kam Gibraltar
[* 2] an
Castilien und
Leon und wurde 1502 mit der
Krone von
Spanien
[* 3] vereinigt.
Karl Ⅴ. ließ die altmaur. Festungswerke durch
den berühmten Ingenieur Speckel aus
Straßburg
[* 4] nach den Grundsätzen der europ.
Befestigungskunst umbauen. Im
Spanischen Erbfolgekriege
landete eine engl. Flotte unter
AdmiralSirGeorge Rooke, die in den
Gewässern von Gibraltar erschien,
ein Korps von ungefähr 1800 engl. und holländ. Kriegern, das 4. Aug. unter
Anführung des kaiserl. Feldmarschalllieutenants Prinzen
Georg von
Hessen-Darmstadt die Festung
[* 5] durch einen Handstreich nahm.
König Philipp Ⅴ. ließ um es wieder zu erobern, vom an mit 10000 Mann von der Landseite
angreifen, während der
Admiral Poyez dasselbe zugleich mit 24 Schiffen an der Seeseite einschloß; allein das Unternehmen
wurde teils durch die
Batterien des Platzes, teils durch die Hilfeleistung der engl.-holländ. Flotte vereitelt.
Auch die Wiederholung des Versuchs 1705 hatte nur die Folge, daß derAdmiral Pontis im
Hafen selbst eine
Niederlage erlitt. Im
Utrechter Frieden wurde hierauf durch Separatvertrag vom der
Besitz G.s als
Freihafen den Engländern
bestätigt.
Seitdem that England alles, um Gibraltar unüberwindlich zu machen. Mit der steigenden Bedeutung des Platzes stieg
jedoch wieder das Verlangen
Spaniens, ihn in seinen
Besitz zu bringen; daher begann eine neue
Belagerung, welche durch die Ankunft des engl.
Admirals Wager mit 11
Kriegsschiffen ebenfalls einen unglücklichen Ausgang nahm.
Spanien mußte im
Vertrage von Sevilla
[* 6] 1729 allen
Ansprüchen entsagen, begann jedoch 1779 aufs neue, Gibraltar zu Wasser und zu
Lande
einzuschließen.
Der engl.
Admiral Rodney führte aber der bedrohten Festung Verstärkung
[* 7] und Munition zu, und die
Besatzung
machte unter Anführung des
Generals Elliot und des
Generals Roß einen siegreichen
Ausfall nach der Landseite. Der
Plan der
Spanier (s.
Arçon), durch schwimmende
Batterien von der Seeseite aus die Festung zu erobern, scheiterte
an Lord Elliots geschickten Gegenmaßregeln (Sept. 1782). Der Friede von Versailles
[* 8] 1783 sicherte
endlich den Engländern die Festung abermals. Seitdem wurde in allen engl.-span. und franz.-span.-engl.
Kriegen nur von der Landseite eingeschlossen. –
(spr. gibbs’n),John, engl. Bildhauer, geb. 1790 zu
Gyffin im nördl. Wales, kam auf die
Akademie nach
London
[* 9] und 1817 nach
Rom,
[* 10] wo er sich für immer niederließ.
Erst an
Canova, später an
Thorwaldsen sich anlehnend, blieb ihm eine glatte, akademische Süßlichkeit bei großer technischer
Abrundung eigentümlich. Die Zahl seiner Werke, meist weibliche Gestalten oder
Jünglinge, auch einige
religiöser Bedeutung, sind sehr groß und wurden in England sehr gefeiert. Zu nennen sind: Schlafender Hirt,
Mars
[* 11] und Cupido,
Psyche von
Zephyren emporgetragen (1821),
Hylas von Nymphen überrascht (1826; in der
Londoner Nationalgalerie).
