Endzeilen der
Haut
[* 2] haben. Bei Landtieren wird man Geschmacksorgane am Anfang des Nahrungsrohres zu suchen haben. Von
Urtieren,
Hohltieren und
Stachelhäutern ist nichts bekannt, was auch nur mit einem Schimmer von Wahrscheinlichkeit als besonderes Geschmacksorgan
in
Anspruch genommen werden könnte. Auch von den
Würmern kennen wir sie mit Sicherheit nicht, obwohl
z. B. die
Blutegel
[* 3] durch ihr Gebaren beweisen, daß sie schmecken.
Bei den Wasser bewohnenden
Krebsen mag
Geruch und Geschmack zum
Teil
noch zusammenfallen, aber sie treffen in ihrer Nahrung entschieden Auswahl, ebenso die Weichtiere.
Man hat bei den
Krebsen zwei
Büschel nervenhaltiger
Haare
[* 4] an den Gliedern des äußernAstes der Innenfühler
als Geschmacksorgane angesehen, und bei verschiedenen Schnecken,
[* 5] deren
Zunge unmöglich in dieser
Richtung funktionieren kann,
faßt man gewisse Papillen mit besondern Nervenendzellen
(Geschmacksknospen) an den Fühlern und bei einigen Muscheln
[* 6] ähnliche
Gebilde am Rand des Mantels als Sitz des Geschmack auf. Die
Insekten
[* 7] besitzen Geschmack und teilweise einen sehr hoch
entwickelten.
Manche Raupen fressen bloß ganz bestimmte
Pflanzen, oder solche, deren
Blätter offenbar ähnliche
Substanzen enthalten, wenn
sie auch ein ganz anderes Aussehen haben. So frißt die Raupe des mittlern Weinvogels Fuchsia und
Epilobium, die einen recht
verschiedenen Habitus haben, aber beide zur Familie der Onagrieen gehören, die des Oleanderschwärmers
Oleander und Immergrün, äußerlich sehr wenig ähnliche
Pflanzen, aber beide Mitglieder der Familie der Apocyneen.
Stubenfliegen erweisen sich als sehr wählerisch und
Wespen suchen sich die reifsten
Beeren an einer Weintraube aus und kosten
Stück für
Stück, unterscheiden pulverisierten Zucker
[* 8] und
Alaun
[* 9] sehr wohl, kosten mit
Chinin versetzten
Honig, um sofort wieder von ihm abzulassen, es kann sie also der
Geruch in diesem Falle nicht leiten. Als Sitz des Geschmack der
Insekten
dürften Gruben und
becherförmige Organe im
Schlund und am Hinterende der
Zunge anzusehen sein.
Bei den Wirbeltieren ist man
von vornherein geneigt, die
Zunge als Sitz des Geschmack anzusehen, und das mag für die meisten Landtiere, wo
ihr feinerer
Bau im ganzen betreffs der Nervenendigungen demjenigen des
Menschen mehr oder weniger ähnlich ist, zutreffen.
Für die Fische,
[* 10] die überhaupt nur eine rudimentäre
Zunge besitzen, ist das sehr zweifelhaft, ebenso für gewisse
Vögel
[* 11] (z. B. dem Pelikan). Auch bei den Schlangen
[* 12] kann die
Zunge, die beim
Schlingen weit nach vorn liegt, kein
Geschmacksorgan enthalten, wie das überhaupt für alle
Tiere, die ihre
Beute ganz oder in sehr großen
Stücken verschlingen,
sehr zweifelhaft ist. Die
Vögel haben mit wenig Ausnahmen eine von festem Hornepithel überzogene
Zunge, und ihr Schmecken
vollzieht sich wahrscheinlich im
Gaumen. Wirbeltiere, die ihre
Beute lebend und ganz verschlingen, haben vielleicht gar kein
Geschmacksorgan in dem
Sinne wie wir, es kann ihr Lustgefühl am Fressen möglicherweise auf eine ganz andere Art, etwa unmittelbar
durch Gefühle, welche die sich bewegenden, zappelnden
Bissen verursachen, erregt werden.
