Berggeschworener ein Gerichtsschöffe, der vom Bergrichter für jeden zu entscheidenden Fall besonders gewählt und vereidigt
wurde. In spätern
Zeiten bezeichnete man damit einen Revierbeamten, dessen
Stellung im wesentlichen der der jetzigen
Bergmeister
entsprach. (S. auch
Bergbehörde.)
(Tumor), in der
Medizin im allgemeinen jede nicht durch das normale Wachstum bedingte
Umfangszunahme irgend eines innern oder äußern Körperteils; gleichbedeutend mit Anschwellung. So spricht man z. B.
von einer Drüsengeschwulst und meint damit die krankhafte Vergrößerung einer
Drüse, und in demselben
Sinne nennt man auch
die wassersüchtige Anschwellung eines
Gliedes Geschwulst ohne jedweden weitern Zusatz. Häufiger bezeichnet man
mit Geschwulst jede abnorme Hervorragung an der Oberfläche eines Körperteils oder Organs, dessen
Namen man dann mit dem
Namen des
betreffenden Körperteils oder Organs verbindet, wie
Kniegeschwulst, Pulsadergeschwulst, Lebergeschwulst. Eine noch engere
Bedeutung endlich hat in neuerer Zeit die pathol.
Anatomie dem Worte gegeben: sie versteht nämlich unter
Geschwulst (Gewächs, Neoplasma,
Pseudoplasma, Aftergebilde) eine durch krankhafte Neubildung an der Oberfläche oder im Innern eines
Organs entstandene
Masse, welche ein zusammenhängendes und gegen ihre Umgebung mehr oder minder scharf abgegrenztes Ganzes
bildet.
Man unterscheidet verschiedene Formen derartiger Neubildungen oder Geschwulst: 1)
Balggeschwülste oder Cysten, s.
Balggeschwulst;
12) Krebsgeschwülste oder
Carcinome, s.
Krebs.
[* 2]
Endlich können auch die
Tuberkeln sowie die syphilitischen Neubildungen (Syphilome,
gummata) in der Gestalt mehr oder minder umfangreicher Geschwulst auftreten.
Derartige Geschwulst bleiben entweder während des ganzen Lebens unverändert und ohne wesentlichen Einfluß auf den
Gesamtorganismus fortbestehen, wie viele angeborene Hautgeschwülste,
Fettgeschwülsteu. dgl. (sog. gutartige Geschwulst), oder
sie besitzen ein unaufhaltsames Wachstum und führen, sich selbst überlassen, durch fortgesetzte Wucherung und die allmähliche
Zerstörung lebenswichtiger Organe oder durch Verschleppung der Geschwulstkeime mittels der
Blut- und
Lymphgefäße mit allgemeiner
Vergiftung des
Blutes zum
Tode (sog. bösartige oder maligne Geschwulst).
Über die Entstehuug und
Ursachen der Geschwulst sind
unsere Kenntnisse noch sehr mangelhaft. Häufig sind erbliche
Anlagen, ein gewisses
Lebensalter, gewisse epidemische und endemische
Verhältnisse (wie z. B. beim
Kropf) sowie übermäßige körperliche und geistige Anstrengungen als disponierende
Momente
zu betrachten; nicht selten entstehen Geschwulst nach gewissen mechan.
und chem. Insulten
(Schlag,
Stoß, Druck
u. dgl.) sowie nach manchen
Krankheiten, wie
Syphilis, Rotz,
Typhus u. a.
Die Behandlung der Geschwulst kann in der überwiegenden Mehrzahl
der Fälle nur eine chirurgische sein,
Ätzen,
Abbinden,
[* 3] Abquetschen
oder Ausschneiden mittels des
Messers; doch kommt auch eine Spontanheilung vor, indem durchEntzündung
eine
Vereiterung und Schrumpfung oder
Abstoßung der Geschwulst erfolgt. Von einer arzneilichen Behandlung ist fast nur bei den syphilitischen
Geschwulstformen
Heilung zu erwarten.
Die
Lehre
[* 4] von den krankhaften Geschwulst (Onkologie) bildet einen der wichtigsten
Abschnitte der pathol. Gewebelehre. -
Vgl.
