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45) Kaliber Dralllänge. Die Geschosse [* 2] werden durch Kupferringe geführt. Das Zündloch liegt im Rohr und hat senkrechte Stellung. In Frankreich hatte man, trotzdem man sich seinerzeit für den Vorderlader entschieden, seit 1858 Versuche mit Hinterladungsgeschntzen angestellt. C'5 fand ein schon 1842 vom spätern Obersten Treuille de Beaulieu erfundener Schraubenverschluß mit unterbrochenen Gewinden den Vorzug oor dem gleichzeitig dem Versuch unterworfenen Wahren- dorfffchen Verschluß. 1861 wurde die Hinterladuug und der Schraudeuversckluß, allerdiugs nüt Bei' bebalt der Ailettenführung, für die Geschütz der Vtarine angenommen, die Rohre derselben wurden auv Eisen [* 3] hergestellt und am bintern Robrteil mittels Stablreifen verstärkt. 1867 begannen die Versuche mit bronzenen Hinterlade-Feldgefckützen, und beim Ausbruch des Krieges 1870 war ein durch den Direktor der Artilleriewerkstatt zu Meudon, Ka- pitän Reffve, Ordonnanzoffizier dev Kaisern, auf Befehl des letztern entworfenem 14pfündiges Hinter- ladungsgeschütz < genannt (^ms)n so weit fertig, daß wäbrend der Belagerung von Paris [* 4] eine große Anzahl derselben angefertigt und in den Dienst eingestellt werden tonnten.
Nach Beendigung des Krieges wnrden das l'anon äe 7 und ein demselben ähn- liches (^lnon 6^ 5), er- steres als schweres, letz- leres als leichtes Feld- geschütz zur vorüber- gehenden Bewaffnung der frauz. Feldartil- lerie mit Hinterladern derangezogen. Die Ka- liber betrugen8,5 und 7,5 (.in, die Gefckoßgewichte 6,9 und 4," k^, das Ladungsverbältnis beider 1/6, die Anfangsgeschwindigkeiten 3l) und 418 m, die Rohre waren von Bronze [* 5] mit Stablfutter im Ladungs- raum, der Verschluß nach Treuille, die Granaten [* 6] mit dünnem Blei- mamel, die Ladun- gen bestanden aus ringförmig verdich- teten: Pulver und die Kartuschen [* 7] bat- tcn einen Messing- doden zuni Ga^ab- ^i, .^,^ schluß. Gleichseitig begannen die Ver- suche zur Aufstellung eines neuen allen Anforderun- gen entfprecbenden Systems der Feldgefcbütze, unter Anwendung deö Stahls als Rohrmaterial, und um jene baben sich besonders die Oberstlieutenants der Artillerie Lahitolle ls. d.) und de Bange (s. d.) ver- dient gemacht.
Das W unn-Geschütz des erstern ist später als für den eigentlichen Feldgebrauch zu sckwer im Failt' i'j^'v K^'cM' a/s bt'spaliliteo Positions- geschütz ausersehen worden. Die eigentlichen Feld- geschütze bilden daher setzt die 80uud Wnnn-Geschütze von Te Bange. Das Geschütz von Lahi tolle (s. Fig. 28, auch ^abitolle-Kanone) besteht aus einem Kernrohr von Gußstabl mit 6 Ringen von Puddelftahl, es hat -^ febr feichte ^üge mit Progressivdrall, der Ver- s^luß ist äbnlich dem der Reffye-Geschütze, indes mit der plastischen ^iderungvonDeBange versehen ls. [* 1] Fig. ^ij).
Letztere ist der Kautschulliderung des Chassepotgewehrs nachgebildet und hat einen pilz- artigen Stempel, hinter dessen Platte sich eine schmiegsame ^cheibe aus Fett und Asbest in Lein- wandbülle befindet. Die Gefchosfe haben Kupferfüh- rung, die Granate wiegt 10,84 1^, das Ladungs- oerhältnis ift 1/5,ia, die Anfangsgeschwindigkeit der Granate 443 m; das Pulver ist grobkörnig, die Zün- dungsweise ist die gewöhnliche Oberzündung. Die 80 und W mm-Feldgeschütze haben ähnliche Robre wie das Geschütz von ^abitolle, der Verschluß ist derselbe, iudessen gebt dasZündloch durch den Schaft des pilz- fönnigen Stempels, die Zündung erfolgt also in der Riobtuug der Seelenachse (s. Fig. 30 u. 31). [* 1] Fig. 30 stellt den Verschluß eines französischen Feldge- s ch ü tz e s i m senkrechten L ä ngendllrchschnitt dar: ^V Verschlußschraube, a Schaft, d Kopf des Puf- fers, c Ansatz, cl plastischer Liderungsring, [* 8] 6 Zünd- tanal, k Lager [* 9] für die Zündung, ^ Futter.
