Das Deutsche Reich besitzt eine Königl. preußische Geschütz und Geschoßfabrik in Spandau und eine Königlich preuß. Geschoßfabrik
in Siegburg sowie eine Königl. bayrische Geschütz und Geschoßfabrik in Ingolstadt. Von Privatunternehmungen, die sich mit Herstellung
von Stahlgeschützrohren beschäftigen, ist besonders die Firma Fr. Krupp (s. d.) in Essen sowie das mit dieser
vereinte Grusonwerk zu Magdeburg-Buckau hervorzuheben; in kleinerm Umfang ferner der Verein für Gußstahlfabrikation in Bochum.
In Österreich-Ungarn liegt die Fabrikation der Geschützrohre der Artilleriezeugfabrik des Arsenals in Wien ob, soweit dieselben
nicht von der Privatindustrie bezogen werden.
Rußland hat großartige Geschützfabriken in Petersburg, Perm und die Obuchowschen Gußstahlwerke zu Alexandrowsk
bei Petersburg. Frankreich hat eine Geschütz für die Landartillerie in Bourges, für die Marine eine in Nevers-Ruelle sowie ausgezeichnete
Privatfabriken der Forges et chantiers de la Méditerranée und von St. Chamond. Großbritannien fertigt seine Geschützrohre
im königl. Arsenal zu Woolwich an. Eine hervorragende Privatfabrik ist die von Lord W. Armstrong (s. d.)
in Elswick sowie die von Whitworth in Manchester. Italien hat in Genua, Neapel und Turin, Spanien in Sevilla und Trubia (bei
Oviedo).
In den ältern Zeiten des Geschützwesens wurde der Geschützguß durch die Büchsenmeister besorgt, die von Fürsten und Städten
in Dienst genommen wurden. Eine der ältesten Geschütz war die des Deutschen Ordens in Marienburg. Augsburg und
Nürnberg sind besonders durch den Geschützguß berühmt. Kaiser Karl Ⅴ. legte eine größere Zahl von in Spanien, Italien
und den Niederlanden an. Vielfach blieb der Geschützguß bis zur neuern Zeit in Privathänden; so wurde z. B.
in Preußen erst um 1857 eine königliche Geschütz angelegt.
die Fläche, auf der ein Geschütz bei seinem Gebrauche aufgestellt ist. Bei Feldgeschützen dient gewöhnlich
der natürliche Erdboden ohne jegliche oder nur mit geringer Vorbereitung als Geschützstand Positionsgeschütze,
die längere Zeit an ihrer Stelle verharren, erhalten Geschützstand mit einer Dielung, Bettung (s. d.) genannt, die aus in die Erde versenkten
Längshölzern oder Rippen und quer darauf befestigten Bohlen besteht. In Festungen und auf Schiffen kommt auch die Aufstellung
von Geschützen auf Rahmen vor. (S. Lafette und Rahmenlafetten.) Ein bedeckter Geschützstand ist ein Hohlbau, der
dem Geschütze Sicherung gegen Feuer von der Seite und von oben her gewährt und nach vorn eine mit einer Scharte versehene
Brustwehr hat. Derselbe kann in Holz, Mauerwerk oder in Eisen ausgeführt sein. In neuerer Zeit kommen hauptsächlich
Panzerstände oder Panzertürme als bedeckte Geschützstand vor. (S. Permanente Befestigung und Panzer.)
umfaßt die Gegenstände, die ein Geschütz bedarf, um bedient, gehandhabt, gereinigt und in gutem
Zustande erhalten werden zu können.
Hierher gehört das Ladezeug, wie Wischer, Lader, Geschoßtrage, Aufsatz, Quadrant, Abzugsschnur
und vieles andere, ferner Mittel zur Handhabung, wie Hebebäume, Richtbaum, Hemmkeile, Handhabungsmaschinen,
endlich
Mittel zur Sicherung gegen Witterungseinflüsse, wie Mundpfropf, Verschlußüberzug u. s. w.
eine Abteilung von mehrern Kriegsschiffen, die zu einer friedlichen oder kriegerischen Operation unter einem
Befehlshaber vereinigt sind, dessen Rang meistens den eines Konteradmirals nicht übersteigt und der in vielen Fällen ein
Kommodore oder Kapitän zur See ist. Derselbe heißt dann Geschwaderchef, der sein Kommandozeichen (s. d.) auf dem Flaggschiff
(s. d.) setzt. Ein in eigentlicher Bedeutung des Wortes hatte früher weniger
als neun größere Kriegsschiffe.
Die Vereinigung von mehrern Geschwader bezeichnet man als Flotte. In neuerer Zeit nennt man im weitern Sinne jede
Anzahl von Kriegsschiffen ein Geschwader, wenn diese nur von einem Admiral befehligt werden. In der deutschen Marine versteht man unter
Schulgeschwader ein Geschwader von Schulschiffen (s. d.), die zu gemeinsamen
Fahrten vereint sind, unter Kreuzergeschwadern ein solches von Kreuzern, unter Panzergeschwadern ein solches von Panzerschiffen.
