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s2 Bde., Berl. 1885);
Krasft, Lebrbuch der Land' wirtfchaft, Bd. 2 15. Aufl., ebd. 1890). Gerstel, soviel wie große Graupen. Gerstenberg, Heinrich Wild. von, Dichter uud Kritiker, geb. 3. Jan. 17.'"? zu Tondern in Schles- wig, wo sein Vater als Rittmeister in dän. Diensten stand, studierte 1757-59 in Jena [* 2] die Rechte, trat dann als Kornett in dän. Kriegsdienste und ward I7 Rittmeister.
Nach Friedrichs V. Tode, 1766, ans geringes Wartegeld gesetzt, ward er, wie es scheint, von Nernstorsj in der dentschen Kanzlei kom- missariscb bescbästigt, doch erst 1771 ans dem Mi- litärdienste entlassen. 1775 wnrde er dän. Resident und Konsul in Lübeck' [* 3] doch ward er infolge seiner Scknlden des Amtes nicht srob.
Später lebte in Eutin, seit 1786 inAltona, wo er 1789 zum Mitdireltor des Lotto Justizwesens ernannt wurde und namentlich durch eine 179";
geschlossene zweite Ebe in geregeltere Verbältnisse geriet. 1812 legte er sein Amt nieder und starb 1. Nov. 182',. Schon seine «Tändeleien» lLpz. 1759 n. ö.),
kleine graciöse analreontifcke Erzählungen, trugen ibm verdienten Beifall ein;
ibnen verwandt waren die fckon srübcr verfertigten «Prosaischen Gedichte» (Altona [* 4] 1759). Mit dein «Gedicht eines Skalden» lKopenb. l 766;
mit dem «llgolino», neu hg. von Hamcl in Kürschners «Deutsckcr Natiouallitteratur», Stuttg.
1881) sübrtc er den Bardenkultus in die deutsche Ticktung ein. Seine musikalisch gedachte Kantate «Ariadne anj Naros» (Kopenh. 1767) leitete die Gattung des Duo- dramas ein.
Seinem mit I. F. Schmidt herausge- gebenen «Hvpochondriston» (2 Bde., Schlesw. 1763; 2. vermehrte Aufl. 1781) reihten sich die «Briese über Merkwürdigkeiten der Litteratur» (1 Samm- lungen, 1766-70; Neudruck in Seufferts «Litte- raturdenkmalen des 18. und 19. Jahrb.», Nr. 29 und 3l, Heilbronn [* 5] 1888 u. 189l) an, eine der an- regungvreichsten kritischen Zeitschriften der Zeit, in der Gerstner mit sicherm Takt zu Gunsten des Voltsliedes und zur richtigen Würdigung Sbakespeares das Wort ergriff und den wichtigen Begriff de5 «Genieo» zu erfassen suchte.
Großes Aussehen endlich erregte er durch sein Trauerspiel «Ilgolino» iHamb. 1768), das trotz des bizarrenStofss, denG.Danteentnahm, ein originelles Talent in Anlage der Ebaraktere und Behandlung der Sprackc verkündete und die unlös- bare Aufgabe, das hoffnungslose Verbungern einer edeln Familie dramatisch darzustellen, der Lösung mit virtuoser Kraft [* 6] nahe brachte.
Damit aber war der Höhepunkt erreicht.
Das Melodrama «Minona, oder die Angelsachsen» (Hamb. 1785) ist ein schwachem opernhaftes Bardenstück.
Seitdem wandte sich Gerstner ausschließlich der Kantschen Philosopbie zu und gab «Die Tbeorie der Kategorien entwickelt und erläu- tert» lAltona 1795) und ein «Sendschreiben an Vil- lers, das gemeinschaftliche Princip der tbeoretiscken und praktischen Philosophie betreffend» lcbd.
1821) beraum. Er selbst besorgte eine Sammlung seiner «Vermischten Schriften» (3 Bde., Altona 1815-17). ^
Vgl. Weilcns Einleitung zu den Briefen über Merkwürdigkeiten der Litteratur Litteraturdenkmalen", Nr. 3(), Stuttg. 1890).
Gerstenfliege, soviel wie Fritfliege (s. d.). Gerstenkorn, ein kleines, besonders im Alter- tum bei mebrern Völkern gebräuchlich gewesenem Längeinnaß und ein kleines Gewicht der allen Zeit. Im Britischen Reiche und in den Vereinigten [* 7] Staa- ten von Amerika [* 8] wurde ebemals der Zoll iim-n) desLänacnmaßes s^ '^ Zich) gesetzlich in 3 Gersten- körner (bn1 c",rn5) geteilt. Dief^^ britische Gerstner oder V us') ist ^ 8,^ nun. Gerstenkorn .naarbalgdrüsen der Augenwimpern, entsteht ge- lvöbnlich in Gestalt einer kleinen entzündlichen, ge- röteten, von stechenden Schmerzen, Lichtscheu ttttd Thränenfluß begleiteten Anschwellung am Lidrande, die nach einigen Tagen entweder in Zerteilung oder bäufiger in Eiterung übergeht.
