bahnbrechenden
Arbeiten Orsilas (s. d.) und hat sich seitdem rasch, insbesondere durch die
Einführung des Experiments in die toxikologische Forschung und durch die ausgedehnten Versuchsreihen zahlreicher Forscher,
unter denen vorzugsweise Christison,
Tardieu,
Taylor, Sonnenschein,
Husemann,
Naunyn, L.Hermann u. a. zu nennen sind, zu einer
selbständigen inhaltsreichen Wissenschaft entwickelt, welche nicht nur einen wichtigen Zweig der Heilkunde,
insbesondere der gerichtlichen
Medizin, darstellt, sondern auch vielfach auf die verwandten Disciplinen, auf
Chemie,
Physiologie
und experimentelle Pathologie, fördernd und anregend gewirkt hat. Nach §. 229 des Strafgesetzbuchs für das
Deutsche Reich
[* 2] wird mit Zuchthaus bis zu 10 Jahren bestraft, wer vorsätzlich einem andern, um dessen Gesundheit zu
schädigen, Gift oder andere
Stoffe beibringt, welche die Gesundheit zu zerstören geeignet sind, wobei die Höhe des Strafmaßes
sich nach der
Schwere der Folgen der
Vergiftung richtet.
Über die gesetzlichen
Beschränkungen des
Handels mit Gift s.
Giftverkehr.
d. h. solche
Drüsen, deren Sekret auf andern Organismen einen mehr oder weniger schädlichen Einfluß
ausübt, finden sich bei zahlreichen
Tieren.
Schon die
Nesselorgane der
Nesseltiere (s. d.) sind mit einem giftigen Saft verbunden,
ebenso die
Stachel mancher See-Igel, die Mundbewaffnungen einiger
Würmer.
[* 6] Sehr verbreitet sind sie bei
Gliedertieren, stehen z. B. bei
Tausendfüßern und
Spinnen
[* 7] in
Verbindung mit den
Kiefern, bei Skorpionen mit dem Schwanzstachel;
weiter finden sich auf dem Rücken mancher
Tausendfüßer Giftdrüsen, die unter Umständen ein der
Blausäure ähnliches Sekret absondern.
Die meisten
Hautflügler
[* 8] (s. d.) haben im weiblichen Geschlecht oder
als sog. Geschlechtslose mit
Stacheln vereinigte Giftdrüsen. Ebenso finden sie sich in der
Haut
[* 9] mancher
Käfer,
[* 10] z. B. der
Spanischen Fliege
(s. d.). Auch die
Brennhaare vieler Spinnerraupen, z. B. des Prozessionsspinners (s. d.),
hängen mit Giftdrüsen zusammen. Bei einzelnen Weichtieren, z. B. der
Tonnenschnecke (s. d.), sondern die
Speicheldrüsen ein
Gift ab.
Bei Fischen kommt es häufig vor, daß Giftdrüsen der
Haut mit scharfen
Stacheln an den Kiemendeckeln oder den
Flossen, z. B. bei Scynanceia (s. d.), versehen
sind. Bei
Amphibien ist meist die ganze
Haut voll kleiner Giftdrüsen, die namentlich bei Baumfröschen des tropischen
Amerikas ein sehr
heftiges
Gift produzieren. Unter den Reptilien finden sich Giftdrüsen
bei den
Giftschlangen (s. d.) und bei den
Krustenechsen (s.
Helodermatidae). Bei Säugetieren und
Vögeln kommen keine Giftdrüsen vor, denn die Sporndrüse des Schnabeltiers
(s. d.) ist keine Giftdrüse.
[* 13] solche
Pflanzen, die entweder in allen ihrenTeilen oder in irgend einem derselben
einen der Gesundheit des
Menschen schädlichen
Stoff enthalten. Die Wirkung der Giftpflanzen ist je nach den in ihnen vorhandenen giftigen
Stoffen eine sehr verschiedenartige. Während von den einen schon ganz geringe Mengen, etwa eine
Frucht oder ein Samenkorn,
den
Tod herbeiführen können, wird von andern, selbst wenn sie in größern
Massen genossen werden, nur
ein vorübergehendes Unwohlsein herbeigeführt.
Die giftigen
Stoffe, auch das giftige Princip genannt, sind bei einer großen Reihe von Giftpflanzen noch sehr ungenau bekannt;
so weiß man z. B. über die in vielen
Pilzen enthaltenen
Stoffe nur sehr wenig, und auch von vielen andern
Giftpflanzen kann man nur angeben, daß das giftige Princip ein
Alkaloid oder dergleichen ist, dessen chem. Zusammensetzung aber noch
nicht genügend untersucht wurde. Auch die Menge des in einer Giftpflanze
[* 14] vorhandenen Giftstoffs ist natürlich sehr verschieden,
und demgemäß auch die Wirkung.
Während das chemisch rein dargestellte
Nicotin ein äußerst starkes
Gift ist, kann doch der
Tabak,
[* 15] der
dasselbe in geringen Mengen enthält, im allgemeinen als ein unschädliches Genußmittel betrachtet werden; dasselbe gilt
von vielen andern Gewächsen, die als Gewürzpflanzen,
[* 16] als Gemüse oder in anderer
Weise den
Menschen zur Nahrung dienen; so
enthält sowohl
Kaffee wie
Thee einen sehr giftigen
Stoff, auch in den Kartoffeln finden sich sehr geringe
Mengen des äußerst schädlich wirkenden
Solanins. Noch mehr gilt dies von manchen offizinellen
Pflanzen, zu denen u. a. mehrere
der giftigsten Gewächse, wie der
Rote Fingerhut, Digitalis purpureaL. (s.
