(Hercynia silva), in dem die alten Geographen die Gabreta
(Böhmerwald), das Asciburgische oder Vandalische
Gebirge (Riesengebirge),
die Sudeta
(Erz-, Fichtelgebirge und Thüringerwald), den Teutoburgerwald, die Bacenis
(Harz), den
Taunus, die
Abnoba oder den
Marcianischen
Wald
(Schwarzwald) unterschieden. Von den
Strömen kannten sie Rhein und Donau nebst den Nebenflüssen; aber auch
die Ems
[* 2]
(Amisia), Weser (Visurgis) und
Elbe
(Albis) hatten die
Kriege ihnen bekannt gemacht. Handelsbeziehungen brachten ihnen
die
Kunde von Oder und Weichsel, von der Ostsee und
Skandinavien. (Hierzu Karte:
Germanien
[* 3] im 2. Jahrhundert nach
Christus.)
Im Mittelalter nannte man Germania
[* 4] oft schlechthin das Land östlich vom Rhein, und bei
Italienern (Germania),
Engländern, Amerikanern
(Germany) ist es noch heute die Bezeichnung des
DeutschenReichs.
Eine Hauptquelle unserer Kenntnis von den
Germanen bildet die gewöhnlich «Germania» genannte
Schrift des
Tacitus (s. d.),
deren
vollständiger
Titel wahrscheinlich
«De origine situ moribus ac populis Germanorum liber» war.
Ihre Genauigkeit wird allerdings
durch den rhetorischen
Ausdruck und die romantische Stimmung, die auf dem Ganzen ruht, getrübt. Die
Ausgaben
sind zahlreich, ebenso die Erläuterungsschriften. Zusammenzufassen suchte sieAnt.
Baumstark in «Urdeutsche
Staatsaltertümer»
(Berl. 1874); ders., «Ausführliche Erläuterung des
allgemeinen
Teiles der Germania» (Lpz. 1875); ders., «Ausführliche
Erläuterung des besondern völkerschaftlichen
Teiles der Germania des
Tacitus» (ebd. 1880). -
Vgl.
Bergk, Zur
Geschichte und
Topographie der Rheinlande (Lpz. 1882);
Riese, Das rhein.
Germanien in der antiken Litteratur (ebd. 1892).
[* 4] die Personifikation
Deutschlands,
[* 5] ist durch die bildenden Künste mehrfach als eine edle Frauengestalt im
Waffenschmuck dargestellt worden. Unter den Gemälden sind Lorenz Clasens Germania auf der Wacht
am Rhein (im Rathaus zu Krefeld)
[* 6] sowiePhil.
Veits Germania (Museum zu
Leipzig)
[* 7] die bekanntesten. Die zur
Erinnerung au die deutschen
Siege von 1870 und 1871 errichteten zahlreichen
Sieges- und Kriegerdenkmäler zeigen meist ähnliche
Typen; so die Germania auf dem
Altmarkt zu
Dresden
[* 8] (1880; modelliert von Rob.
Henze, in Marmor ausgeführt von Cellai in
Florenz),
[* 9] die bronzene Kolossalstatue der Germania von Joh.
Schilling auf dem 1883 enthüllten
Nationaldenkmal auf dem Niederwald (s. d.), die Germania von
Siemering
(Bronze)
[* 10] auf dem 1888 enthüllten Siegesdenkmal zu
Leipzig;
ferner die 1893 von R.
Begas modellierte und von Heinr. Seitz in
München
[* 11] in Kupfer
[* 12] getriebene Kolossalgruppe
der Germania (8,5 m; die Germania zu Roß, zur
Rechten geführt von einem
Krieger, zur Linken vom Genius des Ruhms), bestimmt für
das neue
Reichstagsgebäude in
Berlin.
[* 13]
Die Germania wurde begründet
und
war in erster Linie für die Katholiken
Berlins und der Diaspora bestimmt, wurde aber nach
Bildung der
Centrumsfraktion des
preuß. Abgeordnetenhauses und des
Reichstages Hauptorgan und, namentlich im Kulturkampf, Stimmführerin
dieser Partei.