[* 1] Fig. 31 stellt den Verschluß lSystem De Bange) eines französischen Feldgeschützes geöffnet dar: N Verscklußtbür, (' Klinke, [* 10] ^ Griff, d Hebel, [* 11] ^ Scharnieröse, ä Scharnierbolzen, 6 Ansatz, fRinne, Im Rast sür den Hebel. Das 80inin-Rohr hat 24, das 90 mm 28 Züge mit Progressivdrall; ein glatter cvlindriscker Pulverraum geht konisch in den gezogenen Teil der Seele über. Das Geschoß bat im vordem Teil eine ringförmige Anfchwel- luug, mit der es beim Laden in den gezogenen Teil tritt, während die am hintern Ende ange- brackten Kupferreifen am Übergangskegel Wider- ^ stand finden, um fpäter, vermöge des Drucks der , Pulvergafe, in den gezogenen Teil sich einzuschnei- l den. Das Hauptgeschoß, .Vt oderne Gefch o sse, [* 1] Fig. 5), ist ein vorzüglich".s Sbrapnel. Es wiegt 6,28 bez. 8,68 KZ; die Ladung destebt aus rauckfreiem Blättchenpulver; die An- fangsgeschwindigkeiten betragen 465) und 432 m. Die Lafetten sind au^ Stahlblech. Die neuen franz. ¶
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Feldgeschütze gehören in Bezug auf Rasanz, Schuß- genauigteit und Tragweite zu den besten Systemen der Gegenwart. Das französische Gebirgs- geschütz zeigt in einer Gesamtansicht Tafel: Ge- schütze I, [* 12] Fig. 1, die franz. kurze 15,5 cm-Kanone Tafel: Geschützen, [* 12] Fig. 4. Italien [* 13] wandte sich nach 1871 ebenfalls der Hin- terladung für die Feldgeschütze zu und nahm zuerst einen 7,5 cm in Bronze mit Kruppschem Rundkeil, dann 1876 einen stählernen 8,7 cm, von Krupp be- zogen, an. Dem Vorgange Österreichs folgend, wandte man sich später der Hartbronze zu und kon- Fia- '!'. strnierte auf Grund dessen einen 7,5" cm mit erhöhter Leistungsfähigkeit, ebenso wie man die Neubeschaf- sungen von 8,7 cm-Rohren in gleichem Material vornahm.
Beide Rohre haben den Rnndkeilverschluß mit Liderungsring im Rohr, gleichmäßigen Drall, Kupferführung. Die Granaten wiegen 4,25 und 6,75 kF, die Ladung besteht aus Balli'stit (s. Nobelv rauchschwaches Pulver), die Anfangsgefchwindig teilen betragen 465 und 455 m. Rußland hatte bereits 1865 ein dein ältern preußischen ähnliches Feldgeschütz angenommen, die Rohre teils in ^tahl, teils in Bronze, 2 Kaliber 8,7 und 10,7 cm (4- und 9-Pfünder) mit Granatgewich- ten von 5,7 und 11 l 1877 wurde ein Material von erhöhter LeistnngWlMkeit besckasft.
Die Rohre sind in drei Größenklassen, leichte und schwere 8,? cm und 10,7 cm. Die leichten 8,? cm haben 17, die schweren 21 Kaliber Seelenlänge, diejenige der 10,7 cm beträgt 17 Kaliber. Es sind 'Mantelrohre aus Kruppschen: StM mit Rundkeilvcrschlusi und Vroadwell-Ring- neuerdings werden sie mit franz. Echraubenverschluß versehen. Der Geschoßraum ist gezogen, der eigentliche gezogene Teil dcv Rohrs hat 24Parallclzüge mit progressivem Drall. Die Granat- gewichte sind 6/1, 6,9 und 12,5, die Ladungsverhält- nisse 1/6,", 1/4,0 und l/4,9, die Anfangsgeschwindig- keiten 412, 442 und 374 m. Das neue russische schwere Feldgeschütz ist das schwerste aller zur Zeit bestehenden.
