ladungsgewehren gefeuert wurden, um leicht entzündliche Baulichkeiten in
Brand zu setzen und Munitionsbehälter in die Luft
zu sprengen. Sie bestanden aus 2 ½
Kaliber langen, mit Brandsatz vollgeschlagenen Kupferhülsen; der
Satz war ähnlich wie
bei den
Raketen
[* 2] angebohrt, sodaß er auf einer größern
FlächeFeuer fing; an der
Spitze war ein Bleikörper
angebracht. Die Getreidepreise
[* 3] brannten während des Fluges und ergaben eine verhältnismäßig gute Zündwirkung.
Sie waren in einigen süddeutschen
Staaten für die
Büchsen und in
Preußen
[* 4] für das gezogene Infanteriegewehr M/39 eingeführt.
Vorübergehend hat man sie auch beim preuß. Zündnadelgewehr gehabt.
oder
Gehörn, bei den hirschartigen Wiederkäuern die aus echter Knochensubstanz bestehenden, zur Zeit der Reife
nicht mehr von Hautgebilden bedeckten
Hörner, die auf zapfenförmigen Verlängerungen der
Stirnbeine
(Stirnzapfen, Rosenstöcke,Geweihstuhl) stehen. Die Geweih sind entweder nur dem männlichen Geschlecht – als
Abnormitäten dem weiblichen
– eigen oder kommen bei beiden Geschlechtern vor (Renntiere). Sie werden alljährlich einige Zeit nach ihrer vollständigen
Entwicklung abgeworfen.
Das Geweih bildet sich aus der
Spitze derStirnzapfen und ist anfangs eine weiche zapfenartige, mit zahlreichen
Gefäßen durchzogene,
knorpelähnliche, mit
Haut
[* 5] und
Haaren bedeckte
Masse (Kolben), die sich nach einiger Zeit durch Kalkablagerungen
im Innern verhärtet, sich je nach der Art und dem
Alter der
Tiere in verschiedene Formen gliedert und meist in zackenförmige
Spitzen
(Enden) endet. Dann hört die Blutzirkulation auf, und das Geweih bildet mit den
Stirnzapfen ein innig verwachsenes Ganzes.
Die Hirsche
[* 6] entledigen sich durch Reiben
(Fegen) an
Bäumen des häutigen
Überzugs
(Bastes) der Geweih. Mehrere
Monate nach vollendeter Ausbildung der Geweih beginnt ein der
Caries vergleichbarer Auflösungsvorgang an der
Spitze derStirnzapfen,
wodurch deren
Verbindung mit dem alten Geweih gelockert wird, dies endlich abfällt und ein neues an dessenStelle
tritt. Die Geweih stehen in
Verbindung mit der Geschlechtsthätigkeit der geweihtragenden Säugetiere. Werden Hirsche kastriert,
während sie die Geweih abgeworfen haben oder noch Kolben tragen, so setzen sie ein unförmliches Perückengehörn
auf, das nicht mehr gefegt und nicht mehr abgeworfen wird; werden sie kastriert, nachdem die Geweih vereckt sind,
so werfen sie binnen 3 Wochen ab, auch wenn die eigentliche Abwurfszeit noch nicht gekommen ist und setzen
nun ein bleibendes Perückengeweih auf.
Die einseitige Kastration hat keinerlei Einfluß auf das Geweih, wohl aber die einseitige Verwundung, der ein längeres
Kränkeln folgt. In der Regel wird das Geweih mit jedem Jahre stärker und größer. Bei mehrern
Gattungen der Familie der Hirsche nimmt mit jedem Jahre die Zahl der
Enden eines jeden
Geweih
(Stange) nach bestimmten Gesetzen
um eins zu, bei andern hingegen bleibt die Zahl der
Enden, wenn das
Tier vollkommen ausgewachsen ist, unverändert. Da die
ersten
Stufen der Geweihbildung in der Regel mit den besondern Bezeichnungen
Spieß und Gabel belegt werden,
so ist es auch gebräuchlich, erst vom
Sechsender an die Benennung Geweih anzuwenden.
Besonders starke Geweih nannte man früher auch Gewichte. Eine ebenfalls veraltete Bezeichnung für Geweih ist
Gestänge. Auf die Ausbildung guter Geweih ist die Äsung undFütterung von wesentlichem Einfluß. (Vgl.
Neumeister, Laub- und Kalkfütterung des Edel- und Rehwildes,
Tharandt 1891.) Die Geweih finden vorzüglich bei
Drechslern und
Messerschmieden Verwendung.