Dem Gerstner sehr ähn- lich ist das v agelko r n lclilli^ion), eine härtliche, allmäblicb wachsende Geschwulst inl Lidlnorpel. häufig tonnnen mebrere Gerstner bintereinander vor oder es entwickeln sich solche, namentlich bei skrofulösen Kindern, wäbrend längerer Zeit in Pausen von einigen Wochen.
Die Vebandlung beschränkt sich am zweckmäßigstell auf die Anwendung warmer Breiumschläge «Semmel in Milch), um die Schmer- zen zu lindern und die Eiterung zu befördern, am besten ist die baldige Eröffnung des lleinen Abscesses. Gegen bäufig wiederkebrende Gerstner sind leichte Ab- fübrungen, saliniscbe Mittel und Solbäder, ferner Äugendoucben nützlick. Gerftenputzmaschine, s. Äialzputzmaschine. Gerstenwalch, Unkraut, s. ^s^^i'^. Gerftenzucker, eine bei Beschwerden der At- muug^orgaue verwendete Forni des Zuckers, wird erhalten, indem man weißen, raffinierten Zucker [* 9] Milben- oder Rohrzucker) unter Zusatz von etwas Waffer bis auf 160 s'. erhitzt, wobei der Zucker zu einer farblofen klebrigen Masse schmilzt, die nach dem Erlalten zu einer durchsichtigen amorphen Masse erstarrt; vor dem Erkalten wird sie in Strei- fen zerschnitten, die zu Stengeln gerollt oder ge- wunden werden und den Gerstner darstellen. Nach längerm Ausbewabren wird derselbe undurchsichtig (»stirbt ad"" und zeigt dann ein krvstaklinisches Gefüge. Häufig wird der Gerstner durcb rote Farbstoffe gefärbt und auch aromatifiert. Der Gerstner unterscheidet sick vom gewöbnlicken Zucker nur durch seiue äußere ^orm und er besitzt daher ancb keine besondere arz- neilicbe Wirtuug. Die M a lzbo n b o n s sind häusig nichts weiter als Gerstner, die Präparate der bekanntern größern Malzertrattfabritantcn entbalten indes mehr oder minder Malzertrakt. Gerstcr, Etclka, ^pernsängcrin ihoher Sopran), geb. N'.Iuni 1857 in Kasckau, Schülerin der Frau Marcbesi in Wien, [* 10] debütierte 1876 zu Venedig [* 11] als Gilda sang dann in Marseille, [* 12] Genua, [* 13] Berlin [* 14] und London [* 15] mit großem Beisall.
Sie vermählte sich im Mai 1877 mit ihrem Impresario Earlo Gardini. Gerstner, ^ranz Ant., Ritter von, Ingenieur, Sohn des folgenden, geb. zu Prag, [* 16] besuchte das Polvtecbnifche Institut daselbst und wurde 1818 Professor der praktifchen Geometrie am ehemaligen Polvtechnifchen Institut, der jetzigen Technischen Hochschule, zu Wien;
gleichzeitig ließ cr dic Schrift «Lchrgcgenständc der praktischen Geome- trie» iWien 1818) erscheinen.
Das von seinem Vater inzwischen zur Reife gebrachte Projekt, die Moldau mit der Donau durch eine Eisenbabn (für Pferde) [* 17] von Pudweis bis Linz [* 18] zu verbinden, veranlaßte ihn 1822 zu einer Reife nach England, um dort das Eisenbahnwesen genauer kennen zu lernen.
Hierauf vollfübrte er 1823 - 21 dic Vorarbeiten für die erwähnte Babnstrecke, zu deren Herstellung ihm das Privilegium erteilt wurde.
Wäh- rend er nun 1825 die Ausführung der Balm be- gann, verzichtete cr auf seme Professur in Wien ¶
Gerstner,
Franz Jos., Ritter von, Ingenieur, geb. zu Komotau in Böhmen, [* 19] gest. zu Mladèjow bei Jičin, war Gründer und erster Direktor des aus der Ingenieurschule an der Prager Universität 1806 hervorgegangenen Polytechnischen Instituts zu Prag, der ältesten Anstalt dieser Art in Deutschland [* 20] und Österreich. [* 21] Gleichzeitig war Gerstner Wasserbaudirektor Böhmens und verfaßte zahlreiche Abhandlungen auf dem Gebiete der Astronomie, [* 22] Mechanik u. s. w., von welchen insbesondere die Arbeit «Ob und in welchen Fällen der Bau schiffbarer Kanäle Eisenwegen oder gemachten Straften vorzuziehen sei» (Prag 1813) von großer Bedeutung für die Entwicklung des Eisenbahnwesens in Mitteleuropa wurde.