In ästhetischer
Beziehung heißt Geschmack die Fähigkeit, das Schöne in der Natur wie in Kunstwerken zu empfinden
und es vom Häßlichen zu unterscheiden. Insofern diese Fähigkeit lediglich der Gefühlsseite des
Menschen angehört, glaubt
man wohl dem subjektiven Belieben größern
Raum gestatten zu können, und in diesem
Sinne sagt man, daß sich über
den Geschmack nicht streiten lasse. Insofern aber das wahrhaft Schöne und Künstlerische festen Gesetzen unterliegen
soll, deren
Darstellung die
Aufgabe der Ästhetik (s. d.) wäre, könnte nur derjenige ein gebildeter
genannt werden, dessen
Urteil mit diesen allgemeinen Gesetzen übereinstimmt. Doch ist es sehr fraglich, ob es nicht gleichberechtigte
entgegengesetzte Geschmacksrichtungen giebt.
Steine, s. Gemme
[* 16] und
Steinschneidekunst. ^[= Glyptik, Gemmoglyptik, die Fertigkeit, aus Edelsteinen oder Halbedelsteinen, Muscheln, Glas ...]
[* 17]
[* 18] (frz. étage), in der
Baukunst
[* 19] soviel wie
Stockwerk. Man unterscheidet beim Wohnhausbau von unten nach oben
fortschreitend
Kellergeschoß
(Souterrain), Erdgeschoß
(rez-dechaussée), zwischen diesem und dem folgenden öfters ein Zwischen-
oder Halbgeschoß
(Entresol,
Mezzanin), dann das erste
Stockwerk (Hauptgeschoß,
bel-étage), das zweite,
dritte
Stockwerk u. s. w., endlich das Dachgeschoß
(Mansarde). Die Anzahl der Geschoß ist in den einzelnen
Ländern sehr verschieden,
am größten wohl in England und
Amerika.
[* 20] In
Deutschland
[* 21] ist die Zahl der Geschoß im städtischen Wohnhausbau meist abhängig von
der
Breite
[* 22] der betreffenden
Straße, da viele Bauordnungen verbieten, die Häuser höher zu führen, als
die
Straße breit ist, um den gegenüber liegenden
Gebäuden das Licht
[* 23] nicht zu sehr zu nehmen. Die Höhe des einzelnen Geschoß beträgt
für bessere städtische Häuser jetzt 3,5 bis 4,0 m lichte Höhe, sollte aber selbst in den bescheidensten Wohnhäusern
nicht unter 2,5 m. herabgehen.
[* 18] Wurfkörper, Projektil, auch
Kugel (frz. projectile), ein meist regelmäßig gestalteter, mit der
Hand
[* 24] oder
einer besondern Vorrichtung fortzuschleudernder Körper, der einen in größerm Abstand befindlichen Gegenstand treffen und
denselben gefährden oder vernichten soll. Geschoß, welche mit der
Hand entsendet werden, kommen jetzt noch bei Naturvölkern vor;
bei Kulturvölkern werden sie nur in
Verbindung mit Feuerwaffen als Kriegsmittel, zu Jagdzwecken, zur Selbstverteidigung u. s. w.
gebraucht.
Ein zufällig vorhandener oder mit Vorbedacht ausgewählter
Stein ist als das erste Geschoß zu denken. Ein zugespitzter
Stab,
[* 25] in
seiner Längenrichtung fortgeschleudert, kann bereits als ein Fortschritt gelten; er führte auf die Wurflanze,
den Wurfspieß/Speer oder Ger, die auch als
Stoßwaffen dienten. Hierher gehörte ferner das Wurfbeil und die Wurfkeule der
Kelten, sowie die noch heute im Gebrauch befindliche Wurfsichel der polynesischen
Stämme, der sog.
Bumerang (s.d.). Näheres
über
Speere, Wurfspeere und Wurflanzen s.
Speer.
Um den geworfenen Körper aus größerer Ferne oder mit erhöhter Wirkung und Genauigkeit auf
¶
forlaufend
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den Gegner oder das zu erlegende Tier zu richten, als es mit der bloßen Hand oder in Verbindung mit der Schleuder
[* 27] möglich
war, benutzte man die Elasticität des Holzes, Horns, Stahls oder der Tiersehnen als bewegende Kraft.
