forlaufend
874
(1888) 1816 E., darunter 40 Evangelische.
Die Ge- meinde liegt am Südfuß des Nigi auf dem Nordufer des Vierwaldstättersees, dessen mittleres Becken ge- wöhnlich als Gersauersee bezeichnet wird.
Den Kern der Gemeinde bildet das Pfarrdorf Gerson, wel- ches 6 km westlich von Brunnen, [* 2] in 460 in Höhe am Seeufer, von Wiesen und Weiden, Obstgärten und Waldungen umgeben, liegt.
Dasselbe besitzt Post und Telegraph, [* 3] eine schöne, 18 l 2 vollendete Kirche, mehrere Kurhäuser, Gasthöfe und drei Sei- denfabriken (Florettspinnereien und Zwirnereien).
Mit den übrigen Uferorten des Sees ist das Dorf durch die Dampferlinie Luzern-Flüelen, mit Brun- nen und Weggis durch eine Fahrstraße, mit dem ^ zur Gemeinde gehörigen Kurhaus Rigi-Scheideck ^ (s. Rigi) durch einen Saumweg verbuuden.
Die an- mutige Umgebung, die geschützte Lage und das milde Klima [* 4] (Jahresmittel 10,0?" ().,
Winter 1,95° (^., Früh- ling 10,02" d), welches Edelkastanien und Feigen- bäume im Freien gedeihen läßt, macken Gerson zu eiuem auch im Winter besuchten klimatischen Kurort. - Gerson gehörte im Mittelalter zum Thür- und Zürich- gau, kam dann dnrch Verpfändnng an die Edeln von Moos zu Luzern, [* 5] kaufte sich 1390 los und behaup- tete, nachdem es 1359 das Laudrecht der Waldstätte und 1433 von Kaiser Sigismund die Bestätigung seiner Freiheiten erhalten hatte, als die kleinste Re- publik Europas und «Zugewandter Ort» der Eid- genossenschaft, vier Jahrhunderte lang seine Souve- ränität.
Infolge der helvet. Staatsumwälzung von 1798 wnrde Gerson dem damaligen Kanton [* 6] Vierwald- stätten und 1803 dem Kanton Schwyz zugeteilt. Berühmt war ehedem (bis 1840) die Gersauer «Gaunerkilbe», ein dreitägiges Fest aller Heimat- losen und Landstreicher aus uah und fern. -
Vgl. E. Osenbrüggen, Neue kulturhistor.
Bilder aus der Schweiz [* 7] (Lpz. 1864).
Gersch (Mehrzahl Gurusch oder Grusch), arab. Name des türk. und des ägypt. Piasters (s. d.). Gersdorf.
1) Gerson bei Ernstthal, Dorf in der Amtshauptmannschaft Glauchau [* 8] der sächs. Kreis- hauptmannschaft Zwickau, [* 9] 5 km südlich von Ernst- thal, hat (1890) 0940 (3006 männl., 2934 weibl.) E., darunter 355 Katholiken, Post, Telegraph, 3 Strumpf- fabriken, 3 Ziegeleien, Brauerei, Kesselschmiede, 2 Steinkohlengruben (Kaisergrube und Pluto-Mer- kur), Kohlenstaubmühle und 3 Mahlmühlen. - 2) Alt-Gersdorf, Dorf in der Amtshanptmann- schaftLöbaudersächs.KreishauptmannschaftVantzen, an der böhm. Grenze, am Ursprung der Spree, an der Linie Vischofswerda-Zittau (Station Alt- und Neu- Gersdorf) der Sächf.
Staatsbahnen, [* 10] hat (1890) 3966 (1902 männl., 2064 weibl.) E., Metall- uud Eisengießereien, Fabrikation von Vanmwoll- und Halbwollwarcn, mechan. Fahr- und Webstühlen, Maschinen, künstlichen Blumen und Schuhwaren, Strumpfstrickerei und 3 Dampssägewerke. - 3) Neu- Gersdorf, Dorf ebendaselbst^ hat (1890) 4972 (2363 männl., 2609 weibl.) E., Post, Telegraph, bedeutende Fabrikation von Baumwoll- und Halb- wollwareu. Gersdorff, Herm. Ernst von, prenß.