Tafel: Giftpflanzen I,
[* 1]
Fig. 3), die
Tollkirsche,
Atropa (s. d.) belladonnaL. (s. Taf. II,
[* 1]
Fig.
I), das
Bilsenkraut,
Hyoscyamus (s. d.) nigerL. (s. Taf. II,
[* 1]
Fig. 3), der
Stechapfel,
Datura (s. d.) stramoniumL. (s. Taf. II,
[* 1]
Fig. 2), gehören.
Je nach der Wirkung der Giftstoffe kann man die Giftpflanzen einteilen in solche, die narkotische, und in solche,
die ätzende oder scharfe Eigenschaften
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¶
mehr
haben, denen auch wohl noch eine dritte Gruppe anzufügen wäre, die stark purgierend wirkt. Zu den erstern würden z. B.
die bereits genannten, ferner die Stammpflanze des OpiumsPapaver somniferumL., s. Papaver und Tafel: Rhöadinen,
[* 18]
Fig. 3),
die Schierlingsarten u. s. w. gehören. Ätzend scharf wirken mehrere Ranunkulusarten, die
Sumacharten (s. Rhus), purgierend mehrere Euphorbiaceen,
[* 19] wie Ricinus, Croton u. s. w.
Die einzelnen Familien des Pflanzenreichs sind sehr verschieden in betreff der Anzahl von Giftpflanzen, die sie umfassen. Es giebt Familien,
die keine einzige Giftpflanze enthalten, wie die Familie der Kruciferen;
[* 20] ferner solche, die bei ihrer bedeutenden Artenzahl
nur wenige Giftpflanzen aufzuweisen haben, wie die Kompositen,
[* 21] Leguminosen
[* 22] u. a. In andern Familien dagegen, wie
z. B. bei den Solanazeen, Euphorbiaceen, finden sich im Verhältnis zur Gesamtzahl der Arten zahlreiche Giftpflanzen, und zwar gerade
solche, deren Giftstoffe äußerst schädlich wirken.
Von den einheimischen Giftpflanzen und solchen, die in Deutschland
[* 23] als Gartenpflanzen gezogen werden, sind hauptsächlich
zu erwähnen: aus der Familie der Ranunkulaceen Arten der Gattungen Clematis (s. d.), z. B.
Clematis rectaL.,Anemone (s. d.), Pulsatilla (s. d.),
besonders Pulsatilla vulgaris (s. Tafel: Giftpflanzen I,
[* 18]
Fig. 5) und pratensis Mill., sämtliche Arten von Adonis (s. d.), Ranunculus
(s. d.), hauptsächlich Ranunculus sceleratusL., Helleborus (s. d.),
Aconitum (s. d.);
von den Papilionaceen mehrere Arten der Gattungen Coronilla (s. d.), hauptsächlich
Coronilla varia und emerusL., Cytisus (s. d.), besonders der Goldregen, Cytisus laburnum;
von den Papaveraceen das Schöllkraut,
ChelidoniummajusL. (s. Chelidonium), die schon erwähnte Stammpflanze des Opiums, Papaver somniferumL.;
von den Rhamnaceen
der Faulbaum, Rhamnus frangulaL. (s. Rhamnus und Textfigur 3 zu Artikel Frangulinen),
[* 24] und der Kreuzdorn,
Rhamnus catharticaL.;
von den Kaprifoliaccen
der Zwergholunder, Sambucus ebulusL. (s. Sambucus), und das gemeine Geißblatt, Lonicera xylosteumL.
(s. Lonicera), auch einige Schneeballarten (s. Viburnum);
von den Scrophulariaceen der schon erwähnte Rote Fingerhut sowie die übrigen Arten der Gattung Digitalis,
das Gottesgnadenkraut, Gratiola officinalisL. (s. Gratiola), die Arten des Läusekrauts (s. Pedicularis);
von den Euphorbiaceen alle Arten der Gattungen
Euphorbia
[* 27] (s. d.), besonders Euphorbia helioscopiaL. (s. Tafel: Giftpflanzen I,
[* 18]
Fig. 4) und Mercurialis (s. d.),
sowie der Wunderbaum, RicinuscommunisL. (s. Rhicinus und Tafel: Tricoccen,
[* 18]
Fig. 3);
von den Urticaceen
[* 28] der Hanf (s. d.) und der Hopfen
[* 29] (s. d.).
von den Liliaceen die Kaiserkrone, Fritillaria imperialisL. (s. Fritillaria), die Meerzwiebel, Scilla maritimaL. (s. Scilla), auch die verschiedenen Tulpenarten (s. Tulipa)
sind verdächtig;
Unter den Gymnospermen sind die Eibe (s. d. und Tafel: Gymnospermen I,
[* 18]
Fig. 3) und der Sadebaum (s. d.)
anzusühren. Auyer den genannten Giftpflanzen gehören hierher noch eine Anzahl giftiger Pilze
[* 33] (s. d. und Tafel: Pilze II-. Giftige Pilze),
wie Fliegenpilz, Satanspilz, Schwefelkopf u. a.
Von den exotischen Giftpflanzen sind hauptsächlich anzuführen die Pfeilgift liefernden, wie
ErythrophloeumguineenseDon. in Senegambien (s. Erythrophloeum), die südamerik. Coriaria myrtifoliaL.,¶