Virchow,
Die krankhaften Geschwulst (3 Bde., Berl.
1863-67);
(Ulcus), ein langsam durch allmählichen Zerfall der Gewebe
[* 6] entstandener Substanzverlust, der meist nur eine
geringe Neigung zu heilen besitzt und die
Quelle
[* 7] einer fortdauernden Eiterabsonderung ist. Die
Ursachen
der Geschwür sind entweder allgemeine oder örtliche. Zu den allgemeinen gehören besonders die sog.
Kachexien und
Dyskrasien, insbesondere die skrofulöse, tuberkulöse, syphilitische Allgemeinerkrankung; bei den örtlichen
ist schon eine
Abnormität, eine lokale
Entzündung, eine andauernde örtliche Reizung durch mechan. oder chem.
Schädlichkeiten, Wunde oder
Absceß vorhanden, die durch unzweckmäßige Behandlung oder andere den Heilprozeß
störende Einflüsse in ein Geschwür verwandelt werden.
Hat das Geschwür kanalartige Gestalt, sodaß es die
Haut
[* 8] oder eine Schleimhaut mit einem tiefer liegenden Gewebe verbindet, so heißt
es ein Hohlgeschwür oder eine
Fistel (s. d.). Rinnen- oder spaltenförmige Geschwür (am
häufigsten in der Achselhöhle, am
After und Mundwinkel) werden als
Fissuren (Spaltgeschwüre oder Rhagaden
(Schrunden) bezeichnet.
Wenn ein Geschwür infolge von örtlichen Reizungen besonders schmerzhaft und entzündet ist, so nennt man es ein
erethisches oder Reizgeschwür, bei vorwiegendem Gewebszerfall und geringer Neigung zur
Heilung ein atonisches oder torpides,
bei überwiegender Gewebsneubildung ein wucherndes oder fungöses Geschwür. Bisweilen wird die
Heilung eines Geschwür dadurch verhindert, daß seine Ränder hart und schwielig (kallöses Geschwür) oder
ausgebuchtet und von
Eiter unterminiert sind (sinuöses Geschwür), oder daß der Geschwürsgrund mit schmutziger, stinkender, jauchiger
Flüssigkeit, selbst mit brandigen Gewebsfetzen bedeckt ist (jauchiges Geschwür). Die
Heilung der Geschwür erfolgt
unter günstigen Verhältnissen in der Regel derart, daß sich der Geschwürszustand zunächst von allen abgestorbenen Gewebsresten
reinigt und sich sodann mit roten wuchernden
Fleischwärzchen bedeckt, die allmählich den Substanzverlust ausfüllen und
sich schließlich vom Geschwürsrande her überhäuten.
Was die Behandlung der Geschwür betrifft, so sind vor allem Ruhe des betreffenden
Teils und größte Reinlichkeit
die Haupterfordernisse, sowie eine angemessene, Ersatz gebende Diät. Bei zögernder Organisation benutzt man auch mit
Vorteil
leichte Reizmittel. Sehr schmerzhafte Geschwür sind mit milden und kühlenden Salben
(Bleisalben, Zinksalben) zu bedecken, schwammige
Geschwür mit üppig wuchernden
Fleischwärzchen öfters mit
Höllenstein zu bestreichen. Die skrofulösen, syphilitischen
und tuberkulösen Geschwür erfordern zu ihrer Beseitigung neben einer energischen örtlichen Behandlung auch durchaus
eine sorgfältige
¶
mehr
Behandlung des betreffenden dyskrasischen Leidens. Bei manchen hartnäckigen Geschwür sieht man von der Überpflanzung kleiner Hautstückchen
auf den Geschwürsgrund gute Erfolge (s. Transplantation). Gleichsam als Abzugskanal erzeugt man Geschwür künstlich durch verschiedene
Mittel, so durch das Haarseil (s. d.), die Fontanelle, das Glüheisen, reizende Salben u. a. Dinge. Die Lehre von den
Geschwür heißt Helkologie. –
Vgl. Maas, Die Behandlung von Geschwür (Lpz. 1873);