Besonders hervorzuheben sind die seit 1888 eingeführten 6zölligen Fcldmörser vom Ka- liber 15,24 cm mit Granaten von 26," kx und Chrapnels von 31,1 1 Gewicht. England hatte 1869 für seine Feldgeschütze die system. Es wurde ein 9- und ein 16-Pfünder konstruiert mit Gewichten der Granaten von 4, m und 7,^5 k^. Die Rohre waren nach Fräsers System aufgebaut. Aus spätern Versuchen mit Hinterladern ging endgültig der 12-Pfünder als Feldkaliber hervor. Das Kaliber ist 76,2 mm; das Rohr felbst besteht aus einem Kernrohr mit Stahl- mantel, hat den franz. Schraubenverschluh, 12 ^üge, 28 Kaliber Drall, die Ladung besteht aus Cord'ite (s. d.), Granate wie Shrapnel [* 14] wiegen 5,"8 kß-, die Anfangsgefchwindigkeit beträgt 524 m. In Bezng auf die Gebirgsg e s chütze s. d. und Gebirgsartillerie.
Die Geschützsysteme der schweren Artil- lerie der verschiedenen Staaten stimmen gegen- wärtig in ihren Grundzügen mit demjenigen der Feldartillerie überein. Bezeichnend ist die Fort- bildung der kurzen Kanonen und der Mörser Und die Übertragung der großen Geschoßgeschwindig- keiten auf die langen Kanonen. Im Deutfchen Reicke wurde 1872 eine 15 cm- Ringkanone mit großer Anfangsgefchwindigkeit für die Velagerungs- und Fcstungsartillerie angenom- men.
Nachdem man sich für die Hartbronze ent- schieden, wurde dieselbe auf die Geschütz mit geringen Ladungsverhältnissen (kurze Kanonen, Mörser) ohne weiteres übertragen, andererseits schwere Geschütz von 9, 12 und 15 cm in Hartbronze mit großen Anfangs- geschwindigkeiten neu geschaffen. Die neuesten Kon- struktionen sind wieder aus Kruppschem Guhstahl, z. B. die lange 15 cm-Kanone mit einer Anfangs- geschwindigkeit von 500 m. Zu den 21 cm-Mör- sern sind noch 9 und 15 cm getreten, mit dem der franz. Artillerie entlehnten Schraubenverschluß unter Beibehalt des Liderungrings C/73.
Der Schrauben- verschlnß wurde angenommen, um den Pulverraum in den Verschluß legen und demselben einen ge- ringern Durchmesser, als derjenige der eigentlichen Seele ist, geben zu können, wodurch die Verbrennung des Pnlvers eine günstigere werden sollte. Der 15 cm-Belagerungs- und Festungsmörser ist auf Tafel: Gefchütze II, [* 12] Fig. 2, mit geöffnetem Verschluß dargestellt. Die niedern Räder der La- fette dienen nur zum Schießen, [* 15] zum Transport werden hohe Räder angebracht.
Derselbe ist jetzt wieder ausgeschieden; an seine Stelle sind in der Festungsartillerie lange 15 cm-Mörser (Bronze mit Stahlseile), in der BelagerungsartiÜerie die 15 cm-Haubitze (Gußstahl) getreten. Neu konstruiert wnrde ferner die für die schwierigern Fälle des in- direkten Bresckescknsse^ bestimmte kurze 21 cm-Ka- none, ebenfalls mit Kammerverschlnh [* 12] (Fig. 32). Doch schied diese sowohl wie der oben genannte 9cm-Mörser nach einigen Jahren wieder aus.
Der 21 cm-Mörser ist jetzt mit ^tahlscele und moderner innerer Einrichtung (z. B. Progressivdrall) versehen. Die Küstenartillerie, deren Material sich auf den oben erläuterten Grundsätzen weiter fortbildet, besitzt von ältern Konstruktionen lange 15 cm-, lange 21 cm- und 28 m-Ringkanonen; außerdem als neuere Geschütze [* 16] dieselben Kaliber als Mantelringrohre von 30 und 35Kaliberlängc sowie 30,5 cm-Kanonen 1^/35,15 cm- nnd 28cm-Haubitzen. Die Mantelringrohre bestehen aus einem Seelenrohr, dessen hinterer Teil mit einem Mantel umgeben ist. Mantel und Seelenrohr sind außerdem beringt. Die Schiffsartillerie hat die ! Kaliber der Küstenartillerie und noch 26, 24, 17 und 12 cm-Kanonen; sie hat jedoch seit 1882 durch Einstellung von 35 und 40 Kaliber langen Geschütz- rohren sowie von 3,5 und 4 Kaliber langen Geschos- sen einen wesentlichen Zuwachs erfabren. Von ge- dachten Konstruktionen kommen bereits vor: die ¶