(spr. gibbs’n),ThomasMilner, engl. Staatsmann, geb. in
Trinidad, trat 1837 als Konservativer ins
Parlament, ging aber bald zur
Freihandelspartei über, wurde einer der einflußreichsten Genossen Cobdens, Mitglied der
Anti-Corn-Law-League
(s. d.) und focht unter dem Ministerium Peel in erster Linie für die Aufhebung
der Getreidezölle, die auch 1846 erfolgte.
In dem folgenden
KabinettRussell wurde er 1846 Vicepräsident des Handelsamtes,
legte aber wegen Meinungsverschiedenheiten mit seinen Genossen Mai 1848 das
Amt nieder. Er bekämpfte die auswärtige Politik
Palmerstons und brachte diesen durch die von ihm beantragte Verwerfung der von der Regierung vorgelegten Mordverschwörungsbill
(s.
Großbritannien
[* 14] und
Irland) Febr. 1858 zu Fall. Dennoch übernahm er, als Palmerston Juni 1859 aufs neue ins
Amt trat, die
Präsidentenstelle im Armenamt und später im Handelsamt, in welcher
Stellung er den
Abschluß von Handelsverträgen mit
Frankreich
und andern
Staaten betrieb. Seit 1868 hielt er sich von der Öffentlichkeit fern und unternahm größere
Seefahrten auf seiner Jacht, an deren
Bord er an der alger.
Küste starb.
(mediz.) oder
Zipperlein
(Arthritis urica,
Urarthritis), eine Allgemeinkrankheit, die sich hauptsächlich durch
schmerzhafte
Affektion der
Gelenke kundgiebt und auf derAblagerung harnsaurer
Salze in den Gelenkknorpeln
und den umgebenden Weichteilen beruht. Sie geht von einem krankhaften Zustande der Verdauungswerkzeuge aus und wird in den
meisten Fällen durch die naturwidrige Lebensweise der höhern
Stände (übermäßigen
Fleischgenuß und Unmäßigkeit in dem
Genuß von
Wein,
Bier und andern
Spirituosen) und durch Übermaß in sinnlichen Genüssen bei zu geringer
Körperanstrengung, mitunter auch durch Entbehrungen und gleichzeitigen Einfluß des Witterungs- und Temperaturwechsels herbeigeführt.
Das
Alter vom 30. bis zum 60. Jahre, das männliche Geschlecht und starke, kräftige Konstitutionen sind am meisten dazu
disponiert; oft ist erbliche
Anlage nachzuweisen.
Die hat eine akute und chronische Form. Die akute Gicht beginnt mit überaus heftigen bohrenden
oder stechenden
Schmerzen in einem
Gelenk, gewöhnlich zuerst im
Gelenk der großen Zehe (daher auch
Podagra, d. h. Fußschmerz,
Fußleiden, genannt), das mit den Zeichen der
Entzündung anschwillt, dunkelrot, heiß und glänzend gespannt erscheint. Die
Schmerzen wiederholen sich in kurzen Zwischenräumen, erst stärker, dann schwächer und hören endlich
ganz auf. Denselben Verlauf haben das den
Anfall begleitende
Fieber und die
¶
mehr
Verdauungsbeschwerden, die meist dem Anfall schon vorausgehen, und in Zeit von 1 bis 2 Wochen ist der akute Gichtanfall in der
Regel zu Ende. Dabei findet sich in dem Blut der Kranken die Menge der Harnsäure beträchtlich vermehrt, weshalb man gewöhnlich
die Gicht als den Folgezustand einer besondern Art der Blutentmischung und einer eigentümlichen
Störung des allgemeinen Stoffwechsels, der sog. harnsauren Dyskrasie, betrachtet. Die chronische, irreguläre oder atonische
Gicht besteht darin, daß diese Anfälle mehrere, oft viele Jahre hintereinander besonders im Frühjahr und Herbst wiederkehren,
gewöhnlich mit geringen Schmerzen und ohne Fieber, aber länger andauernd.