General, geb. zu Kiehlingswalde bei Görlitz, [* 11] erhielt seine Erziehung im Kadettenhause zu Dres- den, trat 1827 in das preuß. 2. Garderegiment zn Fuß und beteiligte sich 1842-43 an dem Feldzuge im Kaukasus. 1848 wurde Gerson nach Schleswig-Hol- stein kommandiert zur Organisation der dortigen Armee und war 1849 in den Gefechten bei Schles- wig, Hadersleben [* 12] und Kolding zugegen. 1853 kam er als Major zum Generalstabe der 16. Division, 1859 als Commandeur zum 4.Iägerbataillon, 1860 als Oberst zum Infanterieregiment Nr. 67. Im I. 1864 erhielt er als Generalmajor das Kommando der 11. Infanteriebrigade und kämpfte 1866 bei Münchengrätz und Königgrätz. [* 13] Er erhielt nach dem Feldzuge als Generallieutenant das Kommando der 22. Division, an deren Spitze er sich bei Wörth [* 14] aus- zeichnete.
Bald darauf übernahm er für den ver- wundeten General von Vofe die Führung des 11. Armeekorps, mit dem er in der Schlacht von Sedan [* 15] bei Donchöry über die Maas ging und der franz. Armee den Rückzug in nordwestl. Richtung verlegte. Dabei erhielt er eine tödliche Verwundung, der er 13. Sept. erlag. 1889 erhielt das Hess.
Füsilierrcgiment Nr. 80 seinen Namen. -
Vgl. Hauptmann Schulz, Herm. von Gerson (Berl. 1891).
Gersemi, Tochter der Freyja (s. d.). Gersfeld.
1) Kreis [* 16] im preuß. Reg.-Bez. Cassel, hat 357,49 hkm, (1890) 21515 (10 286 männl., 11229 weibl.) E., 2 Städte, 52 Landgemeinden und 4 Gutsbezirke und bildete bis 1866 ein Bezirksamt im bayr. Neg.-Bez. Nnterfranken. - 2) Kreisstadt im Kreis Gerson, an der Fulda [* 17] und an der Nebenlinie Fulda-Gerson (27,i Icin) der Preuß.
Staatsbahnen, hat (1890) 1434 E., darnnter 239 Katholiken und 79 Is- raeliten, Post, Telegraph, eine evang. und eine lath. Kirche, drei Schlösser, Mühlen [* 18] und Fabrikation von Drehorgeln, Spielwaren und Tabak. [* 19] Gerson (spr. schärrßöng), Joh. von, eigentlich Jean Charlier, Theolog, geb. in Gerson im Bistnm Reims, [* 20] studierte zu Paris [* 21] unter Peter d'Ailly, trat 1381 als Lehrer auf, wurde 1392 Doktor der Theologie und 1395 Kanzler der Univer- sität. Er wirkte eifrigst mit zur Beseitiguug des großen päpstl.
Schisma und zur Reformation der Kirche auf den Konzilien zu Pifa und Konstanz. [* 22]
Zur Vorbereituug der Verhandlungen zu Pifa sprach in den Schriften «Do nnitg,t6 6cci68iÄ8ti(H» und «1)6 lliifei-iliilitllto MM6 ad 6cci68ia» die Superiorität des ökumenischen Konzils über den Papst und die Ab- setzbarkeit des letztern aus, und als Johann XX114. ein zweites Konzil nach Rom [* 23] ausschrieb, wies er in der Schrift «D6 nw(1i3 nnienäi ao i-ot'oi-nianäi 6o cikLiÄin in concilio univki^ii» nach, daß eine gründliche Reformation nnr auf einem vom Papste unabhängigen Konzil zu stände kommen könne. Dabei hielt er jedoch an den rö'm. Dogmen und Kirchengebräuchen fest, stimmte auf dem Konstanzer Konzil für die Entziehung des Laienkelchs und hatte einen .Hauptanteil an der Verurteilung von Huß und Hieronymus. Nach dem Konzil entzog er sich den Nachstellungen des Herzogs von Burgund, des Mörders des Herzogs von Orleans, durch Flucht nach Tirol, [* 24] weil er den Ausführungen des Franzis- kaners Jean Petit, der diefen Mord als erlaubten Tyrannenmord verteidigte, entgegengetreten war. 1419 begab er sich nach Lyon, [* 25] wo er in einem Kloster für Kindererziehung thätig war und starb. Gerson war ein gelehrter Theolog, schon bei Leb- zeiten Doctor c1ii'i8tiHni88inni8 genannt, suchte Scho- lastik und Mystik zu einer höhern Einheit zu ver- schmelzen (in: " (16 tlißolo^ia, IN^8- Uc^») und das theol.
Studium durch die Versenkung in die Bibel [* 26] zu vertiefen (in: «I6 i-MrinÄtions tliLolo^iak»).
Auch verfaßte er zahlreiche erbauliche Traktate, die zu feiner Zeit, z. B. anch von Geiler von Kaysersberg, hochgeschätzt wurden und wurde ¶