Fliegendes Geschwader (flying squadron) ist gleichbedeutend mit Kreuzergeschwader. Die Unterabteilungen
eines Geschwader aus mehr als drei Schiffen nennt man Treffen oder Divisionen. (S. auch Flottille.) Unter Geschwaderstab versteht
man die dem Geschwaderchef als Adjutanten beigegebenen Seeoffiziere, Flagglieutenants genannt, den Geschwaderarzt, Geschwaderauditeur,
Geschwadermaschineningenieur. Über den Betrieb des Geschwaderdienstes vgl. Instruktion für den Geschwaderchef (Berlin).
heißt bei der gleichförmigen Bewegung der in der Zeiteinheit (Sekunde) zurückgelegte Weg. Je größer
der Weg ist, den ein Körper innerhalb derselben Zeit durchläuft, desto größer ist seine Geschwindigkeit. Ist die
Bewegung ungleichförmig, d. h. werden nicht in beliebig kleinen gleichen Zeiten auch gleiche Wegstücke zurückgelegt, so
ist die in jedem Augenblick eine andere und nimmt in jedem Augenblick entweder zu oder ab. Im ersten
Falle heißt die Bewegung beschleunigt, im zweiten verzögert.
Die beschleunigte Bewegung ist entweder gleichmäßig beschleunigt, wenn die in demselben Verhältnis wie die Zeit wächst
(s. Fall), oder ungleichmäßig beschleunigt, wenn die in einem andern Verhältnisse
zunimmt. Ebenso ist die verzögerte Bewegung gleichmäßig oder ungleichmäßig verzögert. Man nennt diesen bei der gleichmäßig
beschleunigten Bewegung in jeder Sekunde stattfindenden Zuwachs an Geschwindigkeit seine Beschleunigung (s. d.). Bei rotierenden Körpern
wird die Drehgeschwindigkeit entweder durch die Umfangsgeschwindigkeit (d. i. der von einem Punkt des
Umfangs in 1 Sekunde zurückgelegte Weg) oder durch die Winkelgeschwindigkeit (d. i. der Weg, den ein von der Drehachse um
die Längeneinheit entfernter Punkt in 1 Sekunde zurücklegt) angegeben. Die Messung der Geschwindigkeit richtet sich
nach dem bewegten Körper. (S. Geschwindigkeitsmessung.)
Da die Geschwindigkeit nur in gleichen Zeiten zurückgelegte Wege darstellen, so kann man zwei demselben Körper nach
verschiedenen Richtungen gleichzeitig erteilte Geschwindigkeit nach dem Princip des Parallelogramms ebenso durch eine ersetzen wie zwei
Wege. (S.Bewegung.)
Beispiele verschiedener mittlerer in Metern für die Sekunde giebt folgende Übersicht:
mehr
Wachstum der menschlichen Fingernägel
0,000000002
Wachstum des menschlichen Haupthaares
0,00000003
Wachstum des Bambusrohres
0,0000064
Montblanc-Gletscher
0,000006
Blut in den Haargefäßen
0,00075
Schnecke
0,0015
Blut vom Fuße nach dem Herzen
0,063
Schneeflocke, Fall in ruhiger Luft
0,2
Lastwagen
0,8
Schiffbarer Fluß (im Mittel)
1,0
Fußgänger (bei gemütlichem Spaziergang)
1,1
Schwimmer
1,15
Deutscher Infanterist
1,3
Fliege (in ruhigem Flug)
1,6
Reiter (bei längerm Tourenritt)
1,7
Golfstrom (in der Straße von Florida)
1,9
Pferd (in gewöhnlichem Trab)
2,1
Postwagen
2,2
Fußgänger (in eiligem Schritt)
2,4
Rheindampfer (Bergfahrt)
2,5
Rheindampfer (Thalfahrt)
4,2
Pferd (in gewöhnlichem Galopp)
4,5
Segelschiff (im Mittel)
4,6
Fahrrad bei Touren auf guter Chaussee
5,5
Schlittschuhläufer (im mäßigen Lauf)
5,7
Seedampfer "Cimbria" (im Mittel)
5,7
"Leichter" Wind
5,8
Schnellläufer (auf kurze Zeit)
7,18
Segeljacht
8,02
Pulswelle (beim Menschen)
9,25
Schlittschuhläufer (im Maximum)
9,5
Hamburger Schnelldampfer
10,8
Regentropfen
11
Dampfer auf dem Hudson
12,0
Fahrrad (größte Geschwindigkeit)
12,4
Deutscher Güterzug (im Maximum)
12,5
Haustaube
13,0
"Starker" Wind
15,2
Brieftaube (im Mittel)
16,7
Wandertaube
20,0
Adler
24,0
Engl. Rennpferd (im Maximum)
25,0
Jagdhund
25,0
Deutscher Schnellzug (im Maximum)
25,0
Sturm
25,0
Eissegelbot (Eisjacht)
33
Mauerschwalbe
36
Orkan
40,2
Hausschwalbe
45‒60
Rauchschwalbe (im Maximum)
90
Empfindung im Nerv
132
Dynamitbombe aus dem pneumat. Geschütz
187
Schall (bei 0° Lufttemperatur)
330
Infanteriegewehrkugel, Büchsenkugel
430
Geschoß der deutschen Feldartillerie
450
Sauerstoffmolekül (nach Clausius)
461
Ein Punkt des Äquators infolge der Achsendrehung der Erde
464
Wasserstoffmolekül (nach Clausius)
1844
Erde auf ihrer Bahn um die Sonne
30700
Licht (nach Römer)
311000000
Ausführlichere über die Geschwindigkeit der Eisenbahnzüge s. Eisenbahnfahrgeschwindigkeit;
über den Vogelflug s. Fliegen;
über die Geschwindigkeit des Lichtes s. Lichtgeschwindigkeit;
über die Geschwindigkeit des Schalls s. Schallgeschwindigkeit.
Über die Geschwindigkeit von Geschossen s. Geschütz. –
Vgl. Olshausen, Einige Geschwindigkeit (Frankf. a. M. 1892).