Cäsar, geb. im Sept. 20
v. Chr., war der Sohn des NeroClaudius Drusus Germanicus, des
Bruders
des
Tiberius, und der jüngern
Antonia, einer Tochter des Triumvirs
Antonius. Nach dem Willen des
Augustus, der sogar daran gedacht
hatte, ihn zu seinem Nachfolger zu machen, adoptierte ihn 4 n. Chr. sein von
Augustus adoptierter Oheim
Tiberius, sodaß nun
sein voller
Name Germanicus Julius
Cäsar war. Er stand diesem sodann im
Kriege gegen die Pannonier und Dalmatier
in den J. 7-9 n. Chr. mit solcher Auszeichnung zur Seite, daß ihm nach seiner Rückkehr
die
Insignien des
Triumphs verliehen wurden. Im J. 11 begleitete er den
Tiberius nach der
Niederlage des
Varus auf dem Heerzuge
nach dem Rhein, zur Sicherung der german. Grenzen.
[* 15]
Nachdem er in
Rom
[* 16] das
Konsulat im J. 12 verwaltet hatte, erhielt er den Oberbefehl über
Gallien und die acht
Legionen, die am
Rhein standen. Nach
Augustus'
Tode im J. 14 brach unter den
Soldaten der vier niederrhein.
Legionen, welche
Erhöhung desSoldes
undAbkürzung der Dienstzeit forderten und aus
Abneigung gegen
Tiberius den Germanicus zum Nachfolger des
Augustus
ausrufen wollten, ein
Aufstand aus, den Germanicus durch
Milde, sein Legat
Cäcina durch Gewalt unterdrückte. Germanicus führte hierauf, um
seine
Soldaten zu beschäftigen (denn nach des
Tiberius' Wunsch sollte Germanicus nur die Rheingrenze kräftig schützen, in
Germanien keine neuen Eroberungen machen), die
Legionen bei
Xanten im Okt. 14 über den Rhein, überfiel die
Marser zwischen
der obern und mittlern Lippe
[* 17] und
Ruhr bei einem nächtlichen Feste und zerstörte ihr berühmtes Heiligtum der
Tamfana.
Über
seine weitern Kämpfe in
Germanien s.
Arminius.
Nachdem Germanicus im J. 17 nach
Rom zurückberufen worden war, sandte ihn
Tiberius mit ausgedehnten
Vollmachten
ab zur Ordnung der Angelegenheiten des
Orients; zugleich ernannte er den
CalpurniusPiso zum
Statthalter von
Syrien, der aber,
sei es infolge geheimer
Aufträge des
Tiberius, sei es aus eigenem
Antriebe, dem Germanicus überall entgegenwirkte. Germanicus starb bald nach
seiner Rückkehr von einer
Reise nach
Ägypten
[* 18] 9. Okt. 19 zu
Daphne in der Nähe von
Antiochia, wie er und seine Umgebung, schwerlich
mit
Recht, glaubten, von der Frau des
Piso, Plancina, vergiftet. Seine
Asche wurde zur Beisetzung im Grabmal des
Augustus von
seiner Gattin
Agrippina (s. d.) nach
Rom gebracht. Diese selbst und zwei ihrer
Söhne fanden später durch
Sejans
Intriguen einen elenden
Tod; ein dritter, Gajus
(Caligula), wurde verschont. Auch drei
Töchter überlebten ihn, darunter
Agrippina (s. d.).
Germanicus besaß bedeutende litterar.
Bildung; als Redner wie als Dichter in lat. und griech.
Sprache
[* 19] wird er von Zeitgenossen wie
von spätern gerühmt. Eine freilich nicht sehr hoch anzuschlagende
Probe seiner dichterischen Thätigkeit
ist noch erhalten in den (mit Unrecht von manchen Gelehrten für ein Jugendwerk des Domitianus gehaltenen) «Aratea»
(«Phaenomena» und «Prognostica»,
letzteres nur in Bruchstücken),
einer freien Bearbeitung der astron. Gedichte des
Aratus, welche im spätern röm.
Altertum
als Schulbuch benutzt worden ist (beste
Ausgaben¶
mehr
von Orelli als Anhang zu dessen «Phädrus», Zür. 1832,
von Bährens in «Poetae latini minores», Bd. 1, Lpz.
1879, und, mit den reichhaltigen noch vorhandenen Scholien, von Breysig, Berl. 1867). -
Vgl. E. von Wietersheim, Der Feldzug
des Germanicus an der Weser (Lpz. 1850);