ging er nach
Florenz und schuf dort in Sta. Maria Maddalena de'
Pazzi, in der
Karmeliterkirche und im
Palast der Mediceer (jetzt Riccardi) große Fresken, dann nach
Venedig,
[* 15] wo er ebenfalls in verschiedenen
Kirchen malte. 1692 folgte er einem Rufe König
Karls II. nach Madrid,
[* 16] dessen Gunst er sich in hohem
Grade erwarb; er zierte
daselbst das Escorial mit neun Kuppelgemälden und auch sonst
Paläste und
Kirchen mit
Decken-,
Wand- und
Altargemälden.
Nach dem
TodeKarls II. (1700) kehrte er, alt und reich geworden, in sein Vaterland zurück, fand noch an Papst Clemens XI.
in
Rom einen
Gönner und starb in Neapel. Giordano war an Erfindung reich und mit der Perspektive
gründlich vertraut, sein
Kolorit sanft und harmonisch, seine Pinselführung frei und fest. Wunderbar war seine Fertigkeit,
die Malweisen der verschiedensten
Meister anzunehmen, weshalb man ihm auch den
BeinamenProteus beilegte. Aber ihm fehlte die
Tiefe der Charakteristik, und er bewegte sich meist innerhalb weniger
Typen, die in allen seinen Bildern
wiederkehren.
Sodann verführte ihn seine leichte
Hand
[* 17] zu großer Nachlässigkeit in
Komposition und Ausführung. Wegen der Schnelligkeit,
mit welcher er insbesondere auf
Antrieb seines eigennützigen
Vaters malte, erhielt er den
BeinamenFa presto («Mach schnell»).
So
soll er das große Altarblatt bei den
Jesuiten zu Neapel (Franciscus Xaverius die
Japaner taufend) in 36
Stunden
vollendet haben. Seine ersten Schöpfungen, wie die Deckenfresken der
Sakristei von
San Martino u. a., stehen bei weitem höher
als seine eilfertig gemalten Sachen.
Ferner befindet sich von ihm: Das
Parisurteil im
Berliner
[* 22] Museum,
Venus und
Mars
[* 23] im Louvre, Die Entführung der Europa
[* 24] in der
Eremitage zu
Petersburg,
[* 25] Isaak segnet
Jakob in der Harrachschen
Galerie zu
Wien. Die besten Kupferstecher haben nach ihm gestochen; auch er
selbst hat mit leichter, geistreicher
Nadel gearbeitet.
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