[* 28] Die älteste Waffe der
Art ist der Bogen
[* 29] (s. d.), sein Geschoß der Pfeil (s. d.).
Im Mittelalter tritt zum Bogen die Armbrust
[* 30] (s. d.), mittels welcher der Bolzen (s. d.) geschossen wird, und der Valester (s. d.)
oder die Steinschleuder, welche Kugeln aus gebranntem Thon, Marmor oder Blei
[* 31] entsendet.
Zum Schlendern schwererer Geschoß dienten im Alter- tum und Mittclalter die Kriegsmaschinen (s. d.). So schössen die
Euthytonen der Griechen Pfeile von 0,75 bis 2 m Länge und einem Gewicht von 0,25 bis 2 kF, die Palintonen
warfen Steine von 4,5 bis 80 KZ Schwere. Bei denRömern findet sich zuerst der Feuerpfeil. (S. Falarika.) Die Byzantiner be- dienten
sich der Kriegsmaschinen, um Töpfe mit Griechischem Feuer (s. d.) auf den Feind zu schleu- dern. Im Mittelalter
warf man Steinkugeln und Steinmassen bis zu 30 Ctr.
Gewicht, auch Mengen kleiner Steine, die ähnlich wie der spätere Haael gleichzeitig entsendet werden, ferner mit Nägeln
be- schlagene Balken, Feuerpfeile, mit Brennstoffen ge- füllte Fässer, glühende Eisenstücke und selbst Leich- name von
Menschen und Vieb. Bei den Feuerwaffen scheint man anfänglich die Geschoß der mittelalterlichen Kriegsmaschinen bei- behalten und
namentlich große Pfeile und Stein- blöcke benutzt zu haben. Seit der Mitte des 14. Jahrh, trifft man hauptsächlich steinerne
Ku- geln, die je nach dem verfügbaren Material aus Marmor, Vafalt oder Ziegel bestanden, bisweilen auch
mit Blei überzogen waren.
Die Bearbeitung solcher Kugeln war häusig unvollkommen. Für kleinere Geschoß wird späterhin für leichtere Handfeuer- waffen
fast ausschließlich Blei benutzt, doch kommen im 15. und 16. Jahrh, auch bronzene Kugeln vor. Eiserne Vollkugeln, infolge der
noch seltenen An- wendung des Eisengusses anfänglich wenig ver- breitet, wurden unter Ludwig Xl. in Fra'.'.kvcich
zu- erst allgemein eingeführt. In Deutschland ist die EisenkMl erst gegen 1500 in größerer Menge an- gewandt worden.
Infolge des höhern specifischen Gewichts des Eisens gegenüber dem Stcin konnten die Kaliber herabgesetzt werden. GrößereHand feuerwaffen wenden gleichfalls eiferne Kugeln an. Glühende Eifcnstücke und -Kugeln hatte man fchon
aus den Gewerffen geschleudert, die Anwendung glühender Kugeln bei Geschützen beginnt mit etwa 1400. Andere Brandgeschossc
ls. d.) wurden noch lange Zeit aus Schleudermaschinen geworfen und konnten bei Geschützen erst dann Verwendung finden, nachdem
man dem Brandsatz eine ^toßplatte oder ein Gerippe von Eisen
[* 32] zum Schutz gegen die zertrüm- mernde Wirkuug
der Pulverladung gegeben hatte. So entstand die Brandkugel oder Karkasse ls. d.). Um 1450 kommen ähnlich eingerichtete Leuchtkugeln
vor.