Die sog. verlarvte Gicht ist derselbe Krankheitszustand, spricht
sich aber nicht in den Knochen,
[* 17] sondern in andern Körperteilen durch Verdauungsbeschwerden, Hautausschläge u. s. w. aus. Gewöhnlich
befällt die Gicht die kleinern Gelenke, die Zehen, Finger, das Knie u. s. w., bei unregelmäßigem Verlaufe jedoch
auch die Kopfknochen, das Rückgrat und die Kreuzgegend; auch zieht sie von einer Stelle zur andern. Die
chronische hat oft Ablagerungen fester, hauptsächlich aus harnsauren Salzen bestehender Massen zur Folge, entweder in den Gelenken
(die sog. Gichtknoten) oder äußerlich an den Knochen und den Ohrknorpeln, oder in innern Teilen, dem Herzen, den Häuten der
größern Gefäße, zuweilen auch Nieren- oder Blasensteine. Bisweilen bricht die entzündete Haut
[* 18] über
einem gichtischen Gelenk auf, und es bildet sich so ein Gichtgeschwür, aus dem sich mehr oder minder reichlicher, mit weißen
mörtelartigen Massen vermischter Eiter entleert.
Bei der Behandlung der Gicht muß der Arzt hauptsächlich dieselbe vom Rheumatismus (s. d.) zu unterscheiden wissen
und mehr die Verhütung weiterer Anfälle berücksichtigen, als etwa den Anfall, der eine Art Krisis bildet,
durch starke entzündungswidrige Mittel in seinem Laufe hemmen wollen. Während des Anfalls selbst lagere man das erkrankte
Glied
[* 19] mäßig erhöht, bestreiche das entzündete und geschwollene Gelenk reichlich mit einem milden Fett oder Öl und umwickle
es mit gewärmter Watte, Flanell oder Werg; dabei genieße der Kranke nur eine schmale stickstoffarme Kost
(am besten Wassersuppen, Gemüse, getrocknetes Obst), trinke viel Selters- oder Sodawasser und sorge durch Klystiere oder milde
Abführmittel für regelmäßige Stuhlentleerung; bei großer Schmerzhaftigkeit und Schlaflosigkeit ist das Morphium oft nicht
zu entbehren.
Die eigentliche Kur muß erst nach vollendetem Anfall beginnen, und hierzu ist besonders der Gebrauch
einiger Mineralbäder, wie Aachen,
[* 20] Teplitz, Wiesbaden,
[* 21] Gastein, Wildbad, Karlsbad, Marienbad, Kissingen
[* 22] und Homburg,
[* 23] auch der
Sol- und Dampfbäder zu empfehlen. Jedoch gelingt es selten, die Krankheit vollkommen zu heben, da, wie schon die Erblichkeit
derselben zeigt, ihr eigentlicher Keim sehr tief im Körper wurzelt. Ohne eine gründliche und dauernde
Änderung seiner Lebensweise kann der Kranke nicht hoffen, von weitern Gichtanfällen verschont zu bleiben; eine einfache
und mäßige Diät, besonders große Mäßigkeit im Genuß stickstoffreicher und fetter Nahrungsmittel
[* 24] (Fleisch, Eier,
[* 25] Käse)
und alkoholreicher Getränke, fleißiges Wassertrinken, angemessene körperliche Bewegung im Freien und
bei kräftigem Atmen sind hierzu ganz unerläßlich erforderlich. Von den Arzneimitteln werden das Colchicum sowie das Piperacidin
am meisten empfohlen. Gegen die zurückbleibende
Gelenksteifigkeit erweist sich die methodische Anwendung der Massage (s. d.)
nützlich. –
Vgl. Pagenstecher, Gicht und Rheumatismus (3. Aufl., Lpz. 1889);
Ebstein, Die Natur und Behandlung der Gicht (Wiesb. 1882);
ders., Das Regimen bei der Gicht (ebd. 1885);
Diruf,
Die Lebensweise für Gicht- und Steinkranke (Kissing. 1891).