Bei den jagdbaren Wiederkäuern haben Geweih und
Gehörn,
bez. deren verschiedene
Entwicklungsperioden,
eine eigene Nomenklatur gefunden.
Edelwild: Das Anfang Juni gesetzte (geborene) Edelhirschkalb zeigt in den ersten 4
Monaten nichts von Geweihbildung.
Erst in der Mitte der zweiten oder
Junghirschperiode, welche den 5. bis 14.
Monat umfaßt, erheben sich als Wucherungen der
Stirnbeine die Rosenstöcke oder der
Geweihstuhl und es bilden sich die Kolben. Vom
August des zweiten bis mit April des dritten
Kalenderjahres (15. bis 23.
Monat) wird das Erstlingsgeweih aufgesetzt, gefegt und getragen: es ist das
die Zeit des HirschesvomerstenKopfe (richtiger: Hirsch
[* 7] mit erstem Geweih). In der Zeit vom Mai des dritten bis mit März des
vierten Kalenderjahres (24. bis 34.
Monat) wird nach dem Abwurf des Erstlingsgeweihs das zweite Geweih aufgesetzt,
gefegt und getragen (HirschvomzweitenKopf). Im darauffolgenden Jahr setzt der HirschvomdrittenKopf, nach erfolgtem Geweihabwurf,
das nächste Geweih
auf und wirft es wieder im April des fünften Kalenderjahres ab. So geht es jahrweise weiter.
Jüngere Edelhirsche
werfen gewöhnlich in den
Monaten März und April, ältere oft schon im Februar ab. Das
Fegen des Geweih erfolgt
meist Ende Juli. Das Erstlingsgeweih des Edelhirsches sind
Spieße bis zu 30 cm Länge, einfache
Stangen, denen am
Grunde der
Perlenkranz (die
Rose) fehlt, wie aus nachstehender
[* 1]
Fig. 1 zu ersehen.
Man nennt deshalb auch den ein solches Geweih tragenden Hirsch
Spießer, oder noch präciser, je nach der
Länge der
Spieße, Knopf- oder Schmalspießer. Regelrecht folgt auf diese
Stufe der
Gabler
[* 1]
(Fig. 2). Bei demselben erscheint
an jeder
Stange eine wirkliche
Rose und über derselben eine
Augsprosse
(a in
[* 1]
Fig. 2). Das dritte Geweih bekommt über der
Augsprosse,
und etwa in der Mitte der
Stange, die Mittelsprosse, wodurch das Geweih des
Sechsenders
[* 1]
(Fig. 3) charakterisiert
ist. Hinter der Mittelsprosse
(b in
[* 1]
Fig. 3) zeigt die
Stange eine knieförmige Biegung, die gewöhnlich deutlicher als hinter
der
Augsprosse
(a in
[* 1]
Fig. 3) hervortritt. Bei der nächsten
Stufe, der des
Achtenders, teilt sich die
Spitze derStange als Gabel
[* 1]
(Fig. 4). Darauf folgt die
Stufe des Zehnenders
[* 1]
(Fig. 5). Sie entsteht
¶
mehr
dadurch, daß zwischen Aug- und Mittelsprosse noch die sog. Eissprosse (c in
[* 8]
Fig. 5) sich entwickelt. An die Zehnenderstufe
schließt sich die Stufe des Zwölfenders
[* 8]
(Fig. 7) an; es tritt bei demselben von der Gabel des normalen Zehnenders die Hauptstange
rückwärts knieförmig heraus, wodurch die erste, aus 3 Enden gebildete Krone entsteht.
Hiermit beginnt die Reihe der Kronenhirsche. Fehlt bei Vorhandensein der dreiendigen Krone an der Stange die Eissprosse, so ist
für den Träger
[* 9] des Geweih die Bezeichnung Kronenzehner
[* 8]
(Fig. 6) gebräuchlich. Bekommt die Krone noch ein Ende mehr (eine Doppelgabel),
so entsteht die Stange des Vierzehnenders (Fig. 8). Darauf folgt der Sechzehnender (Fig. 9) u. s. f.
Es kommt häufig vor, daß die Gablerstufe übersprungen wird und sogleich ein Sechsendergeweih nach der Spießerstufe auftritt,
ebenso aber auch, daß als zweites Geweih besonders starke Spieße mit Rose erscheinen. Im letztern Falle spricht man von einem
Stangenspießer
[* 8]
(Fig. 10). Nicht selten erfolgt bei etwas ältern Hirschen
auch ein Zurücksetzen, eine Verminderung der Endenzahl; dann aber sind die Stangen ungewöhnlich stark entwickelt.