Springende Kugeln sollen um 1430 von einem bürsten Malatesta von Nimini erfunden worden 1in; man nimmt an, daß sie aus zwei
zusammen- geschmiedeten Halbkugeln bestanden haben. Die im ganzen gegossenen eisernen Hohlkugeln sckeint
man zuerst als Handgranaten oder Handdombcn aus freier Hand oder aus kleinen Mörsern geworfen
m haben (1500). Bomben aus größern
Geschützen kommen um die Mitte des 16. Iabrh. vor. Die Anwendung cmcr größern Anzahl Geschoß zu cincm 6-nj.
l. ssig. 2. Schusse, der sog. Hagel- oder Igelschuß, scheint schon um 1450 bekannt gewesen zu sein. Aus
dem Hagel entwickeln sich die Kartätschen (s. d.); um 1590 wird die Veutelkartätsche erwähnt, ein mit
Handbüchsenkugeln gefüllter Sack, der mit Weiden- ruten korbartig umflochten ist. Eine andere Art, die Geschoßwirkung zu
verviel- fältigen, zeigen die Kettenkugeln
[* 26]
(Fig. 1) und die Stangenkugeln
[* 26]
(Fig. 2), bereits zu Anfang
des 16. Iabrh. .^^-^ erfunden.
Mit der weitern Ausbildung dcr Hohlkugeln ver- schwinden die Eteinkugeln, welche sich am längsten bei Mörsern erhalten
hatten. Steinhagel ans Mörsern behauptet sich bis in die neuere Zeit. Im 1.1609 (nach andern schon 1573) kommen
mit Bleikugeln gefüllte Hohlgeschosse ls. Hagel) vor, die indes erst 200 Jahre später als Shrapnels Bedeutung gewinnen.
Die zum Sprengen
[* 33] der Hohlkugeln bestimmte Pulverladung wird mit- tels eines Zünders, d. i. einer mit verdichtetem Pulversatz
gefüllten Holzröhre entzündet.
Dieser Brennzünder (oder Vrandröhre) sitzt in einer Öff- nung des Geschoß, dem Mundloch, und
wird anfänglich durch ein bcfonderes Zündloch im Geschützrohr beim Abfeilern des Gefchützcs entzündet. Man sprach infolgedessen
von Bomben mit zwei Feuern (ü. äeux t'6ux). Später überließ man es den Gasen der Ge- schützladung, welche durch den Spielraum
zum Zünder gelangen können, den letztern in Brand zu setzen. Schon Kasimir Simienowicz in seiner «^1-3
MÄZUK6 Artillerie» (1649) thut dessen Erwähnung; angenommen wird das Verfahren aber zuerst 1747 durch Valliöre in Frankreich.
Ein Regeln der Vrennzeit des Zünders nach der Flugzeit und Schußweite des Geschoß war schon um 1680 bekannt, indessen
kam es erst viel später zum allgemeinen Gebrauch. Schon um 1590 gab es Fallnindcr oder Perkussionszünder,
die sich beim Aufschlag des Geschoß entzünden', sie blieben indes bei der Mangelhaftigkeit ihrer Konstruktion noch lange ohne
Bedeutung. Kartätschen kamen namentlich durch Gustav Adolf (1620) beim Feldgeschütz zur Geltung und damit verschwanden Kettcnkugcln
u. s. w. bald.
Außer den Veutc-lkartätschcn wendete man Trauben- und Büchsenkartätschen an, bci jenen waren die Kugeln
aneinander gekittet und durch Netze verschnürt, bei diesen in cylindrischen Blech- büchsen enthalten. An Stelle der Bleikugeln
traten eiserne. Bei Mörsern kam der Wachtelwurf oder Granathagel (f. Granate) zur Anwendung, der sich ähnlich, wie die Kartätschen
aus Vollkugeln, aus kleinen Hohlkugeln zusammensetzt. Gegen Ende des^18. Jahrh, fanden sich als Geschoß der
Geschütze
[* 34] eiserne Vollkugeln, Hohlkugeln, bci Haubitzen Granaten,
[* 35] bei Mörsern Bomben'genannt, Kartätschen (namentlich in
Büchsen), Vrandkugcln, Brandgranaten
[* 26]
(Fig. 3) und Brandbomben ls. Brandgescbosse), Leuchtkugeln, bei schweren Mörsern auch
Steinhagel und ^ /^^ Wachtelwurf. DieV 0llkugeln (Fig. !) werden bei leichten Gefchützen in halb- kugelförmig
ausgehöhlten Spiegeln von Holz
[* 36] gelagert. Glühend gemacht dienen sie als Brand- geschosse. Die Hohlkugeln
[* 26]
(Fig. 5) sind konzcn-
trisch gcgosj'cn. Dic Einrichtung der V ü
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