Das Ansprechen erfolgt stets nach der Stange, an welcher die meisten Enden sich vorfinden, und zwar wird deren Anzahl doppelt
genommen. Hat z. B. die eine Stange sechs Enden, die andere weniger, so spricht man den Hirsch als ungeraden
Zwölfender an. Im Gegensatz hierzu haben die geraden Geweih an jeder Stange gleichviel Enden. Damwild: Bei dem Anfang Juli gesetzten
Damhirschkalb erheben sich in freier Wildbahn die Rosenstöcke bereits in den Monaten Oktober bis Dezember (Periode des Junghirsches)
etwas. Während der nächsten 16 Monate (Januar des zweiten bis mit April des dritten Kalenderjahres)
wird das Erstlingsgeweih des Hirsches vom ersten Kopf (Hirsch mit erstem Geweih) aufgesetzt, gefegt und getragen.
Dasselbe besteht aus Spießen
[* 8]
(Fig. 11) mit wulstförmig verdickter Basis (Damspießer). In den darauffolgenden 11 Monaten (Mai
des dritten bis mit März des vierten Kalenderjahres) setzt der Hirsch vom zweiten Kopf, nach dem Abwurf
des Erstlingsgeweihs, das zweite Geweih
[* 8]
(Fig. 13), an welchem die Augsprosse und meist auch die Mittelsprosse erscheint, auf,
fegt und trägt es. Bei der nächstfolgenden Stufe
[* 8]
(Fig. 14) erweitern sich die Stangen oberhalb der Mittelsprosse löffelartig
und sind mitunter am Hinterrand ausgezackt (Löffler). Hierauf verbreitert sich von Jahr zu Jahr die
obere Hälfte der Stangen zu Schaufeln, deren Hinterrand mehr oder weniger Zacken hat. Man spricht dann vom angehenden Schaufler
[* 8]
(Fig. 15), Schaufler
[* 8]
(Fig. 16), starken und Kapitalschaufler
[* 8]
(Fig.
17). Die geschilderte Entwicklung des Damhirschgeweihs steht mit der Zahnentwicklung im Einklang. Es kommen
aber auch beim Damhirsch zwei verschiedene Spießformen vor. Die zweiten stärkern Spieße
[* 8]
(Fig. 12) würden dann als die
zweite Geweihstufe anzusehen sein.
Altum giebt an, daß die zweiten stärkern Spieße, auf stärkern Rosenstöcken, sich in der Mitte und besonders gegen die
Spitze sanft nach innen biegen und an der Basis gleichfalls einen starken Perlenwulst von eiförmiger Gestalt
zeigen, der sich spitzenwärts in den Stangenumriß verliert und nicht über die Spitze des Rosenstocks scharf sattelförmig
vorspringt, wie dies bei den ersten Spießen der Fall ist. Ältere Hirsche werfen eher ab (März) als jüngere (Mai). Das Fegen
des Geweih erfolgt meist Ende August.
Elchwild: Das Ende Juni gesetzte Hirschkalb zeigt bereits nach vier Wochen durch erbsengroße Warzen die Stelle der Rosenstöcke
an;
die letztern entwickeln sich vom Januar des zweiten Kalenderjahres an allmählich und sind im zehnten Lebensmonat vollendet.
Sie sind durch die schräge Richtung nach oben und aufwärts wie durch ihre Flachheit auffällig. Dieser
Richtung entsprechend entwickeln sich auf den Rosenstöcken im zweiten Kalenderjahr etwa 30 cm lange Spieße
[* 8]
(Fig. 18), welche
Ende desselben oder auch etwas später abgeworfen werden, während bei den darauffolgenden Geweih der Abwurf schon
im Monat November stattfindet.
Die Frage, ob nochmals Spieße nach den zuerst erscheinenden auftreten, ist unentschieden. Jedenfalls
haben die Spieße schon eine winkelförmige Biegung, welche den spätern Geweih eigentümlich ist. Die jährlich fortschreitende
Schaufelbildung, welche im fünften Jahre schon ganz ausgesprochen ist, ist aus den
[* 8]
Fig. 19–22
zu ersehen. Mit der beträchtlichen Ausbildung der Schaufeln ist zugleich eine starke Gewichtszunahme
des Geweih (bis 20 kg) verbunden. Doch giebt es auch ganz starke
¶